Matthias Kohrs wrote:
> Am 12.05.2019 um 23:32 schrieb Werner Holtfreter:
>
>> Ein blockiertes Rad ist ein starres Gebilde. Bei einem starren
>> Gebilde ist egal, was davon Rad und was Gabel ist. Maßgebend ist
>> allein das Stück Gummi, das die Straße berührt. Das ist der
>> Drehpunkt, die Achse ist ja blockiert.
>
> Das wäre dann richtig, wenn sich das Gesamtgebilde um diesen
> Berührungspunkt frei drehen könnte. Weil der Boden flach ist,
> wandert der Aufstandspunkt mit der Drehung am Boden bzw. entlang
> des Radumfangs nach vorn, weshalb die Drehung effektiv trotzdem um
> die blockierte Achse bzw. den Mittelpunkt des Radumfangs
> stattfindet.
Dein Einwand kommt erwartet. Meine Vermutung, dass der Drehpunkt
*im* Boden liegt, habe ich nun mit einer leeren Garnspule mit
radial angestecktem Draht überprüft:
Es es gibt keinen festen Drehpunkt, aber innerhalb eines begrenzten
Drehwinkels ist der ursprüngliche Aufstandspunkt eine Näherung.
Ich habe nun versucht, die Aufgabe grafisch mit Zirkel und
Winkelmesser zu lösen. Ich vergleiche die Winkel des
Masseschwerpunktes von Fahrzeugen zum Aufstandspunkt, bei dem sich
das blockierte Vorderrad um 45° gedreht hat. Die verglichenen
Vorderraddurchmesser betragen 1/2 cm und 5 cm.
Der Masseschwerpunkt befindet sich in beiden Fällen 5 cm hinter dem
Aufstandspunkt in 1 cm Höhe im Grundzustand.
Beim Großen Rad ist der Winkel ca. 46°, wobei die Masse auf 4,9 cm
angehoben wurde, beim kleinen Rad sind es 55° und 4,4 cm.
Danach wäre das kleine Rad - deiner These entsprechend - etwas
kritischer.
Fraglich bleibt, ob der Ansatz sinnvoll ist. Man könnte die Winkel
der Last zum Aufstandspunkt auch bei gleicher Höhenanhebung
vergleichen. Vor allem aber scheint mir, dass man sowieso verloren
hat, sobald das Hinterrad abzuheben beginnt - ausreichende
Geschwindigkeit vorausgesetzt. Das reduziert das Problem dann
wieder auf die Grundstellung, bei der sich das Rad noch nicht
gedreht hat und bei der der Raddurchmesser daher bedeutungslos ist.
>>> Das ist aber bei den Minirollern (auch ohne Antrieb) seit jeher
>>> das Problem, daß die schon an relativ winzigen Kanten
>>> hängenbleiben.
>>
>> Ja, aber das ist ein anderer Fall: Hierbei dreht sich das Rad. Es
>> leuchtet unmittelbar ein, dass ein großes Rad Hindernisse
>> leichter überrollt.
>
> Für die Betrachtung der Kräfteverlagerung im Moment des Aufpralls
> ist es egal, ob sich das Rad dreht oder nicht. Die Verzögerung
> wird 100%, wenn das Hindernis so hoch ist wie der Radius des
> Rades. Solange das Hindernis kleiner ist als der Radius, also
> niedriger als die Radachse, wirkt die resultierende (Gegen-)Kraft
> auch nach oben.
Unstrittig, aber hier ging es ja um das blockierte Rad auf der
Ebene.