Manuel Reimer schrieb am Sat, 9 Apr 2016 20:33:05 +0200:
> On 04/09/2016 03:41 PM, Detlef Wirsing wrote:
>> Warum? Ich finde das aus motorischer Sicht umständlich. Außerdem wird
>> in nahezu jeder Anleitung empfohlen, die Schneide sozusagen in den
>> Stein zu schieben.
> Ist das so? Ich hatte das Gefühl, dass es vorteilhafter ist, von der
> Schneidkante wegzuziehen.
Dein Gefühl trügt. So macht man Schneiden eher stumpf.
Von der Schneidkante wegziehen macht man nur beim Abziehen auf Leder nach
dem Schleifen.
> Angesammelter Schleifstaub kommt doch sonst ständig in Kontakt mit der
> Schneidkante...
Udiags. Es gibt sogar Steine, da ist nur dieser sog. Schleifschlamm das
eigentliche Schleifmittel. Dadurch wird nicht nur Abtrag erreicht, sondern
auch eine besondere Feinheit der Schneide.
Z. B. werden Rasiermesser sehr gerne auf einem Gelben Belgischen Brocken
geschliffen. Dieser Stein ist ausgesprochen weich. Würde man darauf mit
Druck arbeiten, wäre der Stein in kürzester Zeit ruiniert, aber die Klinge
nicht geschärft. So ein Stein wird extra angerieben mit einem Anreibestein
aus dem gleichen Material, um den Schleifschlamm zu erzeugen.
Das Schleifen erfolgt dann fast ohne Druck auf den eigentlichen Stein,
sondern geschieht so, daß hauptsächlich die Partikel des Schleifschlamms
zwischen Schneide und Stein abrollen und damit einerseits Material von der
Schneide abtragen und andererseits der Schneide einen sehr feinen Schliff
geben. Der GBB enthält ca. 40 % mikrofeine Saphire mit 5 bis 20 Mikrometer
Durchmesser, die beim Anreiben aus dem Stein gelöst werden und die dann die
eigentliche Schleifarbeit erledigen.
Bei "normalen" Steinen, die nicht so fein wie ein GBB sind, ist das Prinzip
aber sehr ähnlich, nur geschieht da das Anreiben beim Schleifen selber. Je
nach Härte des Steins übt man zunächst Druck aus, bis der Schleifschlamm
entstanden ist. Dann reduziert man den Druck und die eigentliche
Schleifarbeit erledigt wiederum der Schleifschlamm. Damit erhält man den
besten Schliff. Das gilt auch für härtere Steine wie z. B. einen Rozsutec.
Geschmackssache. Es gibt Leute, die schleifen gerne mit Kunststeinen. Ich
mag das überhaupt nicht. Ich habe nur einen extrem groben Naniwa aus
Siliziumkarbid mit Körnung 60, mit dem werden nur besonders grobe Scharten
oder Kerben ausgewetzt. Zum Umarbeiten einer Schneidengeometrie kommt er
vielleicht auch mal kurz zum Einsatz.
Ansonsten habe ich noch einen billigen Kombistein 150/300, der dient aber
nur zum Abrichten meiner Natursteine.
Alles andere wird dann mit den Natursteinen gemacht. Das geht los bei einem
groben Sandstein mit Körnung 220 für groben Abtrag bis hinauf zu Körnung
12000 für den feinen Polierschliff an Rasiermessern oder meinen Japanern
und Windmühlenmessern.
Natursteine haben halt den Vorteil, daß man sie nicht einweichen muß. Nur
anfeuchten und loslegen. Kunststeine dagegen wollen ca. 15 Minuten
gewässert werden, bevor man sie verwendet. Außerdem arbeiten Natursteine
insgesamt gleichmäßiger und sorgen für einen feineren Schliff. Das liegt
u. a. an den weniger harten Partikeln. Kunststeine hingegen sind aus extrem
hartem Siliziumkarbid.
Für den normalen Schärfeschliff benutze ich einen Jo-Haku:
<
https://www.dictum.com/de/schaerfen/banksteine/japanische-natursteine/711620/japanischer-naturstein-jo-haku?q=haku&pos=1&origPos=1&simi=95.58&page=1&pageSize=12&origPageSize=12>
Soll es etwas gröber werden, fange ich vorher mit einem Aka an:
<
https://www.dictum.com/de/schaerfen/banksteine/japanische-natursteine/711534/japanischer-naturstein-aka?q=aka&pos=1&origPos=3&simi=96.9&page=1&pageSize=12&origPageSize=12>
Für den Feinschliff von normalen Messern dann einen Rozsutec:
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https://www.dictum.com/de/schaerfen/banksteine/rozsutec/705580/rozsutec-schaerfstein-riemchen>
IMO ist man damit für 90 % der Fälle in einer normalen Küche gerüstet.
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