Ich habe von meiner gestrigen Hausrunde wieder mal ein paar annotierte
Fotos zusammengestellt, wie ich das meistens tue und das an anderer
Stelle veröffentlicht.
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https://www.mystrobl.de/ws/pluspora/plainpostings/20220710t1022-2022_07_09_hausrunde_mit_den_rennrad_bonn_reckerscheid.html>
Die da nicht verlinkte Karte ist die hier
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https://www.mystrobl.de/ws/pic/fahrrad/20220709/karte1.JPG>
und das diskutierte neu gefundene schöne Streckenstück das hier
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https://www.mystrobl.de/ws/pic/fahrrad/20220709/karte2.JPG>
d.h. die offensichtliche Verbindung über Hummerzheim.
Nicht näher thematisiert habe ich den Umstand, dass dies das erste Mal
war, dass ich mit den Felgenbremsen diesen Rennrades erstens in einen
ernstzunehmenden Regen kam, von dem Typ, der die Straßen flächig mit
Wasser bedeckte und zweitens dieses auf den gut 12 km Strecke der
restlichen 30 km, die mit einigen Hubbeln von 360 m Höhe auf 180 m
runtergingen. Ein paar davon fahre ich üblicherweise mit an die 50 km/h
im Gefälle, einen davon neben einem benutzungspflichtigen
bidirektionalen Geh- und Radweg, den ich schon bei gutem Wetter für
mörderisch halte auch dann, wenn man nur halb so schnell fährt, wofür
man dauerbremsen müsste.
Fazit: es war kein Problem. Ich bin an der konkreten Stelle 30 km/h
statt 50 km/h gefahren, weniger aus Sorge um die Wirksamkeit der Bremse,
sondern weil auch andere Faktoren die Möglichkeiten einschränken, von
unkalkulierbarem Dreck, alter wie neu angeschwemmtem, den man aufgrund
der Nässe nicht sieht, eingeschränkte Sicht durch dicke Wassertropfen,
die auf die Brille (Polykarbonat wie gehabt, mit Lesebrillenprägung
unten), die Schlieren produzieren, welche die Sicht einschränken.
Klugerweise hatte ich neben der Sonnenbrille aber eine ungetönte als
Reserve in der Trikottasche und die rechtzeitig aufgesetzt, denn es
wurde zeitweilig recht dunkel. Ärger mit dem Autoverkehr gab es an
dieser Stelle weniger als sonst, eigentlich überhaupt keinen. Man hat
fast den Eindruck, dass auch die Autofahrer begriffen haben, dass man
unter solchen Umständen nicht auf überfluteten Pissrinnen^WRadwegen
fahren möchte. Dass ich von hinten durch das nun auf Dauerlicht
gestellte Rücklicht/Bremslicht gut sichbar war, mag ein Übriges getan
haben. Ein Moped an derselben Stelle wäre schwerer zu überholen gewesen.
Was die Felgenbremse angeht. Ja, man muss die Bremse bei strömendem
Regen gelegentlich trockenbremsen, es dauert den Bruchteil einer
Sekunde, bis sie fasst. Und man braucht mehr Handkraft, geschätzt etwa
drei mal so viel. M.a.W. eine Bremse, die aufgrund eines "Modulators",
einer Hysterese oder Verlusten durch Reibung in der Lagerung des
Bremskörpers oder im Zug schon am Limit ist, wird unter solchen
Umständen komplett versagen. Und das ist die Grundlage für das Märchen,
dass Felgenbremsen schon bei der geringsten Nässe ausfallen. Meine
Vorderradbremse ist nicht neu, sondern die originale aus 2010, auch der
sehr kurze Bremszug hat anders als der Schaltzug nie Probleme bereitet.
Kein Wunder: die Zugführung der Vorderradbremse ist extrem kurz,
geradlinig und gut geschützt.
M.a.W. ich hätte in der Situation keine Vollbremsung mit abgehobenem
Hinterrad machen wollen, aber die Maximalwirkung der Vorderradbremse
wäre hier eines der geringeren Probleme gewesen.
Es gibt andere Situationen, in der ich vor langer Zeit über meine
Felgenbremsen abgelästert habe. Von der uralten Mafac am Peugeot über
die vom Händler vermurkste Magura, aber auch mit der selbst eingebauten
soliden 105er am Panasonic war ich gelegentlich in Situationen, in der
ich mir besseres Bremsverhalten gewünscht hätte. Typisch: Schneeregen,
gefrierender Schneematsch im Gefälle, auf der Heimfahrt von der Arbeit,
bei Dunkelheit, auf stark befahrener Straße.
Aber - ich argwöhne, dass nur ein verschwindend kleiner Bruchteil der
Leute, die sich jetzt Scheibenbremsen am Rad kaufen (sollen), häufig
genug in solche Situationen kommen, um überhaupt eine Diskussion darüber
zu rechtfertigen, ob dieser Bremstyp dann eine solide Abhilfe wäre.
Ich bezweifle das schon deswegen, weil es genügend Möglichkeiten gibt,
beim Gebrauch der Bremsen fatale ehler zu machen, bei denen es auf die
rohe Wirkung der Bremse kaum ankommt. Und was mich betrifft - wenn die
Bremse gut genug ist, um ohne viel aktuelle Übung oder besondere
Sorgfalt bei Auswahl der Bremsklötze und Einstellung der Bremse auch in
einer Situation wie dieser zurechtzukommen, dann sehe ich den
besinnungslosen Hype bzgl. Scheibenbremsen am Fahrrad, der auch hier
widerhallt, noch kritische als vorher schon. An einem Fahrrad, das i.W.
für die Fahrt auf Strassen und bei trockenem Wetter vorgesehen ist, ist
man mit einer modernen Felgenbremse bestens bedient, schon weil sie
einfacher zu warten und robuster bei Fehlanpassungen ist.
Über die Frage, ob die Scheiben für Schlammschlachten im Gelände besser
geeignet sind oder für Abfahrten in den Alpen, wenn oben noch Schnee
liegt, kann man diskutieren - aber bitte nicht mit mir. Kein Bedarf und
daher auch kein Interesse. Aber ein Interesse daran, dass bewährte
Technik nicht gänzlich eliminiert wird - was manchen Leuten dem Anschein
zufolge leider ein besonderes Bedürfnis ist.
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Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen