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Zusammensetzung Leinölfarbe: Talkum, Quellton

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Thomas Haedrich

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May 29, 2006, 8:28:58 AM5/29/06
to
Hallo Farbmischer,

seit ein paar Jahren sammle ich Erfahrungen mit eigenen Anstrichen,
insbes. auf Leinölbasis. Die simple Mischung Leinöl + Pigment ergibt
meist nur eine Lasur, selten eine deckende Farbe. Das hat mit Sicherheit
mit der Feinheit (Mahlung) des Pigmentes zu tun.
Die Farben verschiedener Hersteller streichen sich auch anders als der
Eigenmix, sie sind voller, deckender und verlaufen besser. Woran liegt es?
In den Volldeklarationen fallen mir nur noch Talkum und Quellton auf -
welche Wirkung haben diese in der Farbe?

Nebenfrage: Zugesetzt wird auch Holzöl und Rizinenöl.
Holzöl ist weniger wasserempfindlich als Leinöl. Doch welche Wirkung hat
Rizinenöl (damit der Maler nichts trinkt? :-) ).

Grüße, Thomas

Thomas Haedrich

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May 29, 2006, 2:17:06 PM5/29/06
to
Thomas Haedrich schrieb:
> Hallo Farbmischer,

etwas fand ich:

Quellton
ein natürliches tonerdehaltiges Mineral vulkanischen Ursprungs mit
viskositätsregulierenden Eigenschaften. Bindemittel werden durch
Quellton aufgequollen, damit sich die spezifisch schwereren Pigmente
nicht absetzen können.

Grüße, Thomas

Thomas Prufer

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May 30, 2006, 1:56:57 AM5/30/06
to
On Mon, 29 May 2006 14:28:58 +0200, Thomas Haedrich
<haed...@sivus.tu-chemnitz.de> wrote:

>In den Volldeklarationen fallen mir nur noch Talkum und Quellton auf -
>welche Wirkung haben diese in der Farbe?
>
>Nebenfrage: Zugesetzt wird auch Holzöl und Rizinenöl.
>Holzöl ist weniger wasserempfindlich als Leinöl. Doch welche Wirkung hat
>Rizinenöl (damit der Maler nichts trinkt? :-) ).

Quellton aka Bentonit ist ein Verdicker. Rizinusöl ist ein Weichmacher für
Lacke.

Talkum: <http://www.kremer-pigmente.de/58400.htm>

(Da hab ich auch die Bentonit- und Rizinus-Verwendung her.)

Thomas Prufer

Thomas Haedrich

unread,
May 30, 2006, 7:56:25 AM5/30/06
to
Thomas Prufer schrieb:

> Talkum: <http://www.kremer-pigmente.de/58400.htm>
>
> (Da hab ich auch die Bentonit- und Rizinus-Verwendung her.)

Danke.
Jetzt habe ich endlich den Weg in die Tiefen der Kremerschen Schatzkiste
gefunden.

Grüße, Thomas

Thomas Prufer

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May 30, 2006, 8:31:35 AM5/30/06
to
On Tue, 30 May 2006 13:56:25 +0200, Thomas Haedrich
<haed...@sivus.tu-chemnitz.de> wrote:

>Jetzt habe ich endlich den Weg in die Tiefen der Kremerschen Schatzkiste
>gefunden.

Und: "Qualifizierte Beratung zu allen restauratorischen, fachlichen Problemen
und Fragestellungen durch Herrn Dr. Georg Kremer, Dipl.-Chemiker oder Herrn
Alexander Fetzer, Farben- und Lacktechniker, Malermeister."
Für unsere Kunden ist diese Beratung kostenlos, ansonsten berechnen wir 60.- € /
Stunde."

Also "Einkaufen und Sparen"!


Thomas Prufer

Helmut Wollmersdorfer

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May 30, 2006, 8:54:13 AM5/30/06
to
Thomas Haedrich wrote:

> seit ein paar Jahren sammle ich Erfahrungen mit eigenen Anstrichen,
> insbes. auf Leinölbasis. Die simple Mischung Leinöl + Pigment ergibt
> meist nur eine Lasur, selten eine deckende Farbe. Das hat mit Sicherheit
> mit der Feinheit (Mahlung) des Pigmentes zu tun.

Jedes Pigment hat einen anderen Bindemittelbedarf. Hinweise dazu finden
sich z.B. in der 'Bibel' Wehlte, Werkstoffe und Techniken der Malerei.
Die Pigmente selbst haben sehr unterschiedliche Deckkraft.

> Die Farben verschiedener Hersteller streichen sich auch anders als der
> Eigenmix, sie sind voller, deckender und verlaufen besser. Woran liegt es?
> In den Volldeklarationen fallen mir nur noch Talkum und Quellton auf -
> welche Wirkung haben diese in der Farbe?

Talkum ist ein Füllmittel und streicht sich vermutlich sehr weich,
ähnlich wie das sehr weiche Bleicarbonat (Kremser Weiss). Quellton wirkt
vermutlich als Stabilisator. In Künstlerfarben ist bei manchen Pigmenten
Wachs gegen die Entmischung zugesetzt.

> Nebenfrage: Zugesetzt wird auch Holzöl und Rizinenöl.
> Holzöl ist weniger wasserempfindlich als Leinöl. Doch welche Wirkung hat
> Rizinenöl (damit der Maler nichts trinkt? :-) ).

Rhizinusöl trocknet (oxydiert) nicht und lässt sich daher als Verzögerer
oder Weichmacher einsetzen. Manche ätherischen Öle lassen sich ähnlich
einsetzen (Nelken-, Lavendelöl), haben aber Nebenwirkungen.

Wird entsprechend viel Rhizinusöl verwendet, bleibt die Masse ewig
weich. Altes Künstlerplastillin besteht hauptsächlich aus Leinöl,
Rhizinusöl und Kreide. Ich hatte mal ca. 70 Jahre altes Plastillin in
der Hand, welches besser als jede käufliche Knetmasse war, und
'weitervererbt' wurde.

Leinöl kannst Du übrigens in einer flachen Wanne oder auf einer
Glasplatte in der Sonne vortrocknen - bis Honigkonsistenz.

Weiters wirken manche Pigmente (Bleiweiss, Preussischblau)
trocknungsbeschleunigend auf pflanzliches Öl, andere hingegen völlig
neutral (Titanweiss, Russ) und die Trocknung dauert ewig.

Helmut Wollmersdorfer

Thomas Haedrich

unread,
May 30, 2006, 12:03:24 PM5/30/06
to
Helmut Wollmersdorfer schrieb:

> Jedes Pigment hat einen anderen Bindemittelbedarf.

Um was zu erreichen? Eine pastöse Masse? Oder um eine haltbare Farbe zu
ergeben?
Jedenfalls hast Du recht. Meine Ergebnisse sind bei neuen Pigmenten mal
eine nur schwach deckende Lasur, mal kreiden sie.

Nebenfrage: Zu Leinöl wird geschrieben, es könne bis zu 50% Pigmente
aufnehmen - Masse-% oder Volumen-%?
Beim Anteigen kommt ja schon eine etliche Menge Bindemittel in die
Farbpaste.


> Hinweise dazu finden
> sich z.B. in der 'Bibel' Wehlte, Werkstoffe und Techniken der Malerei.

Danach wird gestöbert.


> Weiters wirken manche Pigmente (Bleiweiss, Preussischblau)
> trocknungsbeschleunigend auf pflanzliches Öl, andere hingegen völlig
> neutral (Titanweiss, Russ) und die Trocknung dauert ewig.

Ja, der Anstrich mit Englisch Rot dauerte Wochen bis zum Trocknen.

Grüße, Thomas

Ernst-Peter Nawothnig

unread,
May 30, 2006, 7:05:01 PM5/30/06
to
Thomas Haedrich schrieb:

> Hallo Farbmischer,
>
> seit ein paar Jahren sammle ich Erfahrungen mit eigenen Anstrichen,
> insbes. auf Leinölbasis. Die simple Mischung Leinöl + Pigment ergibt
> meist nur eine Lasur, selten eine deckende Farbe. Das hat mit Sicherheit
> mit der Feinheit (Mahlung) des Pigmentes zu tun.
> Die Farben verschiedener Hersteller streichen sich auch anders als der
> Eigenmix, sie sind voller, deckender und verlaufen besser. Woran liegt es?
> In den Volldeklarationen fallen mir nur noch Talkum und Quellton auf -
> welche Wirkung haben diese in der Farbe?

Bist du sicher, dass die Pigmente total dispergiert sind? Vor dem
Einrühren mit Lösemittel anrühren hilft.
Quellton (Bentonit und ähnliche) als hydrophiles Dreischichtmineral ist
ein Schwebemittel für wässrige Systeme, die Wirkung in Leinöl sagt mir
nichts.
Ernst-Peter

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