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Re: "The Moon is a Harsh Mistress"

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Hermann Riemann

unread,
Dec 31, 2023, 8:07:15 AM12/31/23
to
Am 31.12.23 um 13:07 schrieb Stefan Ram:

> Es erscheint mir als vollkommen unvorstellbar, daß es
> wirtschaftlich sein soll, Weizen auf dem Mond anzubauen
> und dann zur Erde zu transportieren.

Vorstellen kann man sich viel.
( Spruch Papier ist geduldig. ( wie bei sf ;-) ??? ) )

Realisierung:
Man schicke Roboter auf dem Mond
die aus den dort vorhandene Materialien + Solarenergie
eine Roboterfabrik bauen.
Die Ihrerseits sich weiter vermehrt und weiteres baut.

Der Weizen wird mit solar angetriebenen railgun
zur Erde geschickt
wobei ein Hitzeschutzschild,
welches Plasma erzeugt,
welche als leitendes Material von einem Magnetfeld
eine bremsende Gegenspannung erzeugt.
( Da lacht der Physiker und zückt vielleicht seinen Rechenstab. )

Fortsetzung:

Wenn sich aufgrund der Weizenlieferung
die Menschheit entsprechend vermehrt hat
gehe die Rohstoffe auf den Mond aus,
und die Menschheit betet um Essen
und träumt von Reisen nach alpha Centauri.
( Und interstellarem Nachschub,
was Astrophysiker zu neuen Bahnberechnungen animiert. )

..

--
<http://www.hermann-riemann.de>

HC Ahlmann

unread,
Dec 31, 2023, 9:06:20 AM12/31/23
to
Der Transport zur Erde ist ein späterer Schritt.
Woraus soll der Weizen wachsen? Woher kommt vor allem der Kohlenstoff
(neben den anderen nötigen Elementen in passender Aufbereitung als
Substrat, in dem der Weizen wurzelt)?
--
Munterbleiben
HC

Hermann Riemann

unread,
Dec 31, 2023, 10:08:40 AM12/31/23
to
Am 31.12.23 um 15:06 schrieb HC Ahlmann:
In Polarnähe soll Kohlenstoff nahe der Oberfläche existieren.
Da Mond aus der Kollison mit dem oberen Erdschichten entstanden sein
soll, und Vulkanasche oft besonders fruchtbar sein soll,
und Bergbau nicht so von Hitze gestört wird, wie auf der Erde..

Also Solarzellen an der Oberfläche
und Agrofarming im inneren.
Die Pflanzen können wegen anderer Gravitation vielleicht 6 mal so hoch
wachsen.

( Und Spinnen etc auch viel größer werden. )

--
<http://www.hermann-riemann.de>

Thomas Koenig

unread,
Dec 31, 2023, 10:31:54 AM12/31/23
to
Stefan Ram <r...@zedat.fu-berlin.de> schrieb:
> Durch verschiedene Erwähnungen im Usenet darauf aufmerksam gemacht
> habe ich nun also "The Moon is a Harsh Mistress" gelesen. (Spoiler!)
>
> Ich hatte keine Idee, was mich erwartet.
>
> Zunächst fiel mir die Sprache auf, so ähnlich wie vielleicht
> ein Russe Englisch spricht. Vielleicht kommt der Erzähler aus
> einer entsprechenden Gegend oder das soll "Mond-Sprache" sein.

Vermutlich letzeres. Die Sprache ein bisschen zu verfremden, ist
ein in SF tatsächlich relativ wenig eingesetztes Stilmittel.
Spontan fallen mir nur eine Story von Brin ein ("greatdepression")
und "Feersum Endjinn", aber da hat Banks es übertrieben - die
phonetischen Kapitel konnte ich einfach nicht lesen.

> Es erscheint mir als vollkommen unvorstellbar, daß es
> wirtschaftlich sein soll, Weizen auf dem Mond anzubauen
> und dann zur Erde zu transportieren.

Kohlenstoff und Wasserstoff. Beides in Kometen reichlich vorhanden,
auf dem Mond weniger.

Aber man darf auch nicht vergessen: das Buch ist von 1966.
Man sollte vielleicht ein bisschen Abstriche machen - damals
hatte der Mars in der SF typischerweise noch eine (mehr oder
weniger) atembare Atmosphäre und Marsbewohner. (Die Ergebnisse
der Mariner-Sonden hatten sich erst später rumgesprochen).


> Allgemein glaube ich, daß die Schwierigkeiten des autonomen
> Überlebens auf anderen Himmelskörpern unterschätzt werden.

Von vielen vermutlich, von mir (möglicherweise nicht :-)

Das Hauptproblem sehe ich darin, dass die technische Komplexität,
die zum Überleben nötig ist, nur durch ein großes und
weitverzweigtes Lieferkettennetz zu erhalten ist. Mein
Lieblingsbeispiel ist ein ölbeständiger Dichtungsring aus NBR,
dessen Monomere (Butadien und Acrylnitril) eine weit zurückverzweigte
Chemie erfordern, aber damit hat man noch keine Additive...

Und wenn man sich die Pläne eines Raumanzuges anschaut, ist
der erst recht höllisch kompliziert.

Pournelle hat mal probiert, eine solche Story zu schreiben,
wo sich eine Asteoriden-Kolonie faktisch unabhängig gemacht hat,
aber auch er hat das deutlich unterschätzt. Die kritische
Ressource war bei ihm, IIRC, Kupferdraht.

> Vorstellungen, daß Mond oder Mars ein Ausweichen erlauben
> sollen, wenn die Erde unbewohnbar wird, erscheinen mir
> als absurd. Wenn wir es nicht einmal hier schaffen, wo die
> Bedinungen praktisch optimal sind, warum sollten wir es dann
> woanders schaffen, wo sie praktisch tödlich sind?

Ist auf jeden Fall deutlich schwieriger.

>
> Auch schwer vorstellbar, daß ein Wartungstechniker sich
> plötzlich in einen überzeugten und professionell agierenden
> Revolutionär verwandelt.

Das wiederum finde ich eher verständlich. Der Mond ist in
Heinleins Roman von TANSTAAFL geprägt, und daraus erwächst
dann die Revolution.

> Das ganz kommt mir eher wie ein Märchen vor, auch die Art,
> wie Mike gegen Ende des Buches plötzlich verschwindet, hat
> etwas vom Dahinschwinden eines Zaubers.

Ein nicht ganz realistischer SF? Hm, wenn man das ausschließt,
dann wären meine Regale ganz schön leer :-)

> Stelle ich jedoch all diese Bedenken einmal hintenan bzw.
> sehe ich es als ein Märchen an, das nicht realistisch sein
> muß, so ist es ein sehr spannende Lektüre, was dazu führte,
> daß ich das Buch unter Sprengung meines täglichen Limits
> für die Lesezeit schnell zu Ende las.

Heinlein konnte exzellent schreiben, das hat er in vielen Büchern
bewiesen - von "Starship Troopers" bis zu "Stranger in a Strange
Land", wobei es schwer ist, zu glauben, dass die beiden Bücher
von einem Autor stammen :-)

Christian Weisgerber

unread,
Dec 31, 2023, 2:30:05 PM12/31/23
to
On 2023-12-31, Thomas Koenig <tko...@netcologne.de> wrote:

>> Zunächst fiel mir die Sprache auf, so ähnlich wie vielleicht
>> ein Russe Englisch spricht. Vielleicht kommt der Erzähler aus
>> einer entsprechenden Gegend oder das soll "Mond-Sprache" sein.
>
> Vermutlich letzeres. Die Sprache ein bisschen zu verfremden, ist
> ein in SF tatsächlich relativ wenig eingesetztes Stilmittel.

Ich weiß gar nicht mehr, ob es im Text selbst ausgesprochen wird
oder ob man sich einfach denken kann, dass dieser Monddialekt vom
Russischen beeinflusst ist. Heinlein macht das meisterlich, im
Wesentlichen durch teilweises Weglassen von Artikeln, aber ohne,
dass es irritiert. Das wird viel zu wenig gewürdigt.

Im gerade vier Jahre davor veröffentlichten _A Clockwork Orange_
mischt Anthony Burgess auch Russisch in die Jugendsprache. Muss
damals so eine Idee gewesen sein.

> Spontan fallen mir nur eine Story von Brin ein ("greatdepression")
> und "Feersum Endjinn", aber da hat Banks es übertrieben - die
> phonetischen Kapitel konnte ich einfach nicht lesen.

In _Feersum Endjinn_ ist ja eigentlich nur die Rechtschreibung eine
andere. Gut, Bascules Aussprache ist Arbeiterklasse, aber das
irritiert nur sporadisch (teilweise /f/ für /θ/ knirscht bei mir).
Wer beim Lesen subvokalisiert, der kommt damit klar, wer das nicht
macht, hat in der Tat ein Problem.

Banks hat dieses Stilmittel in geringerem Umfang auch in seinem
Phantastik-aber-Mainstream-Roman _The Bridge_ verwendet; dort hat
der Barbar aber nicht nur eine abweichende Rechtschreibung, sondern
auch einen ausgeprägten schottischen Akzent, *ächz*.

> Heinlein konnte exzellent schreiben, das hat er in vielen Büchern
> bewiesen - von "Starship Troopers" bis zu "Stranger in a Strange
> Land", wobei es schwer ist, zu glauben, dass die beiden Bücher
> von einem Autor stammen :-)

Die amerikanischen Leser scheinen _TMIaHM_ unweigerlich als Parallele
zur Amerikanischen Revolution zu sehen, ohne auf die Idee zu kommen,
das man da auch Parallelen zu, äh, rote Fahnen schwingenden
Revolutionen des 20. Jahrhunderts ziehen könnte.

--
Christian "naddy" Weisgerber na...@mips.inka.de

Thomas Koenig

unread,
Dec 31, 2023, 8:21:27 PM12/31/23
to
Christian Weisgerber <na...@mips.inka.de> schrieb:

> Die amerikanischen Leser scheinen _TMIaHM_ unweigerlich als Parallele
> zur Amerikanischen Revolution zu sehen, ohne auf die Idee zu kommen,
> das man da auch Parallelen zu, äh, rote Fahnen schwingenden
> Revolutionen des 20. Jahrhunderts ziehen könnte.

There Ain't No Such Thing As A Free Lunch war ja auch nicht
wirklich das Motto der Bolschewiken :-)
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