Kritik: The Terminal
Roy Batty
einfach nochmal...
Ich hätte es ahnen müssen - wenn man sich nur lustlos ins Kino
schleppt, um etwas Zeit zu überbrücken, nichts anständiges läuft und
man deshalb die Sneak wählt, dann sorgt Murphy unausweichlich dafür,
dass man erstens gefilzt wird (pöhse Raupkopierer allerorten wohl) und
zweitens schon beim Vorspann gequält aufstöhnt. Das Einchecken in den
Kinosaal hätte einen warnen müssen, dass gleich das neueste Vehikel
des horrible duo Spielberg-Hanks losgeht...
> The Terminal
Viktor Navorski (T. Hanks) landet auf dem JFK-Airport New York zu
einem Touristenbesuch in den Staaten. Während des Fluges hat es in
seiner (fiktiven) Heimat Karkhosia allerdings einen blutigen Putsch
gegeben, die neue Regierung hat die alte entsorgt, ist selber aber
nicht diplomatisch anerkannt, somit sind die Personaldokumente des
Staates Karkhosia ungültig - und damit auch das Einreisevisum. Ohne
legale Möglichkeit, die Vereinigten Staaten zu betreten und ohne
Möglichkeit, in seine kriegsgeschüttelte Heimat heimzukehren, sitzt
Navorski auf dem Flughafen fest. Für Monate.
Er richtet sich in einem Baustellenbereich wohnlich ein, versucht über
die Runden zu kommen und lernt sowohl skurriles, hilfsbereites als
auch fieses Personal kennen und es gibt sogar eine kleine Romanze mit
einer Stewardess (Zeta-Jones).
Wie die Geschichte endet und was es mit einer Dose Planters-Erdnüsse
auf sich hat, darf man sich bei Interesse ab 07.10.04 im Kino antun.
> hmm....
Man sollte dem Duo Hanks-Spielberg simpel die Zusammenarbeit
verbieten. Klar, beide haben handwerklich ziemlich viel auf dem Kasten
und in einigen wenigen Szenen blitzt auch auf, wie wundervoll der Film
hätte werden können (z.B. ein Dinneressen auf einer Terminalterasse,
das von den Servicepersonalfreunden von Navorski ermöglicht wird) -
doch dann gibt es weite Strecken peinlicher Slapstick-Versuche,
pathetischer Orchestrierung von Solidarisierungsaktionen und
vorhersehbarer Langeweile.
Statt der hochbezahlten Hauptdarsteller Hanks, Zeta-Jones oder Stanley
Tucci als verkniffener Bürokratenhengst, sind es einige wenige
Nebenrollen, die den Film vor dem Totalversagen retten, indem sie
nicht nur aus Abziehbildern zu bestehen scheinen - etwa der
Bodenreinigeer Gupda (Kumar Pallana) als leicht paranoider Sonderling,
der für Blicke in den von ihm aufgelesenen Müll Termine vergibt oder
der Cateringfahrer Enrique, der für indirektes Werben für seine Liebe
zu einer Beamtin der Einreise Navorski mit Mahlzeiten versorgt.
Das sind schöne kleine Charakterstudien über die Menschen, die ein
Reisender auf seinem eiligen Weg in des Flugzeug oder zum Taxi nie
wahrnimmt und die doch wichtig für das Funktionieren eines Molochs von
Flughafen sind. Leider gerät der Rest des Personals zu
cliché-Sammlungen par excellence: der korrekte aber eigentlich
gutmütige Security-Typ, der fiese Bürokrat, dessen Lunchpaketinhalt
sogar akkurat ausgerichtet ist und nicht zu vergessen der
Hauptcharakter selbst, der aufdringlich liebenswürdig tölpelig und
unerträglich gutmenschelnd der Heilige ist, an dem Unrecht begangen
oder sich aufgerichtet wird. Und wer kein Englisch spricht, muss ja
wohl zwangsläufig auch sonst entweder aggressiv oder unbeholfen sein.
Platter kann man Vorurteile kaum rüberbringen.
Fazit: wenn man sonst nichts zu tun hat und der Film grad der letzte
ist, den die Videothek noch anzubieten hat, dann schadet es nicht, ihn
sich anzuschauen. Aber mehr auch nicht.
Und bitte sage mal einer Tom Hanks und Spielberg, dass es nicht witzig
ist, gegen eine Glasplatte zu laufen oder von einem Sessel zu
rutschen. Jedenfalls nicht, wie es in diesem Film umgesetzt wurde.
Roy
--
Ich verwende prinzipiell keine Smilies :-].
(Ralf Callenberg in d.r.f.m.)
Martin Hoefs
Roy Batty schrieb::
>> The Terminal
>
> [Russe wohnt auf Flughafen]
Das hab ich irgendwie irgendwo schon mal gehört. Beruht das
auf einer wahren Begebenheit, sprich einer Urban Legend?
Gruß, Martin
Carsten Faltin
>Das hab ich irgendwie irgendwo schon mal gehört. Beruht das
>auf einer wahren Begebenheit, sprich einer Urban Legend?
Inspired by the story of Merhan Nasseri, an Iranian refugee. In 1988,
he landed at Charles de Gaulle Airport near Paris after being denied
entry into England because his passport and United Nations refugee
certificate had been stolen. French authorities would not let him
leave the airport, and there stayed, in Terminal One, a stateless
person with nowhere else to go. He has since been granted permission
to either enter France or return to his own country. He instead
chooses to continue to live in the terminal and tell his story to
those who will listen.
http://german.imdb.com/title/tt0362227/trivia
by Carsten
--
It may be the warriors who get the glory, but it's the
engineers who build societies.
B'Elanna Torres in Voyager S7E10 "Flesh and Blood Part II"
Hubert Reinelt
> Inspired by the story of Merhan Nasseri, an Iranian refugee. In 1988,
> he landed at Charles de Gaulle Airport near Paris after being denied
> entry into England because his passport and United Nations refugee
> certificate had been stolen. French authorities would not let him
> leave the airport, and there stayed, in Terminal One, a stateless
> person with nowhere else to go. He has since been granted permission
> to either enter France or return to his own country. He instead
> chooses to continue to live in the terminal and tell his story to
> those who will listen.
Lebt der noch immer da?
*interessiert*
Alan Tiedemann
> Carsten Faltin wrote:
>> Inspired by the story of Merhan Nasseri, an Iranian refugee. [...]
>
> Lebt der noch immer da?
Offensichtlich ja:
<http://www.kurd-sun.de/ewige_transitreisende_am_pariser.htm>
Gruß,
Alan
--
Bitte nur in die Newsgroup antworten! Re:-Mails rufe ich nur selten ab.
http://www.schwinde.de/webdesign/ ~ http://www.schwinde.de/cdr-info/
Mail: at__0815<at>hotmail<punkt>com ~ news-2003-10<at>schwinde<punkt>de
Hubert Reinelt
> Offensichtlich ja:
> <http://www.kurd-sun.de/ewige_transitreisende_am_pariser.htm>
Faszinierend... danke für den Link.
Korbinian Abenthum
> Carsten Faltin wrote:
>
>> Inspired by the story of Merhan Nasseri, an Iranian refugee. In 1988,
> Lebt der noch immer da?
>
> *interessiert*
Ja, der tauchte in letzter Zeit auch öfter in
$Halbseriöses_Boulevardmagazin auf. Da hat er dann gesagt, er ginge jetzt
bald nach Hollywood und würde die Hauptrolle in einem Film spielen, welcher
das Leben von Tom Hanks zeigt :)