Cornell Binder <
co...@dafhs.org> wrote:
> Wobei mich die Songauswahl von Anfang an mitgenommen hat.
> Nicht ganz so intensiv wie bei Marie Antoinette aber es war
> grundsätzlich ein Mixtape für mich. Das mag überbrückt
> haben, was für andere langweilige Szenen waren.
Jepp, nette Song-Auswahl, das hat mich bei der Stange gehalten,
sonst hätte ich vermutlich mittendrin nicht mehr weitergeschaut.
> Die Darstellung eines degenerierten und selbstherrlichen
> Adels fand ich sehr gelungen. Ist alles nicht neu, aber
> das kann man ja kaum einem Film vorwerfen, wenn es so gut
> umgesetzt ist.
Ich habe zwar verstanden, dass die Macher des Films das zum
Ausdruck bringen wollten, doch filmisch gut umgesetzt war es
meiner Meinung nach nicht. Wenn man Geld und so ein Schloss
hat, dann lebt man eben entsprechend. Ich fand das nicht
sonderlich überzogen, abstoßend oder verwerflich, wie die
gelebt haben.
Genau deshalb konnte ich bis zum Schluss auch die Motivation
der Hauptfigur nicht nachvollziehen. Warum hat er so einen
Hass darauf? Wie wir am Ende erfahren, war sein Vorgehen
an vielen Stellen sogar geplant. Das war also keine impulsive
Entwicklung, sondern da muss es eine Vorgeschichte gegeben haben,
jedoch hat für mich die Hauptfigur so nicht funktioniert, weil
es ohne weitere Hintergrundinfos unglaubwürdig für mich war.
>> Merkwürdiger Film. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so
>> wirklich überzeugend, vor allem wegen des dahingeschluderten Endes.
>
> Dahingeschludert? Ich verstehe ja die Kritik am langezogen
> Anfang. Aber ich am Ende das Pacing genau richtig. Aber das
> steht vermutlich alles stark in Relation zur persönlichen
> Einstellung bis zu diesem Punkt.
Innerhalb weniger Minuten am Ende kommt plötzlich noch ein
ganz wichtiger Handlungsstrang, nämlich dass die Hauptfigur
der Mutter "zufällig" begegnet und sein böses Werk vollendet.
Das spielt sich sogar nur in wenigen Sekunden ab. Bloß weil
er ihr irgendwann in der Mitte des Films ein paar anzügliche
Komplimente gemacht hat, lässt die Frau sich Jahre später
bereitwillig ruinieren? Und weiterhin fehlt komplett die
Motivation der Hauptfigur für diesen epischen Plan.
Da hätte sich der Film am Ende gern ein paar Minuten Zeit
nehmen dürfen, um die Zuschauer abzuholen.
"Saltburn" hat ja über die meiste Zeit des Films eine recht
wackelige Gratwanderung gemacht, den Zuschauer überhaupt bei
der Stange zu halten. Und das Ende hätte die Chance geboten,
den Zuschauer emotional an den Film zu binden. Aber mich hat
das Ende vor den Kopf gestoßen. Da ist einfach nur Leere.
Vielleicht sollte genau das am Ende ja die Message sein,
aber für mich passt das wiederum nicht zum Rest des Films.
Saltburn wirkt auf mich nicht rund, so als ob da zwei
verschiedene Autoren am Werk waren.
> Saltburn würde ich gezielt empfehlen. Also an Leute deren
> Filminteressen ich kenne. Der Film ist zwar nicht
> anstrengend, aber auch nichts zum Abschalten und Spaß haben.
> Das muss man schon sehen wollen.
Ja, das beschreibt es gut, "das muss man schon sehen wollen". :-)
> Ich bin jedenfalls froh ihn gesehen zu haben.
Ich bin ja nicht unglücklich, den Film gesehen zu haben.
Visuell fand ich den Film ansprechend gemacht, auch die
leicht schrägen Elemente haben mir gefallen.
Doch ich weiß nicht, was der Film mir sagen wollte.
Wollte er realistisch sein? Oder war es einfach nur
ein durchgeknallter LSD-Trip ohne tiefere Message?
Ich hätte auch gern viel Geld und so ein nettes Schlösschen.
Und ich glaube, ich würde genau so leben wie die im Film,
also ich fand die eigentlich durchaus sympathisch, halt so
typisch Adel, etwas schräg, aber von denen war ja keiner fies
oder böse. Die Moral von der Geschichte lautet dann wohl so:
Lade niemals den Pöbel in Dein schönes Schlösschen ein.
Sollen sie doch Kuchen essen ... Andreas