On 2023-01-09, Martin Klaiber <
usenet....@gmx.de> wrote:
> Zu Deiner Frage nach einem realistischen Wert: ist natürlich schwer
> zu sagen, jede/r wohnt anders und hat andere Vorlieben. Der/die eine
> will ein realistisches Live-Erlebnis zu Hause haben, andere wollen
> eher einen gleichmäßigen Musikteppich.
Ich hole mal zu einem Rundumschlag aus.
Ich finde seit Jahren keine Zeit mehr, Musik zu hören. Also richtig
zuzuhören. Musik dudelt bei mir im Hintergrund. Damit einher geht
auch eine Verschiebung der Genres. So richtig bewusst geworden ist
mir das erst, als _Bohemian Rhapsody_ ins Kino kam, was ich zum
Anlass genommen hatte, mir nach vielen Jahren noch einmal alle
Queen-Alben anzuhören, und das hat sich dann länger hingezogen als
erwartet. Rock ist eben Musik zum zuhören. Längst höre ich hauptsächlich
elektronische Tanzmusik, die im Hintergrund verschwinden kann.
Dynamikumfang ist bei Musik für mich unproblematisch. Ich höre keine
Musik mit großem Unterschied zwischen leisen und lauten Passagen.
Vielleicht ist alles gleichmäßig abgemischt, aber ehrlicher ist die
Einsicht, dass mir ein Fehlen von Details überhaupt nicht auffällt.
Ich könnte sagen, dass ich kein Musikstück zweimal höre. Das stimmt
so natürlich nicht, aber es sind hauptsächlich anonyme Streams.
https://www.youtube.com/watch?v=V564fKlE6D4 dudelt im Hintergrund,
während ich das hier schreibe. Wie klingt mein neuer Verstärker?
Ja woher soll ich das wissen? Ich habe keinerlei Vergleichspunkt.
Woher soll ich wissen, wie ein bestimmtes Stück überhaupt klingen
soll? Ja, Black Sabbaths _Born Again_ klingt irgendwie schlecht,
was auch immer da bei der Abmischung passiert ist. Aber sonst? Ich
weiß bis heute nicht, wie sich MP3-Artefakte anhören.
Im Auto dagegen war der Dynamikumfang von CD-Audio ein Problem,
weil leisere Passagen tatsächlich im Fahrgeräusch untergegangen
sind. Es kann halt nicht jeder einen 7er BMW fahren und einfache
Autos sind so laut, dass die für Musik verfügbare Dynamik sehr
gering ist. Für mich persönlich derzeit aber auch ohne Belang.
Wer über die Kaputtkomprimierung bei Radiosendern und CD-Neuauflagen
klagt, sollte bedenken, dass Konsum in lauten Verkehrsmitteln eine
wesentliche Zielgruppe bildet.
Mein persönliches Problem mit Dynamik stellt sich bei TV- und vor
allem Kino-Ton, denn da will ich den gesprochenen Dialog verstehen.
Leider wird Sprache oft leise abgemischt, Musik lauter, irgendwelche
BUMM!-PENG!-KNALL!-Effekte noch lauter. Im Kino dreht man die
Lautstärke einfach soweit hoch, dass jeder die Sprache verstehen
kann, und wenn der Rest dann ZU LAUT ist, tja, Pech. Nebenan in
de.rec.film.misc habe ich den Ton von _Avatar: The Way of Water_
gelobt. Ich kann das auch so formulieren: Es war mir halt aufgefallen,
dass er mir nicht schlecht aufgefallen ist.
Zu Hause, wo ich TV/Film hauptsächlich mit Kopfhörer konsumiere,
finde ich mich zu oft im Spagat, den Ton so einzuregeln, dass ich
die Dialoge gerade noch verstehen kann, ohne beim Rest Angst vor
Hörschäden haben zu müssen. Manchmal gehts gar nicht: Kürzlich habe
ich nochmal _Sucker Punch_ geschaut, und in der mir vorliegenden
Version musste ich jedes Mal bei den Dialogen die Lautstärke hoch
und dann beim Einsetzen der Musik wieder runterdrehen. Das sind
dann die Momente, wo ich darüber nachdenke, ob ich mich nicht doch
nach Möglichkeiten für ein Filterplugin umsehen sollte, das den Ton
kompromiert.
Ich schreibe das alles, weil ich den Eindruck habe, dass die
Teilnehmer hier zu viel Aussagen auf Basis von stillschweigenden
Annahmen treffen, die keineswegs universell sind.