Am 04.01.2021 um 21:07 schrieb Rolf Meyer:
> On Mon, 4 Jan 2021 19:30:19 +0100, "Michael S." <
mich...@bigfoot.de>
> wrote:
>
>> Am 04.01.2021 um 18:45 schrieb Rolf Meyer:
>>
>>>> Uii, erschreckend. Das sollten ja Basics und Reflexe sein.
>>>> Wobei ich mich selbst nach meiner 6jährigen Pause bei Stall-Übungen auch
>>>> schon mit gekreuzten Reflexen erwischt habe. Wäre mir früher nie passiert.
>>>> Aber in der GA hat man ja ständig die Möglichkeit, in ausreichend Höhe
>>>> oder mit FI zu üben, bis man sich wieder sicher fühlt. Ich fliege na nur
>>>> lange Flächen, das ist alles extrem gutmütig und in ausreichend Höhe
>>>> völlig ungefährlich, zumindest mit dem mir zur Verfügung stehende
>>>> fliegenden Material.
>>>
>>> Das ist der Vorteil zwischen Hobby und Beruf. Bei letzterem ist es
>>> schwer mal eben so was zu trainieren, auf der Linie geht das natürlich
>>> nicht so ohne weiteres.
>>
>> Als ehemaliger FI habe ich natürlich auch einen Blick dafür, was ich
>> gerade nicht so kann und bin auch sehr selbstkritisch, was z.B. die
>> Landungen angeht.
>> Aber auch jeder andere Fehler fuchst mich wahnsinnig.
>
> Naja, sich ärgern kann man, aber erst dann wenn der Flug abgeschlossen
> ist, die Papierarbeit fertig. Vorher muss man weitermachen und den
> Flug möglichst sicher zu Ende bringen. Daher wird darauf wert gelegt
> das man sagen kann "ja, mist, weiter gehts". Also Sachen erst mal
> schnell zur Seite legen.
Ich bin eigentlich ein ruhiger Typ und nicht cholerisch veranlagt. Im
Flug bin ich zu beschäftigt, mich aufzuregen. Das Aufregen kommt erst
nach dem Einhallen.
z.B. habe ich es letztes Jahr geschafft, mit nur noch 3l Restsprit
zurück zum Platz zu kommen. Einfach weil ich bei der
Spontanentscheidung, mal "schnell" Stuttgart zu umrunden, darüber nicht
wirklich nachgedacht habe.
Ich fliege zwar grundsätzlich so hoch, dass ich mit dem C-Falken immer
im Gleitbereich eines Platzes oder zumindest von Wiesen bin, aber
Scheiße war das trotzdem.
Wirklich bewusst geworden ist mir das erst beim Tanken. So viel habe ich
noch nie nachgefüllt. Die Tankuhr von dem Teil ist ja auch nur ein
Schätzeisen. Das altmodische transparente Steigröhrchen, welches noch im
B-Falken gab, hat man leider wegoptimiert.
>
>> Wie ist denn das bei Euch. Wenn Ihr das Gefühl habt, dass Ihr in einem
>> bestimmten Bereich schwach seid und Euch verbessern wollt, also z.B.
>> Seitenwind, Upset Recovery oder bei anderen praktischen Dingen. Welche
>> Möglichkeiten gibt es für Euch, sich aus eigenem Antrieb zu verbessern?
>> Einfach mal so in den Sim wird nur sehr begrenzt möglich sein.
>
> Jein, normalerweise wird schon gefragt wo man sich verbessern will,
> und der Trainer sieht in den vorherigen Training-Reports auch wo der
> Trainee eventuell Probleme hatte. Primär läuft das bei uns über die
> sogenannten "competencies", gibt 9 davon
>
> APK Application of Procedures
> COM Communication
> FPA Flight Path - Automation
> FPM Flight Path - Manual
> KNO Knowledge
> LTW Leadership and Teamwork
> PSD Problem Solving and Decision Making
> SAW Situational Awareness
> WLM Workload Management,
>
> die Reihenfolge stellt keine Wertung da, alle 9 gelten als
> Kernkompetenzen die man gleichermaßen beherrschen muss.
>
> Gerade bei FOs wird da ziemlich nach gefragt, denn wür die gibt es ein
> sogenanntes FOD (First Officer Development) wo einem der Trainer ein
> selbst gestricktes Szenario gibt das man dann als FO in der
> entscheidenden Rolle lösen muss. Der CPT spielt dabei "nur" die Rolle
> eines kompetenten Kollegen ohne jeden Input was Entscheidungen angeht.
> Soll den FO auf seinen späteren Job vorbereiten. Für dieses Szenario
> wird normalerweise etwas gewählt was eine der Kompetenzen schult,
> entweder einen Bereich den der FO im Briefing selber nennt, oder wo
> der Trainer aus den Berichten der vorherigen Trainings einen Bedarf
> erkennt. Ach ja, "Development" spielt eine extrem wichtige Rolle in
> der Firma.
>
> Und oft bleibt am Ende noch etwas Zeit, dann kann man darum bitten
> noch mal etwas nach eigenem Wunsch zu machen.
>
> Upset Recovery gibt es bisher in jedem Simulator, oft als In-Seat
> instruction (der Trainer sitzt im anderen Sitz und steuert den
> Simulator per Tablet), eigentlich immer auch ein Szenario wobei er
> Dummheiten macht die einen zur Kontrolübernahme zwingen.
>
Spannend. Die Dame mit der falschen Crosswind-Korrektur muss vermutlich
bis zur nächsten Crosswind-Landung warten, um auszuprobieren, ob sie es
dann besser kann. Das meinte ich damit. Gezielt nach so einem Vorfall
(aus eigenem Antrieb) nachschulen geht bei Euch halt nicht so einfach.
>>>> Das schwierigste bis zum Alleinflug ist ja der saubere Abfangbogen. Der
>>>> Spielraum ist da extrem klein und je länger Du den Schüler da selbst
>>>> rumprobieren lasst, desto besser lernt er, desto kleiner wird aber Dein
>>>> Spielraum als FI. Einmal als Lehrer bei der 20. Landung an dem Tag
>>>> gepennt, und es rumst halt.
>>>
>>> Jup, ist klar, je näher am Boden desto weniger Spielraum, und beim
>>> Segelfliegen fehlt halt die Option des Durchstartens.
>>
>> Klassiker:
>> Schüler fängt zu hoch ab, will durch Nachdrücken korrigieren.
>> Wenn Du dabei schon langsam bist und das nicht sofort unterbindest,
>> wirds extrem hart.
>> Vermutlich war das der Grund für meinen damaligen Rückenschaden. Der hat
>> zu stark nachgedrückt. Aber tatsächlich ist es mir bis heute ein Rätsel,
>> was wirklich passiert ist.
>
> Hmm, nachlassen vs nachdrücken.
Erklär einem mal den Unterschied.
- Zentimeter Knüppelweg?
- Anhand der Ruderkräfte? (hängt am Trim)
- nach Gefühl
Letztlich ist genau das nur durch Übung zu machen, nicht durch
theoretische Erklärungen.
In Euren großen Kisten ist das denke ich sogar schwieriger, da das
Feedback durch den Popometer dort sicher stark verzögert ist, einfach
durch die großen Massenträgheitsmomente bedingt, was dann auch gerne zu
PIOs führen dürfte.
>
> Das macht auch niemandem Spaß jemandem was unangenehmes zu sagen. Ist
> aber in der Fliegerei halt wichtig denn sonst kann sehr schnell was
> passieren. Im Profibereich wird halt extrem auf Standarisierung
> geachtet, je größer eine Firma, desto wichtiger ist das. Und das fängt
> im Training mit der Auswahl der Trainer und deren Training an.
Und da hat man in einer Firma ganz andere Möglichkeiten als in einem
Verein, wo das alles nur Ehrenämter sind.
--
Michael