Nach nicht ganz einem Jahr kommt der dritte Teil der Piratensaga um
Captain Jack Sparrow ins Kino. Und auch wenn Teil 2 nicht ganz das
Niveau des hervorragenden ersten Teiles halten konnte, so ist der Besuch
für mich Pflicht gewesen, denn Gore Verbinski hat einen ganz plumpen
Trick bei seinem zweiten Streich verwendet: er ließ den Film einfach
mitten drin enden! Also auf ins Kino ...
> Zum Inhalt ...
Elisabeth (Keira Knightley) und Captain Barbossa (Geoffrey Rush) haben
sich nach Singapur begeben um Captain Sao-Feng (Yun-Fat Chow) zu einem
Treffen des Piraten-Rates "einzuladen". Ihr Anliegen wird allerdings auf
unglücklichste Art und Weise vorgetragen, so dass es zu einem
Handgemenge kommt, in dem plötzlich mehr als nur 2 Parteien
gegeneinander kämpfen. In dem ganzen Gerangel gelingt es Will Turner
(Orlando Bloom) Sao-Feng zu überreden Ihnen zu helfen und ans Ende der
Welt zu segeln. Dort vegetiert Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) in
ewiger Verdammnis vor sich hin. Keiner sehnt sich so richtig danach,
Sparrow wieder ins Reich der Lebenden zu holen, aber immerhin ist er
einer der 9 Piratenfürsten, die den großen Rat bilden.
Von den Plänen bekommt auch der umtriebige Kapitän des Fliegenden
Holländers Davy Jones (Bill Nighy) Wind und macht sich mit Hilfe bzw.
eher unter Druck der britischen Flagge auf zur Verfolgung. Nachfolgend
bilden sich die verrücktesten Pakte und keiner weiß mehr so genau wer
welches Spiel mit wem spielt, bis es endlich zum großen Showdown in
einem gewaltigen Unwetter kommt ...
> Hmm ...
Zwanghaft wird man als interessierter Kinogänger ins Kino gelockt, wenn
der Vorgängerfilm kein Ende hat. Bei der "Matrix" war das schon so und
auch Gore Verbinski wendet den Kniff bei seiner Mantel & Degen
Geschichte an. Leider ereilt den Fluch der Karibik das exakt gleiche
Schicksal, wie es vorher die Wachowski Brüder getroffen hat. Riesengroße
Erwartungen nach Teil 1, ein lauer zweiter Teil und mit großem Getöse
wird die Geschichte im (hoffentlich!) finalen letzen Teil versenkt!
Nein, das war kein guter Film, der da präsentiert wurde. Gab es ganz zu
Beginn der Geschichte im ersten Teil noch Charaktere, Gefühle und
Geschichte, opferte die Fortsetzung diese Zutaten größtenteils einer
überbordenden Action. Höher, weiter, schneller, leider auch
langweiliger. Und nahtlos geht es in Teil 3 weiter. Geschichte? Lassen
wir doch gleich weg. Und das was wir erzählen, gestalten wir so wirr,
dass keiner mehr durchsteigt.
Ich hatte tatsächlich an sehr vielen Stellen arge Probleme
nachzuvollziehen, warum gerade etwas passierte und wer das angestoßen
hat. Hatte ich mich zu Beginn der Vorstellung noch über die
pubertierenden Jungs neben mir geärgert, hatten sie nun mein vollstes
Mitgefühl. Die sind schon viel früher als ich aus der Story ausgestiegen
und guckten sich nur noch die Bilder an. Und hey, das ist die
Zielgruppe! Sehr ärgerlich, dass hier einem riesengroßen Ballon heißer
Luft in endlos langen 2 3/4 Stunden die Luft heraus gelassen wurde.
Dabei stimmt so vieles an dem Film. Die Darsteller sind gut gelaunt, es
gibt keine Ausfälle. Johnny Depp wirkt ein bißchen zu routiniert als
Sparrow. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man das tuntige
Rumgehampel nun schon aus 2 Vorgängerfilmen kennt, die man zudem im
Kino, auf DVD und im Fernsehen schon mehrfach gesehen hat. Schlecht war
er nicht. Faru Knighley sieht herzallerliebst aus, kann aber auf der
Reling eines kaputten Schiffs einfach keine glaubhaften Ansprachen an
rauhbeinige Piraten halten. Orlando Bloom? Milchbubi, seit der auf einem
Schild ein Geländer runter gesurft ist, mag ich ihn nicht mehr. Er gab
auf jeden Fall die schwächste Vorstellung auf der Leinwand.
Ganz groß wie immer Chow Yun-Fat und Geoffey Rush. Die beiden habe ich
gern gesehen und von mir aus hätten die sich auch noch etwas längere
Verbalattacken liefern dürfen, wenn im Gegenzug ein wenig Geballer aus
dem Film genommen worden wäre. Himmel, was ist da alles explodiert und
in Fetzen gerissen worden. Soviel, dass es einfach keinen Spaß mehr
machte. Ich mag Actionfilme, ich mag aber auch, wenn die Action den Film
unterstützt und nach vorne bringt. Aber diese endlosen Gefechte, diese
Hektik, das Gezappel und Geflimmer in steter Dämmerung. Absolut nervig.
Gefühlte 120 Minuten des Films wird nur gemetzelt, gezündelt, geschossen
und massakriert.
Eine Wohltat dagegen einzelne Sequenzen, wenn z.B. das erste Mal Jack
Sparrow in der Verdammnis gezeigt wird. Das hatte was psychodelisches.
Da musste ich richtig Schmunzeln. Ab und an zündeten dann auch mal
kleinere Gags am Rande. Leider viel, viel zu wenig. Die Lichtblitze
reichten nicht aus, um mich in meinem Sessel besser gelaunt zu machen.
Der Film ist eine einzige Übertreibung: zu hektisch, zu viel Action, zu
viel Hauruck-Zoten und vor allen Dingen viel zu lang! Hier sollte man -
wenn man das Ende der Geschichte denn unbedingt wissen möchte - auf die
DVD warten. Dort kann man die überflüssigen Szenen im Schnelldurchlauf
hinter sich bringen.
Ein richtiges Ärgernis!
Andreas
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