Gerald E¡scher <
Spa...@fahr-zur-hoelle.org> wrote:
> Andreas Bockelmann schrieb am 26/1/2024 15:50:
>> JA natürlich. Das 440er habe ich damlas auch wegen des Auflagegewichts
>> von 1,5g gewählt.
> So niedrige Auflagekräfte waren einmal modern, davon ist man längst
> wieder weg. Keine Ahnung warum, wird einen Grund haben.
Der Grund, die Auflagekraft zu senken, war, dass man hoffte, damit die
Schallplatten zu schonen. Das führte zu Leichtgewichtskonstruktionen
wie dem Shure V15-IV, das damit beworben wurde, dass man es schon ab
7,5 mN (0,75 g) Auflagekraft betreiben kann:
https://www.hifi-wiki.de/index.php/Shure_V-15_Type_IV
Dazu gab es die passenden Leichtgewichtsarme, wie den SME-3009-III:
https://www.hifi-wiki.de/index.php/SME_3009/III
oder den SME-3009-II Improved, das ist die Leichtbauversion des
normalen 3009-II:
http://gwhmm.de/historie/historie_02.html
Die Hoffnung hat sich aber nicht erfüllt, im Gegenteil. Ist die
Auflagekraft zu klein, hat die Nadel keine gute Führung in der Rille
und kann die Schallplatte erst recht beschädigen.
Ich hatte das V15-IV damals mit 12,5 mN (1,25 g) Auflagekraft an
einem SME-3009-II Improved betrieben. Das klappte gut, das System
hat ab 10 mN (1 g) Auflagekraft eine gute Abtastfähigkeit.
Ich hatte auch niedrigere Auflagekräfte ausprobiert, aber damit
hatte ich mir einige Scheiben geschrottet. Leider merkt man das
erst, wenn es zu spät ist.
Der ganze Leichtbauwahn hatte den Nachteil, dass alles extrem fummelig
wurde. Ein guter Freund von mir hatte damals den SME-3009-III mit einem
Elac 796 mit VdH-II-Schliff. Das klang toll, aber man traute sich kaum,
den Arm anzufassen, weil alles so filigran war. Besonders, wenn man mal
ein Gläschen getrunken hatte - um den Bogen zum OP zu schlagen ;-)
Der 3009-II Improved ist nicht ganz so filigran, aber immer noch
ziemlich fummelig, vorallem die Version ohne abnehmbares Headshell,
die eine nochmals geringere bewegte Masse hatte, aber mit dem
Nachteil, dass der Einbau des Abtasters umständlicher war. Bis man
da einen neuen Tonabnehmer eingebaut und penibel justiert hatte,
konnte locker eine Stunde vergehen.
Letztlich ist die Auflagekraft alleine auch gar nicht entscheidend,
sondern die Flächenpressung in der Rille, und da spielt eben auch der
Schliff eine Rolle, weil er über die Kontaktzone die Auflagefläche
bestimmt. Die modernen schmalen Schliffe mit den langen Kontaktzonen
haben eine genauso große oder sogar größere Auflagefläche wie die
alten sphärischen Schliffe, deshalb kann man mit solchen Schliffen
auch höhere Auflagekräfte nutzen ohne die Rille zu schädigen. Und
damit kann man dann auch schwerere und robustere Arme verwenden.
Martin