Andreas Kohlbach <
a...@spamfence.net> wrote:
> Bis mal raus käme, dass es Beschiss ist. Milli-Vanilli-Effekt life vor
> Publikum. *eg*
> Autotune ist Bescheißen. Es verhilft Leuten so zu erscheinen, als könnten
> sie singen. "Jeder" kann dann singen.
Auto-Tune für die unhörbare Gesangskorrektur von Leuten, die kaum
einen Ton treffen/halten, ist meines Wissens eine Menge Nacharbeit.
Es ist vielleicht weniger Beschiss als eine Verlagerung der Arbeit,
die möglicherweise der naive Hörer so bloß nicht vermuten würde.
Irgendwann zwischen den 70ern und 80ern war die Technik so weit,
dass elektronisches Equipment klassische Instrumente in großem
Stil ersetzt hat bei der Musik-Produktion. Spätestens seit dieser
Zeit klingt Musik wahrnehmbar "künstlich", es wird sogar bewusst
mit elektronischen Effekten gespielt. Also die Leute *sollen* es
sogar hören.
Original-Stimmen hört man seitdem immer seltener, selbst von sehr
guten Sängern, denn die Hörer erwarten diverse Effekte, und wenn
der Original-Song sie ihnen nicht bietet, helfen sie mit ihren
Abspielgeräten nach.
Ist Auto-Tune überhaupt Beschiss? Bei den typischen Songs für den
Massenmarkt ging es doch eigentlich noch nie primär um einen
besonders tollen Gesang, sondern es war immer eine Mischung aus
vielen Aspekten und somit ein künstliches Produkt. Jemand hat die
Idee eines perfekten Songs im Kopf, und seit es Auto-Tune gibt,
kann er das noch besser verwirklichen.
Mir als Hörer normaler Songs ist der Gesang herzlich egal,
sondern mich interessiert nur ein angenehm hörbares Endprodukt.
Ich betreibe auch keinen Kult um die Sänger/Bands. Die sind für
mich austauschbar. Mich interessant vor allem der Song am Ende.
Wer einfach nur guten Gesang will, geht halt in die Oper. :-)
> Besonders negativ fällt mir das gerade in einen TV-Serien auf, wo die
> Macher auf einmal meinen, eine Episode in ein Musical zu verwandeln. Dort
> singt dann jeder perfekt. Auch die, die laut Recherche keine
> Gesangsausbildung hatten.
Ich bin auch kein Fan der meisten solcher Folgen, aber anscheinend
gibt es genügend Zuschauer, die so was mögen. Ich bin der Meinung,
dass der Aufwand für solche Folgen sehr hoch ist, weil dort die
Tontechniker viele schlaflose Nächte haben, bis sie mit Auto-Tune
die teils laienhaften Gesangspassagen in Ordnung gebracht haben.
Es wäre ja extremer Zufall, wenn die Schauspieler zugleich stets
gute Sänger sind. :-)
Es steckt auch in solchen Folgen also viel Arbeit drin, nur eben
nicht bei den sichtbaren Personen, die scheinbar toll singen,
sondern bei den Technikern im Hintergrund.
Wenn Auto-Tune Beschiss ist, dann wäre es beim Film auch CGI
oder überhaupt jede Form von Effekten/Illusionen. Doch beim Film
erwartet ja auch niemand, dass alles wirklich "echt" gedreht wird,
sondern das Endprodukt muss stimmig sein. Auch hier sind gute
Effekte, die man als Zuschauer nicht als solche wahrnimmt,
eine hohe Kunst und viel Arbeit.
Grüße, Andreas