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Speisezettel Leipzig 1839

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SchmidtUwe

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Oct 3, 1998, 3:00:00 AM10/3/98
to

Liebe Mampfer,
der Komponist Carl Friedrich Zöllner (1800-1860) vertonte als musikalischen
Spaß für vier Männerstimmen eine Speisekarte von 1839 aus dem Leipziger Lokal
"Zills Tunnel"
Zur Erbauung aller gebe ich Euch den Text einmal durch. Dabei die Fragen an die
kollektive Weisheit dieser Gruppe: Was versteht man unter Welschkraut, was sind
Lerchen (ich glaube nicht, daß die Piepmätze gemeint sind), und was ist der
angeschlagne Kälberstoß?

Also dann:

"Marqueur!"
"Mein Herr!"
"Was gibt's für heut?"

"Fricassé von Kalbfleisch,
Blumenkohl mit Rindfleisch,
Sauerkraut mit Schweinefleisch,
Schöpsenfleisch mit Welschkraut,
Bratwurst, Omeletten, Beefsteak,
Coteletten, angeschlagnen Kälberstoß,
schöngefüllte Taube,
Schinken mit Kartoffelkloß
Lerchen und Ragout,
Krautsalat mit Karpfen,
Allerlei mit Henne,
frische Macaroni,
rohen Schinken, Cervelatwurst,
marinierten Hering, Lachs mit Remouladensauce,
Nierenbraten, Enten, junge Hühner,
eingemachte Pflaumen, Preiselbeeren, Aepfel, Sellerie.
Hinterher: Butterbrod, Schweizerkäs'!
Portion: fünf Grosch'n gut Geld.
Wünsche wohl zu speisen."

Dem schließe ich mich an

Uwe Schmidt
schmi...@aol.com

Michael Pronay

unread,
Oct 3, 1998, 3:00:00 AM10/3/98
to
SchmidtUwe schrieb in Nachricht
<19981003063252...@ngol01.aol.com>...

>Was versteht man unter Welschkraut,

Wirsing

>was sind Lerchen (ich glaube nicht, daß die Piepmätze
>gemeint sind),

Könnte aber sein.

>und was ist der angeschlagne Kälberstoß?

Da paßt auch meine kleine Handbibliothek.

Michael


Jordan

unread,
Oct 3, 1998, 3:00:00 AM10/3/98
to

SchmidtUwe schrieb:

> Liebe Mampfer,
> der Komponist Carl Friedrich Zöllner (1800-1860) vertonte als musikalischen
> Spaß für vier Männerstimmen eine Speisekarte von 1839 aus dem Leipziger Lokal
> "Zills Tunnel"
> Zur Erbauung aller gebe ich Euch den Text einmal durch. Dabei die Fragen an die

> kollektive Weisheit dieser Gruppe: Was versteht man unter Welschkraut, was sind
> Lerchen (ich glaube nicht, daß die Piepmätze gemeint sind), und was ist der
> angeschlagne Kälberstoß?
>
> Lerchen und Ragout,

Doch genau die Lerchen sind gemeint. es war eine bekannte Leipziger Delilatesse und
ist es in einigen Gegenden noch heute.


Heike.Jeske

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Oct 3, 1998, 3:00:00 AM10/3/98
to
Hallo Uwe,

>Was versteht man unter Welschkraut,

das ist Wirsing. Oma machte ihn mit Muskat abgeschmeckt und mit in Butter
gerösteten Streuseln bestreut.

>was sind Lerchen (ich glaube nicht, daß die Piepmätze gemeint sind),

Meiner Meinung nach ein leckeres Gebäck. Hat meine Oma sehr oft gemacht.
Wobei ich mir die Kombination in diesem Speisezettel nicht vorstellen kann.
Vielleicht sind ja doch eher die Piepmätze gemeint?
Auf jeden Fall mal das Rezept der besten Köchin der Welt:

MMMMM----------MEAL-MASTER Format (B&S REZEPT Version 1.1.8.0)--------

Title: Leipziger Lerchen
Categories: Gebäck
Yield:

150 g Mehl
150 g Butter
1 Ei
1 tb Weisswein
75 g Zucker

MMMMM---------------------Fuer die Fuellung---------------------------
250 g geriebene Mandeln
125 g Zucker
1 ds Zimt

Aus Mehl, Butter, Ei, Weisswein und Zucker einen Muerbeiteig bereiten. Ueber
Nacht kuehlstellen, dann 1/2 cm dick ausrollen und in kleine, gefettete
Foermchen druecken. Die geriebenen Mandeln mit dem Zucker in einem Topf bei
maessiger Hitze erwaermen, bis sich der Ballen loest, mit Zimt abschmecken.
Die so entstandene Marzipanmasse in die Foermchen fuellen.
Muerbeteigstreifchen formen und kreuzweise ueber die Masse legen. Die
Toertchen bei maessiger Hitze in der vorgeheizten Backroehre etwa 30-40
Minuten goldgelb backen.

:Stichworte : Gebäck, Marzipan, Oma
:Notizen (*) : Quelle: Omas Kochbuch
abgeschrieben und bearbeitet von
Heike.Jeske

>und was ist der angeschlagne Kälberstoß?

Da muß ich leider passen, nie gehört, nie gegessen und Oma kann ich leider
nicht mehr fragen:-((.

Grüße
Heike

Günther Rieth

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Oct 4, 1998, 3:00:00 AM10/4/98
to
Hi Michael!

MP>>was sind Lerchen (ich glaube nicht, daß die Piepmätze
MP>>gemeint sind),
MP>Könnte aber sein.

Leipziger Lerche: Es gibt viele Leipziger Zubereitungsarten dieses kleinen,
sehr geschmackvoller Wiesenvogels, der in Europa und Asien weit verbreitet
ist, mit Speck, mit Äpfeln, mit Oliven, mit Champignons, mit Leberfarce und
Trüffeln, mit Wildjus. (Hering).

Gruss Guenther

SchmidtUwe

unread,
Oct 4, 1998, 3:00:00 AM10/4/98
to

Liebe Mampfer,
der Komponist Carl Friedrich Zöllner (1800-1860) vertonte als musikalischen
Spaß für vier Männerstimmen eine Speisekarte von 1839 aus dem Leipziger Lokal
"Zills Tunnel"
Zur Erbauung aller gebe ich Euch den Text einmal durch. Dabei die Fragen an die
kollektive Weisheit dieser Gruppe: Was versteht man unter Welschkraut, was sind
Lerchen (ich glaube nicht, daß die Piepmätze gemeint sind), und was ist der
angeschlagne Kälberstoß?

Also dann:

Rene Gagnaux

unread,
Oct 4, 1998, 3:00:00 AM10/4/98
to
Hallo Peter

On 3 Oct 1998 15:44:49 GMT, Jorda...@t-online.de (Jordan) in
<6v5gpi$21s$1...@news01.btx.dtag.de> wrote:

>> Lerchen und Ragout,

>> was sind Lerchen (ich glaube nicht, daß die Piepmätze gemeint sind)

>Doch genau die Lerchen sind gemeint. es war eine bekannte Leipziger Delilatesse und


>ist es in einigen Gegenden noch heute.

Leipziger Lerchen sind aber süsses Gebäck: kann hier doch nicht sein, denn es
passt doch nicht zum Ragout??

Salut ,
Rene

Peter H. Jordan

unread,
Oct 5, 1998, 3:00:00 AM10/5/98
to

Rene Gagnaux schrieb:

Nein, nein - die Lerchen waren die Singvögel.

--
Peter H. Jordan Weingut JORDAN & JORDAN
(Winemaker)

--- Life is too short to drink bad wine ---

Der Saarwein : "http://www.saarwein.com"
Wein Forum : "http://www.saarwein.com/cgi-bin/Ultimate.cgi"

H.-D. Bialek

unread,
Oct 5, 1998, 3:00:00 AM10/5/98
to

Rene Gagnaux schrieb in Nachricht <36183b28.6534756@news>...

>
>Leipziger Lerchen sind aber süsses Gebäck: kann hier doch nicht sein, denn
es
>passt doch nicht zum Ragout??
>
Hallo Rene,

ich zitiere aus folgendem Buch: Entdeckungsreise durch Deutschland, Unser
Land und seine Küche; ADAC-Verlag:

"Die mit Konfitüre, Butter, Zucker und geriebenen Mandeln gefüllten
Mürbeteigtörtchen verdanken ihren Namen tatsächlich den Lerchen, die in
Leipzig früher sehr gern gegessen wurden. Erst als die Singvögeljagd in
Sachsen 1876 verboten wurde, übertrugen pfiffige Bäcker den zu einem
Begriff gewordenen Namen Leipziger Lerchen auf die Törtchen."

--
Gruß: Hans-Dieter

Rene Gagnaux

unread,
Oct 6, 1998, 3:00:00 AM10/6/98
to
Hallo Peter

On 5 Oct 1998 06:43:49 GMT, Jorda...@t-online.de (Peter H. Jordan) in
<6v9pr5$rum$1...@news00.btx.dtag.de> wrote:

>> Leipziger Lerchen sind aber süsses Gebäck: kann hier doch nicht sein, denn es
>> passt doch nicht zum Ragout??

> Nein, nein - die Lerchen waren die Singvögel.

;) Ich nehme an, Du meinst Fleischvögel?! Komisch, bisher habe ich 'Leipziger
Lerchen' bisher nur als Gebäck gekannt, in der Art wie vorhin von Heike.Jeske
gepostet.

Salut ,
Rene

Peter H. Jordan

unread,
Oct 6, 1998, 3:00:00 AM10/6/98
to
Rene Gagnaux schrieb:

Die korrekte Antwort hatte schon jemand anders auch gepostet. Der Vogelfang war ein
beliebter Sport - ist es in einigen Ländern immer noch. In der Leipziger Gegend
wurden große Mengen von Lerchen mit Netzen gefangen. Mehrere Meter hohe Netze aus
dünnen Garnen wurdan an den Feldrändern aufgestellt und dann die Vögel in die Netze
getrieben. Die Lerche ist ein ziemlich fleischiger und sehr schmackhafter Vogel, der
auch heute noch in der vielen regionalen (z.B. italienischen) Küchen auftaucht.
Bitte jetzt keine Ethik Diskussion anfangen - zwischen einer Lerche, einer Wachtel
und einem Hühnchen gibt es keinen "moralischen" Unterschied.

Bei dem Gebäck der Leipziger Lerchen sehen wir auch aus anderen Gerichten bekannte
Umdeutungen, in denen das Ausgangsprodukt nicht mehr auftaucht.

Rene Gagnaux

unread,
Oct 6, 1998, 3:00:00 AM10/6/98
to
Hallo Peter & Hans-Dieter

On 6 Oct 1998 07:29:45 GMT, Jorda...@t-online.de (Peter H. Jordan) in
<6vcgt9$vt8$1...@news02.btx.dtag.de> wrote:

> Die korrekte Antwort hatte schon jemand anders auch gepostet.

Vielen Dank für die Erklärungen! Stimmt, ich hätte daran denken sollen, denn
in Frankreich wurden früher Lerche ("alouette") auch gerne gegessen, auch wenn
dies ein Geschmacksfrage war. In einem 'Almanach des gourmands' steht als
Kommentar "qu'un petit faisceau de cure-dents, plus propre a nettoyer la
bouche qu'a la remplir" ;)

Salut ,
Rene

Michael Stoeckel

unread,
Oct 9, 1998, 3:00:00 AM10/9/98
to
>Bitte jetzt keine Ethik Diskussion anfangen - zwischen einer Lerche,
einer
>Wachtel und einem Hühnchen gibt es keinen "moralischen" Unterschied.

aus diesem Grund gibt auch kaum noch Lerchen in D. Die Italiener
schießen sie, soviel ich weiß jetzt noch ab (man kann im Herbst in
Italien nicht ohne Angst durch die Felder laufen). In Nordafrika gelten
Singvögel (Zugvögel) auch als Spezialität. So ganz historisch wird diese
Diskussion nicht gemeint sein.

Guten Appetit.


Rene Gagnaux

unread,
Oct 9, 1998, 3:00:00 AM10/9/98
to

walter opree

unread,
Oct 10, 1998, 3:00:00 AM10/10/98
to
Liebe Leutchen !

Im Praktischen Kochburg für die gewöhnliche und feinere Küche.
von
Henriette Davidis von 1876
steht folgendes geschrieben über Lerchen und Krammetsvögel :


Leipziger Lerchen

Diese werdn gleich den Krammetsvögeln nicht ausgenommen und beim
Verspeisen nur Schnabel und Magen zurückgelassen. Möchte man nicht
vorziehen die Lerche mit gestossenen Wachholderbeeren ganz wie diese zu
bereiten, so brät man sie in reichlich Butter, zugedeckt, langsam
gelbbraun, lässt dann geriebene und durchgesiebte Semmel in der Butter
bränlich werden, legt die Lerchen in eine heisse Schüssel und richtet
Butter und Semmel darüber an.
Viele essen die lerchen, wenn sie wie Krammetsvögel zubereitet sind, am
liebsten. Uebrigens ist es eine Unbill, so herrliche Singesvögel zu
verspeisen.

Nun den ! und viele Grüsse aus den Niederlanden

Walter

ram...@gmail.com

unread,
Aug 1, 2014, 11:47:26 AM8/1/14
to
On Saturday, October 3, 1998 4:00:00 AM UTC-3, SchmidtUwe wrote:
> Liebe Mampfer,
> der Komponist Carl Friedrich Zöllner (1800-1860) vertonte als musikalischen
> Spaß für vier Männerstimmen eine Speisekarte von 1839 aus dem Leipziger Lokal
> "Zills Tunnel"
> Zur Erbauung aller gebe ich Euch den Text einmal durch. Dabei die Fragen an die
> kollektive Weisheit dieser Gruppe: Was versteht man unter Welschkraut, was sind
Kälberstoß heißt die Hinterkeule eines Kalbes. Auch Kalbsschlägel oder Kalbskeule.

Georg Wieser

unread,
Aug 1, 2014, 12:32:31 PM8/1/14
to
Am 01.08.2014 17:47, schrieb ram...@gmail.com:
> On Saturday, October 3, 1998 4:00:00 AM UTC-3, SchmidtUwe wrote:
>> Liebe Mampfer,
>> der Komponist Carl Friedrich Z�llner (1800-1860) vertonte als musikalischen
>> Spa� f�r vier M�nnerstimmen eine Speisekarte von 1839 aus dem Leipziger Lokal
>> "Zills Tunnel"
>> Zur Erbauung aller gebe ich Euch den Text einmal durch. Dabei die Fragen an die
>> kollektive Weisheit dieser Gruppe: Was versteht man unter Welschkraut, was sind
>> Lerchen (ich glaube nicht, da� die Piepm�tze gemeint sind), und was ist der
>> angeschlagne K�lbersto�?
>>
>> Also dann:
>>
>> "Marqueur!"
>> "Mein Herr!"
>> "Was gibt's f�r heut?"
>>
>> "Fricass� von Kalbfleisch,
>> Blumenkohl mit Rindfleisch,
>> Sauerkraut mit Schweinefleisch,
>> Sch�psenfleisch mit Welschkraut,
>> Bratwurst, Omeletten, Beefsteak,
>> Coteletten, angeschlagnen K�lbersto�,
>> sch�ngef�llte Taube,
>> Schinken mit Kartoffelklo�
>> Lerchen und Ragout,
>> Krautsalat mit Karpfen,
>> Allerlei mit Henne,
>> frische Macaroni,
>> rohen Schinken, Cervelatwurst,
>> marinierten Hering, Lachs mit Remouladensauce,
>> Nierenbraten, Enten, junge H�hner,
>> eingemachte Pflaumen, Preiselbeeren, Aepfel, Sellerie.
>> Hinterher: Butterbrod, Schweizerk�s'!
>> Portion: f�nf Grosch'n gut Geld.
>> W�nsche wohl zu speisen."


Also gut essen konnten sie wohl vor 200 Jahren schon ;-)

Wolfgang Kynast

unread,
Aug 1, 2014, 12:49:20 PM8/1/14
to
On Fri, 1 Aug 2014 08:47:26 -0700 (PDT), "ram...@gmail.com" posted:

>On Saturday, October 3, 1998 4:00:00 AM UTC-3, SchmidtUwe wrote:
~~~~

Oh, ich glaube wir haben einen neuen Rekord :-)))

Mal sehen, wann der erste Googler mit einer Antwort auf eine Frage von
198x kommt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Usenet

[...]

>K�lbersto� hei�t die Hinterkeule eines Kalbes. Auch Kalbsschl�gel oder Kalbskeule.

Echt? Und Du meinst wirklich, das war auch 1998 schon so?



--
Sch�ne Gr��e,
Wolfgang

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Wolfgang Kynast

unread,
Aug 2, 2014, 3:25:38 AM8/2/14
to
On Sat, 2 Aug 2014 07:23:40 +0200, "Daniel Krebs" posted:

...
>Gef�llte Taube ist eine gute Idee, ich werde mich auf dem Markt nach
>T�ubchen umsehen.

Pass auf, dass Dich keine F�tteroma erwischt!

--
;-)
Wolfgang

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