Am Mon, 8 Aug 2022 13:07:23 +0200 schrieb Sepp Ruf
<inq...@Safe-mail.net>:
"Abweichlertum" ist ein interessantes Phänomen. Einerseits habe ich oft
den Eindruck gehabt, dass Menschen, die in einer Sache Ansichten
vertreten, die vom Mainstream kräftig abweichen, in anderer Hinsicht
durchwegs stockkonservativ und unkritisch sind. Andererseits gibt es
auch Menschen, die Abweichlertum gewissermassen für einen Wert an sich
zu halten scheinen und jedenfalls eine Affinität dafür haben. IMHO sind
das einfach die Extreme eines Spektrums.
Ohne mich hier positionieren zu wollen, sehe ich für diejenigen, die
eine (aus ihrer Sicht) vernünftige Sache vertreten, die aber nicht oder
nicht mehr Mainstream ist, folgendes Problem: sie finden auf ihrer Seite
Menschen, die dem Anschein nach ähnliche Positionen vertreten, dazu aber
auch ein Sortiment von Ansichten, die man als vernünftiger Mensch nicht
mal mit der Kneifzange anpacken mag: rechtsradikale Positionen,
Impfgegner, Parolen, wie man sie auf Querdenkerdemos hört. Über die
Frage, aus was sich dergl. speist, wurden ganze Romane verfasst. Ich für
meinen Teil möchte zu so etwas möglichst viel Abstand halten. Problem:
woran erkennen?
Ein Indiz ist m.E. eine Tendenz, Sprache auf eine Art zu vergewaltigen,
die dem Abweichler zeigt, ob er - unabhängig von irgendwelchen Ansichten
- dazugehört oder nicht, eine Duftmarke, die sprachliche Gelbweste,
sozusagen.
Beispiele?
>... falls ich es nicht minutenschlafmaessig
>verklabauterpennt habe:
>... plandemische Zwangsmaskierungen in der Metro-Polis; nix zu
>schweigegeldartigen Mobilitaetspreisverzerrungen. Einfach viel zu wenig
>zur Bewaehrung von Knoflachers 70er-Jahre-Ansichten und -Planungen heute
>und morgen.
>
>Nun moegen raffiniert Zwischentonschwingungen-um-die-Ecke hoerende
>Zuhoerer einwenden, der Woko-Colonia-Dschurno habe den
>autofreiheitsurbanistischen Knoflacher sich subtil selbstentlarven
>lassen bzgl. Fahrzeuggebrauch und privatimmobiliengestuetzter Landlust.
Schönen Dank auch, aber das ist nicht etwa der Versuch, die Diskussion
wieder auf einen rationalen Boden zu bringen, sondern das sprachliche
Äquivalent eines Brechdurchfalls, dessen Geruch auf manche Leute evtl.
aber identitätsstiftend wirkt. (Sorry, jetzt bin ich selber in diesen
Duktus verfallen).
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