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Re: Oktavspruenge zum Falsettgesang

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Andreas Kohlbach

unread,
Mar 6, 2021, 9:06:57 AM3/6/21
to
On 5 Mar 2021 18:32:11 GMT, Stefan Ram wrote:
>
> Ich höre selten Pop-Musik dieses Jahrhunderts¹. Wenn ich aber
> vom Supermarkt dazu gezwungen werden, fällt mir auf, daß viele
> Sänger gerne Oktavsprünge machen (wenn ich es richtig höre)
> und dann manchmal noch mit einer Art von Falsett weitermachen.
>
> Das gab es im 20. Jahrhundert vielleicht gelegentlich mal,
> aber heute wird es sehr massiv eingesetzt.
>
> Falls jemand weiß, wovon ich spreche: Wurde darüber schon
> geschrieben? Gibt es eine Bezeichnung dafür? Eine Herkunft?

Auto-tune? Wurde 1998 mit Chers Believe der Öffentlich bekannt. Wird
seitdem wohl sehr inflationär eingesetzt. Ich höre ebenfalls keine
aktuelle Musik mehr, werde aber ebenfalls beim Einkaufen dazu gezwungen,
dass mir das auffiel.
--
Andreas

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Frank Hucklenbroich

unread,
Mar 6, 2021, 11:27:28 AM3/6/21
to
Am 5 Mar 2021 18:32:11 GMT schrieb Stefan Ram:

> Ich höre selten Pop-Musik dieses Jahrhunderts¹. Wenn ich aber
> vom Supermarkt dazu gezwungen werden, fällt mir auf, daß viele
> Sänger gerne Oktavsprünge machen (wenn ich es richtig höre)
> und dann manchmal noch mit einer Art von Falsett weitermachen.

Das ist ein elektronischer Effekt und nennt sich "Autotune". Berühmt
geworden ist das durch Cher's "Believe". Vorher gab es ähnliche Effekte per
Vocoder.

Die Stimme wird per Computer höher gepitcht.

Sowas gab es schon in den 80ern für den C-64, da war allerdings die
Qualität mehr als bescheiden.

> Das gab es im 20. Jahrhundert vielleicht gelegentlich mal,
> aber heute wird es sehr massiv eingesetzt.

Stimmt, Capital Bra benutzt das gerne (der meistverkaufte Künstler in
Deutschland, den Leute über 30 kaum kennen), und auch bei "Dance Monkey"
wird damit eine lustige Mäusestimme erzeugt.

Die hier:

https://www.volksstimme.de/kultur/musik/tones-and-i-streaming-rekord-fuer-dance-monkey

Meistverkaufter Song einer Sängerin bei Spotify ever.

Grüße,

Frank

Jörg "Yadgar" Bleimann

unread,
Mar 7, 2021, 9:37:08 PM3/7/21
to
Hi(gh)!

On 06.03.21 15:06, Andreas Kohlbach wrote:

> Auto-tune? Wurde 1998 mit Chers Believe der Öffentlich bekannt.

Bombe drauf! Autotune, deutscher Jammerpop und Aggro-Berlin-Rap-Gerotze
sind die drei Hauptgründe, um populäre Musik des 21. Jahrhunderts einen
großen Bogen zu machen! Ausnahmen: Fleet Foxes (auch My Morning Jacket,
Band of Horses und Mighty Oaks sollte ich mir mal anhören), Ozric
Tentacles, Kula Shaker und Magic Bus... tja, ich bin halt ein
Neo-Späthippie, was Musikgeschmack angeht!

Die einzige Band, die Autotune verwenden darf, ist Duran Duran... und
zwar auf dem "All You Need Is Now"-Album von 2011!

> Wird
> seitdem wohl sehr inflationär eingesetzt. Ich höre ebenfalls keine
> aktuelle Musik mehr, werde aber ebenfalls beim Einkaufen dazu gezwungen,

Also, wenn bei Rewe das "Einkaufsradiooooooooo" losknödelt, wünsche ich
mir immer... ach nee, ich will auf keine Terrorliste!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Frank Hucklenbroich

unread,
Mar 8, 2021, 5:12:38 AM3/8/21
to
Am Sat, 06 Mar 2021 14:57:13 -0500 schrieb Andreas Kohlbach:

> On Sat, 6 Mar 2021 17:28:31 +0100, Frank Hucklenbroich wrote:

>> Sowas gab es schon in den 80ern für den C-64, da war allerdings die
>> Qualität mehr als bescheiden.
>
> Echt? Interessant, war an mir vorbeigegangen. Hast Du eine URL? Habe zwar
> keine Hardware mehr, sollte sich aber im Emulator nachstellen lassen.

Auf die Schnelle habe ich das hier gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=J1omOCDEfJc

Ich weiß aber nicht, ob das das Programm war, vom ich damals gelesen habe.
Das war ein Bericht im Fachblatt (Musiker-Zeitschrift), da hat jemand auf
der Musikmesse in Frankfurt das vorgeführt und alleine den Chorgesang von
"Bohemian Rhapsody" simuliert. Da war vermutlich auch noch einiges an
Hardware dabei, aber es wurde vom C-64 gesteuert. Und es kostete einige
hundert DM.

Grüße,

Frank

Andreas Kohlbach

unread,
Mar 8, 2021, 12:46:53 PM3/8/21
to
On Mon, 8 Mar 2021 11:12:37 +0100, Frank Hucklenbroich wrote:
>
> Am Sat, 06 Mar 2021 14:57:13 -0500 schrieb Andreas Kohlbach:
>
>> On Sat, 6 Mar 2021 17:28:31 +0100, Frank Hucklenbroich wrote:
>
>>> Sowas gab es schon in den 80ern für den C-64, da war allerdings die
>>> Qualität mehr als bescheiden.
>>
>> Echt? Interessant, war an mir vorbeigegangen. Hast Du eine URL? Habe zwar
>> keine Hardware mehr, sollte sich aber im Emulator nachstellen lassen.
>
> Auf die Schnelle habe ich das hier gefunden:
>
> https://www.youtube.com/watch?v=J1omOCDEfJc

Danke, interessant.

> Ich weiß aber nicht, ob das das Programm war, vom ich damals gelesen habe.

Das scheint relativ neu zu sein. Der Scroll-Text erwähnt "Nostaligia".

> Das war ein Bericht im Fachblatt (Musiker-Zeitschrift), da hat jemand auf
> der Musikmesse in Frankfurt das vorgeführt und alleine den Chorgesang von
> "Bohemian Rhapsody" simuliert. Da war vermutlich auch noch einiges an
> Hardware dabei, aber es wurde vom C-64 gesteuert. Und es kostete einige
> hundert DM.

Das wiederum erinnert mich an die Hobbytronic so 1984 in Dortmund. Man
hörte sehr lautes digitales Schlagzeug. Da wurde eine Hardware von einem
C64 gesteuert. Unerschwinglich. Aber wenig später fand sich beim Tauschen
von Programmen *ehem* ein Programm namens Funky Drummer, dass das per
Software realisierte. Ein Bekannter hatte eine gepimpte HIFI mit dicken
Boxen Zuhause, dass sich das sehr professionell anhörte.

Frank Hucklenbroich

unread,
Mar 8, 2021, 3:29:30 PM3/8/21
to
Ich hatte um ca. 1986 herum ein MIDI-Interface für meinen C-64 - das
steckte man hinten ein IIRC, und es hatte drei Anschlüssse für MIDI-Kabel
(In, Out, Through), und ich besaß einen Yamaha DX-7 Synthesizer. Das
MIDI-Interface kostet um die 300 DM.
Dazu gab es dann Software auf Diskette (die gehörte nicht zu dem Interface,
war aber damit kompatibel), IIRC von Jellinghaus. Ich hatte zwei Programme,
eines war eine "Soundgenerator", damit konnte man auf dem Bildschirm an
Sounds herumschrauben, so wie bei einem analogen Synthesizer. Also mit
simulierten Dreh- und Schiebereglern. Die Sounds konnte man auf Diskette
abspeichern und auf dem DX-7 nutzen. Da war auch eine Sound-Library dabei
mit um die 1000 Sounds, was damals der Wahnsinn war, denn die
mitgelieferten Werks-Cardriges von Yamaha lieferten nur ein paar dutzend
Sounds. Man konnte diese Sounds vom C-64 auf den DX-7 überspielen,
allerdings war da der interne Speicher begrenzt auf IIRC 32 Sounds. Es gab
auch noch Cardridges für den DX-7 mit 128 Sounds zum selbst programmieren,
so ein Ding hatte ich damals auch, den steckte man in den Slot und an der
Cardrige gab es zwei Mini-Schiebeschalter, mit denen man 4 Kombinationen
von je 32 Sounds realisieren konnte.

Wer jemals einen DX-7 in den Fingern hatte der weiß, wie schwer der zu
programmieren war, wenn es über die Werkspresets hinaus ging (deshalb
benutzten ja auch die meisten Künstler den "Fender-Rhodes"-Werkssound mit
dem Glockenklang). Denn das ging alles über ein kleines, zweizeiliges
Display und Folientasten mit Mehrfachbelegung. Das war ein Krampf im
Vergleich zu den alten Analogsynthies mit Dreh- und Schiebereglern, wo man
direkt in die Parameter eingreifen konnte. Das ging beim DX-7 zwar auch,
aber man musste das erst den entsprechenden Reglern zuweisen. Und das
machte kaum jemand.

Die zweite Software für dei C-64, die ich hatte, war ein Sequencer, damit
konnte man komplette Songs einspielen und auf verschiedenen Spuren
abspielen. Ich besaß für Aufnahmezwecke einen Vesta-Fire 4-Spur-Rekorder,
der mit normalen(guten) Audiocassetten betrieben werden konnte. Die
Cassetten konnten nur einseitig benutzt werden, man hatte dann 4 Spuren zur
Verfügung (links und rechts Seite 1 und links und rechts Seite 2), die man
auch untereinander abmischen konnte (also Spur 1 - 3 auf Spur 4
zusammenmischen, das war dann allerdings endgültig). So kam man mit
Overdubs auf bis zu 10 Spuren, und dank dbx hielt sich das Rauschen in
Grenzen.

Allerdings ließ sich dieser Vierspurer leider nicht mit dem C-64
synchronisieren, was den Nutzen des Sequenzerprogramm in Grenzen hielt. Man
konnte damit aber schönes Synthie-Geplucker erzeugen und aufnehmen, denn
der DX-7 hatte ja diesbezüglich nichts an Bord (also keinen Sequenzer).

Aber es gab da schon gute Sachen für den C-64, allerdings waren die alle
auch teuer.

Beide Programme (Sequenzer und Soundprogramm) kamen um die 300 DM, wobei
sich das relativiert, wenn man bedenkt, daß der DX-7 damals knapp 4.000 DM
gekostet hat, eine Cardridge mit 128 Sound auch um die 250 DM und besagter
Vierspurrekorder 1.000 DM.

Und was die Drums angeht, hatte ich eine Roland TR-707. Das Teil war
genial, weil sie ein großes Display hatte, auf dem man auch als
Nicht-Drummer sehr leicht Beats programmieren konnte. Es gab zudem ca. 10
Einzelausgänge und mechanische Regler für jede Drum, so daß man die
einzelnen Drums mit unterschiedlichen Effekten belegen konnte. Und
natürlich MIDI.

Auch die hat sowas um die 1.000 DM gekostet, ich habe sie vor 20 Jahren für
etwa den Neupreis verkauft. Das war ein ganz geniales Teil.

Grüße,

Frank

Frank Hucklenbroich

unread,
Mar 8, 2021, 3:53:49 PM3/8/21
to
Am Sun, 7 Mar 2021 17:34:49 -0000 (UTC) schrieb wolfgang sch:

> Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net> wrote
> in news:289786ggv540$.y5azs2yc...@40tude.net:
>
>> Das ist ein elektronischer Effekt und nennt sich "Autotune". Berühmt
>> geworden ist das durch Cher's "Believe". Vorher gab es ähnliche Effekte
>> per Vocoder.
>
> Ja, wobei IMHO die klanglichen Eigenheiten des Vocodes andere sind.

Das stimmt. Mike Oldfield hat viel mit dem Vocoder gemacht, weil er
angeblich nur schlecht intonieren konnte (also, den Ton nicht traf beim
Singen).

>> Die Stimme wird per Computer höher gepitcht.
>
> (Laienhafte Beschreibung + begründete Vermutung):
>
> Autotune ist eigentlich ein Tool das die Unzulänglichkeiten im Gesang
> wettmachen soll, und _nicht_ als Gimmick gedacht: Die gewünschte
> Melodie wird ähnlich einem Sequencer in Autotune definiert. Autotune
> nimmt dann den Gesangstrack eines (mutmaßlich schlechten) Sängers, und
> korrigiert alle unsauber gesungenen Noten hin zur vordefinierten
> Melodie. Im Idealfall bemerkt der Hörer davon gar nichts, höchstens
> indirekt daran dass es "zu perfekt" klingt.

Ganz genau, da wird elektronisch nachbearbeitet.

> Der Cher-Effekt basiert auf einem Missbrauch: Man jagt den Gesangspart
> durch Autotune mit absurden Settings, die Korrektursprünge mit
> unnatürlichem Überschießen bewirken. Cher kann singen, sie braucht
> sicher keine Korrektur. Autotune wurde bei ihr bewusst als Effekt
> eingesetzt, laut diversen Berichten zunächst "hinter ihrem Rücken",
> aber sie fand es spontan gut und verteidigte es gegenüber der
> Plattenfirma.

Richtig.

Es gab vorher schon ähnliches. "Sigue Sigue Sputnik" haben in ihrem
einzigen Hit "Love Missile 1-11" Effekte mit Delays gehabt, die absurd
eingstellt wurden. Ich hatte mal ein analoges Echo-Gerät (kein Hall) für
Gesang, da konnte man mit Drehknöpfen die Länge und Wiederholungsrate
einstellen. Und wenn man die dann hochdrehte, wurden die Echos immer höher
und schneller.

https://www.youtube.com/watch?v=PfHxsjH0bUI

z.B. bei 1:50 kannst Du sehr gut hören, wie an der Repeat-Rate gedreht
wird. Dann gehen die Echos hoch und wieder runter. Das geht natürlich auch
mit digitalen Effektgeräten, die damals allerdings noch absurd teuer waren
(30.000 DM für ein Lexington-Hallgerät, das hat ein gewisser George Lucas
für seinen Sternenkriegsfilm benutzt).

> Heute sind gefühlt 80% alles Deutschraps und anderer aktueller Popmusik
> damit versehen, auch hier ist es überwiegend nur Effekt.

Ich sage ja, Capital-Bra. Und der Kerl hat damit einen Mega-Erfolg. Wenn
die Klientel es so mag, warum nicht? Es ist nicht mein Ding, aber ich würde
deshalb niemals sagen, daß es schlecht ist. Es sei ihm gegönnt. Viele Musik
die ich höre, finden andere auch nicht gut.

> Allerdings
> werden viele "normale" Gesangsstimmen wohl auch standardmäßig mit einem
> leicht übertriebenen Autotune-Setting verwurschtet. Das ergibt so einen
> metallischen Klang, der auch gewollt ist. Ob die jeweiligen Sänger ohne
> Autotune gut klingen, weiß seitdem keiner mehr.

Dafür gibt es bei vielen ja noch irgendwelche Live-Konzerte bis hin zu
"unplugged".

>> https://www.volksstimme.de/kultur/musik/tones-and-i-streaming-rekord-
> fuer-dance-monkey
>
>> Meistverkaufter Song einer Sängerin bei Spotify ever.
>
> Bist du sicher dass das Autotune ist?

Nein, da gibt es mittlerweile so viele Möglichkeiten, per Software die
Stimme zu verändern, daß ich das ganz sicher nicht behaupten würde. Sowas
gibt es mittlerweile ja schon im Kleinen als Handy-App.

> Die Stimme ist nur geschlumpft,
> das ging schon in den 70ern mit anderen Mitteln. (Ich meine nicht
> schneller abspielen, sondern in Echtzeit). Geschlumpfte Stimmen waren
> ja auch im Happ-Hardcore-Techno beliebt.

Alvin & The Chipmunks gibt es seit 1958, und die haben allerdings
tatsächlich Bänder schneller laufen lassen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Alvin_und_die_Chipmunks

Ansonsten gab es in den 70ern Vocoder, und später Harmonizer, wobei ich
nicht weiß, ob man die auch auf Stimmen angewendet hat.

Wie ich gerade ehrlich erstaunt lese, ist der Begriff "Harmonizer"
mittlerweise Copyright-geschützt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Harmonizer

Grüße,

Frank

Başar Alabay

unread,
Mar 9, 2021, 4:01:27 AM3/9/21
to
Frank Hucklenbroich schrieb:

> Es gab vorher schon ähnliches. "Sigue Sigue Sputnik" haben in ihrem
> einzigen Hit "Love Missile 1-11" Effekte mit Delays gehabt, die absurd
> eingstellt wurden. Ich hatte mal ein analoges Echo-Gerät (kein Hall) für
> Gesang, da konnte man mit Drehknöpfen die Länge und Wiederholungsrate
> einstellen. Und wenn man die dann hochdrehte, wurden die Echos immer höher
> und schneller.
>
> https://www.youtube.com/watch?v=PfHxsjH0bUI
>
> z.B. bei 1:50 kannst Du sehr gut hören, wie an der Repeat-Rate gedreht
> wird. Dann gehen die Echos hoch und wieder runter. Das geht natürlich auch
> mit digitalen Effektgeräten, die damals allerdings noch absurd teuer waren
> (30.000 DM für ein Lexington-Hallgerät, das hat ein gewisser George Lucas
> für seinen Sternenkriegsfilm benutzt).

Für absurde Experimente waren/sind auch Helios Creed, Nick Turner und
Chrome bekannt. Ich habe Helios Creed mal live gesehen … der hatte drei
Mikros vor sich (eines davon war ein Telefonhörer) und drehte live auf
einem hohen Hocker die Effektgeräte.

B. Alabay
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