Stefan Ram schrieb am 20.08.2023, 19:51 h:
> =?UTF-8?Q?Ba=C5=9Far?= Alabay <
ala...@gmx.net> writes:
>>Progressivrock an sich ist tausend Mal gehört. Heutzutage. Eine Selling
>>England By The Pound oder Close To The Edge kann man einfach nicht mehr
>>überholen.
>
> "Close to the Edge" sagt mir jetzt nichts (muß von "Yes"
> sein!), aber "Selling England by the Pound" kenne ich
> praktisch auswendig, weswegen ich sie jetzt auch nicht
> mehr hören kann. - Es wäre redundant!
Ich kann Dinge hören, die ich theoretisch auswendig kann. Redundanz zum
Trotz. Ja, Close to the Edge ist von Yes.
> Was ist "progressiv"? Progressiv ist für mich Musik, die
> eingefahrene Hörgewohnheiten verletzt, komplexer ist als
> Blues, und experimentierfreudig in Richung Avantgarde.
> Vielleicht auch eher in Dur und Moll als in 5-Noten-Blues-
> Tonleiter, mit Elementen von Musik als Klassik/Barock, etc.
> (nicht in Sinne der Übernahme der Instrumente, sondern der
> Melodik/Harmonik).
Ich vermute, Progressiv(e) war als vom Mainstream abbiegende, sich
entwickelnde (long tracks …) Musik gedacht.
> Genesis waren auf jeden Fall komplexer als Blues, aber teilweise
> durchaus gefällig. Dies hat sie ja auch erfolgreich gemacht.
> Heute scheint Peter Gabriel sich für "From Genesis to Revelation"
> zu schämen - was ich nicht verstehe.
Progressiv und gefällig müssen sich doch nicht widersprechen.
Ich kann Peter Gabriel gut verstehen, daß er sich für die Platte schämte
… das war nicht, was sie vorhatten. Die haben (gutes) Material
aufgenommen, und der Produzent hat dann triefige Streicher
drübergebügelt und den Mix in den Sand gesetzt. Man höre sich mal In
Limbo an. Da sind die »spätern« Genesis durchaus hörbar. Ich denke, das
war im Rest teils auch angelegt. Auch wenn es vielleicht etwas arg
beatlesk rüberkam (oder rübergekommen wäre ohne
Streichfett-nicht-von-Walldorf). Auf der Archive I sind die Rohfassungen
zu hören.
> In den 70er Jahren interessierte ich mich für Musik und habe sie
> nicht nur gehört, sondern auch darüber gelesen (z.B. im "Rocklexikon"
> oder in "Sounds"), aber später hatte ich nicht mehr die Zeit.
Ich lese heute auch noch gerne. In der Wikipedia, in Büchern, hier, in
der Zeitung :-)
> "Radiohead" und "OK Computer" sagte mir vor einem Jahr zum Beispiel
> überhaupt nichts. Aber dann habe ich mal etwas in "Coding OK
> Computer" von Nathaniel Adam gelesen. Etwas wie "Radiohead" ist
> vielleicht die "progressive Rockmusik" einer Zeit nach den 70ern.
Ganz bestimmt. Interessanterweise aus der alternativen Ecke. Das
Alternative, vom Punk via Postpunk kommend, war ja ursprünglich eine
Distanzierung vom ausufernden Rock. Allerdings nannte man den damals
vermutlich nicht unbedingt Progressiv. Ich weiß nicht, ob ELP oder Yes
anfangs progressive rock oder einfach nur rock music genannt wurden.
> Später las ich dann noch, daß Peter Gabriel Radiohead wohl
> auch zu einem Projekt (scratch my back?) eingeladen hat,
> aber sie sich nicht daran beteiligen wollten. Aus deren
> Sichtweise ist Genesis vielleicht gar nichts "Progressives"
> und Peter Gabriel vielleicht eine Art von Schlagersänger!
Das weiß ich nicht. Ich glaube es tatsächlich aber auch nicht.
B. Alabay