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Kritik: Der Nebel (Blue-ray Disk)

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Bernd Rakel

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Nov 11, 2008, 9:30:03 AM11/11/08
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"Der Nebel (The Mist)" ist die Umsetzung einer weiteren Geschichte
von Stephen King. Dabei reiht sich dieser Film nahtlos in eine
Folge von Verfilmungen wie "Die Verurteilten" und "The Green
Mile" ein. Diese Darstellung ist ein weiteres Glanzstück von
Frank Darabont.

Die Geschichte basiert auf einem misslungenen Experiment der
Armee, wobei der Zusammenhang erst am Ende der Handlung
hergestellt wird. Es besteht auch keine Notwendigkeit, diesen
Aspekt früher oder reichhaltiger darzustellen, denn das ist nicht
der Schwerpunkt der Geschichte.

Wichtig ist in der Handlung der Mensch und seine facettenreiche
Darstellung der Reaktionen auf beängstigende Umstände. Der
eigentliche Horror erfährt nur so wenig Darstellung, wie wirklich
benötigt wird, um den Hintergrund der Situation zu skizzieren.

Geradezu packend werden menschliche Abgründe und Verwirrungen des
Geistes in Zusammenhang mit religiösem Wahn und anderen möglichen
Verhaltensformen gestellt.

Es werden Folgen von nachbarschaftlichen Streitereien, die fast
schon durch Dialog der Protagonisten gelöst waren, weiter
entwickelt. Zusätzlich gibt es die lange bekannten Formen der
menschlichen Unvernunft zu sehen, wie sie eben auftreten, wenn
viele Menschen auf engen Raum zusammen gezwungen sind,
miteinander klar zu kommen. Der in der Handlung vorkommende
Horror ist dabei nur ein Rahmen, der auch durch beliebige andere
Szenarien ersetzt werden kann.

Begonnen wird mit der Handlungsweise weniger Menschen, die
plötzlich durch eine Veränderung aus ihrem hilflosen Abwarten in
eine aktive Rolle drängen. Sie verspüren plötzlich die Macht,
etwas zu tun, anstatt nur in Angst zu erstarren.

Leider gehen die Menschen dabei so ungeschickt und unbedacht vor,
dass die daraus folgende Katastrophe nicht lange auf sich warten
lässt.
Gelungen ist dabei die Darstellung der harten Erkenntnis, die
leider erst einsetzt, als es viel zu spät ist. Ebenfalls
bemerkenswert ist die gezeigte Reaktion auf diesen Verlust von
Vernunft, dem aus Dummheit ein Mensch zum Opfer fällt.

Es werden Helden geboren, die zwar auch ihre eigene Sicht der
Dinge erwähnen, dabei aber den Blick für das Ganze behalten und
sich dem unterordnen. Dadurch wird ihrem Handeln ein tieferer
Sinn gegeben, der Bewunderung verdient. Zumal sie sich mit einer
wachsenden Gegnerschaft konfrontiert sehen, deren
aufnahmefähigkeit für logische Argumente total verloren gegangen
ist.

Ein wichtiger Bestandteil ist die Umsetzung des alten Testaments,
weil der Glaube einer als verwirrt bekannten Frau zum Werkzeug
mißbraucht wird. Diese Frau ist selbst so voller Angst und
Schrecken, wie es auch verständlich erscheint angesichts der
dargestellten Situation.
Sie legt aber das alte Testament nur so aus, wie es in ihren
verwirrten Geist passt. Dabei erfährt ihr Handeln nicht nur das
Mitreißen von anderen Menschen. Nein, ein persönliches Erlebnis,
das rein zufällig so abgelaufen ist wie sie es erlebte, führt sie
zu einer Steigerung ihres Wahns. Das manifestiert sich dann, als
ein wenig Information über die Hintergründe der Geschichte
eröffnet wird, sogar in der Opferung einer Menschen, um Gott zu
besänftigen.

Wer diesen Film anschaut, um puren Horror zu erleben, wie er sonst
in diesem Genre geboten wird, ist falsch beraten.
Hier geht es um etwas ganz anderes, behandelt werden die tiefsten
menschlichen Abgründe, denen man sich nur bewusst werden kann.

Ein Meisterwerk der Filmkunst.

--
"... die Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das dem Menschen
eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche dafür aber
nichts zu tun." Kurt Tucholsky, 17. Juni 1928
http://freenet-homepage.de/maxiundlilly

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