Kritik: Scary Movie 2

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Claus Schlamadinger

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Nov 6, 2001, 4:00:28 AM11/6/01
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Hallo!

215 Apollo Wien (Sneak) 07.08.01

Scary Movie 2, USA 2001
Genre: Komödie
Laufzeit: 95 Minuten
Regie: Keenen Ivory Wayans
Darsteller: Anna Faris (Cindy Campbell), Marlon Wayans (Shorty), Shawn
Wayans (Ray), Regina Hall (Brenda), Tori Spelling (Alex), Tim Curry
(Professor Oldham), James Woods (Father McFeely)

Bewertung in der Internet-Movie-Database: 4,6

Mit "Scary Movie 2" werden sämtliche minimalsten Ansprüche, welche man an
einen Film legt missachtet und glaubt mit 95 Minuten Trash weit unter der
Gürtellinie dem Zuschauer auch noch unterhalten zu können.

Worum geht's?

Das Wörtchen "Handlung" wird hier so sehr ad absurdum geführt, sodass ich es
als Verhöhnung der Leserschaft empfinden würde, hier auch noch eine
pseudointellektuelle Inhaltsangabe anzuführen.

Ich meine:

Fassungslos, betroffen und regelrecht verstört war ich kurz nach dem Genuss
dieser Fortsetzung, die unnötiger war als alles andere auf dieser schönen
weiten Welt. "Scary Movie 2" ist der wohl mit Abstand größte Schwachsinn den
ich je im Kino zu Gesicht bekommen habe. Ausscheidende Körperflüssigkeiten,
herumkotzendes Essen, poppende Clownpuppen, schreiende Weibchen und kiffende
Männchen sind einfach nur ekelhaft und wie man bei solchen Szenen auch noch
lachen kann (vereinzelt - Gott sei Dank kein Massenphänomen), wird mir wohl
ewig ein Rätsel bleiben.

Schon Teil 1 war ein äußerst zweischneidiges Schwert, aber immerhin gab es
doch sehr viele Szenen, wo unbeschwertes Lachen mit gutem Geschmack durchaus
vereinbar war. Man richtete sich an die "Scream"-Trilogie und konnte mit
gelungenen Anspielungen für einige recht heftige Lacher sorgen. Was hat man
allerdings vor allem aus den Anspielungen in Teil zwei gemacht. Schon
alleine die "Exorzist"-Anspielung ist derart missglückt, sodass man
eigentlich gleich zu Beginn den Saal wieder verlassen hätte können. Um das
Niveau der Gags zu verdeutlichen, hier nur kurz eine Beschreibung dieser
Szene. Also: Das Mädchen kotzt den Priester voll. Dieser, natürlich gar
nicht begeistert, kotzt sofort zurück, daraufhin kotzen beide auf einen
anderen Pfarrer, der sich das natürlich nicht gefallen lässt - und so weiter
halt: ganze 20 Sekunden lang.

Das einzige, was man den Anspielungen zu gute halten kann ist deren
Aktualität. Zu folgenden Filmen kann man die eine oder andere total
missglückte Persiflage bewundern: "Kopfgeld", "Schatten der Wahrheit", "Save
the last dance", "Ey Mann, wo is' mein Auto?", "Hollow Man", "House on
haunted hill", "Das Geisterschloss", "Nightmare on Elmstreet", Final
Destination", "Hannibal" und (äußerst aktuell) "Cats & Dogs". Es gibt
vermutlich noch viel mehr Anspielungen, aber schon jene die ich gerade
aufgezählt habe, kann ein Otto-Normal-Kinobesucher wohl unmöglich alle
ausmachen.

Auch die hauseigenen Gags sind derart grenzdebil, sodass man an der
Zurechnungsfähigkeit der Wayans-Brüder zweifeln muss. Wieder wird ein Teenie
gegen eine Raumbegrenzung ejakuliert, eine Hanfpflanze pafft ihren Besitzer
und - das absolut geschmackloseste an dem ganzen Film - ein verkrüppelter
Butler serviert auf eine derart abscheuliche Art das Essen, sodass es mir
vermutlich hochgekommen wäre, hätte ich zuvor gegessen.

Und dann jedoch das Überraschendste: Gerade als man sich selbst die Pistole
an die Schläfe setzt um sich von den Leiden zu erlösen, kommen mit
Anspielungen zu "McGyver", "M:I 2", "Drei Engel für Charlie" und dem
Computerspiel "Monkey Island IV" doch noch vier recht amüsante Szenen. Aber
das hilft dem Film auch nicht mehr, denn solange wird man wohl kaum gut
gelaunt im Kinosessel verweilen.

Fazit: "Scary Movie 2" ist ein Film der untersten Schublade und ich kann nur
tunlichst jedem abraten sich mit diesem Film foltern zu lassen. Langwierige
Psychosen nach Begutachtung des Films halte ich für keineswegs
ausgeschlossen.

Persönliche Bewertung des Films: 0/10.

Spannung: Unterhaltung: Spaß: Anspruch: (Wertung bis 5)
0 0 0 0

mehr von Keenen Ivory Wayans (Regie)? Scary Movie
mehr von Anna Faris? Scary Movie

weitere Kritiken: www.imdb.com
www.filmkritik.at
Infos zum Film: http://www.rottentomatoes.com/movie-1108748/

(c) Claus Schlamadinger
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Johannes Pietsch

unread,
Nov 10, 2001, 9:13:44 AM11/10/01
to
Filmkritik "Scary Movie 2"

Gesehen am 07.11.2001 im Residenz Kinocenter Bückeburg (Sneak Preview)

Nein, es fällt wirklich nicht leicht, dieser Fortsetzung gute Seiten
abzugewinnen. Schon der erste "Scary Movie" war prinzipiell ein Film der
Gattung "Parodien, die die Welt nicht braucht", verulkte er doch
ausgerechnet neben hundert anderen Kinoerfolgen in erster Linie "Scream"
und damit einen Film, der ja selbst bereits eine Parodie - wenngleich
auch eine sehr intelligente - darstellte. Über Humor lässt sich
bekanntermaßen trefflich streiten. Sind Kalauer an sich schon die
schlechteren Witze? "Niemals!" schallt es gröhlend von der
Schenkelklopfer-Fraktion. Und so kommt, gerade einmal ein Jahr später,
das reichlich unnötige Sequel in die Kinos.

Warum derart schnell? "Scary"-Erfinder Keenan Ivory Wayans muss die
Zeichen der Zeit erkannt haben. Das Genre der brachialen
Gross-Out-Comedy - einst ausgelöst durch "Verrückt nach Mary" - befindet
sich nach dem soundsovielten Tabubruch auf steiler Talfahrt, und auch
der Horror-Boom scheint inzwischen nach so schwachen
Reanimierungsversuchen wie "Schrei wenn du kannst", "Düstere Legenden 2"
oder "Deep in the woods" in den letzten Zügen zu liegen. Daher schnell
das Team von Teil eins zusammengetrommelt, ein paar abgehalfterter
Hollywoodstars (James Woods, Tim Curry) oben draufgepackt, und fix die
Fortsetzung heruntergekurbelt.

Der erste "Scary Movie" blieb allein dadurch in Erinnerung haften, dass
er so ziemlich jedes Tabu mit dem Kalauer-Bulldozer über den Haufen
walzte und damit tatsächlich einige ziemlich gelungene Gags erzielte,
die in ihrer Krassheit schon beinahe surreale Züge trugen. In diese
Kerbe versucht die Fortsetzung natürlich genauso zu stoßen, was jedoch
weitestgehend in die (zumeist offen stehende) Hose geht. Was ist schief
gegangen? Innerhalb nur eines Jahres hat sich die Bad-Taste-Gürtellinie
durch Machwerke wie "Tomcats", "Ich beide und sie" oder "Ohne Worte" um
so viele Klafter weiter gen Erdmittelpunkt verschoben, dass die gesamten
Würg- und Brechreizeffekte und alle Körperflüssigkeitsfontänen in "Scary
Movie 2" nur noch müdes Gähnen hervorrufen. Ein Film wie ein Orkan aus
den Darmzotten des Teufels sollte es werden - herausgekommen ist ein
laues, schwach müffelndes Lüftchen.

Statt der ewig gleichen Teenie-Slasher bedienen sich die Wayans diesmal
des Handlungskonstrukts aus "The Haunting" beziehungsweise Jan de Bonts
missglückten Remake "Das Geisterschloss". Als verrückten Professor mit
Interesse an ebenso übernatürlichen wie weiblich gerundeten Phänomenen
wird der inzwischen reichlich aufgeschwemmte Tim Curry in dem von
Poltergeistern, verkrüppelten Hausdienern, notgeilen Skeletten,
sprechenden Papageien und Menschen-rauchenden Haschischpflanzen
bevölkerten Spukschloss installiert, was vielleicht ein ganz bisschen an
seinen großen Spukschloss-Auftritt als Frank'n'Furter in der legendären
"Rocky Horror Picture Show" erinnern soll. Die vorgeschaltete
"Exorzist"-Veralberung hat weder inszenatorisch noch inhaltlich mit dem
Rest etwas zu tun und wirkt - gegenüber dem faden Rest - noch am
unterhaltsamsten.

Das Geistergekasper im Spukschloss bietet jedoch nur noch geballte
Eintönigkeit. Der breit angelegte Blockbuster-Rundumschlag von Steven
Spielbergs "Poltergeist" bis zu "Hannibal", "Charly's Angels", "Final
Destination" oder "M.I. 2", ist so unmotiviert und vorhersehbar
zusammenmontiert, dass sich schlicht und einfach kein Lacher einstellen
will. Die Parodien kommen im Stakkato-Takt, viel zu schnell, abgehackt
und zusammenhanglos, um als Gags zu zünden, stattdessen so monoton
aneinandergereiht, dass sie ebenso wie die komplett
intelligenzverweigendernde Handlung als reines Sedativum wirken.

Und die Brachial-Geschmacklosigkeiten, mit denen das Wayans-Kollektiv im
ersten Teil noch locker allen Farellys dieser Welt Paroli bieten konnte,
fallen schlicht und einfach zu harmlos aus. Die Kotzorgie in der
"Exorzist"-Persiflage? Die gab es zig mal schlimmer in "Guest House
Paradiso". Der furzende Priester? Das konnte Eddie Murphy im "Verrückten
Professor" schon lauter. Und die von einer Spermafontäne geplättete
Cindy (Anna Faris) ist dank Teil eins so vorhersehbar wie ein Auftritt
von Karl Moik beim Musikantenstadl. Zoten für den schnellen Konsum, mehr
hat "Scary Movie 2" nicht zu bieten. Wenn die denn wenigstens so weit
jenseits der Geschmacksgrenze lägen, um all jene anderen grenzedebilen
Vorgänger das Fürchten zu lehren, könnte man den Film wenigstens als
Belastungsprobe für den Magen verwenden. Doch Keenan Ivory Wayans Gags
sind einfach bleiern einschläfernd.

Johannes Pietsch


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