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Kritik: John Rambo

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Andreas Edler

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May 18, 2008, 5:13:14 AM5/18/08
to
> John Rambo
> gesehen: 13.02.2008 (Cinestar - Bielefeld)

Als John Rambo vor 20 Jahren das letzte Mal den Bogen spannte, bin ich
nicht im Kino gewesen. Den zweiten Teil der Reihe habe ich auch
irgendwann auf Video geguckt und ich glaube den ersten Teil habe ich
sogar erst auf DVD gesehen. Nur bei letztgenanntem halte ich das späte
Ansehen für einen Verlust. Trotzdem war klar, dass ich nach Stallones
ordentlichem Ende von Rocky auch den Abgesang auf seine zweite große
Rolle angucken muß. Und weil das Cinestar so einen schönen "Männerabend"
veranstaltete, fand ich mich dort mit 2 Freunden auch ein ...

> Zum Inhalt ...

John Rambo (Sylvester Stallone) hat nichts mehr mit dem Rest der
Menschheit am Hut. Er lebt desillusioniert und interessenlos in
Thailand, hat seinen Frieden mit sich gefunden und verdient sich seinen
Lebensunterhalt mit der Jagd auf Schlangen, die er an eine Schlangenfarm
verkauft. Gelegentlich vermietet er sein Boot für kleine Ausflüge auf
dem Fluß. Nur wenige Kilometer weiter liegt die Grenze zu Birma, in
welchem das Militär ein blutiges und willkürliches Regime führt.
Folterungen, Entführungen und Verwüstungen sind an der Tagesordnung.
Besonders das christliche Volk der Karen leidet unter dem Terror.

Eines regnerischen Tages kreuzt eine Gruppe durch und durch guter,
christlicher Naivlinge auf und bittet Rambo, sie nach Birma zu bringen.
Sie haben dort vor, humanitäre Hilfe bei den Karen zu leisten. Rambo ist
erwartungsgemäß weder begeistert noch redselig. Nachdem eine der
Missionare, Sarah (Julie Benz), einen eindringlichen Apell an den
Veteranen richtet, entscheidet er sich schließlich doch zu helfen. Doch
ein paar Wochen nachdem er die Gruppe in Birma abgeliefert hat,
erscheint schon eine Söldnertruppe, die die inzwischen Vermissten suchen
soll. Rambo schließt sich den Rettern an ...

> Hmm ...

Einerseits waren die beiden Vorgänger dieses vierten Teiles alles andere
als Meisterwerke - eher plumpe, unfreiwillig komische Actioner mit
fragwürdiger Aussage. Andererseits ist der erste "Rambo" ein ganz
ausgezeichnetes Action-Drama. Und da Stallone bereits ein Abschluß gut
gelungen war, hatte ich einige Hoffnung auf einen ordentlichen
Kinoabend.

Mit einer mindestens ebenso eindringlichen - wenn auch nicht so
bombastischen - Eingangssequenz wie "Saving Private Ryan" wartet "John
Rambo" auf. Mit Originalaufnahmen wird kurz die Ausgangslage skizziert
um dann auf's grausamste die Mentalität der Militärs zu demonstrieren.

Danach lässt Stallone in Personalunion als Regisseur, Autor und
Hauptdarsteller Zeit, dem Charakter "Rambo" die Reife zu geben, die ihm
in den Vorgängern fehlte. Dazu reicht ihm ein einziger Gesichtsausdruck.
Den kennt man schon zur Genüge, und hier passt er ziemlich perfekt.
Glaubwürdig und nachvollziehbar. Die Weisheiten, die der gebrochene Held
von sich gibt, sind zwar aus dem Lehrbuch und leicht gestelzt, wirken
aber in dem Umfeld nicht peinlich. Rambo ist erwachsen geworden.

Und irgendwann erkennt er auch wieder, was er am Besten kann und womit
er in diesem Fall sogar Unschuldigen helfen kann. Das macht er dann
auch, wortkarg und stoisch. Die dabei zur Schau gestellte Deutlichkeit
und Brutalität passt überraschenderweise in den Film. Ich hatte
jedenfalls keinen Augenblick das Gefühl, Metzeleien zu sehen um des
Effektes Willen zu sehen. Krieg ist dreckig, blutig, brutal und ekelig.
Was die Verständlichkeit dieser Nachricht angeht, ist "John Rambo"
eindeutig auf einer Ebene mit "Full Metal Jacket", "Apocalypse Now" oder
der erwähnten Eingangssequenz von "Saving Private Ryan". Gut, die ersten
beiden Beispiele schlagen Stallone in Sachen Komplexität deutlich, aber
Tom Hanks bot damals im weiteren Verlauf nur noch einen faden
Pfadfinderfilm.

Nach nicht einmal 90 Minuten ist das Feuerwerk dann auch schon vorbei.
Gefühlt sind das sicher noch einmal 10 Minuten weniger. Gelangweilt wird
keiner den Saal verlassen haben. Keine Frage, Stallone hat seinen Helden
Rambo ein absolut würdiges und passendes Ende gegeben. Das ist bei den
beiden Vorgängern alles andere als selbstverständlich gewesen. Hut ab!

Andreas
--
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