Google Groups no longer supports new Usenet posts or subscriptions. Historical content remains viewable.
Dismiss

Anleitung zum Internet Orakel (monatliches Posting)

9 views
Skip to first unread message

Das Internet Orakel

unread,
Jul 8, 2012, 12:30:26 PM7/8/12
to
Dieser Text ist auch unter http://olymp.org/ zu finden.




``Der Leichtsinn, ein Paradox fuer eine
Entdeckung zu halten, eine Metapher
fuer einen Beweis, eine Redeflut fuer
eine Quelle grosser Wahrheiten und
sich selbst fuer ein Orakel, ist
unserem Wesen angeboren.''
-- Paul Val'ery, 1895






DAS INTERNET ORAKEL




Das Internet Orakel ist bereit, alle Eure Fragen zu beantworten. Ihr
koennt sie schicken an:

ora...@olymp.org


Die `Subject:'-Zeile der Meldung muss etwas in der Art von ``Oh,
allwissendes Orakel, bitte sage mir...'' enthalten. Wirklich benoetigt
werden die Worte `sagmir' oder `sage mir' in dieser Zeile. Gross- und
Kleinschreibung ist hierbei unwichtig. Die Meldung selber sollte nur
Eure Frage enthalten. Eine Antwort auf Eure Frage koennt Ihr innerhalb
weniger Tage erwarten, meist auch einiges frueher.

In der Zwischenzeit wird das Orakel Euch hoechstwahrscheinlich eine
andere Frage schicken, die Ihr als Bezahlung fuer seine Dienste zu
beantworten habt. Versucht moeglichst weise und witzig zu antworten.
Die Antwort muesst Ihr an ora...@olymp.org zurueckschicken, unter
Beibehaltung der `Subject:'-Zeile. Dies koennt Ihr ueblicherweise mit
dem normalen `reply' Befehl Eueres Mailers erreichen, z.B. durch Ver-
wendung des `r'-Kommandos im Std. Berkeley Mail-Programm.

Wichtig ist, dass die achtstellige Identifikation der Antwort
irgendwo in der `Subject:'-Zeile vorkommt. Die Meldung selbst sollte
nur Eure Antwort enthalten, die urspruenglich gestellte Frage sollte
nicht darin enthalten sein. Bitte versucht innerhalb kurzer Zeit
(Tagesfrist) zu antworten, um rasche Durchlauf-Zeiten von Fragen zu
erreichen.

Achtet bitte darauf, in Eurer Antwort keine Zeile zu haben, die nur
aus `--' besteht, sonst denkt das Orakel, der nachfolgende Text sei
eine .signature und schneidet die Antwort ab. Genauso unerwuenscht
sind TeX-, ISO- und jegliche sonstigen Umlaute, nicht jeder ist in der
Lage, diese Formate zu lesen. Ebenso unangenehm sind ueberlange
Zeilen. Denkt daran, dass die meisten Leute 80 Zeichen breite Termi-
nals (oder Fenster) haben und dass das Orakel Eure Fragen und
Antworten noch durch Quote-Markierungen kennzeichnet, die auch noch









-2-


einige Zeichen ausmachen. Als Richtgroesse sollte eine Zeilenlaenge
von etwa 65-70 Zeichen dienen.

Solltet Ihr die Frage nicht oder zu langsam beantworten, kann es
sein, dass die Frage an mehrere Personen geschickt und somit auch
mehrere Male beantwortet wird. Wenn Ihr explizit eine Frage zurueck-
weisen wollt, weil sie Euch zu obskur ist oder Ihr das Gefuehl habt,
sie nicht angemessen beantworten zu koennen, schickt einfach eine
leere (absolut leere!) Antwort.

Wenn Ihr dem Orakel eine Mail mit dem Wort `hilfe' in der `Sub-
ject'-Zeile schickt, wird es Euch die neueste Version dieses Hilfe-
textes zumailen. Wenn Ihr dem Orakel eine Mail mit `fragmich' oder
`frage mich' zuschickt, wird es Euch - so Fragen zur Verfuegung stehen
- eine Frage zukommen lassen, die Ihr beantworten koennt.

Eure Fragen, Kommentare und auch Beschwerden ueber das Orakel sind
willkommen. Schickt sie bitte an orakel-...@olymp.org oder
car...@olymp.org.


ETIKETTE

Das Internet Orakel ist hauptsaechlich als gemeinschaftliche Bemue-
hung um kreativen Humor gedacht. Da sein Zweck darin besteht, Spass zu
machen, gibt es nur wenige Regeln. Allerdings hat sich zwischen den
Benutzern des Original-Orakels eine Etikette entwickelt, die auch fuer
dieses Orakel gilt.

Es wird aeusserst ungern gesehen, wenn jemand eine Serie gleicher
Fragen einschickt. Dies fuehrt haeufig dazu, dass eine Person, die
Lust hat, Fragen zu beantworten, zig mal die gleiche zu sehen kriegt.
Natuerlich ist es in Ordnung, eine Frage wieder einzuschicken, sobald
man eine Antwort erhalten hat. Dies gilt vor allem dann, wenn Ihr
glaubt, dass die Antwort der Frage nicht angemessen sei.

Wenn Ihr Euch nicht in der Lage seht, eine bestimmte Frage
angemessen zu beantworten, kann es besser sein, ueberhaupt nicht zu
antworten, anstatt eine triviale Erwiderung zu geben und den Fragenden
zu enttaeuschen. Allerdings sollte dies nicht zu oft geschehen, da
sich sonst die unbeantworteten Fragen beim Orakel haeufen, und seine
Antwortzeit fuer jeden groesser wird.

Es lohnt sich wahrscheinlich, einige Ausgaben der `Oracularities'
in der Newsgroup rec.humor.oracle oder die Orakularitaeten in
de.rec.orakel zu lesen (siehe auch unten), um sich ein Bild ueber die
Konventionen und den Schreibstil von Orakel-Fragen und -Antworten
machen zu koennen. Hier sind einige grundsaetzliche Leitlinien fuer
diejenigen, die von der Muse des Orakels beseelt wurden und als Inkar-
nation des Orakels Antworten verfassen:













-3-


- Kreativitaet und Humor werden hoch geschaetzt. Viele Leute
empfinden die Anonymitaet, die das Orakel ihnen bietet, als eine
exzellente Gelegenheit, sich selbst kreativ und erfrischend auszu-
druecken

-- dies meist mit ueberraschendem Erfolg.

- Am Orakel Teilhabende hoffen darauf, aus dem Orakel soviel zu
kriegen, wie sie investiert haben. Bitte bedenkt dies, wenn Ihr
Fragen beantwortet.

- Kuerze und Klarheit sind Schluesselpunkte guten Schreibens.
Ueberlange Antworten haben eine kleinere Chance in den Orakulari-
taeten publiziert zu werden (siehe unten), da der Inhalt die
zusaetzliche Laenge wert sein muss, um Tausenden von Lesern vorge-
setzt zu werden.

- Vermeidet Obszoenitaeten, Slang, Jargon und obskure Referenzen.
Leute verschiedenen Hintergrundes aus ganz Europa benutzen das
Orakel.

- Versucht neuen Teilnehmern gegenueber aufgeschlossen zu sein, und
Leuten, die ernsthafte Fragen gestellt haben, entsprechende
Antworten zu geben.

- Ruegt den Fragenden nicht, er habe eine `dumme Frage' gestellt.
Eine zusammenhangslose oder vage Frage verlangt nach Kreativitaet,
nicht Unhoeflichkeit -- betrachtet es als Herausforderung.




DIE USENET ORAKULARITAETEN

Die Orakel-Priesterschaft erhaelt eine anonyme Kopie aller beant-
worteten Fragen, oder Orakularitaeten, wie sie genannt werden. Die
Priesterschaft waehlt dann die besten Beitraege aus, die in
de.rec.orakel veroeffentlicht werden. Dies ist die Chronik des Mythos
des Internet Orakels. Die Benutzung des Orakels impliziert das Einver-
staendnis mit einer allfaelligen anonymen (siehe unten) Veroef-
fentlichung der Fragen und Antworten.

Alte Ausgaben der englischsprachigen Orakularitaeten sind via
anonymous ftp von cs.indiana.edu (129.79.254.191) im Directory
pub/oracle erhaeltlich; wahlweise koennt Ihr die Orakulitaeten per
Mail unter mail...@cs.indiana.edu bestellen; um naehere Informationen
zu erhalten, schickt Ihr eine Mail mit dem Subject ``help'' an eben
diese Adresse.


DAS ORAKELARCHIV

Falls Dich das Orakelfieber vollends gepackt hat, kannst Du alle
Digests, die das Orakel jemals produziert hat, vom Orakelarchiv









-4-


beziehen. Du kannst dazu entweder FTP oder Email benutzen.

FTP: Verbinde Dich mit ftp.phil.uni-sb.de (134.96.80.220) und melde
Dich als User `ftp', Passwort Deine Mailadresse an. Dann wechsele mit
`cd pub/Orakel' in das Orakelverzeichnis. Mit `dir' kannst Du nachse-
hen, was es da so gibt. Mit `cd verzeichnis' wechselst Du in Unter-
verzeichnisse, mit `cd ..' geht's zurueck. Mit `get datei' saugst Du
eine Datei an, und mit `mget datei*' kannst Du gleich mehrere Dateien
auf einmal bestellen (wobei in diesem Fall alle Dateien uebertragen
werden, die mit `datei' anfangen). Ende mit `bye'.

Email: Schicke eine Email an orakel...@phil.uni-sb.de, Subject
egal. Schreibe in den Body der Mail auf einer Zeile fuer sich das
Wort `Hilfe'. Sonst sollte Deine Mail nichts enthalten. Jetzt soll-
test Du innerhalb weniger Minuten eine komplette Anleitung zur Verwen-
dung des Mailservers in Deiner Mailbox finden. Die Email-Variante hat
noch eine nette Faehigkeit: Du kannst Dich in eine Liste eintragen und
so alle zukuenftigen Digests abonnieren! Allerdings ist es aus Net-
zlastgruenden besser, neue Digests aus der Newsgroup de.rec.orakel zu
holen. Das Orakel-Archiv wird von Chris Blum (ch...@phil15.uni-sb.de)
unterhalten.


ANONYMITAET

Das Orakel ist ein vertraulicher und anonymer Service. Die Anonymi-
taet der Teilnehmer wird in allen Mails und Veroeffentlichungen
gewahrt. Wenn Ihr allerdings eine .signature in einer Mail an das
Orakel habt, kann diese in der entsprechenden Frage oder Antwort auf-
tauchen. Beim Veroeffentlichen der Orakularitaeten werden diese Signa-
turen von Hand geloescht. Wenn Ihr nicht anonym blieben wollt, fuegt
Eurer Antwort einen Satz wie `inkarniert als <Euer Name>' hinzu.


DISCLAIMER

Da die Benutzer des Orakels die eigentlichen Fragen und Antworten
erzeugen, lehnen das Orakel und seine Priesterschaft jede Verantwor-
tung fuer den Inhalt von Orakel-Meldungen ab. Desgleichen behaelt sich
der Betreiber des Orakels vor, diesen Dienst bei Missbrauch umgehend
zu terminieren.


GESCHICHTE

Waehrend der Geschichte der Menschheit gab es viele Orakel, die von
einer Unzahl von Sterblichen und einigen Unsterblichen konsultiert
wurden. Der grosse Herkules wurde vom Orakel von Delphi angewiesen,
dem mykenischen Koenig Eurystheus fuer zwoelf Jahre zu dienen, um fuer
den Mord an seinen Kindern zu buessen. Das Orakel von Ammon sagte dem
Koenig Cepheus, er solle seine Tochter Andromeda an die Klippen von
Joppa schmieden, um das schreckliche Seeungeheuer, das die Kuesten
verwuestete, zu besaenftigen. Diese Loesung wurde allerdings nie
erprobt, da Perseus Andromeda im letzten Augenblick noch erretten









-5-


konnte.

Mit dem Kommen des elektronischen Zeitalters und vor allem der
ueberschnellen E-Mail-Verbindungen fand das Wesen des Orakels neue
Moeglichkeiten sich zu manifestieren, und seither kennt man das Internet
Orakel.

Lokale Orakel-Programme haben an verschiedenen Orten waehrend
vieler Jahre existiert. Die meisten koennen ihren Ursprung bis zum
ersten Orakel-Programm von Peter Langston (p...@acm.org) zurueckverfol-
gen, oder sie wurden zumindest durch dieses beeinflusst. Das urspru-
engliche Orakel wurde fuer das V5 Unix System im Harvard Science Cen-
ter um 75-76 geschrieben und als Teil der 'psl games' Distribution an
andere Orte verteilt. So z.B. zu den Murray Hill Bell Labs, Interac-
tive Systems und Lucasfilm. Lars Huttar (hut...@occs.oberlin.edu)
benutzte eine Beschreibung dieses Programms, um sein eigenes Orakel zu
entwickeln, welches im August 1989 in alt.sources veroeffentlicht
wurde. Dieses Programm war dann die Inspiration zum Internet Orakel.

Alte Legenden gingen von folgendem Sachverhalt aus, der nach heuti-
gen Kenntnissen nicht mehr zutrifft:

Nach Hoerensagen soll Hutter sein Orakel geschrieben haben, nachdem
ihm die Beschreibung des Orakel-Programms von `Murray Hill Bell Labs',
welches vielleicht von Robert T Morris geschrieben wurde, zukam.
Andere fruehe Orakel-Programme fand man bei Interactive Systems (von
Peter S Langston circa 1980), an der John Hopkins University
(betrieben von Erica Liebman circa 1984) und ein anderes von Morris an
der Harvard University.

Steve Kinzler (kin...@cs.indiana.edu), Student und System-Adminis-
trator an der Indiana University, installierte Huttar's Program auf
silver.ucs.indiana.edu, wo es sich als recht populaer erwies. Die
besten Orakularitaeten wurden in in.bizarre veroeffentlichet, eine
lokale Newsgroup in Indiana.

Ray Moody (mo...@pittpa.cray.com), ein Student an der Purdue Uni-
versity, schrieb die Software fuer das Usenet Oracle, ein mail-
basiertes Orakel-Programm, das auf uvax.cs.indiana.edu laeuft und
aller Welt zugaenglich ist. Es wurde ein unmittelbarer Erfolg.

Kinzler setzte die Entwicklung der Software fort, fuegte Unter-
stuetzung fuer das Veroeffentlichen der Orakularitaeten und verwandte
Prozesse hinzu und kreierte die Orakel Priesterschaft, die all die
Fragen und Antworten liest, jede Woche die Besten zusammenstellt und
so auch dafuer sorgt, dass das amerikanische Orakel selbsterhaltend
ist. Jon Monsarrat (j...@cs.brown.edu) und Randal Schwartz (mer-
l...@iwarp.intel.com) waren an der Weiterentwicklung des Systems
beteiligt. Michael Nolan (no...@helios.unl.edu) erzeugte die News-
groups rec.humor.oracle*.

Im Oktober 1993 schrieb Germano Caronni (g...@acm.org) das Orakel
nach der Vorlage der alten Quelltexte neu. Das neue Orakel erlaubt nun
mehrfache Antworten auf eine Frage und passt sich auch









-6-


sonst gewissen Beduerfnissen an, die mit der Zeit entstanden waren.
Digests und Votings wurden im Februar 1994 in das Orakel integriert.

Diese neue Orakel-Software ist es auch, die nun das deutsche Orakel
bildet. Lothar Fritsch (fri...@fsinfo.cs.uni-sb.de) bemuehte sich im
Januar 1994 erfolgreich, die Newsgroup de.rec.orakel entstehen zu
lassen und hat fuer einen grossen Teil des harten Kerns der Priester-
schaft gesorgt. Anfang Februar 1994 entstand das Archiv der Orakulari-
taeten.

Im Januar 1995 zog das Orakel von der beruehmt-beruechtigten Nessie
(nessie.cs.id.ethz.ch) aufgrund eines Hardware-Defekts dieses Rechners
auf eine Sun um und ist seither als ora...@tik.ee.ethz.ch zu erre-
ichen. Neu gilt ab Fuehjahr 1997 die Addresse ora...@olymp.org.

Das Orakel verbreitet sich weiter, neben einer amerikanischen (ora-
c...@cs.indiana.edu) und einer deutschsprachigen Version existiert auch
ein finnisches (ora...@cs.hut.fi) Orakel.

Natuerlich sind es die Tausende von Orakel-Teilnehmern, die ueber
all die Jahre hinweg die `Persoenlichkeit' des Orakels kreiert haben,
seinen Mythos und auch seine Geschichte.

Lang lebe das Internet Orakel! (in all seinen Inkarnationen)


CREDITS

Eine Danksagung fuer die originalen Texte, den Quelltext des
'alten' Orakels, und die Billigung des deutschsprachigen Orakels
gebuehrt Steve Kinzler, der das Original Usenet Oracle betreibt.





























0 new messages