Am Tue, 6 Feb 2024 10:58:53 -0000 (UTC) schrieb Andre Eiger
Selbstverständlich ist es dir erlaubt, auf Offensichtliches hinzuweisen.
Allerdings muß ich die Unterstellung zurückweisen, ich habe keine
solchen allgemeinen Rückschlüsse gezogen, sondern von zwei tatsächlich
unabsichtlich "kaputtgetretenen" Schaltnaben berichtet, von denen eine
fast neuwertig war, als sie brach, entgegen einer ohne irgend einen
Beleg geäußerten Behauptung, dass Schaltnaben nur aufgrund von
Wartungsmängeln die Defekte wie den berichteten hätten.
Ich habe in meiner Situation auf Basis einer Versuchsreihe mit n==2 eine
individuelle Wahrscheinlichkeitsbetrachtung angestellt, welche damals
darauf hinauslief, auf weiteren diesbezüglichen Versuche zu verzichten.
Meine Intention war nämlich nicht, zwecks Publikation eine genügend
große Versuchsreihe vorweisen zu können, die mit einer
Irrtumswahrscheinlichkeit p< 0.05 konstatiert, dass weitere Schaltnaben,
die von mir benutzt würden, nie wieder solchen Defekte erleiden würden.
Ergebnis dieser Abschätzung war, bei gleichbleibenden Bedingungen auf
weitere Versuche zu verzichten, nicht mehr und nicht weniger. Nachdem
sich die Bedingungen in mehrfacher Hinsicht geändert haben, steht hier
schon lange wieder ein Fahrrad mit einer Nabenschaltung herum, welche
gewiss nicht auf die Belastbarkeit ausgelegt ist, welche man von der
Rohloff erwarten wird - allerdings zu einem mutmaßlichen Preis, der bei
einem Zwanzigstel der Speedhub liegen dürfte. Bislang habe ich sie
trotz robustem Umgang nicht zertreten. Ein Beleg für irgend etwas ist
das nicht, mein Tretverhalten ist längst viel mehr auf Kurbeln als auf
Zutreten hin orientiert, ich bin nicht mehr annähernd so kräftig wie zu
der Zeit, als ich halb so alt war und ich fahre mit dem Gerät
ausschließlich im Flachen. Einem Pedelec-Lastenrad davonfahren kann man
in der Ebene auf freier Strecke auch dann, wenn man kontinuierlich
weniger Drehmoment appliziert als jemand mit doppeltem Körpergewicht
ganz einfach beim Anfahren.
Was mich durchaus interessierte, wäre die Frage, wie robust die
Speedhubs wirklich sind, wenn man sie so intensiv nutzt wie manche
Kettenschaltungen an Rennrädern oder MTB, und wie dringend eine
regelmäßige Wartung beim Händler tatsächlich ist. Die sehr nervöse
Reaktion angesichts entsprechender Fragen weckt da eher Zweifel.
>
>Abgerissene Schaltwerke sind hier in dem Solialprojekt im letzten
>halben Jahr mindestens vier mal aufgeschlagen, soweit ich das mitbekommen
>habe. Die Eigner standen genauso hilflos da wie sie es mit einer kaputten
>Schaltnabe täten.
Das ist für Leute wie mich, der ich unfreiwillig meine eigene
Selbsthilfewerkstatt war und dabei geblieben ist, von keiner großen
Relevanz.
[...]
>>>
>>>Hört sich für mich ähnlich an wie gerissene Ketten. Das seinem bärigen
>>>Antritt zuzuschreiben, klingt zumindest heroisch.
>
>> Mit Verlaub, das ist billige Rhetorik ohne Substanz und unnötige Häme.
>> Defekt durch impulsartige Überlastung ist bei einer Schaltnabe die
>> naheliegenste Erklärung, wenn man einen Materialdefekt oder einen
>> Montagefehler durch den Händler (welchen?) ausschließt.
>
>Die Annahme, Ketten wären gerissen, weil sie der schieren Kraft nicht
>standgehalten hätten, ist in Fahrradforen immer wieder mal zu lesen.
Ich bin nicht die Mutter derjenigen, die in Fahrradforen wilde Thesen
verbreiten. Wie oft muss ich das noch schreiben? Es ging hier um die
Anfälligkeiten von Nabenschaltungen bei hohen Dremomenten, wie sie bei
impulsartiger Belastung durchaus auftreten.
>Bei handelsüblichen Kurbeln und Kettenblättern stimmt das einfach nicht,
>die Ursache liegt woanders, selbst dann, wenn man sie nicht ergründen kann.
Pack den Strohmann doch bitte endlich ein, das wird ja wirklich lästig.
Kettenriss war und ist hier nicht das Thema. Wenn eine Kette zuverlässig
reißen würde, bevor die Nabe Schaden nehmen kann, wäre das vielleicht
ein Argument.
>
>
>> Und jedenfalls
>> eine bessere als die Ferndiagnose, dass nach vergleichsweise kurzer
>> Gebrauchsdauer und Distanz "fehlende Wartung" die Ursache gewesen sei.
>> Aber ok, wenn die Nabe häufiger eine Wartung beim Händler braucht, incl.
>> einer Ölfüllung, als meine Kettenschaltungsräder eine neue Kette
>> brauchten, dann will ich nichts gesagt haben: wenn mir das damals jemand
>> gesagt hätte, dann hätte ich versucht, dem Händler das Sparta
>> zurückzugeben, so neuwertig und unbenutzt es war, als ich es übernahm.
>
>
>>>
>>>Diesen typischen Kettenbruch kenne ich dagegen auch:
>>><
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/wie-oft-rei%C3%9Fen-ketten.114821/post-2578035>
>>>
>>>Gerissen war mir die Kette zwar auch beim Antritt nach Ampelstopp, aber
>>>nein, meine phänomänale Kraftentfaltung war nicht die Ursache.
>
>> .... und das ist ein Strohmann (denn dass Ketten durch bärigen Antritt
>> reissen, hat niemand behauptet) und es hat auch nichts mit der
>> Fragestellung zu tun, warum eine Nabe nach vergleichseise kurzer
>> Nutzungsdauer einen Defekt hatte, den man nicht mal annähernd so einfach
>> beheben kann, wie eine gerissene Kette durch eine neue zu ersetzen.
>
>Nein, das ist vergleichend zu den Schaltnaben, die dem harten Antritt an den
>vielen Ampelstopps erlegen wären.
Auch das ist schon wieder eine zielgerichtete Verdrehung dessen, was ich
schrieb. Viele innerstätische Ampelsprints und vergleichbare
Situationen erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Ausreißers in der
Verteilung, der eine Bruchlast überschreitet. Das wäre meine beste
Hypothese. Ermüdungsbruch kann ich auch nicht ausschließen, halte es
aber aufgrund der kurzen Gebrauchsdauer für eher unwahrscheinlich.
Alles Spekulatius. Bekannt ist nur das Resultat, zwei Defekte, einer
nach einer für eine Nabenschaltung nicht übermäßig langen
Gebrauchsdauer, der andere nach sehr kurzem Gebrauch. Im Endeffekt ist
es mir egal. Schaltnaben sind viel eher integraler Bestandteil eines
Fahrrades als Ketten oder eine Kassette. Über eine gerissene Kette regt
sich keiner auf, so lange sie keinen Folgeschaden produziert, eine
ausgenudelte Kassette oder ein aufgrund eines Schaltfehlers kaputtes
Kettenblatt ist nichts, das jemand, der Radfahren kann, überhaupt für
berichtenswert hält. Das sind Verschleißteile, die man im Schrank hat,
weil es absehbar ist, dass man sie brauchen wird.
>Der äußere Anschein, bei mir die an der
>Ampel gerissene Kette, gehört zu den Umständen, ist aber kein Hinweis auf
>die Ursache.
Und es ist auch kein Hinweis darauf, von welcher Relevanz das für die
Frage ist, wie anfällig Schaltnaben gegen Überlastung sind. Um es
abzukürzen: Kein Mensch bestreitet, dass die Speedhub wahrscheinlich
mehr Drehmoment aushält als billigere Nabenschaltungen, die
offensichtlich mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln sind. Die Frage
ist, ob es tastächlich nötig ist, sie einmal im Jahr beim Händler warten
zu lassen, ob man sonst risikiert, plötzlich ohne Fahrrad und/oder um
1200 EUR ärmer dazustehen, wenn man das Rad intensiv nutzt und was einem
die Wartung unter praktischen Gesichtspunkte nutzt, wenn ein Defekt
trotz Wartung auftritt. Auch die unbeantwortete Frage, ob die Speedhub
denn tatsächlich mal bei Rennen eingesetzt wurde, hilft da übrigens auch
nicht weiter - bei Rennen werden die Räder in einem Umfang gewartet, der
Komponentenverschleiß zuläßt, den man im Alltag eher nicht haben möchte.
Aber es wäre immerhin ein Indiz dafür, dass eine gut gewartete solche
Nabe auch solche Bedingungen aushält.
>
>
>> Wie gesagt, selbst wenn die dann noch das Schaltwerk mitnimmt (ist mir
>> nur in einem von mindestens vier Fällen von Kettenriss passiert, an die
>> ich mich noch erinnere), ist das für vergleichsweise Kleingeld und im
>> Handumdrehen erledigt.
>
>Da hast Du Recht, geht meist glimpflich ab. Die Reparatur ist jedoch für
>den einen ein Kinderspiel, für den anderen ein Fall für die Werkstatt.
Wir sind nicht in einer Radfahrerblase aufgewachsen, ich kenne mehr
Leute, die schon zum Händler rennen, um ihre Reifen aufpumpen zu lassen
oder um den Sattel etwas niedriger zu stellen, als Leute, die irgend
eine nicht ganz so triviale Einstellung vornehmen können. Aber ich habe
auch die Batterie unserer Familienkutschen bis auf ein Mal immer selber
ausgetauscht. Es ist in beiden Fällen - Kfz vs. Fahrrad - eine breite
Verteilung von Verhaltensweisen.
Jedoch ist es wohl unbestritten, dass das unmotorisierte Fahrrad weit
mehr Möglichkeiten bietet als das Kfz, es durch eigenhändige Reparaturen
benutzbar zu halten, es durch Umbauten und Anpassung an die im Laufe der
Zeit wechselnden eigenen Bedürfnisse zu verbessern, d.h., die konkreten
Gegenstände und die Verteilungen sind nicht identisch.
Und das ist der Pferdefuß deines Arguments: was für den einen - die
einzelne konkrete Person - bei einer Kettenschaltung vmtl. ein
Kinderspiel ist, ist bei der Schaltnabe vmtl. ein Fall für die
Werkstatt. Die offenbar schwer zu beantwortende Frage ist aber: ist die
Haltbarkeit der Nabenschaltung so viel größer, dass es solche
Unterschiede wieder kompensiert? Und wenn ja, was sind die Ringe, durch
die man dafür springen muss? Offensichtlich ist bei der Rohloff ein
Preis, für den man schon ein brauchbares komplettes Rennrad oder
Gebrauchsrad bekommt, weniger offensichtlich das dafür nötige
Wartungsintervall, welches dann ja auch auf "Fall für die Werkstatt"
hinausläuft.
>
>Einen besonderen Vorteil von Kettenschaltungen leite ich daraus nicht ab.
Ich schon, siehe oben. Natürlich ist das, wie auch bei den
Nabenschaltungen, ein bedingter Vorteil.