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Guns N'Roses in Stuttgart - ein Nachwort

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Matthias Urlichs

unread,
Sep 5, 1992, 6:04:09 AM9/5/92
to
In de.rec.music.misc, article <16...@krefcom.ish.de>,
jric...@krefcom.ish.de (Jan Richert) writes:
>
> Bestimmte Einrichtungen wie Toiletten und Sanitaetszelte waren
> mit Luftballons (ca. 1m Durchmesser / heliumgefuellt), die in
> fuenf Meter Hoehe schwebten markiert. Fuer die Stunden der
> Dunkelheit war das allerdings keine Hilfe.
>
Algorithmus: Man nehme einen Spotscheinwerfer, richte ihn auf einen
unbeleuchteten Ballon, und schalte ihn ein.
Wiederhole bis alle Ballons beleuchtet.

Wie jemand in der Lage ist, _nicht_ auf eine solche Idee zu kommen,
ist mir schleierhaft. ;-)

--
Ambidextrous, adj.:
Able to pick with equal skill a right-hand pocket or a left.
-- Ambrose Bierce, "The Devil's Dictionary"
--
Matthias Urlichs -- url...@smurf.sub.org -- url...@smurf.ira.uka.de /(o\
Humboldtstrasse 7 -- 7500 Karlsruhe 1 -- Germany -- +49-721-9612521 \o)/

Jan Richert

unread,
Sep 4, 1992, 6:43:58 AM9/4/92
to
Hallo!

Vor einiger Zeit hat hier Matthias Zepf <ag...@amylnd.stgt.sub.org> ueber
das Guns N'Roses Konzert am Himmelfahrtstag 1992 auf dem Cannstatter
Wasen in Stuttgart berichtet.

Ich moechte jetzt ergaenzend ein bisschen darstellen, was in den
Koepfen der Veranstalter im Vorfeld vorgeht und welche Risiken eine
solche Grossveranstaltung birgt.

Ein paar Zahlen:

- Termin: Himmelfahrtstag 1992
- Ort: Cannstatter Wasen (bislang nur fuer Volksfeste und Stunt-
shows genutztes Gelaende. Einfache Infrastruktur in Form von
befestigten Wegen, Strom- und Wasseranschluessen ist vorhanden,
allerdings keine Art von Absperrung und Gliederung.)
- Besucher: knapp 70.000


PROBLEMKOMPLEXE

1. Gelaende: Keine Fluchtwege, keine abgeschirmten Sicherheitsbereiche
Boden: Schotterflaechen -> Staub und Verletzungsgefahr
2. Publikum: Gemischt. Marihuana- und Haschischkonsum wurden beobachtet.
3. Platz: fuenf oder mehr Personen PRO QUADRATMETER!
4. Gruppen: Die Reaktionen des Publikums auf von Axl Rose haeufig
mitten im Stueck abgebrochene Konzerte sind erfahrungs-
gemaess recht heftig. Auch die Vorgruppen pflegten beim
Publikum ein Ruepel-Image.
5. Wetter: Praller Sonnenschein -> Risikofaktor.

LOESUNGEN

Auf das Problem Nr. 4 (Axl Rose) wusste der Veranstalter keine
Antwort. Man hoffte, dass der Unsicherheitsfaktor "Axl Rose" in
diesem Tag nicht "aktiviert" wuerde.

Gelaende: Das Gelaende wurde zum Konzertsaal ohne Dach umgestaltet.
Ueber einhundert mobile Toiletten, fuenf Kilometer Sperrzaeune,
markierte Notausgaenge und ein ausgedehnter Gastronomiebereich wurden
errichtet.

Bestimmte Einrichtungen wie Toiletten und Sanitaetszelte waren
mit Luftballons (ca. 1m Durchmesser / heliumgefuellt), die in
fuenf Meter Hoehe schwebten markiert. Fuer die Stunden der
Dunkelheit war das allerdings keine Hilfe.

Der Ausschank von hochprozentigen Alkoholika war verboten. Verletzungs-
traechtige Gegenstaende wurden sichergestellt. Die Praesenz von etwa
400 Ordnern und 250 Polizisten sorgte fuer einen genuegenden
"Einschuechterungseffekt" beim Publikum.

Das Gelaende wurde 100% zu gross ausgelegt. Unmittelbar vor der
Buehne wurde ein Sicherheitsbereich in Halbkugelform angelegt.
In diesen Bereich wurden zwischen 1200 und 1500 Besucher gelassen,
bevorzugt die sehr jungen.

Wetter: Wolkenbildung trat erst gegen 18:00 Uhr ein, so dass die
meisten Faelle von Hitzeschaedigung noch vor Auftritt der Haupt-
gruppe eintraten (ab ca. 15:00 Uhr in hoher Frequenz).

Folgende Einsatzkraefte waren aktiv: fuenf Aerzte, 148 Sanitaeter,
vier RTW, zwei KTW, vier KTW Typ C, vier Tragen, K-Schutz, ein
Depotfahrzeug SEG und sechs Mannschaftswagen.

Von den Helfern und Helferinnen des DRK wurden 885 Hilfeleistungen,
von denen 464 einen laengeren Aufenthalt in den Sanitaetsposten
erforderten geleistet. 66 dieser Patienten wurden zur Triage in
die Wasenwache gebracht, von diesen wiederrum 22 in Krankenhaeuser
und Kliniken transportiert. Ein Notarzteinsatz wurde erforderlich.
Verletzungen: Herz-Kreislauf-Schaedigungen, Risswunden durch
Splitter und Augenverletzungen.

FAZIT

Das Guns N'Roses-Konzert verlief erfolgreich und friedlich - so
sehr, dass der Wasen 1993 fuer ein Open Air mit der Gruppe U2
freigegeben wurde.

Trotz dessen gibt es keinen Grund, das Guns N'Roses Konzert als
grandiosen Erfolg zu den Akten zu legen und bei der naechsten
Rockveranstaltung von vornherein ein positives Ende anzunehmen,
weil man denselben oder einen leicht modifizierten Einsatzplan
benutzt. Vielmehr gibt es genuegend Ansatzpunkte zu Verbesserungen...
denn vielleicht wird das naechste Konzert zur Katastrophe.

QUELLE: stark gekuerzt aus >>Rettungsdienst<<, 15. Jg, Nr. 9/92
Stumpf & Kossendey GmbH

--
Jan Richert (NIC-ID: JR482) | Internet: jric...@krefcom.ish.de
Krefeld, FRG | BTX: 02151399843-0001
Voice & FAX: +49 2151 313124 | IRC-Nick: jrichert

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