On Fri, 11 Sep 2020 19:14:40 +0200, olaf wrote:
> Karl-Heinz Diem <
absolut-ke...@arcor.de> wrote:
>> stelle immer wieder fest, dass [BMW] a) sich mittlerweile die
>> hinreichend bekannte Preispolitik der japanischen Motorradhersteller zum
>> Vorbild genommen haben
> Das ist aber allgmein so. Es ist einfach ueblich geworden Leute fuer
> bloed zu verkaufen.
> Mein letzer Helm vor ein paar Jahren war ein Arai.
> Wenn ich da ein neues Visir brauchte hat das in Deutschland 40Euro
> gekostet. In Japan im Motorradgeschaeft 2900Yen. (so etwa 20-25Euro)
> Mein aktueller Helm ist von Schubert. Da kostet ein Visir irgendwas
> zwischen 100-120Euro. Und damit ist nur das Aussenteil gemeint. Das
> Innenteil verkaufen sie einzeln.
> ----> Bei meinem naechsten Helm pruefe ich vorher was ein Visir kostet
> und er wird auf keinenfall von Schubert sein!
>> Dass BMW die Kosten fuer den selbstgebauten Bockmist auch noch selber
> Ich hab auch noch keine Ahnung von welchem Hersteller mein naechstes
> Fahrzeug sein wird, aber es wird nicht mehr BMW sein.
Das ist natürlich alles vollkommen lobenswert, wenn man mal von Orthografie
und dem Unterschied zwischen einem transparenten Gesichtsschutz und einer
bekannten Waschmittelmarke absieht.
Mein Eindruck: Das Leben des konsequenten Boykottierers gestaltet sich
recht schnell sehr überschaubar. Kostspielige Mitgliedschaft im ADAC fällt
weg [1] [2], BMW kannst Du freilich auch nicht mehr fahren. Einerseits
wegen Preistreiberei, andererseits wegen der Verbindung mit der wackeren
Familie Quandt [3], der man - wenn schon nicht wegen ihrer
nationalsozialistischen Geschichte, dann zumindest wegen der
Parteispendenaffäre den Rücken kehren müßte. Klar nach Skion, Altana,
Datacard, der Heel GmbH, Solarwatt, Gemalto und Nordex kräht kein Hahn,
aber die Abkehr von der VARTA AG tut möglicherweise etwas mehr weh. Wer
weiß schon, in welcher Kraftfahrzeug, Pedelec, Elektrorollator oder auf
welchem Motherboard Batterien von denen werkeln? Merceds als fahrbarer
Untersatz fällt auch weg, wer würde sich denn auch moralisch mitschuldig
an den Menschenrechtsverletzungen von Mercedes USA mitschuldig machen
wollen?
Und dabei haben wir noch gar nicht mit dem hinlänglich bekannten
Abgasskandal (aka. "Dieselgate") [4] angefangen, dem der ganze VAG-Konzern
mit Audi, VW, Seat, Skoda und Lamborghini zum Opfer fällt und natürlich
auch die anderen Hersteller, die sich bei der Schummelei etwas schlauer
angestellt und diverse Schlupflöcher - wie etwa das "Thermofenster" [5] -
bis zum schmerzhaften Limit ausgenutzt haben. Z. B. Alfa Romeo, Fiat,
Iveco, Jeep - und wieder mal Mercedes, aber auch Saubermann BMW [6], die
irgendwo "versehentlich" ein falsches Motorsteuerungsgerät eingebaut
hatten, auf dem eine Software lief, die für diesen Fahrzeugtyp gar nicht
freigegeben war.
Hat man ja immer mal wieder, daß es eigentlich kostenpflichtige Extras in
Software wie Kurvenlicht, Start-Stop-Automatik und andere
Komfortfunktionen zufällig in die Brot-und-Butter-Modelle schaffen und
dann zeitaufwendig zurückgerufen werden müssen.
Erinnert noch wer die Prüfstandserkennung bei der F650 oder 650X? Ich finde
keine Belege mehr, daher muß es bei der Vermutung bleiben. Dito bei Uber
und deren halbgaren Totschägern, die sie "autonome Fahrzeuge" nennen und
die grenzenlose Arroganz mit der man sich dort aufführt. Da verweise ich
an Kollege Clemens Gleich (
https://www.mojomag.de/), der auch zwanglos
erklärt, warum man den Spiegel (und den Rest der bundesdeutschen
Boulevardpresse) besser nicht mehr lesen sollte. Stichwort: Relotius.
Klar, Elon Musk muß man in diesem Zusammenhang schon auch lobend erwähnen,
gängelt er doch seit Jahren mit monopolverdächtigen Maßnahmen seine
Tesla-Kundschaft und drückt ihnen Softwareupdates auf, die bei
DIY-Reparatur das Supercharger-Privileg entzieht [9] [10], natürlich wegen
der Sicherheit. Nicht, daß da plötzlich eine Ladesäule abfackelt, weil man
das eingedellte Heck ausgebeult hat.
Steilvorlage "Ladesäule". Wer noch einen Funken Respekt und
Sicherheitsbewußsein im Leibe trägt, für den sind Elektrofahrzeuge
natürlich nichts. Zumindest dann, wenn man beabsichtigt, die Teile auch
mal abseits der eigenen, mit regenerativem Solarstrom gefütterten Wallbox
zu betreiben [11]. Das mit der Elektronik ist ohnehin ein recht heißes
Eisen. Falls man nicht übermäßig auf Kinderarbeit steht, müßte man neuen
Produkten, die Kobalt enthalten (Hauptlieferant die "Demokratische"
Republik Kongo, in deren Minen Menschenrechtsverletzungen zum Alltag
gehören) eher den Rücken kehren.
Problem dabei: Alles, was einen Lithium-Ionen-Akku enthält, ist betroffen.
Und das mit dem Elektronikmüll erst. Wer nicht will, daß sich afrikanische
Kinder z. B. in Agbogbloshie um den aus Vorzeigedeutschland illegal
eingeführten Elektroschrott "kümmern", d. h. das Zeugs
gesundheitsgefährlich abfackeln, um an die Metalle zu kommen, wird es wohl
bei Omas Röhrenradio belassen oder zumindest sein Telefunken Bajazzo
Record 201 Transistorradio noch eine Weile weiterbetreiben müssen. Das hat
immerhin ein Audiokassettenteil! Luxus!
Apple, Nokia, Dell, Hewlett Packard, Sony, Motorola und Sony Ericsson sind
leider auch raus, weil sie Elektronikteile bei Foxconn einkaufen [13], wo
die Arbeitsbedingungen offenbar so schlecht sind, daß viele Mitarbeiter
Selbstmord als denkbare Alternative vorziehen. IBM/Toshiba müßte man sich
auch verkneifen, eingedenks der unleidigen Geschichte mit den Festplatten,
die wegen ihrer spektakulären Zuverlssigkeit damals nicht ganz zu Unrecht
den Spitznamen "Deathstar" bekommen hatten.
Dann also nie mehr Toshiba. Aber bitte aufpassen beim Doktor, "Toshiba
Medical Systems GmbH" heißt zwar jetzt "Canon Medical Systems
Corporation", aber wir wollen bitte konsequent sein. Der Trick wurde
durchschaut. Deren Technologie befindet sich übrigens auch auf
Blutbeuteln, daher frühzeitig die Patientenverfügung anpassen.
MedTech ist sowieso ein einziger Sündenpfuhl. Besser um implantierbare
Defibrillatoren mit Sprint-Fidelis-Elektrode einen großen Bogen machen
[14], wenn man nicht auf Propofol steht und Sevofluran-Bonusmeilen sammeln
möchte. Ach, besser gleich um das ganze Unternehmen Medtronic [15] und
deren Portfolio mit u. A. Herzschrittmachern, implantierbaren
Kardioverter-Defibrillatoren, Herzklappen, Insulinpumpen,
Aortenstentgrafts, Koronarstents und Neurostimulatoren. Zumindest wer
keine Lust hat, daß Scriptkiddies eine Android-App zusammenhacken, mit der
andere Dich ins tödliche Insulinkomo schießen können. Den
Big-Brother-Award 2018 hat sich der Hersteller mit dieser Schote, die bis
zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht aus der Welt ist, redlich verdient.
Ob Samsung-Fanboys seit der spontanen Selbstentzündungen des Galaxy Note 7
ihrem Konzern noch die Stange halten, kann ich natürlich nicht
einschätzen. Hoffentlich brauchen sie auch deren auch anderswo häufig
verbaute LiPo-Akkus nicht (Samsung SDI), fahren keine "Kreatur Automobil"
(Renault Samsung Motors), logieren im Burj Khalifa (Samsung C&T
Corporation), schippern auf den Weltmeeren rum (Samsung Heavy Industries),
glotzen in deren Displays (Samsung Electronics) oder beanspruchen Dienste
der Samsung Life Insurance. Die Samsung Medical & Biologics Sparte lasse
ich mal außen vor, sonst muß ich noch ein Buch schreiben.
Vielleicht bist Du wenigstens seit dem Tönnies-Skandal Veganer (warum der
Vegetarier allein nicht reicht wird später erklärt!) geworden, wo der
wirkliche Skandal eigentlich gar nicht mit SARS-CoV-2 zusammenhängt (man
könnte sich auf den Standpunkt stellen, daß die
Niedriglohn-Selbstständigen sich freiwillig unter den erbärmlichsten
Bedingungen der Knechtschaft hingegeben haben), sondern mit der
himmelschreiender Tierquälerei, der mit Massentierhaltung und -schlachtung
nunmal zusammenhängt [17]. Nicht nur bei Tönnies. Auch ohne die 21
Tochterfirmen, die Deutschlands größter Schweinefleischverarbeiter nach dem
Corona-Skandal flugs gründete ("Ein völlig normaler Vorgang in
internationalen Konzernen"), müßte man in Zukunft gewisse Skrupel beim
knusprigen Schnitzel Wiener Art haben.
Vinzenz Murr und die anderen Protagonisten in der Gammelfleischaffäre sind
da auf der Bühne eher Nebendarsteller, aber vielleicht richten wir
irgendwann mal einen kritischen Blick auf Großkonzerne wie Mondelez
International (Toblerone, Daim oder Milka), Kraft Heinz Company (rote
Soßen aber auch Philadelphia und Capri-Sonne), Danone (Milchprodukte, aber
auch Evian und Volvic), PepsiCo und Nestlé (Nescafé, Maggi, San
Pellegrino, Kitkat, Wagner und Herta) riskieren, da findet sich garantiert
Dreck am Stecken. Meine Rechercheempfehlung geht Richtung
Trinkwasser-Monopol in Südafrika aber auch die Literatur zum
Melamin-Milchpulver ist recht spannend.
Die Qual der Wahl bei den Nahrungsmitteln wird glücklicherweise deutlich
erleichtert, wenn man sich vergegenwärtigt, daß auch in Sachen "Gemüse"
nicht mehr alles Gold ist, was glänzt [21] [22]. Was in Almería glänzt,
ist nämlich meistens Plastik [23]. Deswegen lieber die Kartoffel und die
Salatgurke im heimischen Garten ziehen und nicht die Flugmango, die - wäre
sie ein Mensch - wegen der Bonusmeilen vermutlich einen Urlaubstrip in
Mahhjoooaka gratis bekäme. Oh-oh. Tourismus. Umweltverschmutzung. Skandale
über Skandale.
Prostitution von (natürlich minderjährigen) Heimkindern soll es da gegeben
haben [24], seit Jahren - mindestens aber seit 2015 - haben Behörden und
Verantwortliche tatenlos zugeschaut. Paßt, Urlaub auf Balkonien ist
sowieso viel gesünder. Da muß man auch keine unnötige Bekleidung tragen,
die womöglich in Niedriglohnländern produziert wurde [25] [26], wo
irgendwelche Kinder mit Pestiziden verseucht werden oder in Färbebottichen
mit gesundheitsgefährlichen Chemikalien herumstampfen [27].
In diesem Sinne: Viel Erfolg beim mündigen, moralisch einwandfreien und
politisch korrekten Konsumverzicht!
Volker
[1]
https://www.spiegel.de/auto/aktuell/adac-skandal-gelber-engel-schon-seit-jahren-manipuliert-a-953944.html
[2]
https://www.aboalarm.de/blog/allgemein/adac-skandal-chronik/
[3]
https://www.heise.de/autos/artikel/Entschuldigungen-sind-fuer-Arme-2088616.html
[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/Abgasskandal
[5]
https://www.rueden.de/abgasskandal/thermofenster/
[6]
https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/bmw-diesel-101.html
[7]
https://www.auto-motor-und-sport.de/news/abgasmanipulation-bmw-550d-750d-kba-rueckruf/
[8]
https://www.focus.de/auto/news/abgas-skandal/bmw-spielte-falsche-software-auf-manipulation-auch-bei-bmw-das-steckt-hinter-dem-diesel-rueckruf_id_8518613.html
[9]
https://www.youtube.com/watch?v=GYXrpLYNdcM
[10]
https://www.carscoops.com/2018/05/tesla-accused-disabling-features-salvaged-model-without-telling-owner/
[11]
https://gonium.net/blog/2020/02/14/kaputt-bleibt-kaputt/
[12]
https://www.dw.com/de/kinderarbeit-f%C3%BCr-elektro-autos/a-40151803
[13]
https://www.humanrights.ch/de/ipf/menschenrechte/wirtschaft/transnationale-unternehmen-und-menschenrechte-dossier/internationale-nachrichten/unmenschliche-arbeitsbedingungen-foxconn
[14]
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2810028/
[15]
https://de.wikipedia.org/wiki/Medtronic
[16]
https://www.giga.de/unternehmen/samsung/news/explosionsgefahr-samsung-stoppt-lieferungen-des-galaxy-note-7/
[17]
https://www.merkur.de/welt/toennies-skandal-deutsches-tierschutzbuero-video-rheda-wiedenbrueck-schweine-masthof-tierquaelerei-staatsanwaltschaft-animal-abuse-zr-90033994.html
[18]
https://www.derwesten.de/region/toennies-fleischkonzern-gruendet-15-tochterfirmen-experten-vermuten-schlupfloch-dahinter-id229661856.html
[19]
https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/maengel-bei-metzgerei-vinzenzmurr-zeigen-luecken-im-lebensmittelrecht-a-862100.html
[20]
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/hygienemaengel-bei-vinzenzmurr-alt-faulig-und-deutlich-ranzig-1.1498895
[21]
https://www.infosperber.ch/Wirtschaft/Spanien-Sklavenarbeit-fur-Obst-und-Gemuse
[22]
https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/europas-dreckige-ernte-114.html
[23]
https://www.rnd.de/wirtschaft/gewachshauser-in-spanien-zu-besuch-im-plastikmeer-von-almeria-S3TAGXSOBVG4JBPO5MGEOW4FVM.html
[24]
https://www.noz.de/deutschland-welt/vermischtes/artikel/1976926/missbrauch-von-heimkindern-skandal-erschuettert-mallorca
[25]
https://www.svz.de/deutschland-welt/wirtschaft/Skandale-in-der-Textilwirtschaft-und-die-Folgen-id20588837.html
[26]
https://www.br.de/nachricht/arbeitsbedingungen-textilindustrie-schwellenlaender-100.html
[27]
https://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/produkte/landwirtschaft/baumwolle/