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Kritik: 300

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Andreas Edler

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Apr 9, 2007, 10:48:56 AM4/9/07
to
> 300
> gesehen: 05.04.2007 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

Der Trailer zu "300" ist das Coolste, was ich seit langem im Kino
gesehen habe. Beim ersten Sehen stand mir der Mund offen. Selbstredend
musste ich *diesen* Film sehen! Durch die vielfach wirklich miesen
Kritiken im Vorfeld, waren meine Erwartungen allerdings ein klein wenig
herunter geschraubt. Ob das nötig war, wird sich zeigen ...

> Zum Inhalt ...

Die Perser schicken sich an Sparta zu erobern. Doch König Leonidas
(Gerard Butler) ist gar nicht von dem Gedanken angetan, das Feld einfach
so zu räumen. Der persische Gesandte, welcher die Aufforderung zur
Kapitulation überbringt, überlebt seinen Auftrag genauso wenig, wie
seine Begleiter. Leonidas schart seine 300 besten Krieger um sich, um
entgegen den Anweisungen des Orakels einen Wall gegen die Perser zu
errichten

An den Thermopylen warten die Spartaner auf Xerxes (Rodrigo Santoro)
riesiges Heer. In einer Schlucht verbarikadieren sie sich und leisten
erbitterten Widerstand ...

> Hmm ...

Die Vorlage für Zack Snyders Kinospektakel lieferte Frank Millers
Mini-Comic-Serie. Wie schon in "Sin City" ist Miller wenig kompromißlos
in der Darstellung. Und Snyder setzt das eins zu eins auf die Leinwand
um. Und so ist denn auch vieles gewaltig überzogen.

Snyder arbeitet mit Zeitlupen an allen möglichen und unmöglichen
Stellen. Benutzt wilde Kameraperspektiven und eine einfache Sprache.
Lang erklärt wird nicht. Der Zuschauer wird mitten ins Geschehen
geworfen. Kurz wird lediglich der Hauptcharakter Leonidas mit einer Vita
versehen, der Rest der Spartiaten (heißt es nicht "Spartaner"?)
unterscheidet sich nicht wesentlich vom König und braucht kein
Eigenleben.

Nachdem schnell noch die Beziehung zu seiner Königin in einem irgendwie
in die Geschichte geratenen Zeitlupen-Beischlaf geklärt wird, bricht die
lendenbeschurzte Kriegertruppe auf, um das Land zu beschützen. Das ist
nicht besonders spannend gemacht und ehrlich gesagt, fand ich es auch
nicht nachvollziehbar. Damit wären wir auch schon beim Manko des Films:
es passiert einfach alles und die Erklärung ist, dass die Spartaner eben
so sind. Genau aus dem Grund ist auch alles, was abseits des
Schlachtengetümmels passiert, stinklangweilig. Es erklärt nichts, es
bringt den Film nicht nach vorne und es interessiert auch niemanden.

Demgegenüber steht die begeistende Optik. Die körnigen Bilder in
trockenen Sepiafarben unterstreichen die Härte der Kämpfe. Das Gezeigte
ist auf das Wesentliche reduziert, detailiert zwar, aber nicht als
Mittel zum Zweck. In manchen Szenen dachte ich, ich sehe ein
Theaterstück. Nur das im Theater nicht so explizit drauf gekloppt wird.
Bei "Dawn of the dead" sammelte Snyder Erfahrungen mit abgetrennten
Gliedmaßen. Jedoch ohne dies derart ... naja ... "schön" ist wohl nicht
das richtige Wort dafür, in Szene zu setzen.

Detailreich, perfekt gestylt, klasse fotografiert. Trotzdem ist das Auge
nach einiger Zeit müde. Denn es ändern sich nach einer halben Stunde nur
noch die Einstellungen. Neues kommt nicht dazu. Und die Geschichte ist
einfach nicht dick genug um Spannung aufzubauen und über die nicht weg
zu diskutierenden Längen zu helfen. Da helfen auch die eingestreuten
Freaks nicht. Mir hätte es voll und ganz gereicht, wenn sich antike
Muskelmänner die Köpfe ein- und die Arme abgeschlagen hätten. Da müssen
nicht noch irgendwelche Quasimodos mitmischen. Zumindest nicht solche
offensichtlichen. Wenn man damit deutlich machen wollte, dass in Sparta
nur die Gesunden weiter kamen, dann hätte das subtiler geschehen können.
Richtig störend fand ich dann den Henker Xerxes ... die Mischung aus
Krabbe und Mensch. Das passte zu dem ansonsten halbwegs "realistischen"
Film überhaupt nicht.

Ein sehr zwiespältiges Kinoerlebnis. Optisch ein absoluter Leckerbissen,
ist die Story der ganz große Knackpunkt. Unspannend und länglich ohne
Identifikationsmöglichkeiten. Da fällt es schwierig, ruhig sitzen zu
bleiben in der Zeit zwischen den Gemetzeln. Es tut mir in der Seele weh,
nach dem grandiosen Trailer sagen zu müssen: den Film kann man sich auch
auf DVD angucken. Allerdings wird man dann auch noch der optischen Wucht
beraubt und kann eigentlich gleich ganz darauf verzichten.

Andreas
--
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