On Sat, 1 May 2021 20:56:21 +0200, Ralf Kiefer wrote:
> Vor rund 3 Monaten zeigte der Spätzlefunk als "Doku-Reihe" den Film "Mit
> Vollgas in den Ruhestand". Eine völlig dilletantische Reise
Noch einen. Kradvagabunden. Ist aber ein Buch. Ich habe das Buch vom Panny
pandemiebedingt nun durch und versuche eine Rezension.
Auch wenn natürlich nachvollziehbar ist, daß man sich als "Kradvagabund"
einer gewissen literarischen Überhöhung hingeben muß, um sein Zielpublikum
bei Laune zu halten, wurde mir im Verlauf der Geschichte immer klarer, wie
sympathisch der Kerl wohl als Bankmanager so drauf gewesen sein muß. Und
daß er - obwohl diesbezüglich hart an sich arbeitend - auf dem Mopped
relativ wenig dieser doch ziemlich unangenehmen Art eingebüßt hat. Das hat
sich mir in der ersten Diashow (die ich irgendwann man irgendwo in einer
Kneipe sah) gar nicht so recht, in der zweiten dann aber schon mehr
offenbart.
HUMOR! Bzw. die Abwesenheit desselben.
Dieses andauernde Genörgle über Reifenwechsel. Ey, Alter! Dann fahr halt
entsprechend dicke Schläuche und laß Dir entsprechende Reifen dorthin
schicken, wo Du sie brauchst. Längere Montierhebel haben gerüchteweise
auch noch nie geschadet.
In Sachen "Feierabendbier" erinnert er mich in seiner Penetranz schon fast
an die thailändische Freundin eines Freundes. Wenn die auch nur
ansatzweise hungrig ist, dann möchtest Du der Tante wegen ihrer
fortgesetzten Mißlaunigkeit am liebsten eine runterhauen. Als ob die
Quintessenz eines Feierabends wäre, sich eine Pulle Sauerbier hinter die
Binde zu kippen... Mannomann. Dann fresse und saufe ich halt eine Woche
nix, solange ich noch gradaus fahren und gucken kann, BTDT. Kleines
Eingeweide-Hoppala, das dann irgendwann "mangels Masse" zum Stillstand
kommt. Die Krönung dann noch sein Traktat über die aus seiner Sicht
minderwertigen Dumpfbacken, die ihm ohne Leergut und vor 17:00 keine
Dröhnung verkaufen wollen.
Ey: DANN LASS ES HALT. Zwingt ihn ja niemand, 5L Pennerglück im Tetrapack
zu kaufen, nur weil das Credo der Kradvagabunden ist, nicht mehr als 2€
für "Luxus" auszugeben. Da fühle ich mich jedes Mal versucht, laut "WEIN
DOCH!" zu rufen.
Ich macht bis vor Kurzem @work so ziemlich genau das, dem der gudste Panny
den Rücken gekehrt hat. Allerdings ohne cholerische Anfälle, mit
Personalverantwortung und meine Mitarbeiter haben mir mehr als einmal
verklickert, daß sie es wertschätzen, wie ich mich auch gegen den Wind aus
dem oberen Management für sie stark mache. Das war auch der armenischen
Entwicklerin beim "Exit-Interview" wichtig zu erwähnen.
In Summe scheint zwischen den Zeilen (die durchaus eine aufmerksamere
Korrekturlesung hätten vertragen können und denen man ihren Werdegang in
diversen Zelten, an Free-WiFi-Spots und Tankstellen ansieht) immer diese
unangenehme Anspruchshaltung durch, deren Muff man als höhere Charge
offenbar auch dann nicht abstreifen kann, wenn dem ach so stressigen
Büroleben abgeschworen und Back-to-the-Roots gepredigt wird.
Bescheidenheit und Demut wären angesagt, denn trotz der durchaus
wortreichen Meinungsäußerungen in politischen und sozialen Dingen glaube
ich Panny nicht so recht, daß er sich nicht doch klammheimlich als was
Besseres vorkommt.
In Summe ist und war er nie (re)sozialisiert. Motorrad hin oder her.
Und geeignet, in mir Fernweh zu wecken, ist "Kradvagabunden" eher nicht.
Nein, ich fliehe keinesfalls mit fliegenden Fahnen zu Michael Martin
zurück. Aber das Buch von Klaus Schubert und Claudia Metz
(
http://www.abgefahren.info) fand ich einfach lesenswerter,
belletristischer. Auch wenn es mir auf der Homepage inzwischen zu sehr von
Reiki, Chakra und hastenichtgesehen wimmelt. Müssen schon merkwürdige
Leute sein, diese Motorradnomaden.
Oder man läßt es komplett mit der Bikeliteratur und gönnt sich Curt
Mehrhardt-Ilows "Kanadisches Scherzo. Mit lachenden Jägeraugen durch
Prärie und Busch". Gibts inzwischen sogar als E-Book. Also schnell
lesen/herunterladen, bis sich auch hier die Besorgten um politisch
korrekte Schreibe bemühen. Da gibts nämlich Neger, Rothäute, es werden
Schlagfallen gestellt und teilweise auch ordentlich geflucht.
Volker