Am 10 Aug 2018 13:43:56 GMT schrieb Markus Luft
<
01-...@news.marquee-moon.de>:
>On Thu, 09 Aug 2018 11:47:37 +0200, Reindl Wolfgang wrote:
>
>> Am 08.08.18 20:20, schrieb Jörg "Yadgar" Bleimann:
>>
>>> On 08.08.2018 17:55, Peter Heitzer wrote:
>>>
>>>> Hier sind nahezu alle Radwege für Mofas freigegeben.
>>>
>>> Wenn die
>>> spillerigen dünnen Sofakartoffelbeinchen schon kein Fahrradfahren
>>> erlauben, dann kauft euch Elektroroller, die knattern und stinken
>>> wenigstens nicht!
>>
>> GENAU das ist der Grund, warum KEINE e-Roller von dieser Zielgruppe
>> gefahren werden.
>> Krach-Stink-Mofas machen halt "was her".
>>
>> Wobei mir noch nie wirklich klar war was genau die "hermachen".
>> Zu Schulzeiten, als ca. 50 % der Klassenkollegen solche dinger fuhren,
>> war ich mit meinem 3Gang-Kettenschaltungs-Vorkriegsrad schneller ;-)
>>
>Zu "meiner" Zeit waren die MoFas fast alle frisiert und die fuhren
>schon ab Werk 30. Absägen konnte man die allenfalls am Berg, denn die
>meisten Frisiermethoden gingen zulasten des Drehmoments, da kackten
>die dann ab. Normale Radfahrer konnten nicht mit MoFas mithalten.
>Und darum ging es ja auch, man konnte 30, 40 oder 45 km/h ohne
>Anstrengung über längere Strecken fahren.
So ist es. Ein Mitschüler, der wie ich ein Vespa Ciao in der
Mofaversion besaß, also ohne automatisches Getriebe, war auf die Idee
gekommen, sich bei einem örtlichen Geschäft für mechanische Antriebsware
eine eigentlich für eine Maschine gedachte, aber passende
Alu-Keilriemenscheibe mit Buchse plandrehen zu lassen. Wir haben die
größere Blechkeilriemenscheibe ersetzt, die Achsmutter angeknallt (wg.
fehlender Fase der Aluscheibe) und den Spielraum des Langlochs für die
Riemenspannung bis zum Anschlag genutzt. Im Endeffekt fuhr das Mofa in
der Ebene schneller, leiser, mit weniger Verbrauch, zwar nicht ganz 40,
aber fast. Das Drehmoment ging proportional runter, klar, so daß an
schnelles Anfahren nicht mehr zu denken war und am Berg war manchmal
Mittreten erforderlich, mindestens zum Fahren. Die 6%-Steigung über rund
zwei Kilometer, die ich da zu bewältigen hatte, war aber so gerade eben
zu schaffen, sobald man mal in Bewegung war. Aber selbst mit einer
unveränderten Ciao hätte ich mit meinem grauenhaften 28"-Rabeneick
(vom Typ her so eines
<
http://media.shpock.com/Oldtimer-Fahrrad-Rabeneick-3-Gang-60s-Top.jpg>)
nicht lange mithalten können.
>Zudem dienten die Dinger als Einstieg zum Motorradfahren.
In der Tat. Mit 16 bin ich mit Klasse 4-Motorradführerschein
(Kleinkraftrad) sofort auf einen Zündapp-Motorroller umgestiegen, auf so
einen <
https://www.klassikroller.de/z%C3%BCndapp-rs-50-super-1972/>).
Nettes Teil, weil es anders als z.B. die Vespas unter der Verkleidung
einen richtigen Rahmen aus Rohr hatte und weil der Motor mit seinen 4,6
PS nicht so überzüchtet war. Damals übertrumpften sich die Hersteller
von Kleinkrafträdern mit der Zahl der PS, die aus 50 ccm herauszuholen
waren, man war da längst bei 10 und mehr möglichen PS angekommen. Die
Motoren klangen furchtbar, hielten nicht lange, aber da auch diese
Fahrzeugklasse ja als Einstieg bzw. Übergangsfahrzeug fungierte, war das
auch nicht nötig. Win Win, aus Sicht der Hersteller.
>Fast alle sind dann später auf ne 80er
>umgestiegen und haben dann später den Motorradführerschein gemacht.
80er gab es damals noch nicht, sondern einerseits die Kleinkrafträder
(Klasse 4, ab 16, 50 ccm, keine Leistungs- oder
Geschwindigkeitsbegrenzung, typisch 7-9 PS, > 80 km/h bei leichtem
Fahrer), andererseits ab 18 dann mit Klasse 1 Motorrad ohne Limit, was
ccm, Leistung oder Geschwindigkeit angeht.
Mit 18 habe ich den Klasse 1-Führerschein gemacht, bin dann erst auf
eine Jawa 90 Cross umgestiegen (die hier, eine zweite diente als
Ersatzteillager:
<
https://www.mystrobl.de/Plone/basteleien/oldies/jawa-trail-90/download>),
dann auf eine MZ ETS-250
<
https://www.mystrobl.de/Plone/basteleien/oldies/mz-ets-250.html>, dann
auf eine Yamaha XS 360, die hier, mein einziges jemals neu gekauftes
Kfz:
<
https://www.mystrobl.de/Plone/basteleien/oldies/21b-2.jpg/download>
So waren damals halt die Zeiten.
>Es wurde dann ja auch die Helmpflicht für MoFas eingeführt, dann
>konnte man gleich besser Schnelleres fahren.
Genau. Die Helmpflicht hat die Mofas damals weitgehend eliminiert. Zwar
wurden viele noch weiter gefahren, aber der Trend war gebrochen.
>Schon mit den 80ern (natürlich auch frisiert) häuften sich dann die
>schweren Unfälle...
Schwere Unfälle gab es schon bei den Kleinkrafträdern, abzulesen an den
Versicherungsprämien, die in dieser Klasse erheblich höher waren als bei
den großen Motorrädern in den unteren PS-Klassen.
>Ich hatte es nie so mit motorisierten Fahrzeugen, aber die Vorteile
>des MoFa lagen auf der Hand, lange Strecken mit deutlich höherer
>Geschwindigkeit als das Fahrrad ab 15 Jahren und das ohne
>Anstrengung. Jetzt wirken die Dinger freilich lächerlich: Höllenlärm
>mit viel Gestank und ein normaler Radfahrer kann die überholen.
Wobei der Krach erstaunlich ist. Schon die Ciao zeigte damals, daß man
einen Verbrennungsmotor für die Mofa-Klasse durchaus leise ausführen
konnte. Ich vermute Absicht: wenn schon nicht schnell, dann wenigstens
laut.
>Und dann fahren die in Klamotten wie die eines Motorradfahrers.
Das gab es auch damals, Mofas, die wie Mopeds aufgemacht waren, die
wiederum Motorrädern nachempfunden waren. Sachs/Herkules-Mofas
beispielsweise, die trotz Unterrohrrahmen per Tank den Eindruck Motorrad
vermitteln wollten, aber eher wie Bonanza-Fahrräder aussahen. Und Leute,
die sich darauf wie auf einer Harley vorkamen und möglichst dazu
passende Klamotten trugen. War aber teuer, wirkte lächerlich und es war
eher die Ausnahme.
>Früher waren die MoFas eher so Interimsdinger, heute sieht man die
>kaum noch und sie sind von Rollern verdrängt worden.
Zu einem nicht unerheblichen Teil durch solche, die nun als Mofa
eingestuft sind. M.E. sind das weiterhin Interimsdinger. Wer es sich
leisten kann und autofixiert ist, läßt seine Kinder den Führerschein
schon mit 17 machen. Wer nicht, kauft ihnen so einen Mofaroller.
>Beliebt sind hier
>vor allem bei einigen Studenten die Schwalben. 60 km/h als
>Kleinkraftrad nur mit Versicherungskennzeichen.
So eine fährt hier auch noch herum. Die Dinger müssen ewig halten.
Hauptvorteil aus Sicht eines Studenten dürfte sein, daß da kein TÜV
droht.