Andree Henkel <
andree...@googlemail.com>:
[Wäre schön, wenn Du deinem Gugleranten, bei dem Du Deine Texte
elektrischerweise ablädst, sagen könntest, dass im Usenet an sich der
Absender die Zeilen umbricht, z.B. auf 72 Zeichen pro Zeile, und nicht der
Empfänger.]
> Am 20.12.2014 um 01:34 schrieb Ewald Pfau:
> "...Kurz: wen interessiert das obige, außer Sammler von Kuriosa?"
>
> ? Vielleicht den ein oder anderen bisher "Helmgläubigen", der Zweifel an
> der Sicherheit der Helme im allgemeinen, der genannten Modelle im
> besonderen bekommen könnte?
Wenn ich das richtig verstehe, sollen wir darüber parlieren, dass sich Leute
ein X für ein U vormachen lassen, und sollen uns darin darauf beschränken,
als Argumente alleine die speziellen Eigenarten der Typographie, je cis- und
transatlantisch, gelten zu lassen?
> Und Zweifel an den hiesigen Tests/Vorschriften, wen deren Kritrien nicht
> geeignet sind den offensichtlichen Konstruktionsmange zu erkennen.
Ja, bei den einen ist dann das U ein wenig mehr gerundet und bei den anderen
das X ein Stück mehr kantig.
> Und die nicht vorschreiben, Modelle, die derartige Mängel aufweisen,
> zurckzuziehen?
Dass Leute damit durch den Kakao gezogen werden, dass ihnen ein X für ein U
vorgemacht wird, dem willst Du also mit ein wenig Herumkrittlerei an
zufälligen typographischen Manierismen begegnen?
Wenn dann ein X schriftsprachlich eine Spur kantiger dargestellt wird,
während man sich über den Betrug von X nach U verständigen will, ändert das
was am Betrug als solchem? Oder gar: dass sich der Betrug von selbst
entlarve? Ach! Wir leben in einer Zeit, wo alleine aufgrund von hernach
zugegebenem Betrug durch kriegerische aggressive Brutalität ganze Staaten
ausgelöscht werden - und doch soll, bittesehr, immerdar weiterhin nur vom X
zum U die Rede sein dürfen? Lauter brave Leute, die sich alleine damit
schon auf den rechten Weg bringen lassen, wie schön rund so ein U sein kann?
Wo, sagst Du, soll dieses Theater spielen? Von dieser Welt kann das wohl
nicht sein.
Vielleicht kommst Du auf den Boden zurück und beginnst z.B. damit, zu
erläutern, wo genau sich beim Parlieren über eine Knautschzone tatsächlich
ein Betrug versteckt?
****
Die leichteren verstandesmäßigen Übungen haben immer noch das größere
Gewicht, soweit in unmittelbarer Stringenz mit den Dingen verknüpft, von
denen die Rede ist, gewichtiger allzumal, als tausend kleine Verrenkungen,
wo letztlich doch immer nur dargestellt wird, wie schön knackig die Ärsche
in einem gutbetuchten Ambiente da und dort wedeln können, und wehe, da
verlangt jemand stringente Konsequenz in den gedanklichen Verknüpfungen!
Da wackeln dann gleich nicht nur die agilen Backen der Hinterteile, sondern
um so mehr die Zeigefinger gleich dazu, befrachtet mit den ungemein
rechthaberischen Ressentiments, denen das teure Tuch in solchen Ställen der
Verlautbarung seine Förderung verdankt.
Pars pro toto kann die Wiese mit den Fahrrädern immer gern zur Illustration
brisanter Katastrophen mit der Dummheit dienen.
Die Leute denken zuviel?
Die Blecklawinenzuwachsraten knicken ein?
Musst Du Angst und Schrecken verbreiten!
Eben.
Besser man redet von dem, was unmittelbar Sache ist, als sich partout in
einem Nebeldickicht von Lügen einklinken zu wollen. Dann redet man nicht
von X'en und U's und der Delikatesse feinen Tuchs, mit dem zwischen X und U
verlautbarenderweise gewedelt wird, sondern von der einfachen Empirie der
Dinge und der Verhaltensweisen von Massen von Menschen in ausgewählten
Segmenten der geteilten Lebenswelt. Einfache und in sich schlüssige
Darstellungen, die sogar den Kern dessen treffen, sind hierzu nicht so
schwer zu finden (ein Sammelpunkt hierzu aus Kanada, falls noch unbekannt:
<
http://www.cyclehelmets.org/>).
Man kann beiläufig bei solcher Gelegenheit auch (pars pro toto, siehe oben)
nachschauen, wie sich so ein miserables Stück grelles Plastik so impertinent
in den Hirnen festsetzen kann, also, welche Rolle das in einer symbolischen
Dimension spielt, um dem näher zu kommen, wie sich so billig vorgetäuschte
Notwendigkeit konstruieren und den Leuten auf einer autoritären Schiene
propagandistisch einimpfen lässt.
****
Einen Punkt hierzu könnte die tief verwurzelte Erwartung in der
Konsumgesellschaft abgeben, dass es möglich sein muss, gegen alles und jedes
ein Mittel käuflich erwerben zu können, gleich, was einem auf der Welt je
unterkommen mag. Es ist alles immer fest im Griff, wenn man denn nur etwas
Geld dafür ausgibt.
Der Abgleich mit dem empirischen Bestand zeigt hierzu, dass dies für die
Fortbewegung per Velo Unsinn ist.
Zur Klärung diene z.B. die einfache Dekonstruktion des Begriffs von einer
Knautschzone, wie er hier mit Gedankenlosigkeit überfrachtet wird - den
Ideologemen zum Schutz zu dienen. Alternativ könnte man ja auch in den
Prüflabors für die Melonenwurfexperimente den harten Fußboden wegnehmen und
ihn gegen rohe Eier ersetzen, um die Chose mit der Impulserhaltung etwas
plastischer aufscheinen zu lassen, wenn schon die Begriffskonsternierung
zwischen Normenerstellung und Melonenwurf nicht dazu hinreicht, diese Form
von Empirie mit stringenter Koppelung an die Nutzung von Verkehrsmitteln
anzubinden.
Beides hat ja so ziemlich exakt null und nichts miteinander zu tun,
Melonenwurfexperimente und Straßenverkehr.
Zwar kann ich an den Fingern abzählen, dass eins und eins zwei ergibt, aber
wenn das schlecht ist fürs Geschäft, dann kann man da leicht ein großes
Gezeter mit fetten Fragezeichen drumherum veranstalten, mit guter Aussicht,
Massen von Menschen in der Folge von Verunsicherung für blöd zu verkaufen.
Wenn ich zwischen zweimal einer Eins einen harten Betonfußboden schiebe,
finde ich vielleicht auch ein Szenario, wo die Zweiheit als störend aus dem
Rahmen fällt, beim Zusammenzählen von eins und eins.
Die erste Rückversicherung beim alltäglichen Gebrauch des Verkehrsmittels
ist die häufige Verwendung, sodass es als Phänomen im sozialen Bestand des
Umgangs der Leute miteinander gut eingespurt ist.
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Auf der Suche nach Gründen, warum sich Leute so leicht mit unpassenden
Mitteln für dumm verkaufen lassen, dass man sich so ein fürchterliches
Klimbim auf den Kopf knallen lässt, fand ich noch die Gewohnheit, im Zuge
dessen, dass der MIV in gesellschaftlicher Breite den Leuten in Fleisch und
Blut übergegangen ist, also so in etwa ab den 1990er Jahren, wohernach
jeglicher geographische Verschub quasi aus Prinzip unbedingt in bedachten
und beräderten Wohnstuben zu erfolgen habe, wo dann für die Fortbewegung
rein unter freiem Himmel ein Surrogat als Ersatz für die Wohnstube plausibel
werden könnte - wenn sich Leute irgendwie nackt vorkommen, so ganz plötzlich
sich dahinrollend, aber ohne ein Dach über dem Kopf, zu bewegen, sonderlich
als einer der vielen, vielen Auch-Radfahrer.
Als ein Kriterium fiele mir hierzu das Verhalten der Leute in einer belebten
Umgebung mit vielen Fußgängern ein, wo es gerade leicht zu regnen beginnt,
oder bei einem dezenten Nieselregen, wo sich subito! die Menschentrauben
bei Unterstellmöglichkeiten sammeln. Wer viel mit dem Rad fährt, hat eher
ein Gefühl dafür, wie lange seine Kleidung braucht, um zu trocknen, in
Relation dazu, wieviel Feuchtigkeit man ihr zumuten kann. Das scheint als
soziales KnowHow nicht mehr gar so präsent, dank eben der Entfremdung, dass
man per Konvention sowieso fast immer ein Dach über dem Kopf hat. Mehr will
man auch nicht wissen - man will trockenbleiben, alles andere ist ein
Notfall, und damit basta. Bei solcher Art Desinteresse verkauft sich auch
ein knalliger Allzweck-Zauberzinnober, ein kantiger Leichtschaumhut auf dem
Kopf, viel leichter.
Zuweilen war ich überrascht, wie selbstverständlich die dahinterstehende
Entfremdung als Unsicherheit ganz offen mitgeteilt wird, wenn man
gesprächsweise, quasi im Vorbeigehen, die Nutzlosigkeit des Kopfschmucks
anspricht. Das wird mit demselben Desinteresse auf den Kopf gesetzt - man
kommt einfach nicht dazu, Genaueres darüber zu erfahren, also lässt man sich
von der Propaganda breitschlagen, setzt sich das auf, ohne sich dabei je
irgendwie wohl zu fühlen. Ein reiner Glaubensartikel also, der einem vom
landauf, landab üblichen respektheischenden Personal aufs Hirn gedrückt
wurde. Wenn man den Leuten klar die triftigen Punkte nennt, warum das
Unsinn ist, sind sie froh, ohne Gewissensbisse einfach darauf zu verzichten.
Ich sehe das als eine Art Fortschreibung von Entfremdung, auf derselben
Schiene, wie man sie bei der Nutzung einer Narrenkappe als ein Surrogat
annehmen kann, Zeugnis von Denkfaulheit, wie alleine zur Fortschreibung
einer gesellschaftlichen Konvention auch an unpassender Stelle ein Zeug
herumgeführt wird,
das für den Kontext der Nutzung so gut wie unnütz ist,
stattdessen das konkrete Verhalten verunsichert,
das Reaktionsvermögen verwirrt,
die Aufmerksamkeit ablenkt -
den letzteren Punkten käme dabei viel eher eine risikomindernde Rolle zu,
alleine:
man kann sie nicht kaufen,
und man kann sie nicht als symbolisches Surrogat spazierenführen.