Kaum eine Filmfigur war erfolgreicher: die Filme allein haben Millionen
eingespielt, inzwischen Kultstatus erreicht und selbst die DVD-Auflage vor
fünf Jahren spülte noch einmal Milliarden an weltweiten Umsätzen in die
Kassen der Paramount und ihrer beteligten Firmen.
1989 war Schluss: Spielberg verkündete, dass er keinen weiteren Film drehen
werde, da die Trilogie abgeschlossen sei. Die Schlussszene, der Ritt in den
Sonnenuntergang, sowie das Trinken aus dem Heiligen Gral, der ewiges Leben
verspricht, sollten die Serie auch symbolisch abschließen.
Bis zum Jahre 2004 war denn auch Ruhe. Zwar gab Spielberg in einem Interview
zum Besten, dass man ihn beruflich und privat immer wieder auf eine
Fortsetzung angesprochen habe, aber er habe schon 1993 entschieden, keinen
weiteren Indy-Film zu machen.
2004 war dann aber doch an eine Fortsetzung konkreter gedacht. Skripts
wurden entworfen und verworfen. Keines der Skripte konnte Lucas und Spielber
zufriedenstellen. Auch das des renommierten Frank Darabond nicht. Letztlich
entschied man sich Ende 2006 dann doch für das Skript von David Koepp, der
schon als Fortsetzer von "Jurassic Park" seine Sporen verdient hatte.
Darabonds (lt. Insidern äußerst gelungenes) Skript verschwand in der
Schublade.
David Koepp griff in seiner Story denn auch geschickt den ersten Teil wieder
auf. Protagonisten sind bekannte Figuren aus alter Zeit: Marian Williams,
geb. Ravenwood (Karen Allen), Tochter von Abner Ravenwood, Indys altem
Lehrer an der Uni und einst Besitzerin eines tibetanischen Lokals und
Begleiter über die halbe Welt auf der Suche nach der Bundeslade, tritt als
Gefangene der Sowjets wieder in Indys Leben. Ihr Sohn Henry "Mutt" Jones
(wie geahnt: Indys Sohn) konsultiert ihn zwecks Rettung seiner Mutter.
Zuvor allerdings werden Indy und Mac (ein befreundeter Archäologe) von
Russen in die Area 51 geschmuggelt, um den Leichnam eines 1951 abgestürzten
UFOs (eine nicht tot zu kriegende Legende in Hollywood, siehe auch
"Independence Day") aus Tausenden von Kisten (u. a. der der Bundeslade)
herauszufinden. Indy behilft sich mit dem Verstreuen von Schießpulver,
dessen Metallanteile (Hä?) ihn dann zu dem stark magnetischen
Kristallskelett des Aliens führen.
Nach dem Fund und dem Öffnen der Kiste kann Indiana Jones (spektakulär!)
fliehen und bietet echte "Indy-Action" mit einer gehörigen Portion
Schnoddrigkeit und dem berühmten Anti-Heldentum. Diese Szenen sind (da nicht
oder kaum computeranimiert) für mich schon der Höhepunkt des Films. Eine
Reminiszenz an alte Zeiten.
Danach wird es für Indy-Fans arg klamottig: Indiana Jones löst versehentlich
eine Atombombe aus, rettet sich aber in einem Kühlschrank ziemlich humorlos
und entsteigt diesem völlig unverletzt (Hä?) und fast sauber, um einen
Atompilz aus nächster Nähe unbeschadet beobachten zu können.
Dekontaminiert wird er von der CIA vernommen und macht sich verdächtig. Es
beginnt ein kleines politisches Intermezzo. Wir erfahren, dass sich Indy
durch seine erzwungene Hilfe verdächtig gemacht hat. Typisches Verhalten in
der McCarthy-Ära, was den meisten Zuschauern allerdings völlig fremd sein
dürfte.
Zurück an der Uni erfährt Professor Jones, dass er vom Kanzler suspendiert
wurde. Der Kanzler selbst musste für diese sanfte Stilllegung zurück treten.
Beim Gespräch in Indys Haus werden dann weitere Reminiszenzen an alte Zeiten
gepflegt: Marcus Brody, ehemaliger Museumsdirektor sowie Indys Vater
verstarben beide kurz hintereinander. Denholm Elliott verstarb leider
wirklich, aber Sean Connery wollte für einen Cameo-Auftritt lediglich seinen
Ruhestand nicht unterbrechen.
Damit ist der gute Teil des Skripts leider schon vorbei. Der Rest (Sowjets
tauchen wieder auf, Indy sucht mit seinem Sohn nach dem Kristallschädel
etc.) ist eigentlich austauschbar. Weder gibt es die typischen "unmöglichen"
Situationen, in die Spielberg seinen Protagonisten immer wieder gern bringt
noch wird die Szenerie von Indys Präsenz bestimmt.
Obwohl Spielberg es vermeiden wollte, könnte der Rest auch aus irgendeinem
Teil irgendeinen Mumien-Films stammen. Zuviel Computergrafik, zuviel
Verwirrung, zu krude, unrealistische Story. Kurz: es fehlt einfach alles,
was den Film wirklich zum Kult macht.
Denoch ist der Film zu empfehlen. Der im Internet bekannt gewordene Spoiler
behauptet zwar, es gebe keinerlei Spannung in dem Film, jedoch gehören die
Szenen um den Fund des ersten Schädels zu den wirklich abenteuerlichen
Szenen dieses Abenteuerfilms.
Frank Werner
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