Cornell Binder <
co...@dafhs.org> wrote:
> Die Kritik an "The Marvels" ist regelrecht harmlos im
> Vergleich was gerade bei "Madame Web" abgeht. Kein Film den
> man gesehen haben muß, aber auch kein schlechter Film. Aber
> wie schon bei "The Marvels" scheint es einen Wettbewerb zu
> geben, wer den Film krasser zerreißen kann.
Etwa so? ->
https://www.youtube.com/watch?v=TI6bT61VyWw
Vielleicht ist es ja so, dass besonders heftig geäußerte Kritik
einfach mehr Klicks/Abrufe bringt, und deshalb gibt es in der
allgemeinen Wahrnehmung kaum noch das "Mittelmaß", sondern nur
noch Extreme.
Es gibt so Filme, die sind nicht überragend, aber da ist auch
keiner von Rang und Namen dabei, alle machen halt, so gut sie
können, alle haben sich bemüht. Und natürlich darf man dann
kritisieren, dass es kein Oscar-Werk werden wird, aber sowas
muss man auch nicht verreißen, es war halt das beste, was die
Leute geschafft haben. Das hat manchmal sogar durchaus Charme.
Und dann gibt es halt so Filme, die mit einem dicken Ego stark
vermarktet werden als der neue tolle Blockbuster oder sonst was
Revolutionäres, und meist sind ein paar bekannte Leute dabei.
Wenn das dann aber nur (vielleicht durchaus passables) Mittelmaß
ist, regt mich das irgendwie viel mehr auf und ich bin "empört".
> Gerade inhaltlich ist die Serie IMHO sehr wichtig, da auf
> einer Mainstreamebene zum einen Muslime in ihrem Alltag
> völlig normal dargestell werden und wir auch sehr viele
> progressive Inhalte haben. Und im Arc wird die Teilung von
> Indien in Indien und Paktistan aufgearbeitet inklusive dem
> damit verbundenen Trauma. Das dürfte für viele neu gewesen
> sein, die sich nie weiter mit imperialer Geschichte und
> deren Folgen beschäftigt haben.
Ich gebe zu, mich hat dieser stark kulturelle Einschlag zunächst
überrascht in der Serie (im Film ist davon eher wenig zu spüren),
doch es war meiner Meinung nach charmant verpackt, nicht so mit
erhobenem Zeigefinger, sondern eher verständnisvoll. War für mich
ein guter Anlass, neben der Serie meine Geschichtskenntnisse
wieder aufzufrischen und zu erweitern. Für mich eine Bereicherung.
Ja, mir kam aber auch sofort der Gedanke, dass manche Hardcore-
Comic-Fans sich daran stören könnten. Zu viel Background, zu viel
Kultur-Gedöns. Man kann es ihnen nicht gänzlich verübeln, es nahm
schon recht viel Platz ein. Ich finde, da muss man aber auch mal
drüber stehen können. Außerdem hatte die Serie nur 6 Folgen. Selbst
wer die Serie rein wegen der Vollständigkeit geschaut und sonst
null Interesse an Kultur und Geschichte hatte, wurde ja nun nicht
übermäßig gefoltert, sondern es war schnell überstanden.
Die Welt ändert sich. Schritt zu halten, kann anstrengend sein. :-)
Grüße, Andreas