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Saltburn (2023)

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Andreas M. Kirchwitz

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Dec 26, 2023, 7:02:46 PM12/26/23
to
Hallo UK-Fans!

"Saltburn" wird derzeit als Insider-Tipp gehandelt. Teilweise bewegt
sich der Film einen Schritt jenseits des guten Geschmacks soweit es
Körperflüssigkeiten betrifft, aber ein gewöhnlicher Tag im Berliner
ÖPNV kann da deutlich ekliger und verstörender sein, glaubt es mir.

Saltburn führt uns ins Leben einiger verwöhnter Studenten in UK ein
und im Verlauf des Films dann auch in deren abgehobenes Familienleben.

Anfangs versteht man nicht so recht, was überhaupt die Handlung sein
soll, der Film bummelt etwas herum, aber das wird bald klarer und
die Geschwindigkeit nimmt zu. Die Steigerung wird so absurd, dass
das Ende in wenigen Minuten einfach nur noch so hingerotzt wird und
man als Zuschauer mit vielen Fragen ratlos zurückbleibt, vor allem
mit der einen ganz zentralen Frage, welche Motivation es gab für
den gezeigten Verlauf der Dinge. (Um Spoiler zu vermeiden, kann ich
leider nicht ins Detail gehen.)

Optisch ist der Film schön umgesetzt, was vor allem der Location
zu verdanken ist, sozusagen ein umfreiwilliger Star des Films. :-)

Am Ende versteht man einerseits, warum der Film von manchen als
Insider-Tipp gesehen wird, weil er ein bisschen Tabus bricht,
alles ein bisschen absurd, die Optik ist sehr schön, und auch
die Songs/Musik passen gut, man ist ein bisschen geflasht.

Wenn man wieder runter von dem Trip ist, bleibt aber weiterhin die
unbeantwortete Frage, warum haben die Figuren so gehandelt haben,
wie es dargestellt worden ist. Schade. Das macht alles kaputt.

Es gab vor einiger Zeit einen ähnlichen Film nach einem noch viel
älteren Buch, und dort war aber wenigstens besser ersichtlich,
was die Figuren angetrieben hat.

Merkwürdiger Film. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so
wirklich überzeugend, vor allem wegen des dahingeschluderten Endes.
Irgendwie schade drum, der Film hätte was Kultiges gehabt...

Grüße, Andreas

Christian Weisgerber

unread,
Dec 27, 2023, 10:30:07 AM12/27/23
to
On 2023-12-27, Andreas M. Kirchwitz <a...@spamfence.net> wrote:

> "Saltburn" wird derzeit als Insider-Tipp gehandelt.

Den habe ich angefangen zu schauen, aber nicht zu Ende geschafft.
Zu absurd, die Figuren sind alle Karikaturen, aber nicht lustig
oder satirisch. Weder Figuren noch Handlung haben irgendwie Interesse
geweckt, ich habe mich entsetzlich gelangweilt. Das weckt Erinnerungen
an den Literaturunterricht in der Schule - also eine Literaturverfilmung?
*nachschlag* Nein, offenbar nicht.

> Anfangs versteht man nicht so recht, was überhaupt die Handlung sein
> soll, der Film bummelt etwas herum, aber das wird bald klarer und
> die Geschwindigkeit nimmt zu. Die Steigerung wird so absurd, dass
> das Ende in wenigen Minuten einfach nur noch so hingerotzt wird und

Dann spoilere ich mich mal in Wikipedia. Aha, der Film läuft also
tatsächlich dahin, wo ich dachte, dass er hinlaufen würde, wenn er
eine Handlung hätte.

> Merkwürdiger Film.

Hat bei mir so überhaupt nicht funktioniert.

--
Christian "naddy" Weisgerber na...@mips.inka.de

Andreas M. Kirchwitz

unread,
Dec 28, 2023, 10:57:12 PM12/28/23
to
Cornell Binder <co...@dafhs.org> wrote:

> Wobei mich die Songauswahl von Anfang an mitgenommen hat.
> Nicht ganz so intensiv wie bei Marie Antoinette aber es war
> grundsätzlich ein Mixtape für mich. Das mag überbrückt
> haben, was für andere langweilige Szenen waren.

Jepp, nette Song-Auswahl, das hat mich bei der Stange gehalten,
sonst hätte ich vermutlich mittendrin nicht mehr weitergeschaut.

> Die Darstellung eines degenerierten und selbstherrlichen
> Adels fand ich sehr gelungen. Ist alles nicht neu, aber
> das kann man ja kaum einem Film vorwerfen, wenn es so gut
> umgesetzt ist.

Ich habe zwar verstanden, dass die Macher des Films das zum
Ausdruck bringen wollten, doch filmisch gut umgesetzt war es
meiner Meinung nach nicht. Wenn man Geld und so ein Schloss
hat, dann lebt man eben entsprechend. Ich fand das nicht
sonderlich überzogen, abstoßend oder verwerflich, wie die
gelebt haben.

Genau deshalb konnte ich bis zum Schluss auch die Motivation
der Hauptfigur nicht nachvollziehen. Warum hat er so einen
Hass darauf? Wie wir am Ende erfahren, war sein Vorgehen
an vielen Stellen sogar geplant. Das war also keine impulsive
Entwicklung, sondern da muss es eine Vorgeschichte gegeben haben,
jedoch hat für mich die Hauptfigur so nicht funktioniert, weil
es ohne weitere Hintergrundinfos unglaubwürdig für mich war.

>> Merkwürdiger Film. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so
>> wirklich überzeugend, vor allem wegen des dahingeschluderten Endes.
>
> Dahingeschludert? Ich verstehe ja die Kritik am langezogen
> Anfang. Aber ich am Ende das Pacing genau richtig. Aber das
> steht vermutlich alles stark in Relation zur persönlichen
> Einstellung bis zu diesem Punkt.

Innerhalb weniger Minuten am Ende kommt plötzlich noch ein
ganz wichtiger Handlungsstrang, nämlich dass die Hauptfigur
der Mutter "zufällig" begegnet und sein böses Werk vollendet.
Das spielt sich sogar nur in wenigen Sekunden ab. Bloß weil
er ihr irgendwann in der Mitte des Films ein paar anzügliche
Komplimente gemacht hat, lässt die Frau sich Jahre später
bereitwillig ruinieren? Und weiterhin fehlt komplett die
Motivation der Hauptfigur für diesen epischen Plan.

Da hätte sich der Film am Ende gern ein paar Minuten Zeit
nehmen dürfen, um die Zuschauer abzuholen.

"Saltburn" hat ja über die meiste Zeit des Films eine recht
wackelige Gratwanderung gemacht, den Zuschauer überhaupt bei
der Stange zu halten. Und das Ende hätte die Chance geboten,
den Zuschauer emotional an den Film zu binden. Aber mich hat
das Ende vor den Kopf gestoßen. Da ist einfach nur Leere.

Vielleicht sollte genau das am Ende ja die Message sein,
aber für mich passt das wiederum nicht zum Rest des Films.

Saltburn wirkt auf mich nicht rund, so als ob da zwei
verschiedene Autoren am Werk waren.

> Saltburn würde ich gezielt empfehlen. Also an Leute deren
> Filminteressen ich kenne. Der Film ist zwar nicht
> anstrengend, aber auch nichts zum Abschalten und Spaß haben.
> Das muss man schon sehen wollen.

Ja, das beschreibt es gut, "das muss man schon sehen wollen". :-)

> Ich bin jedenfalls froh ihn gesehen zu haben.

Ich bin ja nicht unglücklich, den Film gesehen zu haben.
Visuell fand ich den Film ansprechend gemacht, auch die
leicht schrägen Elemente haben mir gefallen.

Doch ich weiß nicht, was der Film mir sagen wollte.
Wollte er realistisch sein? Oder war es einfach nur
ein durchgeknallter LSD-Trip ohne tiefere Message?

Ich hätte auch gern viel Geld und so ein nettes Schlösschen.
Und ich glaube, ich würde genau so leben wie die im Film,
also ich fand die eigentlich durchaus sympathisch, halt so
typisch Adel, etwas schräg, aber von denen war ja keiner fies
oder böse. Die Moral von der Geschichte lautet dann wohl so:
Lade niemals den Pöbel in Dein schönes Schlösschen ein.

Sollen sie doch Kuchen essen ... Andreas

Andy Angerer

unread,
Dec 29, 2023, 9:29:00 AM12/29/23
to
Am 29.12.23 um 04:57 schrieb Andreas M. Kirchwitz:

> Ja, das beschreibt es gut, "das muss man schon sehen wollen". :-)

Hihi; vieles in deinem Text erinnert mich auf seltsame
Art an "Swimming Pool". Die Sinnlosigkeit der Handlung,
der hingerotzte Schluss....
Bei Swimming Pool haben sich die Kritiken überschlagen
vor Begeisterung. Dabei war der Film grottenschlecht
und eine grobe Zuschauerverarschung.
Aber er war halt wohl Kuuuuuhhnst.


--
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eine davon ist von mir
<http://www.amazon.de/dp/B09K26CCXH>


Michael Pachta

unread,
Dec 29, 2023, 10:41:49 AM12/29/23
to
Am 29.12.2023 um 02:41 schrieb Cornell Binder:
> Die Darstellung eines degenerierten und selbstherrlichen
> Adels fand ich sehr gelungen.

Ich war verwundert, dass das Familienoberhaupt nur ein "Sir" war, also
einen nicht-erblichen Titel besaß. Bei dem Schloss hätte ich eher einen
Lord (z.B. einen Earl) erwartet.

Michael Pachta

unread,
Dec 29, 2023, 10:44:09 AM12/29/23
to
Am 29.12.2023 um 04:57 schrieb Andreas M. Kirchwitz:
> Genau deshalb konnte ich bis zum Schluss auch die Motivation
> der Hauptfigur nicht nachvollziehen. Warum hat er so einen
> Hass darauf? Wie wir am Ende erfahren, war sein Vorgehen
> an vielen Stellen sogar geplant.

Vielleicht wollte er sich einfach nur das Vermögen der Familie
erschleichen. Dass er am Ende nackt durch das Schloss tanzt, sagt mir:
"Ätsch, ich habe euch alle gef*ckt."

Andy Angerer

unread,
Dec 30, 2023, 10:09:21 AM12/30/23
to
Am 29.12.23 um 17:17 schrieb Cornell Binder:
> Andy Angerer <and...@angerer-bodenlos.de> tat schreiben tun:
>> Am 29.12.23 um 04:57 schrieb Andreas M. Kirchwitz:
>>
>>> Ja, das beschreibt es gut, "das muss man schon sehen wollen". :-)
>>
>> Hihi; vieles in deinem Text erinnert mich auf seltsame
>> Art an "Swimming Pool". Die Sinnlosigkeit der Handlung,
>> der hingerotzte Schluss....
>> Bei Swimming Pool haben sich die Kritiken überschlagen
>> vor Begeisterung. Dabei war der Film grottenschlecht
>> und eine grobe Zuschauerverarschung.
>
> Mimimimi.
> Guck doch Superheldenfilme. Ach nee, die sind ja auch doof.

Was soll der Blödsinn, o Hanswurst?


>> Aber er war halt wohl Kuuuuuhhnst.
>
> Meine Definition für Kunst ist seit ein paar Jahren: "Macht
> etwas mit Dir". Geprägt auch durch eine Reportage über
> Reaktionen auf flächig einfarbige Bilder die einige
> Betrachter sogar zu Vandalismus an diesen Bildern ge-
> bracht haben.
>
> Bei Filmen ist es für mich so ein Gefühl am Ende wo mich der
> Film nicht mehr los läßt. Da geht es nicht um Frust weil er
> irgendwo doof war. Aber es ist so viel mehr als einfach nur
> eine nette Komödie oder ein Actionfilm.
>
> Aber natürlich gibt es da keinen Universalanspruch, daß es
> auf jeden und auch gleich wirkt. Wir werden für jeden Film
> jemanden finden der davon bewegt ist und jemanden der ins
> Internet trötet, daß es der größte Scheiß ist.

Danke; kam ja doch noch was substanzielles.


> Und IMHO war die damalige (positive) Kritik auch schon klar
> genug um zu erkennen, daß es kein gefälliger Film ist und
> vor allem auch, daß es Arthouse ist. Wer da dann reingeht
> und sich überfordert fühlt, ist irgendwo vorher schon falsch
> abgebogen.

Es gibt auch so etwas wie objektive Kriterien.
Zugegeben: ich bin nicht "reingegangen", sondern hab ihn mir
vor ein paar Jahren im Fernseh angeguckt. Außerdem wird er
als "Thriller" eingeordnet und nicht als "Arthouse".
(Ja; mir ist klar, dass das eine das andere
nicht ausschließt.)

Wie auch immer.
In diesem Film wird der Zuschauer ungefähr 90 Minuten lang
hingehalten; es findet keinerlei echte Handlung statt,
sondern alles bleibt Vorgeplänkel zur Handlung.
Jede einzelne Szene verspricht, dass jetzt dann endlich die Geschichte
beginnt. Doch sie beginnt nicht; auch die nächste Szene enthält wieder
nur dieses Versprechen. 90 Minuten lang. Dann beginnt die Geschichte
wirklich und sie wird in 10 Minuten erzählt. Und sie ist dermaßen
blöd, dass man sich wünscht, sie hätte _gar nicht_ begonnen.

Das einzig gute und der Grund, warum ich den Film dennoch
genossen habe, ist, dass man da Charlotte Rampling 100 Minuten
lang bei der Arbeit zusehen kann.

Andreas M. Kirchwitz

unread,
Dec 30, 2023, 10:10:22 AM12/30/23
to
Michael Pachta <mip...@gmx.de> wrote:

>> Genau deshalb konnte ich bis zum Schluss auch die Motivation
>> der Hauptfigur nicht nachvollziehen. Warum hat er so einen
>> Hass darauf? Wie wir am Ende erfahren, war sein Vorgehen
>> an vielen Stellen sogar geplant.
>
> Vielleicht wollte er sich einfach nur das Vermögen der Familie
> erschleichen. Dass er am Ende nackt durch das Schloss tanzt, sagt mir:
> "Ätsch, ich habe euch alle gef*ckt."

Wenn es hier nur schnöde ums Geld gegangen wäre, dafür steckten
bei der Hauptfigur meiner Meinung nach zu viel Emotionen drin,
dann hätte man die Figur kühler und distanzierter anlegen müssen.
Die Hauptfigur schien nicht viel Wert auf Geld oder allgemein
Luxus zu legen, darüber hat sie sich oft sogar lustig gemacht.

Für mich sah es eher nach einer persönlichen Fehde aus, und ich
habe keineswegs eine epische Hintergrundanalyse erwartet, aber
als am Ende die Rückblicke kamen, hätte ich mir was Erhellendes
diesbezüglich gewünscht.

Natürlich ist dies nur meine Meinung. Und man könnte es ja sogar
als Pluspunkt deuten, dass der Film hier zur Diskussion anregt.

Aber gut, wir werden es wohl nie erfahren, ich hab auch ein
bisschen recherchiert, aber der Film ist in diesem Punkt offen.
Ich glaube, ich mache mir da einfach zu viele Gedanken. :-)

Trotzdem freue ich mich über den Austausch von Ideen und
Erklärungen, die es hier gegeben hat.

Grüße, Andreas

Andy Angerer

unread,
Dec 30, 2023, 11:52:16 AM12/30/23
to
Am 30.12.23 um 16:10 schrieb Andreas M. Kirchwitz:

> Für mich sah es eher nach einer persönlichen Fehde aus, und ich
> habe keineswegs eine epische Hintergrundanalyse erwartet, aber
> als am Ende die Rückblicke kamen, hätte ich mir was Erhellendes
> diesbezüglich gewünscht.

Mimimi....
Dann guck halt Superheldenfilme!

(scnr)

Andy Angerer

unread,
Dec 31, 2023, 2:03:12 PM12/31/23
to
Am 30.12.23 um 19:52 schrieb Cornell Binder:
> Andy Angerer <and...@angerer-bodenlos.de> tat schreiben tun:
>> Am 29.12.23 um 17:17 schrieb Cornell Binder:
>>
>>> Und IMHO war die damalige (positive) Kritik auch schon klar
>>> genug um zu erkennen, daß es kein gefälliger Film ist und
>>> vor allem auch, daß es Arthouse ist. Wer da dann reingeht
>>> und sich überfordert fühlt, ist irgendwo vorher schon falsch
>>> abgebogen.
>>
>> Es gibt auch so etwas wie objektive Kriterien.
>
> Und die wären?

Schrieb ich doch:
Die schwachsinnige (Thriller-) Handlung wird in die letzten
10 Minuten gequetscht und davor wird der Zuschauer 90 Minuten
lang am Nasenring durch die Manege geführt.

>> In diesem Film wird der Zuschauer ungefähr 90 Minuten lang
>> hingehalten; es findet keinerlei echte Handlung statt,
>> sondern alles bleibt Vorgeplänkel zur Handlung.
>
> Der Film macht etwas, was dramaturgisch völlig normal ist.
> Er erzählt eine (subjektive) Erzählung und wir als Zu-
> schauer vertrauen natürlich darauf, daß der Erzähler ehr-
> lich mit uns ist. Und es ist eine Jahrhunderte alte
> Tradition, daß uns der Erzähler nicht die volle Wahrheit
> erzählt. Meisterwerke arbeiten sich an dieser Technik ab.
> Swimming Pool ist jetzt keines. Und ich verstehe auch, wenn
> Zuschauer über das Ende enttäuscht sind. Aber das ist halt
> eine persönliche Enttäuschung auf Basis von persönlichen
> Erwartungen. Das Problem hat jeder Film.

Man kann natürlich alles erklären und rechtfertigen.
Aber ein Film mit 90 Minuten Leerlauf und 10 Minuten
Handlung ist vor allem eines: einfach schlecht.

>> Jede einzelne Szene verspricht, dass jetzt dann endlich die Geschichte
>> beginnt. Doch sie beginnt nicht; auch die nächste Szene enthält wieder
>> nur dieses Versprechen. 90 Minuten lang. Dann beginnt die Geschichte
>> wirklich und sie wird in 10 Minuten erzählt. Und sie ist dermaßen
>> blöd, dass man sich wünscht, sie hätte _gar nicht_ begonnen.
>
> Das ist jetzt aber ein Du-Problem. Du hättest gern, daß da
> jetzt was passiert. Du bist darüber enttäuscht, daß da nicht
> das passiert ist, was Du gern hättest. Andere waren davon
> begeistert. Wie das halt gern bei Filme so ist.

Klar: manche lassen sich gern am Nasenring....

> Kennst Du das Konzept des retardierenden Elements in der
> Dramatik. Das ist die bewußte Hinauszögerung der Fortsetzung
> der Handlung. Es gibt einen osteuropäischen Film über zwei
> Attentäter dessen mir Name mir gerade entfallen ist, der das
> auf die Spitze treibt und im Zuschauer völlig verschiedene
> Arten von Anspannungen erzeugt. Und selbst am Ende wo die
> eigentliche Handlung abgeschlossen ist, wird der Zuschauer
> nicht entlassen, sondern der Film geht IIRC noch mindestens
> fünf Minuten weiter und endet dann einfach unvermittelt.
>
> Arthouse halt.

Aha: "Arthouse" heißt also, Stilmittel nicht gezielt und
dosiert einzusetzen, sondern gnadenlos zu übertreiben und
den Zuschauer damit zu erschlagen?

> Es ist auch völlig okay, wenn man mit sowas nichts anfangen
> kann. Und man darf das auch Kritisieren. Aber dann sollte es
> doch etwas mehr Substanz haben, als einfach nur "Kuuuuuuhnst"
> zu schreiben.
> Das macht ja auch den Reiz einer Diskussion hier aus.
> Darüber zu schreiben *warum* man was doof oder gut findet.

Ganz deiner Meinung.
Aber dafür möchte ich gerne erstmal wissen, ob das überhaupt
jemanden interessiert. Denn wenn es keiner lesen will, genügt
es sehr wohl, einfach nur "Kuuuuuuhnst" zu schreiben.

Andy Angerer

unread,
Jan 3, 2024, 8:21:03 AMJan 3
to
Am 01.01.24 um 05:36 schrieb Cornell Binder:
> Andy Angerer <and...@angerer-bodenlos.de> tat schreiben tun:
>> Am 30.12.23 um 19:52 schrieb Cornell Binder:
>>> Andy Angerer <and...@angerer-bodenlos.de> tat schreiben tun:
>>>> Am 29.12.23 um 17:17 schrieb Cornell Binder:
>>>>
>>>>> Und IMHO war die damalige (positive) Kritik auch schon klar
>>>>> genug um zu erkennen, daß es kein gefälliger Film ist und
>>>>> vor allem auch, daß es Arthouse ist. Wer da dann reingeht
>>>>> und sich überfordert fühlt, ist irgendwo vorher schon falsch
>>>>> abgebogen.
>>>>
>>>> Es gibt auch so etwas wie objektive Kriterien.
>>>
>>> Und die wären?
>>
>> Schrieb ich doch:
>> Die schwachsinnige (Thriller-) Handlung wird in die letzten
>> 10 Minuten gequetscht und davor wird der Zuschauer 90 Minuten
>> lang am Nasenring durch die Manege geführt.
>
> Sorry, aber das sind keine objektiven Kriterien, sondern
> drei subjektive Bewertungen.

90 Minuten Leerlauf und 10 Minuten Handlung sind nicht objektiv?


> Eine vermeintlich gnadenlose Übertreibung kann genau die
> richtige Dosierung sein. Das muss kein Widerspruch sein.
> Und man kann auch gezielt Zuschauer "erschlagen". Das ist
> auch wieder kein Widerspruch.

Kann; ja. In ganz seltenen Fällen.
Meistens jedoch ist so etwas einfach nur schlecht.


> Am Ende ist Arthouse ja auch nur eine Bezeichnung für etwas
> nischenartiges, was keine Anspruch auf Massenbefriedigung
> hat.

Ich weiß; ich hätte einen ;-) setzen müssen.


>> Aber dafür möchte ich gerne erstmal wissen, ob das überhaupt
>> jemanden interessiert. Denn wenn es keiner lesen will, genügt
>> es sehr wohl, einfach nur "Kuuuuuuhnst" zu schreiben.
>
> Ah, Du gehst also schon per default davon aus, das es
> niemanden interessieren könnte, was Du so schreibst. Das
> erklärt in der Tat die Kürze.

Natürlich; ich maße mir nicht an, per default davon auszugehen,
dass mein Senf andere unbedingt interessieren muss.

Andy Angerer

unread,
Jan 3, 2024, 10:26:27 AMJan 3
to
Am 03.01.24 um 15:52 schrieb Cornell Binder:
> Andy Angerer <and...@angerer-bodenlos.de> tat schreiben tun:
>> Am 01.01.24 um 05:36 schrieb Cornell Binder:
>>> Andy Angerer <and...@angerer-bodenlos.de> tat schreiben tun:
>>>>>>
>>>>>> Es gibt auch so etwas wie objektive Kriterien.
>>>>>
>>>>> Und die wären?
>>>>
>>>> Schrieb ich doch:
>>>> Die schwachsinnige (Thriller-) Handlung wird in die letzten
>>>> 10 Minuten gequetscht und davor wird der Zuschauer 90 Minuten
>>>> lang am Nasenring durch die Manege geführt.
>>>
>>> Sorry, aber das sind keine objektiven Kriterien, sondern
>>> drei subjektive Bewertungen.
>>
>> 90 Minuten Leerlauf und 10 Minuten Handlung sind nicht objektiv?
>
> Nein. "Leerlauf" ist eine rein subjektive Bewertung, Genauso
> wie der Rest des Satzes.

Ok; wir sehen das offenbar unterschiedlich.

F. W.

unread,
Jan 22, 2024, 2:36:19 AMJan 22
to
Am 27.12.2023 um 01:02 schrieb Andreas M. Kirchwitz:

> Wenn man wieder runter von dem Trip ist, bleibt aber weiterhin die
> unbeantwortete Frage, warum haben die Figuren so gehandelt haben, wie
> es dargestellt worden ist. Schade. Das macht alles kaputt.

Ich finde auch, dass der Film nur an der Oberfläche kratzt. Man könnte
ja erklären, warum die Figuren so handeln wie sie handeln. Im Falle des
Hauptprotagonisten ist das ja versucht worden.

Mein Gewinn aus dem Film: ich habe wieder "You`re gorgeous" auf der
Playlist.

FW
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