Am 02.04.23 um 18:19 schrieb Markus Ermert:
>> - Die Aufgabe erfordert keinerlei teure Hardware. Das ist eine reine
>> Softwaresache. Das gilt im Besonderen, wenn die Übertragung zum
>> Verstärker über eine digitale Schnittstelle erfolgt. Man wird keinen
>> besseren Klang bekommen, wenn man mehr als 100€ investiert.
>> - Sicherheitslücken. Oft weisen die Firmwares eklatante
>> Sicherheitslücken aus, die mangels (oder sogar trotz) regelmäßiger
>> Updates nicht gestopft werden.
>
> Wie oft werden auf diesem Weg weltweit Heimnetzwerke gehackt?
Schwer zu sagen, die Hacker hängen ihre Einbruchswege nicht an die große
Glocke. Was man so in den einschlägigen Medien liest, sind klassische
PC-Betriebssysteme aber schon lange nicht mehr Angriffsverktor Nummer 1.
Mit dem ganzen IoT-Geraffel ohne jegliche Sicherheitsupdates, wozu eben
auch vernetzte AV-Komponenten zählen, kann man viel leichter ein Botnetz
aufbauen.
Mit der Einstellung kann man jedenfalls auch bei WinXP bleiben.
Spannend ist dabei die Frage, ab wie viel Fahrlässigkeit eine
Störerhaftung ins Spiel kommt.
> Das
>>> Kein Plastikbomber, keine Wackelpotis. Also irgendwas das 1000Euro und
>>> mehr gekostet hat? Metall, gutes Design, kein booten nach dem
>>> einschalten!
>>
>> Letzteres ist eine notwendige Bedingung, denn alle diese Player _müssen_
>> Computer sein, um über deren Schnittstellen und Protokolle kommunizieren
>> zu können. Idealerweise ist das aber nach wenigen Sekunden erledigt. Das
>> schaffen heute selbst echt Computer, und es dauert auch nicht länger als
>> der dicke Verstärker zum Freischalten der Ausgänge braucht. ;-)
>
> Echte Computer sind aber hässlich und zu vordergründig technisch.
Ich bezog mich jetzt nicht auf das äußere Erscheinungsbild, sondern eher
auf die interne technische Umsetzung. Und da sind das letztlich alles
Computer.
Selbst mein alter DVB-S Receiver offenbart beim Einschalten des Stroms
in den ersten Sekunden das entlarvende Cursorblinken in der oberen
linken Ecke, bevor die Firmware dann übernimmt. ;-)
> Hard- und
> Software hinter einer wohnzimmerkompatiblen Oberfläche zu verbergen, ist
> eine Errungenschaft, für die man Kompromisse eingehen kann.
Ja sicherlich. Aber dann darf man sich halt auch nicht wundern, dass die
eine oder andere unergonomische oder gar unsinnige Sache dabei heraus
kommt. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie man mit einer TV
Fernbedienung sinnvoll durch eine Mediathek navigieren kann.
>>> Worauf sollte ich da mal mein Auge richten?
>>
>> Kommt darauf an, in welche Richtung du denkst. Wenn du wirklich die
>> dritte Lösung ohne eigene Bedienelemente wählst, ist das Design
>> nebensächlich, was schon mal einen Faktor 5 oder mehr im Preis ausmachen
>> kann. Man legt das Teil dann irgendwo unsichtbar ins/hinters Regal.
>> Für mich wäre das Thema Remote-Bedienbarkeit ein KO. Mit einer
>> Fernbedienung in einer Auswahl von x tausend Songs herumzuwühlen ist für
>> mich ein absolutes no-go.
>> Und schon sind wir wieder bei Software und Lebensdauer. Wenn die dafür
>> notwendige App zwei Android- oder iOS-Versionen später nicht mehr
>> funktioniert, hat man wieder Elektroschrott.
>
> Gibt es dafür Beispiele?
Genau diese Beispiele habe ich natürlich prophylaktisch gemieden. Aber
einige andere haben wir dann doch mitgenommen.
Der einst angeschaffte, tragbare MP3-Player ist nach wenigen Jahren
unbrauchbar geworden, weil er weder mit AAC-Dateien nichts anfangen
konnte. Außerdem ist die Firmware ausgestiegen, wenn in einem Dateinamen
bestimmte Sonderzeichen vorkamen. Man musste also alle Umkodieren und
auch die Dateinamen verstümmeln, damit man ihn Nutzen konnte.
Ein neueres Modell konnte dann AAC aber kein Ogg. Die Navigation durch
größere Verzeichnisbäume war unbenutzbar, da immer nur ein paar ins
Display passten. Mit Blättern hätte man eine halbe Stunde gebraucht.
Unnötig zu erwähnen, dass immer noch nicht alle Player durchgehende
Konzerte oder Werke in MP3 ohne Lücken oder Taktsprünge zwischen den
Tracks abspielen können. Zugegeben, das Dateiformat war nie dafür
gedacht, aber es gibt mittlerweile etablierte Work-Arounds. Aber das
muss die Firmware halt auch erst mal können.
Und einige Hardwareplayer weigern sich immer noch MP2-Dateien, z.B. aus
SAT-Streams abzuspielen. Meist ist es nicht einmal der Codec der fehlt,
denn jeder spezifikationsgemäße MP3 Decoder muss auch Layer 2 können,
sondern einfach nur die UI, die .mp2 ignoriert. Man kann sie umbenennen,
aber das bringt dann wieder andere zu Fall, die daraus auf das
Innenleben schließen.
Dann kommen neuere, externe Festplatten mit USB3 daher. Das können viele
gar nicht so alte Geräte nicht. Auf die USB3-Geschwindigkeit könnte man
zwar für den Zweck problemlos verzichten, aber da USB2 zu wenig Strom
liefert, sind die Probleme vorprogrammiert.
Player in Autos sind auch immer ein Spaßfaktor bezüglich dessen, was
nicht geht. Die meisten Leute in meiner Umgebung spielen im Auto nur
noch mit dem Handy Musik, also nur die Tonwiedergabe über die
Autolautsprecher.
Passt nicht ganz zum Thema, aber dasselbe Problem: ein E-Book Reader
kommt mit der neuen App der Onleihe nicht mehr klar (oder eher
umgekehrt) => Elektroschrott.
Es gibt eigentlich immer irgendetwas, wo es hakt. Oft kommt das erst mit
der Zeit (oder man merkt es erst mit der Zeit), aber am Ende nervt es
oder wird gar zum KO. Dieses kurzlebige Computerzeug passt einfach nicht
gut zu dem langlebigen HiFi-Zeug. Und es ist mehr als nur schade, wenn
man dann wegen irgendwelcher Inkompatibilitäten spätestens alle 10 Jahre
das teure Zeug wegschmeißen muss.
Es gibt weitere Beispiele:
DAB-Radios => Noch vor der Marktdurchdringung Elektroschrott.
DVB-T Receiver/Tuner => Elektroschrott.
DVB-S Receiver/Tuner => in Kürze Elektroschrott.
Das ist dann immer besonders spaßig, wenn man alten Leuten verklickern
muss, dass sie jetzt an ihrem gar nicht so alten TV über einen externen
Receiver mit separater Fernbedienung gucken müssen. Da fliegt dann gerne
auch mal der funktionierende TV auf den Schrott, weil es halt mal wieder
einen neuen Codec gab.
>> Bei mir tut es seit Jahren ein Raspi mit Hifiberry HAT. Hat alles
>> zusammen vllt. 50€ gekostet
>
> ... plus Bastelei und Computerknowhow, das man fürs Hifihören gar nicht
> haben will.
Es gibt für viele Sachen fertige Images, die man nur einmal auf eine
SD-Karte kopieren und reinstecken muss. Aber ja, wenn man mehr will,
muss man sich tatsächlich damit befassen.
Aber was hat man denn für eine Wahl? Hardwarehersteller können das nicht
leisten, solange niemand bereit ist, für _die Softwarepflege_ zu bezahlen.
Die Hardware, die man für diese Anforderungen in
A/B-Blindtest-resistenter Qualität braucht, kostet keine 50€. Das teure
ist die Software und deren Pflege.
Nun verdient ein Hardwarehersteller aber nur Geld, wenn er ein _neues_
Gerät verkauft. Für die Pflege der Software bekommt er gar nichts. Dem
entsprechend geben sich die Hersteller weniger oder gar keine Mühe
dabei. Und selbst wenn man mal einen erwischt, der es besser macht und
eine lange Pflege in den Gerätepreis mit einkalkuliert, dann wird der
halt irgendwann übernommen und die entsprechende Abteilung dicht
gemacht. Ein paar Jahre kann man damit den guten Ruf noch ausschlachten.
In diesem Punkt hat die Open-Source-Liga derzeit einen taktischen
Vorteil. Da klappt das mit der Softwarepflege deutlich besser.
Aber letztlich müssen wir Kunden uns ein wenig an die eigene Nase
fassen. Warum akzeptieren wir Kosten immer nur, wenn wir dabei den
neuesten Sch*** in der Hand halten können? Man könnte ja mal auf die
Idee kommen, dem Hersteller etwas für ein Upgrade zu bezahlen.
Es ist halt unerwartet, dass der Preis kaum günstiger ist, als das
Neugerät. Also dreht sich das Schrott-Karusell weiter.
zugegeben, so mancher Hersteller nutzt das auch brutal zum Kunden
melken. Unvergessen die Mondpreise für Kartenupdates für eingebaute
Auto-Navis, die bei älteren Gebrauchtwagen einem Totalschaden gleich
kommen. Ein schönes Beispiel dafür, dass diese eingebauten IT-Features
in Autos bezogen auf die Auto-Lebensdauer nahezu vollständig wertlos sind.
Marcel