Am 16.08.2019 um 22:20 schrieb Frank Hucklenbroich:
> Hallo,
>
> hier haben die Piloten wohl wirklich alles richtig gemacht.
Die hatten vor allem riesen Schwein. Wenn man sich das Drohnenvideo und
die Gegend mit Google Maps genauer anschaut, dann kommt man u.a. zu
folgenden Schlüssen.
1. Beim rutschenden Überqueren des Wassergrabens hatten sie riesen Glück
dass sie die Lücke zwischen den Bäumen erwischt haben und sich da nichts
eingehakt hat.
2. Wäre der Vogelschlag so gewesen, dass die maximale Flughöhe 50m höher
gewesen wäre, hätten sie ne querende Straße, Wasserkanäle oder
Baggerseen erwischt. Da das in der Regel mit Geländestufen verbunden
ist, wäre das sicherlich nicht so glimpflich ausgegangen.
3. Hätten sie weniger Flughöhe erreicht, hätten sie auch Wege oder
Tümpel erwischt.
4. Die Gleitzahl und damit der Landeort lässt sich in so einer Situation
ja kaum beeinflussen. Mit den Spoilern hätte man vielleicht etwas
verkürzen können, aber das muss man erst mal machen und den
resultierenden Aufschlagpunkt richtig einschätzen können. Außerdem
möchte man ja nicht mit unnötig hoher Geschwindigkeit einschlagen, Höhe
einfach wegdrücken und dann im Bodeneffekt um so weiter zu gleiten,
macht auch keinen Sinn.
5. Die Landerichtung kann man aus der Höhe auch kaum mehr beeinflussen.
Die haben im Anflug die Richtung geschätzt noch um 10° korrigiert, viel
mehr war da nicht drin.
6. Es war ein Kurzstreckenflug von gerade mal 1200km (Luftlinie). Die
Tanks waren also ziemlich sicher nicht mal annähernd halb voll und das
Flugzeug dadurch nicht so extrem schwer. Aber es war voll besetzt.
Teilweise wurde ja anhand der Geräusche spekuliert, dass die RAT draußen
war. Ich kann das nicht raushören. Meines Wissens nach ist die
Steuerbarkeit nur mit der RAT ein wenig eingeschränkt, da sie nicht alle
Systeme mit Hydraulik-Druck versorgen kann. (Man möge mich korrigieren).
Unter 100kts gilt das definitiv, was aber hier vermutlich keine Rolle
gespielt hat.
Ich denke aber, dass zumindest das rechte Triebwerk bis zu seinem
Abschalten weitergedreht und somit Hydraulikdruck erzeugt hat. Die
Triebwerke vor dem Aufsetzen abzuschalten, kann eine sehr schlechte Idee
sein, wenn man nicht vorher die RAT manuell aktiviert hat, denn dann
könnte es zu einem kurzfristigen Verluste der Steuerbarkeit kommen. Im
Flare kommt das gar nicht gut.
Mal gespannt, was nachher im Bericht steht, wie es genau abgelaufen ist,
ist ja noch Spekulation.
"Alles richtig gemacht" glaube ich nicht und kann man ja auch für Sully
nicht uneingeschränkt behaupten, z.B. hat er den Ditching Schalter
vergessen. Aber letztlich zählt das Ergebnis. Und das war in beiden
Fällen ziemlich ideal.
Ich denke, dass in so einer Situation kaum ein Pilot an die Leistung
eines Schreibtisch-Tippers herankommt, der sich stundenlang über das
richtige Vorgehen Gedanken gemacht hat :-)
Michael