Am 28.01.21 um 16:09 schrieb Frank Hucklenbroich:
> Am 28 Jan 2021 13:58:20 GMT schrieb Stefan Froehlich:
>
>>
>> Anstrengend sind die Länder, wo man für ein Visum eine Einladung
>> braucht (was einige Weltgegenden für den Schengenraum AFAIK auch
>> benötigen).
>
> So war es in Russland lange Zeit üblich.
Für normale Visa weiterhin.
Bei den neuen landesweit gültigen elektronischen Visa, die es wohl
tatsächlich seit 01.01.2021 gäbe, wenn die Ausstellung wegen Corona
nicht gleich wieder außer Kraft gesetzt worden wäre, und die es nur für
Aufenthalte bis 16 Tage und bei Einreise über bestimmte Grenzübergänge
gibt, braucht man wohl keine Einladung mehr.
Einladungen für touristische Visa sind für Russland aber problemlos zu
bekommen, jede Visumagentur kann das gegen mehr oder weniger Entgelt.
Wenn man über die Agentur sein Visum bestellt, gibt's die Einladung oft
kostenlos dazu. Und russische Bürger können auch problemlos eine private
Einladung ausstellen.
Und selbstverständlich: Russische Staatsbürger, die ein Visum für den
Schengenraum wollen, brauchen auch eine Einladung.
> Wobei das Meldewesen in Russland wohl relativ streng ist, man muß sich nach
> jedem Ortswechsel bei der örtlichen Miliz(?) anmelden(lassen), was aber
> normalerweise das Hotel für einen übernimmt.
Beim Föderalen Migrationsdienst (FMS). Die Registrierung ist nach meinem
letzten Kenntnisstand bei Aufenthalt von mehr als 7 Arbeitstagen in der
Russischen Föderation nötig, sowie an jedem Ort, an dem man mehr als 7
Arbeitstage verbringt[*]. Die Registrierung ist Aufgabe des
Beherbergenden(!), also z.B. des Hotels (aber besser nachfragen, ob die
das wirklich machen). Übernachtet man privat, kann der Gastgeber(!) die
Registrierung auch bei einem Postamt vornehmen. Das ist nicht unbedingt
weniger Bürokratie als bei einem FMS-Büro, aber vielleicht ist das
näher... Wenn man kulturell interessiert ist, sollte man zusammen mit
seinem Gastgeber zu Post oder FMS, gibt schöne Einblicke in Bürokratie
des Staates und den Umgang seiner Bürger und Behörden damit.
In Deutschland gibt es übrigens auch eine Meldepflicht für
Beherbungsbetriebe; bereits ab der ersten Übernachtung mittels
"Meldeschein": <
https://www.gesetze-im-internet.de/bmg/__29.html>.
Daneben braucht man für manche Gebiete (insbesondere in Grenznähe und in
der Arktis, aber z.B. auch Gegenden im Altai, die durchaus Tourismus
anziehen) eine Erlaubnis zur Bereisung ("Propusk"), üblicherweise vom
FSB. Das bekommt man aber auch recht problemlos, wenn man sich
rechtzeitig an die jeweils richtige Stelle wendet. Russische
Staatsbürger brauchen diese Erlaubnisse für Reisen in diese Gegenden
übrigens auch. Ich brauchte mal ein Propusk für eine Reise auf der Lena
nach Tiksi an der Laptewsee. Nachdem wir die Email-Adresse für den
Antrag rausgefunden hatten, ging das eigentlich sehr problemlos (mit
Unterstützung russischer Muttersprachler) und kostenlos. Dauerte, aber
eine am Ende noch rechtzeitig per Email zugestellte Kopie des Propusks
genügte dann. Ohne Propusk in Tiksi anzulanden führt üblicherweise zu
Befragungen, Strafzahlung, sofortiger Ausweisung aus dem Gebiet und
Auflagen, bis man tatsächlich weg ist (es kann dauern, bis man da wieder
wegkommt). Wie gesagt: Auch für russische Staatsbürger... Mit Propusk
hingegen: Ein Blick auf's Dokument, ein Handyfoto davon und "Добро
пожаловать"...
Wer das alles nervig findet: Die meisten Menschen auf dieser Welt müssen
für Reisen sehr viel nervigere Prozeduren über sich ergehen lassen. Und
bei denen ist zudem das Risiko, dass ein Visumantrag abgelehnt wird,
wesentlich höher als bei durchschnittlichen EU-Bürgern. Insofern
empfehle ich jedem, das mal mitzumachen...
Grüße,
Till
[*] Bei einer Woche in Russland, die man z.B. in St. Petersburg und
Moskau verbringt, also demnach nicht