Am 01.04.2013 22:38, schrieb Gerhard Eichberger:
> Gerhard Eichberger
> Aus gegebenem Anla� m�chte ich hier mal die Frage diskutieren,
> inwieweit man von der Musik leben kann.
Naja, das ist ein weites Feld.
> Was sind dazu die Grundvoraussetzungen, und wie schaut das aus?
Kommt drauf an, was Du genau machen willst.
Die beste Voraussetzung ist m.E. ein Abschlu� an einer Musikhochschule
oder einem Konservatorium in Verbindung mit viel Talent, reichlich
Erfahrung und sehr guten Kontakten. Viele Arbeitgeber f�r Musiker bei
Orchestern, Studios oder auch an Musikschulen schlie�en Bewerber ohne
eine solche akademische Vorbildung von Vorne herein nahezu aus, und als
freiberuflicher Musiker �berleben zu k�nnen ist ein sehr hartes Brot.
Au�erdem sind solche Ausbildungen breit aufgestellt, denn Spezialisten
haben es am Musiker-Arbeitsmarkt noch unendlich viel schwerer.
> Der Grund f�r meine Frage ist der, weil ich mich in Zukunft mehr der
> Musik widmen m�chte und dies offenbar mit meinem Job unvereinbar ist.
> (Dar�ber werde ich auch noch in eigenem Thema [fragt sich nur, welches
> Unterforum daf�r geeignet ist] diskutieren.)
Das hei�t, Du stehst bereits im Berufsleben und m�chtest auf Bandleader
umsatteln. Da sind die H�rden einerseits deutlich h�her, andererseits
kommt in diesem Fall ohnehin kaum eine klassische Orchester- oder
Studiomusikerkarriere in Frage, was die Sache mit der
Hochschulausbildung etwas (aber nur etwas!) relativiert.
> Zun�chst m�chte ich als Grundvoraussetzung angeben, da� ich
> keinesfalls Bierzeltmusik machen will, sondern mit meinem Bandprojekt
> HELMI'S NIGHTMARE endlich durchstarten m�chte.
Also m�chtest Du gerne gehobene Unterhaltungsmusik (in welcher
Ausrichtung auch immer) auf professionellem Niveau machen. Nunja, auch
dabei wirst Du ohne professionelles K�nnen auf Deinem Instrument sehr
wahrscheinlich erst mal nicht weit kommen. Geh davon aus, da� der Erfolg
zu 90% aus "Transpiration" und zu h�chstens 10% aus "Inspiration" kommt
- und nur f�r Letztere ist Talent wirklich hilfreich.
> Nat�rlich will ich dem Publikum auch etwas bieten. HELMI'S NIGHTMARE
> soll etwas werden, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat. (Das
> bedeutet jetzt nicht, da� ich das Rad neu erfinden m�chte, sondern,
> da� solche Zusammenstellungen und Themen [wie sie meine Texte haben]
> eher ungew�hnlich sind - ich habe noch nie eine Band gesehen, die das
> vorhat, was ich vorhabe.)
> Also auf keinen Fall will ich da irgendwelche Hits spielen. (Au�er,
> sie passen in mein Konzept.) Am Anfang wird sicher der Anteil Covers
> �berwiegen, aber ich werde da eher unbekannte (aber gute) Nummern
> w�hlen.
> Was meint Ihr dazu?
Nachdem es zu dem Thema ja in der Vergangenheit schon Postings gab w�rde
ich ganz ehrlich sagen: la� es langsamer angehen und st�rz Dich nicht in
Abenteuer mit zweifelhaftem Ergebnis. Du k�nntest dabei �belstes
Lehrgeld bezahlen.
Es gibt unendlich viele Amateurbands mit ein bi�chen Talent, ein bi�chen
handwerklichem K�nnen und einem aus ihrer Sicht irgendwie orginellen
Konzept - und alles, was die in aller Regel erreichen, sind kaputte
Marktpreise. Davon kann nieman leben, und ein gro�er Teil dieser Leute
mu� (und will) das auch gar nicht - der Rest hat in aller Regel
irgendwann ein wirtschaftliches Problem.
Wirklich nur von Live-Auftritten und Albumverk�ufen zu leben schaffen
_sehr_ wenige Musiker. Die meisten haben entweder einen Zweit-Job als
fest angestellter Studio- oder Orchestermusiker, komponieren und
arrangieren oder sie sind in irgendeiner Form Schulmusiker (d.H. geben
Privatunterricht, unterrichten an einer Musikschule, leiten ein
Amatauerorchester oder sind Dozenten an einer Musikhochschule oder einem
Konservatorium). Meist ist das tats�chliche Dasein eine Kombination von
all dem - was man dann allerdings ohne professionelle Ausbildung
unm�glich stemmen kann, denn in dieser Breite funktionieren Autodidakten
einfach nicht.
Das andee sind so ein paar Einzelf�lle, die irgendwann "entdeckt" werden
und dann tats�chlich Karriere machen - und auch das zu 90% als
Eintagsfliegen oder One-Hit-Wonder. Sowas kann sich ergeben, aber da
begibt man sich besser erst dann aus einem gesicherten Arbeitsleben
heraus, wenn man die erste Million schon verdient hat. Zu glauben, man
brauche nur genug Zeit zu investieren, um da erfolgreich zu sein, ist
_sehr_ naiv.
Also checke mal nach:
Bist Du ein absoluter K�nner auf Deinem Instrument oder am Gesang, der
auch anspruchsvolle Literatur vom Blatt spielen/singen kann? Kannst Du
z.B. mit dem K�nnen eines akademisch vorgebildeten Instrumentallehrers
zumindest mithalten? Falls Du singst: wie lange bleibst Du das bei 5
Auftritten pro Woche?
Bist Du breit aufgestellt oder hast Du nur ein einziges "Produkt" (und
damit ist _nicht_ ein einzelner Song gemeint, sondern z.B. ein einziges
Bandkonzept!)?
Hast Du schonmal Sch�ler unterrichtet, komponiert, arrangiert? Warst Du
dabei nachweisbar erfolgreich (z.B. im Sinne von: "Sch�ler hat
Bundespreis bei Jugend musiziert gewonnen", "eine Komposition oder ein
Arrangement spielt nennenswerte Tantiemen ein")?
Kannst Du bereits erfolgreiche Veranstaltungen vorweisen, die wegen
Deiner Arbeit(!) mehrfach hintereinander komplett ausverkauft waren?
--
Erhard Schwenk
Akkordeonjugend Baden-W�rttemberg -
http://www.akkordeonjugend.de/
APAYA running System -
http://www.apaya.net/