Ich kann Filme mit singenden Tieren und Kaffeetassen nicht leiden. Ich
kann eigentlich gar nicht leiden, wenn irgendjemand in einem Film singt.
Ich mag auch keine Musicals. Aus dem Grund sind mir die alljährlichen
Weihnachtsfilme aus dem Hause Disney auch ein besonderes Greuel. Umso
erfreuter war ich, als ich das erste Mal einen Trailer zu "Verwünscht"
sah. Sobald einer der Protagonisten den Mund aufmachte um seine Stimme
zu einem Liedlein zu erheben, gibt's was auf die Nuss. Unglaublich, aber
vielleicht nimmt sich Disney selbst ein wenig auf den Arm. Also Ticket
gelöst ...
> Zum Inhalt ...
Giselle (Amy Adams) lebt allein in einem Baumhaus im Märchenwald und
träumt tagein tagaus davon, die wahre Liebe zu finden. In ihrer
Träumerei bastelt sie mit kräftiger Unterstützung durch die Tiere des
Waldes den vermeintlichen Liebsten aus allerlei Gedöns und unter
reichlich Gesang zusammen. Der zufällig gerade den Wald durchreitende
Prince Edward (James Marsden) ähnelt der Figur nicht nur frappierend, er
ist auch vom Gesang verzaubert, folgt seinem Ohr und verliebt sich auf
der Stelle in Giselle. Schon am nächsten Tag soll die Hochzeit sein!
Doch das die Ringe getauscht werden sollen stößt bei Königinmutter
Narissa (Susan Sarandon) auf wenig Zustimmung. Eine weitere Frau im
Königshaus neben ihr ist das letzte was sie brauchen kann und so gelingt
es ihr mit einer List, Giselle durch ein Dimensionsportal in unsere Welt
zu bringen. Hier ist die junge Fast-Prinzession so desorientiert wie man
nur sein kann, wenn man eben noch mit den Eichhörnchen gesungen hat und
nun mitten in New York aus einem Gullideckel krabbelt. Die ersten
Menschen, die sich um sie kümmern sind der Scheidungsanwalt Robert
Philip (Patrick Dempsey) und dessen kleine Tochter Morgan (Rachel
Covey). Die wissen mit der verwirrten Frau zunächst nichts anzufangen,
werden die sich als Klette gebärdende Dame aber auch nicht mehr los ...
> Hmm ...
Das sollte doch ein Realfilm sein? Und was sehen meinen Augen? Schönsten
2D-Disney-Kitsch mit allen alten Bekannten von Bambi bis Klopfer. Und
was machen die kindlichen Waldbewohner? Sie trällern ein fröhliches
Liedchen! OK, dachte ich, das ist jetzt der Einstieg und gleich gibt's
dafür den Schlag in den Nacken. Aber leider erhebt danach auch noch der
Prinz die Stimme und die gezeichneten Gesellen geben ein gar kitschiges
und ganz und gar ernst gemeintes Duett zum Besten. Meine Fußnägel waren
schon 2 mal nach oben gerollt.
Und genauso geht es weiter. Zwar nicht durchgängig gesungen, aber in
bester Disney-Kitsch-Manier. Wobei die Dramatik der gezeichneten
Geschichte durchaus auch von einem durchschnittlichen Hauskater verfolgt
werden kann. Einfallsreich ist das alles nicht. Nicht mal besonders doll
gezeichnet. Ein bißchen Fahrt gewinnt das Vehikel von Regisseur Kevin
Lima, der schon für z.B. "Tarzan" oder "102 Dalmatiner" verantwortlich
zeichnete, nach dem Wechsel der Wirkungsstätte aus dem Märchenreich in
die Realwelt.
Wobei das dann immer noch ganz weit von interessant entfernt ist! Amy
Adams kann man mindestens zusprechen ganz süß zu sein, eine gute
Schauspielerin ist sie nicht mit den aufgerissenen Augen. Auch der Prinz
James Marsden macht eine ganz und gar jämmerliche Figur und war mit
Abstand der nervigste Charakter. Knallcharge trifft es wohl ganz gut -
und da kann er sich mit einigen Nebendarstellern die Hand geben. Susan
Sarandon tat mir ein bißchen leid, dass sie in dem Klamauk mitspielen
muß, wohl oder übel rollte sie böse mit den Augen und hatte
glücklicherweise wenig Zeit auf der Leinwand.
Am sympathischsten war mir noch Patrick "McDreamy" Dempsey. Der
Herzensbrecher-Arzt aus Grey's Anatomy hat es am längsten ohne Singen
ausgehalten und auch ansonsten ab und zu einen hübsch lakonischen
Gesichtsausdruck zum Besten gegegeben. Retten konnte das meine Laune
natürlich nicht. Die beiden Szenen, bei den Sänger in Ihrem Versuch
Worte in Melodien zu fassen unterbrochen wurden, sind aus dem Trailer
bekannt und mehr gibt es davon nicht. Dieser Walt-Disney-Weihnachtsfilm
ist ein ebensolcher!
Hier kann man wirklich von einem ganz gewaltigen Fall von falscher
Erwartungshaltung sprechen. Der Trailer hat mich ganz eindeutig auf die
falsche Fährte gelockt. Ich dachte ich bekäme ein wenig Ironie und
Zynismus, aber es war nur der altbekannte Zuckerguß mit größtmöglicher
Einfältigkeit und völlig ohne neue Ideen. Ein sehr, sehr ärgerlicher
Kinobesuch!
Andreas
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