Servus!
Also zunächst mal hat der wheelisierende Großstadtendurist kein feuchtes
Rahmenrohr, sondern eine 1998er KTM 620 Sempre Competizione. Da muß also
nichts entlüftet werden, die sinngemäßen Gedanken zum "Woher" des
Spritzöls am Ventiltrieb stellen sich natürlich auch.
Dann ist der wheelisierende Großstadtendurist gerne auch auf Enduroradln
unterwegs, weil es abseits des asphaltierten Großstadtdschungels auch
(noch) ein paar Spielplätze gibt, wo 100% Gefälle oder Steigung bei
entsprechenden Drehzahlen keine Seltenheit sind. Ich erinnere an das
"Flash of Light"-Video.
Dann wäre noch zu erwähnen, daß die selige Honda XR400R als das
gegenüber der XR600R technisch fortgeschrittenere Krad über einen
Ölkühler am Lenkkopf verfügte, evtl. gibt es auch im Aftermarket
irgendwelche Nachbauten, da das Original nur noch gebraucht erhältlich,
aber dennoch prohibitiv teuer ist. Als Designanregung:
https://www.ebay.com/itm/125309789655
Vielleicht hat auch
https://www.kuehlerschneider.de/ ein paar Ideen, die
fertigen Kühler auf Maß.
Dann gibt der wheelisierende Großstadtendurist kund, daß sich sein
Anti-StVO-Tool derzeit zur Motorrevision bei ebendiesem
https://frauenschuh-tuning.at/ zur Motorrevisionen befindet. Der Sepp
ist super und man muß ja nicht unbedingt warten, bis der
Serien(guß)kolben nach fast 80Mm dann doch auseinanderfliegt und vom
Material nichts mehr zu retten ist. Die Order war explizit
"KTM-Werkspfusch beseitigen", ich bin gespannt, in welchen
Arbeitsschritten das genau besteht.
On Mon, 23 May 2022 22:50:47 +0200, Ralf Kiefer wrote:
> Volker Bartheld wrote:
>> Sagt - was haltet ihr eigentlich von dem Upgrade, den LC4-Ventiltrieb
>> per Spritzdüse und Hydraulikleitung zu schmieren?
> Gute Idee, die könnte fast von mir stammen ;-)
Ich glaub, da bist Du nicht der Erste.
>> Eine dafür VORGESEHENE aber in der Serie unbelegte Stelle am
>> Zylinderkopfdeckel für Rallye-KTMs...?
> Diese Stelle am Deckel gab's ab dem Haifloh-Kopf nicht mehr.
Jup. Die Highflowdinger brillierten ja nicht unbedingt mit grenzenloser
Zuverlässigkeit. $SPEZL trennte sich unlängst von seiner KTM 640 LC4 SM,
wo es nach einem etwas ambitionierten Streckenabschnitt plötzlich aus
dem Abgaskrümmer pinkelte. War der gute Highflow-Zylinderkopf gerissen.
Nachdem sich zur Reparatur noch die üblichen Verdächtigen
(Kupplungskorb, ein paar Getriebezahnräder, Kolben, Pleuel,
Kurbelwellenlager, Getriebeausgangslager, ...) gesellten und sich die
Reparaturkosten im Bereich von reichlich 3k€ ansiedelten, trennten sich
die Wege.
Dieses Gestrüpp von Schläuchen, Drähten und Armaturen, das KTM ein
"Motorrad" nennt, hatte er sowieso nie so recht liebgewonnen. Ich habe
ihm dann geraten, noch eines der letzten 690er SMC-R Modelle habhaft zu
werden, die nicht vom Euro-6-OBD-Schießmichtot-Gesslerhut betroffen
sind, obwohl es beim 690-herausgeforderten Clemens Gleich nicht nur
Probleme mit Tacho, Blinker, Batterie, Ölundichtigkeit/-verbrauch,
Bremskolben (Brembo), Bremsscheibenaufnahmen am Hinterrad (Marchesini)
sondern auch einer produktionsseitig verpfuschten Bremsscheiben
(Galfer) gab, die auch ein 70€-Aufenthalt in der Scheibenschleiferei
nicht kurierte:
https://www.heise.de/autos/artikel/Ausprobiert-Bremsscheiben-schleifen-lassen-4496132.html?seite=all
Warum Scheiben von Galfer in die Erstausrüstung? Du rätst es bestimmt.
Immer noch besser, als die langweiligen Zweizylinder, die es anderswo
zu kaufen gibt und zuverlässiger als irgendwelche Exoten, z. B. von
https://www.tmracing.it/supermoto/.
> Am Deckel von meinem Motor liegt die Materialstärke zwischen 6,0 und
> 7,5mm, genauer habe ich noch nicht "geschätzt". Reichen 6mm Gewindelänge
> für ein M8*1,0-(Fein-)Gewinde einer Hohlschraube?
Ist das nun die Variante mit Ansatz oder der Highflow ohne? 7mm Fleisch
für M8*1.0 liegt schon nahe an der Mindesteinschraubtiefe für Alu
https://www.ing-hanke.de/know-how/online-rechner-fuer-die-mindesteinschraubtiefe-hochfester-schrauben/
, würde ich jetzt aber speziell bei Feingewinde nicht übermäßig kritisch
sehen, da kommen maximal 30Nm drauf, eher weniger. Sind ja nicht die
ZF/TRW/Lucas-Bremssättel für meinen olympischen Alptraum...
https://www.lott.de/de/i738913h5m1557t5600
https://www.lott.de/de/i738917h5m1557t5600
... die mit neuen - haha! - "Fittingen" (das sind einfach nur
grobschlächtige Stahlklötze mit Nippel, evtl. leicht sulfatiert, an die
man einen Bremsschlauch gecrimpt hatte), Leitungen, Hohlschrauben und
Alu(!)dichtringen bei den vorgeschriebenen 35Nm immer noch sifften und
erst nach reichlich 60Nm dicht wurden.
Danach kann man die Sechskant-Sattelschrauben nur noch mit einem
Gabelschlüssel lösen, Bauraumkonflikt. Zitat Hersteller:
"[...] Sie haben natürlich Recht damit, dass der Bauraum um die
Bremssattelschraube sehr begrenzt ist. Leider ist das Design vom
Fahrzeughersteller vorgegeben. Wenn der Bremsschlauch geändert wird,
müsste dieser auch neu validiert werden. Außerdem könnte auch eine
Verlängerung des Anschlusses am Bremsschlauch aufgrund von Schwingungen
oder anderen Einflüssen zu einem früheren Versagen führen. Ich kenne
jetzt für dieses Fahrzeug nicht das Anzugsmoment für die Hohlschraube
am Anschluss. Aber eine Schraube M12 mit Güteklasse 8.8 kann schon ein
höheres Drehmoment von 35Nm ertragen. Somit sind laut DIN auch 60-70Nm
in Ordnung. [...]"
Bei nächster Befassung mit der Materie kommen da Halteschrauben mit
Innentorx rein, einen potentiellen Verlust der Betriebserlaubnis sehe
ich sehr gelassen.
Übrigens gilt bei Einschraubtiefen von Gewinden nicht "viel hilft viel",
ab 2d - spätestens 3d sollte das Hirn eingeschaltet werden, ob man
nicht evtl. dickere, andere oder mehr Schrauben benötigt. S. auch:
https://gewindeaufschneider.de/blog/die-gewindetiefe-was-muessen-sie-beachten/
> Zu beachten ist, daß die Nockenwelle sehr knapp drunter dreht, d.h. daß
> ein Überstand der reingedrehten Schraube unschöne Geräusche erzeugt.
Jup. Normale Hohlschrauben werden da eher nicht passen, die Geschichte
mit dem Innengewinde und der endfest eingeklebten Vergaserdüse bei...
https://www.youtube.com/watch?v=8OU_c8P3Omc&t=216s
... ist zwar aus Erwäggründen der Druckbalance nachvollziehbar, aber
dennoch reichlich schräg.
>> Ganz so rustikal wie der Bub in
> Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Bub verstanden hat, wie der
> Ölkreislauf vom LC4-Motor funktioniert.
Das weiß ich auch nicht. Er zweigt sich halt ein bisserl was vom Saft
ab, Brustrohr - oder beim kleinen Ölkreislauf - Mikroölfilter.
> Daher die Basis: Die untere Ölpumpe pumpt soviel aus dem (Getriebe-)
> Sumpf, wie Drehzahl und Viskosität gerade hergeben. Zwischen Pumpe
> und erstem Ölfilter liegt der Öldruckbegrenzer. [...]
> So pendelt sich der Öldruck von der Pumpe mit Hilfe des
> Öldruckbegrenzers gegen die beiden Düsen zwischen 0,2 und 3,5bar ein.
> [Eine] Spritzdüse pinkelt unterhalb des Kolbens leicht schräg von
> unten an den Kolbenboden [...]
> Diese Spritzdüse hat einen definierten Durchmesser. Davon gibt es
> unterschiedliche! Ein Wechsel ist vermutlich mechanisch kritisch. Die
> zweite Düse ist links vorne am Motorgehäuse, wo der Ölschlauch vom
> Rahmenrohr kommend das Öl zum linken Kurbelwellenstumpf
> transportiert, von wo aus das Öl durch die Welle und die linke
> Kurbelwange zum unteren Pleuellager gelangt. [...]
> Das sich dort am Grund niederschlagende, flüssige Öl wird von der
> zweiten Pumpe aus der Kurbelkammer gepumpt (Trockensumpf!) und im
> Bereich im Getriebe oberhalb der Zahnradpaare vom 5. und 4.Gang
> "ausgeleert".
Genau so sieht das aus, ja. Aber mei, der Bub wollte halt eine Stelle,
wo man leicht den Ölkreislauf auftrennen kann. Daß das zu Lasten der
anderen "Verbraucher" geht, ist seit Herrn Ohm nicht nur für Stromdiebe
und Konstantstromquellen bekannt.
Es sei übrigens auch noch die Frage erlaubt, was die untere/erste
Ölpumpe tut, wenn das Motorrad auf dem Hinterrad steht. Ob da überhaupt
noch genug durch den Siebkäfig angesaugt wird? Denn "Never again engine
damage to your KTM by wheelies!" war doch eigentlich, was im Lastenheft
stand.
> Zum Öldruck: die Pumpe pumpt gegen die beiden Düsen. Die Ölmenge
> verteilt sich grob im Verhältnis der Öffnungsflächen dieser beiden
> Düsen, also stark asymmetrisch (rund 1 : 3,5). Auch egal, das wollten
> die KTM-Konstrukteure so, und es funktioniert.
> Bei Rallye-Motoren ist vieles ein Stückchen anders, bei
> Frauenschuhmotoren ebenso.
Da bin ich gespannt, was mir der Sepp da einbaut.
> Meine Idee: Über den neuen Anschluß am Zylinderkopfdeckel wird Öl
> eingeleitet, das die Menge an den beiden anderen wichtigen Stellen nicht
> verringert. Das ist demzufolge die Ölmenge, die beim originalen
> Öldruckbegrenzer seitlich rausläuft. Blöd ist, daß man dort nicht
> rankommt, um diese Menge abzugreifen. Also liegt es nahe den
> Öldruckbegrenzer an einer taktisch sinnvollen Stelle außerhalb des
> Motors zu platzieren.
Puh. Und ich habe mich gerade eben noch über das Schlauchgestrüpp an der
LC4 beklagt...
> Aufgabenliste [...]:
> - im Industriefachhandel kleinen externen Öldruckbegrenzer finden, der
> bei ungefähr 4bar öffnet,
> - Skizzen meines Ölkühlers in den Rechner übertragen, damit die
> CNC-Fräse damit was anfangen kann,
> - ggf. Probekühler mit einem Billig-Alublock testweise fräsen, sozusagen
> als Mechanical Sample,
> - gscheites Material kaufen (seewasserfest, vibrationsfest, u.ä.) und
> den endgültigen Kühler fräsen,
> - Gewindeloch in den Kopfdeckel bohren/fräsen,
> - Öldruckleitungen beim örtlichen Hydraulikfachmann anfertigen lassen.
Aufwendig. Für DIY-Öldruckleitungen sollte auch...
https://www.telgesparts.de/fittings-racing-c-5343_6442_6444.html
http://www.mqmoto.it/wp-content/uploads/2015/04/Catalogo-Allegri-Tubazioni-freno.pdf
... geeignet sein, wenn Dir die lichte Weite der Stahlflexschläuche
zusagt.
> Meine Einkaufsliste:
> - 2kg Motivation :-)
Die stinkende Geldsau _läßt_ einfach schrauben. Von Motortechnik habe
ich nicht den blassesten Dunst - und warum all die Fehler nachmachen,
die der Frauenschuh schon längst gelöst hat? Bei ausufernder Langeweile
kann ich mich immer noch der maladen WR250X widmen, die mit
irgendwelchen obskuren Fehlercodes nicht starten will. Kupferwurm oder
Motorsteuergerät.
Ciao,
Volker