Hallo,
in einem anderen Thread hatte ich ja schon berichtet, dass ich in diesem
Jahr erstmalig Tomaten veredelt habe. Eigentlich ohne große Erwartungen,
hauptsächlich um mal nachzuprüfen, was an den Hymnen dran ist, die
manche hier schon gesungen haben.
Nach einer Woche kann ich auf jeden Fall berichten, dass das Verfahren
an sich potteinfach und erstaunlich sicher ist. 5 Pflanzen (mehr
Unterlagen-Sämlinge hatte ich nicht) veredelt, beim letzten Fall mehr
als skeptisch ob das noch was wird, da sich Ober- und Unterteil im Clip
kaum getroffen haben. Da habe ich dann noch eine Weile dran gewackelt,
ob das nicht irgendwie verbessert werden kann - mit unsicherem Ergebnis.
Nach einer Woche sind alle Veredelungen angewachsen, teils auch schon
weiter gewachsen. Nicht alle haben die Maßnahme gleich gut vertragen.
Bei mir schien es so, als ob die normalfrüchtigen Sorten schneller
angewachsen sind als die Fleischtomaten und davon wiederum die
kartoffelblättigen am längsten gekämpft haben. Bei 5 Exemplaren in 4
Sorten ist das logischerweise aber bestenfalls ein Ansatz, keine klare
Erkenntnis. Folgendes Exemplar hat sich im Vergleich zu seinem
Geschwister auf eigener Wurzel am besten entwickelt:
https://www.flickr.com/photos/22844347@N07/51135056678
Bei anderen sind aktuell deutliche Unterschiede zu sehen, die aber teils
vorher auch schon vorhanden waren.
Der nächste interessante Schritt kommt dann beim Wiegen der Ernte. Auch
von begrenzter Aussagekraft, da die Erträge meiner Pflanzen u.a. dadurch
schwanken, dass manchmal die Wühlmaus einen Gang drunter gräbt und
manchmal nicht. Aber hier wird sich wirklich ein deutlicher Unterschied
zeigen müssen, damit ich das weiter mache. 10% wären im professionellen
Anbau ein Erdbeben und den Extraaufwand allemal wert. Mir nicht, denn
die 10% können noch auf ganz andere Art zustande kommen. Bei mir hat es
sich sehr bewährt, einfach die Braunfäule zu verhindern. Dass das im
Privatanbau nicht mal schwierig ist, sagt ja keiner laut, weil damit
kein Geld zu verdienen ist. Da sagt man lieber, dass man dazu
Gewächshäuser braucht, dabei kommt wenigstens was rum und nebenbei wird
der Lebensmitteleinzelhandel unterstützt, weil man dann am Ende doch die
Ernte kauft. Dabei reicht es völlig, das Hochspritzen von Keimen aus dem
Boden auf die Blätter zu verhindern. Ich mach das mit dem Rasenschnitt
vom Vorjahr und hab dabei noch Stickstoffdüngung und Bodenbedeckung mit
dabei. Aber egal.
Im Ergebnis ist für mich festzuhalten, dass stark erhöhte Preise für
veredelte Jungpflanzen jedenfalls nicht das Ergebnis großen Aufwands
sind. Es gibt Extraschritte bei der Jungpflanzenanzucht, aber deren
Kostenpunkt liegt wahrscheinlich pro Pflanze im einstelligen
Centbereich. Und für Privatleute ist die Anzucht guter Jungpflanzen
meist länger und langwieriger zu erlernen als die Veredelung. Bei mir
war es das auf jeden Fall. Und: selbst wenn das Ergebnis so überzeugend
sein sollte dass ich damit weitermache, wird sich die Sache immer nur
auf einen Teil meiner Jungpflanzen beziehen. Denn mit vorhandenen
Mitteln ("Intensivstation" unter Plastikhaube für die ersten Tage nach
der Veredelung) kann ich so maximal 8 Pflanzen betreuen, insgesamt
strebe ich aber um die 14 an.
Also: wenn ich was zur Ernte sagen kann, melde ich mich wieder.
Ina
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Die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst,
immer strenge, sie hat immer Recht und die Fehler und Irrtümer sind
immer des Menschen. - Johann Wolfgang Goethe