Am 07.10.21 um 01:47 schrieb Siegfrid Breuer:
> Dann mach Dich mal schlau ueber Bor, und darueber, dass das vom
> Organismus durch Aluminium ersetzt wird, wenn kein Bor da ist. Und
> weil Bor Osteoporose heilt/verhindert ...
Gelesen:
"Bei Arthrose-Gelenksschmerzen sollen Bor-hältige Präparate Wunder wirken.
Hinweise gibt es jedoch nur auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung.
Frage:
Lindern Bor-Präparate wie Borax, Borsäure oder Calcium-Fructoborat
Schmerzen bei altersbedingter Gelenksabnützung (Arthrose)?
Antwort:
Wissenschaftliche Belege fehlen
Erklärung:
Die wenigen Studien dazu sind von schlechter Qualität und daher nicht
vertrauenswürdig. Zudem gibt es keinen Hinweis darauf, dass der
menschliche Körper Bor überhaupt benötigt.
Wie gehen wir vor?
Für Pflanzen ist Bor ist ein wichtiger Mikronährstoff, ohne den sie
nicht wachsen können.
Für Insekten sind Borverbindungen hingegen hochgiftig. Eine davon – sie
trägt den Namen Borax – wird erfolgreich als Mittel gegen unliebsame
Kriechtiere im trauten Heim eingesetzt.
Mit dem Trinkwasser und pflanzlicher Nahrung nehmen wir geringe Mengen
an Bor zu uns. Dennoch ist Medizinern keine biologische Funktion von Bor
im Körper von Menschen und Säugetieren bekannt.
Hingegen gibt es starke Hinweise, dass große Bor-Mengen für den Menschen
gesundheitsgefährdend sein können.
Dennoch loben manche Internetquellen Borax sogar als Heilmittel.
Angeblich könne es Schmerzen bei abgenutzten Gelenken (Arthrose) lindern.
Dürftige Beweise
Wir konnten dazu nur eine einzige klinische Studie finden.
Auch wenn deren Verfasser in ihrer Arbeit einen positiven Eindruck
erwecken wollen – ein kritischer Blick auf die Daten zeigt, dass die
Borax-Tabletten Arthrose-Beschwerden bei den Teilnehmern nicht lindern
konnten. Insgesamt haben jedoch viel zu wenige Personen an der Studie
teilgenommen, damit ist sie kaum aussagekräftig.
Drei weitere Studien haben nicht Borax, sondern eine
Fruchtzucker-Borsäure-Verbindung erforscht. Alle drei Arbeiten haben
jedoch grobe Mängel, eine der Studien hat nicht einmal untersucht, ob
sich die Beschwerden der Teilnehmer überhaupt gebessert haben.
Hinweise, dass Borax oder Borsäure tatsächlich die Beschwerden bei
Menschen mit abgenutzten Gelenken bessern können, gibt es keine.
Mögliche Gesundheitsgefahr
Umso deutlicher sind jedoch die Hinweise darauf, dass Borverbindungen
alles andere als harmlos sind. Zwar sind Studien zu den Risiken von Bor
am Menschen Mangelware, zahlreiche Studien an unterschiedlichen
Säugetieren kommen jedoch alle zum selben Ergebnis: Borax und Co
beeinflussen die Wirkung der Geschlechtshormone.
Die Folgen reichen von verminderter Spermienqualität bei Männern über
Missbildungen von Hoden, Rippen und Herzkreislaufsystem bei
Neugeborenen. Auch das Geburtsgewicht kann in Folge deutlich verringert
sein.
Grund genug für die EU, eine tägliche Bor-Höchstmenge von 10 Milligramm
(mg) pro Tag für Erwachsene vorzuschreiben.
Immerhin scheinen Borverbindungen dem derzeitigen Wissensstand zufolge
nicht krebserregend zu sein.
Bor ist allgegenwärtig
Trotz der Bedenken sind Borsäure und Borax in der EU als
Lebensmittelzusatz zugelassen – wenn auch nur für die Haltbarmachung von
Kaviar. Sie verstecken sich hinter der Bezeichnung E284 und E285.
Manche Menschen könnten die gerade noch tolerierbare, tägliche Bormenge
jedoch bereits erreichen oder überschreiten, ohne es zu wissen.
Viele Mineralwässer enthalten größere Mengen an Borsäure.
Personen, die sich vegetarisch ernähren, nehmen erhebliche Mengen an Bor
auf. Neben Obst und Gemüse sind auch Nüsse, Trockenfrüchte sowie Wein
und Bier verhältnismäßig borreich, während in tierischen Produkten kaum
Bor enthalten ist.
Auch in manchen Kosmetikprodukten ist Borsäure enthalten, darunter in
Badezusätzen, Mitteln zur Mundhygiene oder Pudern. In Waschpulver und
Geschirrspül-Pulver sind Perborate als Bleichmittel enthalten – aus
diesen gelangt jedoch kaum Bor in unseren Körper.
Bedenklich ist, dass Spielzeuge wie Hüpfknete oder „Slimy“-Glibbermasse
Borsäure in großen Konzentrationen beinhalten. Vor allem wenn Kinder
diese in den Mund nehmen, können signifkante Mengen an Borsäure in den
Körper gelangen. Doch auch über die Haut kann etwas Bor in den Körper
wandern.
Bessere Alternativen bei Arthrose
Arthrose ist eine chronische Gelenksabnützung, für die es keine Heilung
gibt. Wer an chronischen Arthrose-Schmerzen und steifen Gelenken leidet
und sich durch Borax eine Linderung erhofft, sollte auf wirkungsvollere
Alternativen setzen.
Am häufigsten empfehlen Ärzte Schmerzmittel und entzündungshemmende
Medikamente, langfristig helfen können aber vor allem Gewichtsabnahme
und Bewegungsübungen mit Aerobic oder Kräftigung der Muskulatur.
Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, nehmen Ärzte häufig eine
Operation vor, bei der künstliche Gelenke eingesetzt werden.
Unter Umständen können auch pflanzliche Mittel eine leichte Linderung
verschaffen, wie Medizin-Transparent.at bereits berichtet hat (siehe
Wächst ein Kraut gegen Arthrose? und Weihrauch: heilig und heilsam? )
[Aktualisiert, ursprünglich veröffentlicht am 4. 12. 2015. Eine Suche
nach neuen Studien führt zu keinen Änderungen.]
Die Studien im Detail
Klinische Studien, die sich mit der Wirkung von Borverbindungen auf
Arthrosebeschwerden auseinandersetzen, sind Mangelware.
Nur eine einzige randomisiert-kontrollierte Studie untersuchte Borax
(Natriumtetraborat).
Die Autoren beobachteten mit lediglich 20 Teilnehmern jedoch eine sehr
kleine Anzahl von Menschen, von denen überhaupt nur 15 bis zum Schluss
blieben.
Am Ende zeigte sich, dass die Beschwerden der mit Borax behandelten
Teilnehmer sich nicht mehr gebessert hatten als die der
scheinbehandelten Teilnehmer in der Placebogruppe.
Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl ist die Studie jedoch nur bedingt
aussagekräftig.
Drei weitere Studien untersuchten die Borsäure-Verbindung
Kalzium-Fructo-Borat.
Die Autoren einer dieser Arbeiten erhoben aber lediglich bestimmte
Blutwerte ihrer Arthrose-Patienten, nicht aber ob sich auch deren
Beschwerden gebessert hatten.
Ein zweites Wissenschaftlerteam hat weder zu Beginn noch am Ende ihrer
Studie statistisch untersucht, ob sich die Arthrose-Beschwerden der mit
Bor behandelten Teilnehmern von jenen der scheinbehandelten Teilnehmern
unterscheiden.
An der letzten Studie nahmen Teilnehmer mit unspezifischen Knieschmerzen
teil. Ob der Grund für die Schmerzen tatsächlich Arthrose war, bleibt
unklar. Offen bleibt ebenso, ob die Studienleiter die Teilnehmer
tatsächlich per Zufall in Placebo- und Borat-Gruppe aufgeteilt haben.
Daher lässt sich nicht ausschließen, dass sich in der Behandlungsgruppe
von vornherein Personen mit weniger Schmerzen befunden haben als in der
Scheinbehandlungsgruppe. Unterscheiden sich die Beschwerden nach
Studienende, wäre dies eine mögliche Erklärung.
Wissenschaftliche Quellen, usw. - nachzulesen unter:
https://www.medizin-transparent.at/borax-das-gesundheitsschaedliche-heilmittel/
----------------------
Oder hier
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-50-2016/wunderwaffe-bor
Physiologische Bedeutung von Bor
Für Pflanzen ist Bor ein essenzielles Element. Es nimmt Einfluss auf das
Wurzelwachstum, fördert die Nährstoffaufnahme sowie das
Pollenschlauchwachstum und unterstützt somit auch die generative
Entwicklung der Pflanze. Beim Menschen ist die physiologische Bedeutung
weit weniger eindeutig. Zwar zählt Bor nach der Definition der
Gesellschaft für Ernährung und Ernährungsforschung zu den
Ultraspurenelementen (Bedarf < 1 mg) [2], jedoch ist unklar, inwieweit
Bor essenziell für den menschlichen Organismus ist. Eine
Mangelerscheinung wurde nur im Tierexperiment unter extremen Bedingungen
nachgewiesen.
Bis heute konnte nicht eindeutig bewiesen werden, welche spezifischen
biochemischen Funktionen Bor in höher entwickelten Organismen einnimmt.
In einigen Publikationen wird darauf hingewiesen, dass Bor eine
bioaktive Nahrungskomponente sei, die einen positiven Einfluss auf die
menschliche Gesundheit haben soll. Insbesondere soll Bor die
Gehirnaktivität steigern, den Knochenstoffwechsel positiv anregen,
arthrotische Beschwerden lindern und sogar vor Prostatakarzinomen
schützen [3, 4]. Diese Annahmen basieren allerdings meist auf
In-vitro-Versuchen sowie Tierexperimenten an Fröschen und Fischen. Da in
vitro meist unrealistisch hohe Konzentrationen eingesetzt wurden und
Untersuchungen an Tierarten, die nicht zu den Säugetieren zählen, kaum
Relevanz für den Menschen haben, lassen sich aus den Ergebnissen keine
wesentlichen Schlussfolgerungen ziehen.
Wir nehmen Bor täglich aus verschiedenen Quellen auf, zum größten Teil
jedoch über die Nahrung. Die Aufnahmemenge kann dabei stark variieren.
Wie eine britische Studie feststellte, gelangen durchschnittlich 1,5 mg
Bor am Tag über die Nahrung in unseren Körper, in einer Studie aus den
USA waren es mit 0,87 bis 1,35 mg etwas geringere Mengen [1]. Besonders
pflanzliche Erzeugnisse sind reich an Bor – wie Trockenobst, Gemüse,
Nüsse, Wein und Bier (s. Tabelle 1). Dagegen haben Fleisch, Fisch und
Milchprodukte einen eher geringen Bor-Gehalt. Jedoch können auch borarme
Nahrungsmittel durch größere Verzehrsmengen eine Haupteinnahmequelle
darstellen. Dazu zählen beispielsweise Kaffee, Kartoffeln und frisches
Obst. Auch das Trinkwasser trägt zur täglichen Bor-Aufnahme bei. Etwa
0,1 bis 0,3 mg Bor sind in einem Liter Leitungswasser enthalten,
Mineralwässer weisen im Durchschnitt 0,75 mg pro Liter auf. Als
Maximalwert werden für diese sogar 4,35 mg Bor pro Liter angegeben.
Weitere potenzielle Expositionsquellen können neben dem Arbeitsplatz
auch Kosmetika, Arzneimittel und Spielzeuge sein.
Fazit:
Da die physiologische Bedeutung von Bor bisher nicht belegt ist und es
täglich über die Nahrung in ausreichendem Maße aufgenommen wird, ist
eine Supplementierung von Bor über Nahrungsergänzungsmittel
offensichtlich unnötig und kann wissenschaftlich nicht begründet werden.
Ein Nutzen ist nicht nachgewiesen. Die Verwendung von Bor-Verbindungen
zur Prävention oder Therapie von Erkrankungen wie Arthrose oder
Prostatakarzinom ist wissenschaftlich nicht belegt. Andererseits können
potenzielle Risiken nicht ignoriert werden. Schwangeren Frauen ist unter
Berücksichtigung des teratogenen Potenzials von Borsäure und Borax von
einer Supplementation dringend abzuraten. Da der Embryo bereits in den
ersten Wochen der pränatalen Entwicklung empfindlich gegenüber
teratogenen Substanzen reagiert und eine Schwangerschaft häufig erst
nach einigen Wochen diagnostiziert wird, gilt dieser Rat für alle Frauen
im gebärfähigen Alter"
Und hier die Verbraucherzentrale:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/bor-ein-gesundheitsrisiko-37162
In Nahrungsergänzungsmitteln sind EU-weit überhaupt nur zwei
Bor-Verbindungen zugelassen: Borsäure und Natriumborat (=
Natriumtetraborat).
"Die folgenden Verbindungen sind in Europa nicht zugelassen und dürfen
in Lebensmitteln nicht verwendet werden: Calcium-Fructo-Borat,
Borcitrat, Bor-Aspartat, elementares Bor, Boron (als Boron Citrat, Boron
Aspartat und Boron Glycinat Komplex). Es ist unklar, inwieweit die
Studienergebnisse auf hier zugelassene Borverbindungen übertragbar sind.
Aus dem Ausland importierte Nahrungsergänzungsmittel mit diesen
Inhaltsstoffen können vom Zoll zurückgehalten werden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, pro Tag nicht
mehr als 0,5 Milligramm Bor über Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen.
Bei einigen marktüblichen Produkten liegt die vom Hersteller empfohlene
tägliche Verzehrmenge bereits bei durchschnittlich 3 Milligramm"
Aber als Waschmittel kann man doch Borax nehmen?
Wikipedia beleuchtet da (fast) alle Seiten:
"Im Haushalt und Wäschereien findet Borax Anwendung in Seife, in
Wasserenthärtern und als Ausgangsmaterial zur Gewinnung von Perboraten
in Waschmitteln.
Borax wird in Desinfektions-, Putz- und Bleichmitteln, Kosmetikprodukten
sowie als Insektizid (bei Ameisenfallen) eingesetzt.
Die Abgabe von Borax an private Endverbraucher ist allerdings in
Deutschland seit dem 01.06.2009 durch die Chemikalien-Verbotsverordnung
untersagt. Produkte, die „Borax“ im Markennamen tragen, werden daher
seither ohne Borax zubereitet.
Als Lebensmittelzusatzstoff hat es die Bezeichnung E 285, ist aber in
der EU ausschließlich für echten Kaviar zugelassen und in den USA ganz
verboten.
Borax ist neben Polyvinylalkohol, destilliertem Wasser und
Lebensmittelfarbe eine Grundsubstanz zur Herstellung des populären
Spielzeugs Slime (Schleim) gewesen.
In der Alternativmedizin wird Borax als Heilmittel gegen Arthritis,
Osteoporose, Alzheimer-Demenz, Wechseljahresbeschwerden, zur Vorbeugung
gegen Krebs und zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit
verkauft. Für diese Heilversprechen gibt es keine wissenschaftlichen
Belege. Von den Befürwortern wird behauptet, Bor sei ein Spurenelement,
dessen Mangel zu obigen Beschwerden führen oder diese verschlimmern kann"
https://de.wikipedia.org/wiki/Borax
Dorothee