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Oppenheimer

O afișare
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Patrick Rudin

necitită,
29 iul. 2023, 18:41:2529.07.2023


Seit langer Zeit mal wieder im Kino gewesen. Ein neuer Film von Nolan,
gäbe es eine bessere Gelegenheit?

Ich werde nicht spoilern, aber wer den Film völlig unbefangen sehen
will, möge lieber den Indiana Jones- oder Barbie-Thread lesen...

Ein spannendes Drama über die Entwicklung der Atombombe? Nein, es ist
ein Politthriller. Der Titel "Lewis Strauss vs. Robert Oppenheimer" wäre
vermutlich der passendere Titel, der insbesondere der letzte Akt wird
vollkommen von diesem Thema ausgefüllt. In den USA ist die Figur Strauss
natürlich wichtig, aber aber ich bezweifle, dass sich bei uns viele für
den Kerl interessieren.

Gespielt wird Strauss von Robert Downey, und das ist grosses Kino.
Downey spielt teilweise beinahe Cillian Murpy an die Wand. Auch Matt
Damon als General ist beeindruckend. Dann spielen noch zwei Frauen mit,
die eine nackt, die andere angezogen, aber so richtig kommt da keine zur
Geltung. Das liegt nicht an den Schauspielerinnen, sondern daran, dass
man nach dem Motto "Das muss auch noch irgendwo rein" halt huschhusch
noch was ins Drehbuch reingedrückt hat.

Und man hat vieles reingedrückt: Detailversessen werden derart viele
Randfiguren vorgestellt, dass man nahezu den Überblick verliert.
Immerhin wird von Beginn weg alles als grosse Rückblende (indes auf zwei
Ebenen) gezeigt, was eigentlich gut funktioniert. Aber irgendwann denkt
man halt: Genug mit der Geschichtsstunde, kommt da noch was anderes als
Verdächtigungen und Kommunistenhatz?

Jedenfalls: Von den technischen Problemen bei der Entwicklung der Bombe
erfährt man nahezu nichts, von den technischen Lösungen noch weniger.
Die in der Seriengruppe nebenan erwähnte BBC-Serie von 1980 ist da besser.

Wer nicht weiss, dass die USA per Flugzeug Messungen vornahm und so den
Atomtests der Sowjets auf die Schliche kam, wird sich im Film nur
wundern, weshalb da plötzlich Teststreifen auftauchen. Auch die H-Bombe
wird ausschliesslich politisch thematisiert.

Ach ja, und da gibt es eine Szene mit Gary Oldmann. Ich muss gestehen,
ich habe ihn nicht erkannt, erst beim Abspann habe ich dann gestaunt.
Immerhin: Eine gute Szene, die das Dilemma von Oppenheimer schön zeigt.
Branagh ist auch beeindruckend, erhält aber viel zu wenig Sendezeit.

Dennoch, die drei Stunden gehen keineswegs wie 30 Minuten vorbei, es
wird teilweise zäh, und auch das Hin- und Herspringen zwischen den
Ebenen ändern nichts daran, dass es halt hauptsächlich um
Verdächtigungen und Kommunistenhatz geht. Sagte ich schon, dass man
Oppenheimer einer kommunistischen Vergangenheit verdächtigte? Alles halt
schon bis zum Erbrechen in "Guilty by Suspicion" durchgekaut, und das
war vor über 30 Jahren.

Der Film hat durchaus beeindruckende Szenen, gute Dialoge, und auch ein
kleines Rätsel wird zum Ende noch aufgelöst. Darüber will ich aus
Spoilergründen mal nicht zu viel schreiben, aber ehrlich gesagt, der
riesengrosse Hammer ist es nicht. Und die Sache ist in diesem Moment
dann auch zeitlich nicht so einfach einzuordnen.

Die Musik ist wuchtig, war aber für mich völlig austauschbar. Bei Tenet
klingelte direkt hinterher das Hauptthema nach, welches schon in der
Eröffnungsszene gespielt wird. Hier klingelten lediglich aus
quantitativen Gründen hinterher die Ohren.

Kurzum: Es ist ein gut gemachter Film über die Politik der USA in den
1940er und 1950er-Jahre, über Intrigen in Los Alamos und in Washington,
und immerhin sehen wir auch noch ein bisschen etwas von Albert Einstein.

Aber dramaturgisch war für mich da zuwenig Fleisch am Knochen, für einen
Nolan-Film fand ich ihn eher enttäuschend. Wenn die BD mal für 10 CHF
auf den Tischen liegt, werde ich sie mir wohl besorgen und ihn nochmals
in Ruhe anschauen. Aber eilen tut das nicht, und ich wundere mich schon,
wie bei Metacritic Dutzende Kritiker die volle Punktzahl vergeben.

Hm, und bei mir zuhause werkelt ein simpler BD-Player, der das Bild auf
4K hochinterpoliert und so an den Fernseher schickt. Das ist punkto
Bildschärfe und Kontraste minim besser als das, was ich heute im Kino
erlebt habe. Und da ich zuhause auch die Lautstärke, Mitseher, Menü,
Klopausen und anderes selbst bestimmen kann, bin ich nicht sicher, ob
ich so bald wieder in einem Kino lande...


Grüsse

Patrick

Patrick Rudin

necitită,
30 iul. 2023, 18:38:5030.07.2023
Patrick Rudin wrote:
> Aber dramaturgisch war für mich da zuwenig Fleisch am Knochen, für einen
> Nolan-Film fand ich ihn eher enttäuschend.

Ach ja, ganz vergessen: Michael Caine spielt nicht mit. In einem
Nolan-Film skandalös. Geht gar nicht...


Grüsse

Patrick

Patrick Rudin

necitită,
31 iul. 2023, 06:14:5531.07.2023
Andreas Kohlbach wrote:
> On Sun, 30 Jul 2023 00:41:22 +0200, Patrick Rudin wrote:
>>
>> Wer nicht weiss, dass die USA per Flugzeug Messungen vornahm und so
>> den Atomtests der Sowjets auf die Schliche kam, wird sich im Film nur
>> wundern, weshalb da plötzlich Teststreifen auftauchen. Auch die
>> H-Bombe wird ausschliesslich politisch thematisiert.
>
> War das so im Film? Noch nicht gesehen...

Lewis Strauss knallt stinksauer den Wissenschaftern einen
Atmosphärenteststreifen auf den Tisch, ärgert sich, dass die Sojets die
Bombe haben und fragt, ob in Los Alamos eigentlich alle nur Däumchen
drehen. Eine zeitliche Einordnung kriegt man nicht, zumindest meiner
Erinnerung nach.

Ich nehme an, das war der Test von 1953. Vielleicht weiss das der
durchschnittliche Amerikaner auch auswendig.

Auch der Name "Sacharow" fällt im ganzen Film kein einziges Mal. Dabei
verläuft seine Geschichte teilweise ähnlich wie die von Oppenheimer, man
hätte die drei Stunden auch mit dessen Werdegang anstatt der ganzen
Hearings füllen können...


Gruss

Patrick

Patrick Rudin

necitită,
31 iul. 2023, 17:35:2831.07.2023
Cornell Binder wrote:
> Die einzigen Einordnungen ergeben sich aus chronologischen
> Angaben in den Aussagen, und das Spiel mit Farbe und
> Schwarz/Weiß um verschachtelte Erzählungen auseinander
> halten zu können.

Ja, wobei der s/w-Teil halt doch auch eine lange Zeitspanne abdeckt. Ich
könnte nichtmal sagen, wann dieser Bereich genau anfängt. Und ob dieser
Teil immer linear erzählt wird.

> Es war halt ein Biopic über Oppenheimer.

Das sagst Du. Wenn man Chernobyl (2019) in "Valery Legasov" umbenennen
würde, wäre das dann auch ein Biopic? Übrigens die beste Mini-Serie, die
ich bislang gesehen habe. Komplexes Thema, viele Leute, verschiedene
Erzählstränge, dennoch verliert man nie den Überblick.

Geht es Nolan um die Auswirkungen der Bombe oder um die Figur
Oppenheimer? Ich bin mir nicht sicher. Der Kniff am Ende legt die erste
Variante nahe, doch weshalb hat er dann die Nichtbestätigung von Strauss
derart prominent inszeniert? Ich fand das ziemlich irritierend.

> Das Thema Wasserstoffbombe taucht im Film ja auch nur in dem
> Umfang auf, als das es Oppenheimers Wirken berührt, aber
> nicht weiter von ihm vorrangetrieben wird.

Jo, halt ein gestalterischer Entscheid. Wirklich überzeugend fand ich es
nicht...


Gruss

Patrick

Patrick Rudin

necitită,
1 aug. 2023, 11:17:0701.08.2023
Cornell Binder wrote:
> Patrick Rudin <tax...@gmx.ch> tat schreiben tun:
>> Cornell Binder wrote:
>>> Es war halt ein Biopic über Oppenheimer.
>>
>> Das sagst Du.
>
> Naja, also das ist jetzt keine wirklich originelle oder gar
> kontroverse Behauptung von mir.

Nixon war ein Biopic. Ich hatte den Eindruck, Nolan hat sich punkto
Rückblenden auch davon ein wenig inspirieren lassen.

>> Wenn man Chernobyl (2019) in "Valery Legasov" umbenennen
>> würde, wäre das dann auch ein Biopic?
>
> Da ich diese Serie nicht gesehen habe, kann ich darauf
> leider nicht antworten.

Ich empfehle dringend, diese Bildungslücke zu schliessen. Nicht nur
punkto Schauspieler, Sound, Bild, Spannung und Dialoge fantastisch,
sondern auch in Bezug auf Rück- und Vorblenden clever geschnitten.

> Ja, der Film fokussiert sich auf den Teil der Biographie
> Oppenheimers der mit dem Bau der Atombombe zu tun hat.

Teilweise. Mich nervt ja gerade, dass gegen Ende hin alles auf die
Nichtbestätigung von Strauss als Kabinettsmitglied hinsteuert. Und da
muss ich dann sagen: Das ist eigentlich komplett irrelevant.

Wenn ich Hinterzimmer-Intrigen sehen will, dann gucke ich Nixon.

> Wie gesagt, der Film heißt "Oppenheimer".

Und genau das (wie auch der Trailer) weckt irgendwie falsche Erwartungen...


Gruss

Patrick

Patrick Rudin

necitită,
16 nov. 2023, 09:17:3016.11.2023
Andreas Kohlbach wrote:
> Die Nichtnackte war wohl Emily Blunt. Von der Nackten (Florence Pugh)
> hörte ich noch nie.

Die hat in "The Little Drummer Girl"
https://www.imdb.com/title/tt7598448/
recht überzeugt. Ist auch eine spannende Miniserie.


Gruss

Patrick

Christian Weisgerber

necitită,
16 nov. 2023, 17:30:0616.11.2023
On 2023-11-16, Andreas Kohlbach <a...@spamfence.net> wrote:

> Heute auch gesehen. Ich war ja gewarnt, dass er von Nolan war.

Ich hab ihn am Wochenende auch gesehen. Das war schon großartiges
Handwerk. Nolan schafft es, einen Film zu einem Thema, das mich
nicht sonderlich interessiert und das keine großen Überraschungen
aufweisen kann, weil die Eckpunkte allgemein bekannt sind, trotzdem
überaus spannend auszugestalten.

> Ich habe irgendwann angefangen zu den Stellen zu skippen, die mich
> interessierten; die Entwicklung der Bombe selbst,

Davon war ja kaum etwas im Film. Oak Ridge auf Murmeln im Glas zu
reduzieren war schon bemerkenswert.

> Die Nichtnackte war wohl Emily Blunt. Von der Nackten (Florence Pugh)
> hörte ich noch nie.

Florence Pugh /pjuː/ ist (bestimmt nicht nur) mir mit ihrer Hauptrolle
in der Miniserie _The Little Drummer Girl_ bekannt geworden: Eine
junge englische Schauspielerin wird vom Mossad angeheuert, um eine
Palästinenser-Zelle zu unterwandern, was kann da schon schiefgehen?

--
Christian "naddy" Weisgerber na...@mips.inka.de

Christian Weisgerber

necitită,
17 nov. 2023, 10:30:0617.11.2023
On 2023-11-17, Andreas Kohlbach <a...@spamfence.net> wrote:

> Von daher wären keine historischen Filme überraschend.

Es macht einen Unterschied, ob ein weithin bekanntes oder eher
unbekanntes Stück Geschichte verfilmt wird. Das Manhattan-Projekt
ist nun ziemlich bekannt und bei Ridley Scotts anstehendem Napoleon-
Film wird das Publikum auch in groben Zügen vorab wissen, was da
passieren wird. Ein hypothetischer Kriegsfilm "Taffy 3" dagegen
würde eine nur wenigen Zuschauern vertraute Geschichte erzählen,
behaupte ich einfach mal.

> Außer jemand geht an der Realität vorbei. ;-)

Inglorious Basterds. :-)

>> Davon war ja kaum etwas im Film. Oak Ridge auf Murmeln im Glas zu
>> reduzieren war schon bemerkenswert.
>
> Passierte das wirklich? Ich vermute ja. Aber wenn ich nach "marbels" und
> "Oppenheimer" suche, finde ich immer nur Bezüge auf den Film.

Ich denke, es war einfach ein filmischer Kniff, um die Erzählung
nicht ausufern zu lassen. Gegebenenfalls müsste man die Buchvorlage
von Bird/Sherwin lesen.

Andreas M. Kirchwitz

necitită,
17 nov. 2023, 16:28:2017.11.2023
Christian Weisgerber <na...@mips.inka.de> wrote:

> On 2023-11-16, Andreas Kohlbach <a...@spamfence.net> wrote:
>
>> Heute auch gesehen. Ich war ja gewarnt, dass er von Nolan war.
>
> Ich hab ihn am Wochenende auch gesehen. Das war schon großartiges
> Handwerk. Nolan schafft es, einen Film zu einem Thema, das mich
> nicht sonderlich interessiert und das keine großen Überraschungen
> aufweisen kann, weil die Eckpunkte allgemein bekannt sind, trotzdem
> überaus spannend auszugestalten.

Filme von Nolan finde ich entweder toll oder schrecklich, weil Nolan
ja oft gern mit so einer schrägen Machart herumspielt, und manchmal
zieht es mich in den Bann, und manchmal kann ich damit nix anfangen.
Das ist einfach mein persönlicher Geschmack und keineswegs will ich
damit sagen, die Filme wären schlecht, bloß weil ich sie nicht mag.

Oppenheimer ist toll gemacht. Spielen ja auch sehr viel Stars mit.
Tolle Hintergrund-/Filmmusik (Score). Ich finde den Einstieg in den
Film unnötig mühselig. Ich kann verstehen, wenn Leute im ersten
Drittel entnervt aufgeben. Es geht ja auch eher um Politik, weniger
um Wissenschaft, und vieles ist sehr "amerikanisch", da kann ich
mich nur begrenzt reinversetzen.

Der Film läuft satte drei Stunden, obwohl er inhaltlich eher wenig
Spannung im klassischen Sinne zu bieten hat. Der Film ist deshalb
nicht langweilig, dafür sorgen schon die vielen Zeitsprünge.

Ich finde, es ist keineswegs verschwendete Lebenszeit ist, den Film
gesehen zu haben, aber für mich ist das einer dieser Filme, die
ich eher "respektiere", statt sie wirklich zu "mögen". Das ist für
mich wieder so typisch Nolan. :-)

> Florence Pugh /pjuː/ ist (bestimmt nicht nur) mir mit ihrer Hauptrolle
> in der Miniserie _The Little Drummer Girl_ bekannt geworden: Eine
> junge englische Schauspielerin wird vom Mossad angeheuert, um eine
> Palästinenser-Zelle zu unterwandern, was kann da schon schiefgehen?

Ich glaube, in "Outlaw King" habe ich sie initial wahrgenommen,
und natürlich hab ich gern hingeschaut. Und vermutlich hätte ich
sonst auch nicht "Midsommar" gesehen. So richtig groß rausgekommen
ist sie bisher nach meinem Gefühl aber noch nicht, obwohl man sie
ja etwas häufiger sieht hier und da.

Danke für den Tipp mit der Serie. Leider gehen viele solcher
Produktionen völlig an mir vorbei. Es ist schwierig, bei der
großen Auswahl den Überblick zu behalten.

Grüße, Andreas
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