Nun, ich habe die Gesetze nicht gemacht, ich interpretiere sie nur.
Das aus der "elektrischen Unterstützung" unter bestimmten
Umständen ein "fährt fast von allein" geworden ist, mag ursprünglich
(von wem auch immer) nicht beabsichtigt gewesen sein, ist nun aber so.
Im Übrigen ist mir dieser Umstand egal, denn die Rahmenbedingungen
250 W, 25 km/h und Mittreten finde ich soweit in Ordnung.
Ich habe nie wirklich verstanden, was einige Leute so massiv daran
auszusetzen haben. Ich finde es bemerkenswert, wie eine solche
Aversion in der Welt der Meinungen und Ansichten Metastasen bildet:
Pedelec-Fahrern werden pauschal schlechte Eigenschaften unterstellt
(faul, nicht leistungsfähig, rücksichtslos, beherrschen nicht ihr
Fahrzeug, "betrügen" die "echten Radfahrer", etc.).
Solchen schlechten Menschen traut man natürlich alles Üble zu.
Interessant, wie "Fahren ohne sich anzustrengen" als Vorwurf
gebraucht wird, während ich mir gleichzeitig als "echter Radfahrer"
nicht vorwerfen lassen muss, es mir mit dem Rennrad leichter zu
machen als mit einem schweren Tourenrad.
Diese Mechanismus funktioniert offenbar universell: Die Radfahrer
fahren alle bei Rot, missachten alle die Verkehrsregeln, zahlen keine
Steuern, behindern den Verkehr, gefährden die Fußgänger.
Geht genauso mit "die Migranten", "die Hartz-IV-ler", die Muslime,
Russland, China, Assad, Klimawandel, etc.
Es entsteht ein mehr oder weniger schiefes Weltbild, das die
Realität nur noch sehr verzerrt darstellt. Mit sachlichen Argumenten
ist absolut nichts dagegen auszurichten.
>>> Unmittelbar die Motorleistung steuern, ist doch viel einfacher.
>>> Man könnte ja die Pedale als Not-Antrieb dranlassen. D.h. wer unbedingt
>>> ein bißchen mittreten will, kann bzw. könnte das gerne tun.
>>
>>> Das wären quasi 2 entkoppelte Antriebe für dasselbe Pedelec.
>>
>> Gab's als Saxonette mit Zweitaktmotor. Dasselbe mit E-Motor ist
>> mir noch nicht begegnet. Vielleicht stellst Du Deine Produktidee
>> einfach mal einschlägigen Herstellern vor. Die Modifikationen
>> gegenüber einem Pedelec dürften gering ausfallen, nur die Typprüfung
>> könnte kostspielig sein. Aber wenn es genau das ist, was die Kunden
>> kaufen wollen, legt sich das auf viele Exemplare um, nur zu!
> Offenbar dürften dem gesetzliche Hürden gegenüber stehen, s.o.
Ich bin mir da nicht sicher. Die Saxonette hat auch keine
Helmpflicht, soweit ich weiß, wegen der 20 km/h-Beschränkung.
Das sollte genauso mit E-Motor gehen. Ist dann natürlich
im Motorbetrieb langsamer als ein Pedelec, wäre aber mit
Gasgriff zu steuern und braucht kein Mittreten.
> Und offenbar gibt's das schon, einer der ersten Google-Treffer bei
> "elektroroller pedale notantrieb" liefert
> <
https://www.elektroroller-forum.de/viewtopic.php?t=7402>.
> Vermutlich ist das aber mit Kennzeichen und/oder Versicherung und/oder
> Helmpflicht; ich mag jetzt nicht die (laut Gesetz) passende Fahrzeugart
> mit den zugehörigen Vorschriften raussuchen.
Laut Forum ist sollen das Leichtkrafträder sein, also schneller
als 45 km/h, rechtlich etwa wie eine 125er Maschine.
>> In der Tat hilft manchmal ein Blick in die Originalliteratur.
> Du meinst das Original-"Tretüberwachungs"gesetz?
Ja
>>> Wenn man für das Abrufen der Motorleistung hingegen *nicht* zwingend
>>> Pedale bewegen muß
>>> ==> Pech gehabt; bitte Versicherung zahlen und Helm tragen.
>>
>> Wieso Pech?
> Betrachte diese Formulierung meinetwegen als Übertreibung (oder Irrtum).
Ich wollte nur auf den Umstand hinweisen, dass Klagen über eine
falsche Entscheidung primär an den Entscheidungsträger zu richten sind.
Bei so manchem kritischen Kommentar zu Produkten, Apps, etc. habe
Zweifel, dass dieses Prinzip beherzigt wurde.
> Hmm... [#]
> Dann könnte man es theoretisch noch so bauen, daß man einen ganz
> normalen "Gashebel" für die Motorsteuerung benutzt (wie beim Motorrad),
> aber während der Fahrt immer (mit ca. 0 Watt) treten muß. Für die
> Tretüberwachung könnte dann einfach ein simpler Trittfrequenzmesser
> reichen, der seine Daten an die Motorsteuerung liefert. Unterschreitet
> die Trittfrequenz einen bestimmten Wert, oder tritt der Fahrer längere
> Zeit gar nicht, geht der Motor aus.
Die "längere Zeit gar nicht" soll möglichst kurz ausfallen, eines der
lästigen Designprobleme, wenn diskrete Sensorsignale von der Steuerung
integriert werden. Die Leute erschrecken sich, wenn das Ding ohne
zu Treten noch einen kurzen Moment weiter "Gas" gibt.
> Quasi so ähnlich wie der Totmannschalter bei der Straßenbahn, der die
> Anwesenheit eines Fahrers prüfen soll:
> Dort muß der Fahrer ständig diesen Schalter/Hebel drücken; andernfalls
> läuft der Motor nicht.
> Oder anders gesagt: Das wäre so ähnlich wie ein Tempomat-Pedelec, aber
> mit stufenloser Steuerung (statt nur z.B. 5 Stufen).
Ja, das sehe ich auch so. Wer sich sein Pedelec selbst aus Komponenten
zusammenbastelt, findet auch ein passendes "Daumengas" im Angebot. Das
ersetzt die Geschwindigkeitsstufen, muss aber stets gedrückt werden.
Warum das nicht am Markt präsent ist, kann ich nur mutmaßen. Ich glaube,
die Hersteller wollten einerseits die Ähnlichlkeit mit einem Mofa
vermeiden, und hielten andererseits diese Art der Bedienung für zu
kompliziert. Zielgruppe waren ja anfangs eher Menschem mit körperlichen
Einschränkungen.
Mit der besseren Sensortechnik hat sich das Thema inzwischen überholt.
>>> Beim Pedelec ist - wenn man den Motor konsequent ausnutzt und wie hier
>>> zu lesen war - auch locker p>90 drin.
>>
>> Ja. Und wer genau darauf absoluten Wert legt, greift am besten zu den
>> preisgünstigen Kaufhausmodellen, sofern er nicht mit einem (E-)Mofa
>> besser bedient ist.
> Das Dumme bei den Kaufhausmodellen ist (wie geschrieben wurde) nun
> offenbar, daß die nur eine sehr begrenzte Anzahl von
> Geschwindigkeits-Stufen haben.
> Obwohl, wenn man die Anzahl der Stufen vielleicht etwas erhöhen würde...
> z.B. statt 5 Stufen lieber 6, oder doch gleich 8, oder noch besser 10,
> oder warum nicht gleich 25...
> ... dann wäre man gar nicht so weit weg von [#] (s.o.), oder?!
Ich nehme an, der Vorteil von mehr Stufen ist praktisch gar nicht so
groß. Im Detail wird die Motorleistung beim Annähern an das
programmierte Tempo der Stufe sukzessive zurückgenommen. Das
ermöglicht, mit etwas mehr oder weniger eigener Tretleistung die
Fahrgeschwindigkeit innerhalb dieses "ramp down"-Fensters zu variieren.
Das Fenster ist ca. 3 km/h breit. Der Abstand der Stufen kann nicht
kleiner sein. Unter Annahme einer Mindestgeschwindigkeit von ca.
6 bis 7 km/h kommt man bei etwa 5 Stufen raus.
Die konkrete Parametrisierung hat ziemlichen Einfluss darauf, wie
sich das Pedelec fährt. Darin unterscheiden sich durchaus die
verschiedenen Modelle trotz gleichen Steuerungsprinzips.
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