On Tue, 21 Dec 2021 07:45:42 -0000 (UTC), Başar Alabay wrote:
>
> Andreas Kohlbach schrieb:
>
>> On Mon, 20 Dec 2021 07:22:56 -0000 (UTC), Başar Alabay wrote:
>>>
>>>
>>> Jethro Tull und ELP wurden auch (teils) durchgekaut, ja. Thin Lizzy
>>> nicht. Darüber hinaus konnte jede/r auch eine Platte (haha) mitbringen.
>>> Man hörte sich ein modernes Stück an und diskutierte das dann. Ich weiß
>>> noch, daß Foreigner lange analysiert wurde.
>>
>> Das erinnert mich gerade an eine meiner "klassischen"
>> Musiklehrerinnen. Sie war voll gegen die gerade (frühe 80er) in der Pop
>> Musik aufkommenden Synthesizer; sie werden [vom Klang her] niemals
>> natürliche Instrumente ersetzen.
>
> Das war von manchen Elektronikpionieren auch gar nicht intendiert. Und
> hatte sie denn eine Meinung zu experimentellen synthetischen
> Klangerzeugungen jenseits des Pop? Mir fällt spontan İlhan Mimaroğlu
> ein.
Klar. Die Musiklehrerin ging aber bei der "natürlichen Musik" vom Nabel
der Welt aus. Damit (vom Klang her) hatte sie zumindest bis in die 80er
Recht. Danach nicht mehr.
>> Überhaupt sei heutige Musik unerträglich, und brachte als "Beweis" eine
>> Platte (ja, haha!) von Grauzones "Eisbär" mit, spielte aber nur den
>> Anfang mit den "schrägen" Tönen. Als ob das ein typisches Beispiel
>> aktueller Musik wäre.
>
> Haha, schön wär’s gewesen :-) Wo hat die denn diese Perle her gehabt?!
>
> Vielleicht werde ich Altersmilde, aber sind wir heute nicht vielleicht
> ein wenig ähnlich? Kann ich was mit diesem Plastikcremekack aus den
> Handies von »Jugendlichen« anfangen? Ist das fair? Wird der Retortenmist
> (aus meiner Sicht) vielleicht für andere genauso Kult sein wie der
> Retortenmist (aus z. B. der Sicht der Lehrerin) für mich heute?
Denke ich auch schon. "Früher war alles besser". Ich mag diesen ganzen
Autotune-Müll nicht. Heute braucht man Zero Skill, um in die Charts zu
kommen.
Dann aber auch wieder nicht. Alben von Pink Floyd, Prince oder Michael
Jackson sind stehen heute noch mit ihren Verkaufszahlen oben an, wenn es
auch einige neuere "Werke" dahin schafften. Und auch, wenn man sich
dieses unsägliche Formatradio betrachtet, ist deren Slogan heute meist
noch "Das Beste der 80er und 90er". Schon seit den späten 90ern, wenn
"90er" damals auch durch "von heute" ersetzt wurde. Die 00er und 10er
bleiben völlig außen vor.
Nicht nur in Kanada. Wenn ich mich schlecht fühlen will, höre ich per
Stream auch mal bei deutschen Formatradios, wie ffn, rein, wo der Slogan
auch heute noch kommt. Oder ist die Zielgruppe der Dudelfunker nur die
über 40-Jährigen?
> War Eisbär nicht stümperhaft lächerlicher Scheiß für klassikverwöhnte
> Ohren?
Vermutlich für jedes Ohr. Sie wollten damit vermutlich auffallen. Was
ihnen geglückt ist. IIRC gab es in den 90ern gar mal einen Remix.
>>>> Wir hatten (zumindest bis 1987, als ich abging) keine schuleigenen
>>>> Computer. Aber ich lebte auch auf dem "Dorf".
>>>
>>> Wir hatten auf alle Fälle den einen Apple. Ich weiß gar nicht, ob es
>>> noch weitere Rechner gab, ich glaube, nein. Der Apple muß unglaublich
>>> teuer gewesen sein – da erinnere ich mich noch dran. Das war eine
>>> thronende Wunderkiste. Und ja, es war schon eine spannende Welt, da
>>> Dinge hineinzutippen und damit etwas zu erreichen.
>>
>> Ja, der ][ war König in den späten 70ern und sehr frühen 80ern. Es gab ja
>> kaum anderes. Mitte der 80er war dann eine dieser "Projektwochen". Einer
>> der reicheren Schüler brachte seinen Mac mit. Es staunten so viele
>> Schüler und Lehrer, dass es mir nicht gelang, mehr als drei Meter ran zu
>> kommen. Damals hatte ich nicht mal Ahnung, was das war. Konnte gerade
>> sehen, dass die Oberfläche (GUI) anders als von den meisten anderen
>> Computern aussah.
>
> Das Seltsame, fast Ärgerliche war, daß ich im Jahr 1986 bin … und dieser
> Apple – kein Mac – eben noch keine GUI hatte :-) Aber vielleicht hat das
> auch Vorteile gehabt. 1991 war ich erneut mit Computern konfrontiert –
> seltsamerweise mit zwei Gegensätzen: DOS zum Programmieren und Verwalten
> und AutoCAD-Monster zum Zeichnen. Windows gab es da noch nicht so
> wirklich. Privat hatten die Leute Amigas oder Ataris (in meinem Umfeld).
> Ich entschied mich etwas später für zweiteres.
Der GS kam 1986 und hatte eine GUI. Sollte wohl gegen Atari ST und Amiga
antreten.
>> Neulich hatten wir ja Frau Merkels Wunsch zum Zapfenstreich erwähnt, man
>> solle Nina Hagen spielen (ich sollte mich endlich mal um ein Video
>> besorgen, in der das wohl eine Blaskapelle spielte...). In dem Bezug fand
>> ich ein englisches Video von jemandem, der das etwas aufdröselte. Zum
>> einen wurde als möglicher Grund angegeben, dass Frau Merkel in den 70ern
>> in einer Bar in der DDR arbeitete, wo man hin und wieder "Du hast den
>> Farbfilm vergessen" hören konnte.
>
> Na, beide sind im Osten aufgewachsen, was gibt es denn da groß zu
> analysieren? Ich habe mir letztens erst die Amiga-Platte von Ninachen
> jekooft :-)
Aber warum Angela gerade Nina wollte. Als Grund vermute ich Nostalgie.
Ich vertrete die These, dass bei fast jedem Menschen ab etwa dem Alter
zwischen 30 und 35 nostalgische Gefühle entstehen. In diesen sehnt man
sich "nach der besten Zeit seines Lebens" zurück, die ich zwischen 10 und
20 (+/- 2) festmachen wollte. Wer in den 1950ern geboren wurde, liebt
vermutlich alles der 70er. Wer in den 1960ern aus dem Ei schlüpfte, wird
die 80er lieben. Menschen aus den 1970er halt die 90er, und so
weiter. Ich hatte diese These neulich mit einer Person (über das Telefon)
getestet, die 1943 geboren wurde. Ich fragte, was sie für Musik
mag. Konnte sie nicht sagen. Dann habe ich die deutschen Charts der
späten 1950er und frühen 1960er durchwühlt, und Dinge von Freddy Quinn,
Dalida, Bill Ramsey oder Conny Froboess über das Telefon gespielt. Sie
war begeistert. Dann auch einiges aus den 80ern, die ich mag. Kannte sie;
ich konnte aber keine Begeisterung feststellen.
So wird das auch bei Frau Merkel sein. Sie war 19 oder 20, als sie in
besagter Bar arbeitete und "Du hast den Farbfilm vergessen", was von 1974
ist, wieder und wieder gespielt wurde. Passt von der Zeit her mit meiner
These zusammen, und dürfte der alleinige Grund sein, warum Merkel sich
dieses Lied zu Zapfenstreich wünschte.
Wäre ich Bundeskanzler, würde es wohl "Relax"von FGTH sein. ;-)
>> Dann den Ausraster von Nina Hagen in einer Talkshow von 1992, als sie der
>> Meinung nach, Schocktherapie würde gegen ein bestimmtes Problem (schon
>> vergessen) helfen. Mit in der Talk-Runde saß auch Angela Merkel.
>
> Was für Schocktherapie? Elektrokrampftherapie? Hilft gegen Depression,
> ja ;-) Aber EST wurde damals (wie vieles anderes im Psychiatrischen)
> auch zum Foltern und Bestrafen benutzt. Daher sind manche Dinge heute
> sehr gefürchtet. Nina fand das schlimm oder gut?
Weiß gerade nicht mehr genau, für welche kontroverse Therapie gegen was
sie sich aussprach. Ist aber in entsprechenden Diskussionen - in einer
wohnte auch Angela Merkel bei - ausgerastet, wenn jemand eine andere
Meinung hatte.
>> Bei Interesse (und genug Englischkenntnissen) versuche ich das Video zu
>> finden.
>
> Englischkenntnisse sind hier vorhanden :-)
<
https://www.youtube.com/watch?v=59OiXs9nfiM>
--
Andreas