Alexander Ausserstorfer wrote:
> Sie hat inzwischen 58.163,00 km drauf und läuft noch immer.
Hier etwa die Hälfte und ein Jahr weniger. Meist Stadtverkehr mit wenig
Steigungen. Aber selbst unter sochen Idealbedingungen geht SRAMsch im
gleichen Zeitraum kaputt.
> Mein Fahrrad war ursprünglich mit einer Kettenschaltung von Shimano
> versehen. Ich ließ dieses Fahrrad _nachträglich_ auf die Rohloff
> umbauen. Der Grund hierfür war der hohe Verschleiß der Teile im Winter
> bis hin zu einem gebrochenen Rahmen ("Schneebruch").
> Zum Umrüsten muss ich schreiben, dass dieser nicht geglückt war. Mit der
> Rohloff bekam ich z. B. auch eine neue Antriebskurbel und damit ein
> neues Tretlager. Dieses löste sich aber im Laufe des Jahres 2012
> (wackelte zeitweise) und war im Dezember 2012 dann komplett locker bzw.
> kaputt.
> Ein weiteres Problem war die Kettenlinie: beim Rückwärtstreten sprang
> stets die Kette vom Kettenblatt. Sie stimmte also wohl nicht.
> Kettenblatt und Ritzel schienen mir falsch ausgerichtet gewesen zu sein.
> Ich korrigierte das dann später mit Hilfe von Distanzscheiben für den
> Kettenspanner von Rohloff.
Also Scheiben auf die vier Inbusschrauben des Adapters am Hinterbau
gesteckt, oder?
> Der Umbau hatte mich damals ca. 1.300,00 Euro gekostet. (Der
> Kostenvoranschlag fiel um etwa 200 Euro geringer aus...)
Huh, das wäre in etwa mein halbes Rad, samt Rohloffnabe.
> Der falsche Rahmen verlangt nach einem Kettenspanner.
NOPE, den o.g. Adapter hat mein Patria auch. Das wird ab Werk für
Kettenschaltung *und* Rohloff angeboten.
> Rahmen lässt sich die Kette mit Hilfe von vertikalen oder geeigneten
> Ausfallenden "spannen". Das hat den Vorteil, dass man einen
> geschlossenen Kettenkasten wie den Hebbie Chainglider verwenden kann.
Kettenspanner hab ich zum letzten Mal an Hollandrädern gesehen, dort
natürlich nur die einfachen mit Flügelmuttern. Bei Rädern mit SRAMsch
und WIMRE auch Shimano-Nabe muss sich der Nutzer was einfallen lassen,
wie er das Hinterrad mittig und zugleich die Kette straff bekommt.
> Mein neueres Fahrrad von 2016 mit geeignetem Rahmen hat diesen Hebbie
> Chainglider und fährt noch immer mit der Originalkette vom Kauf von
> damals. In Zahlen ausgedrückt: ich bin mit dieser Kette jetzt 22.441,00
> km gefahren.
Bei Ketten ist mein Verschleiß trotz Chainglider höher. Nach den o.g.
Kilometern fahre ich inzwischen die dritte Kette, dazu neues
(Steck-)Ritzel und seit kurzem auch Kettenblatt. Die Mühe mit
Generalreinigung in Benzin etc. hab ich mir freilich nicht gemacht, weil
sich das bei Verschleißteilen nicht wirklich lohnt. Sehr wohl aber
Reinigung der eingebauten Kette mit Benzin und nicht nur äußerlich +
Kettenöl 2..3x jährlich.
> Und der Antrieb funktioniert noch immer sauber. Sowas war
> frrüher mit einer Kettenschaltung (oder auch mit Rohloff + Kettenspanner
> bei offen laufender Kette) gar nicht denkbar. Da hielt keine Kette zwei
> Jahre durch. Fahrweise bei jedem Wetter. Die Kette öle ich inzwischen
> nur noch ca. 4x im Jahr. Früher mit der Kettenschaltung war das
> eigentlich nach fast jeder Regenfahrt notwendig.
d.h. Deine Wartungsintervalle entsprechen den meinigen, Deine
Kilometerleistung ist ja höher. An sich ergeben sie sich aus den
Zeitpunkten, wo die Kettenspanner nachgestellt werden müssen.
> Damit kommen wir zum leidigen Thema der Schaltansteuerung: diese hat
> Vorteile, ist jedoch gleichzeitig auch eine der beiden Hauptschwächen
> der Rohloff Speedhub 500/14. (Die andere Hauptschwäche ist die
> Ölundichtheit.)
> Es gibt eine interne und eine externe Schaltansteuerung. Beide sind
> _nicht_ kompatibel zueinander, dass heißt, die Laufräder lassen sich
> _nicht_ einfach untereinander austauschen.
> Beide Schaltansteuerungen haben gemeinsam, dass für die Ansteuerung
> gleich zwei (externe Schaltansteuerung) oder drei (interne
> Schaltansteuerung) Stahlseile _in Reihe_ geschaltet werden. Dies
> bedeutet jedoch auch, dass die Stahlseile VOR dem Einbau richtig
> abgelängt werden müssen. Was nicht immer unbedingt gerade einfach ist.
> Wer wenig Übung hat, der macht Fehler.
ACK, ich hatte zwar das Schaltseil genau nach Anleitung abgemessen,
indes erwies es sich in meinem Rad trotzdem als zu lang. Momentan
bezahle ich das mit dem Verlust von zwei Gängen, das ist mir im
Flachland aber wurscht und wird beim nächsten Wechsel korrigiert.
Inzwischen ist die Kette länger geworden, so dass es eh kaum noch stört.
Wenn nicht die Schutztüllen schon gewesen drauf wären, hätte ich das
Schaltseil nochmal getrimmt, aber der ganze Wexel war derart frickelig,
solange es so funktioniert, fass ich da nix mehr an.
> Das Getriebe schaltet, indem eine Achse in der Nabe gedreht wird. Ein
> Stahlseil dreht nach links, das andere nach rechts. Auf eine Zugfeder
> wie bei üblichen Kettenschaltungen wurde verzichtet. Deshalb laufen
> immer zwei Stahlseile zum Drehgriff am Lenker. Der große Vorteil von
> diesem System ist, dass die Stahlseile nur unter Spannung stehen, wenn
> geschaltet wird. Und damit sehr lange halten werden.
... und man nicht darauf angewiesen ist, dass die Rückholfeder
funktioniert, die bei z.B. SRAMsch gern kaputt geht oder erschlafft.
> zumindest erst einmal meinen. Und außerdem kann man blitzschnell und
> auch im Stand schalten. Wer im Sand oder im Schnee "stecken" bleibt, der
> schaltet einfach rasch in einen kleineren Gang und tritt weiter. Sowas
> kann keine mir bekannte Kettenschaltung.
FULL ACK, deswegen konnte ich mich nie mit Kettenschaltungen anfreunden,
sehr wohl aber mit handelsüblichen "billigen" Nabenschaltungen und erst
recht mit Rohloff. Selbst der fehlende Rücktritt war kein ernsthaftes
Hindernis, obwohl das jahrzehntelang die Bremse meiner Wahl war bzw. es
nix anderes gab.
> Von der internen Schaltansteuerung rate ich grundsätzlich ab. Wenn hier
> das kurze dritte Schaltseil in der Nabe reißt, dann muss die Nabe
> geöffnet werden, um das Seil zu ersetzen. Sowas macht man nicht mehr
> einfach unterwegs und im Freien. Kleinteile können verloren gehen.
Oh ja. Notfalls würge ich dann noch einen mittleren Gang rein und
schalte anschließend gar nicht mehr. Auf den bei mir üblichen kurzen
Strecken kein Problem.
> Insbesondere bei schlechtem Wetter (Wind, Regen). Außerdem kann Dreck
> ins Getriebe gelangen (Sand, Wasser). Und zum Dritten läuft man Gefahr,
> dass man die Nabe nicht mehr dicht bekommt und dann das ganze Öl
> ausläuft. Man kann keine hohe Lebensdauer für das kurze Stahlseil
> erwarten, weil dieses gleich 2x ums Eck "geleitet" wird und die Firma
> Rohloff damit zwei Sollbruchstellen eingebaut hat. (Ein Stahlseil wird
> üblicherweise nicht geknickt, weil das die Lebensdauer stark verkürzt.)
FULL ACK, bei diesem Teil bin ich angesichts der sonst sprichwörtlichen
Zuverlässigkeit der Rohloff arg nins Grübeln gekommen.
> Bei mir hielt das Stahlseil kaum 2 Jahre oder 16.000 km durch
Ähnlich hier. Hab mir deshalb beim Einbau des neuen große Mühe mit dem
Fetten gegeben und schalte seitdem noch vorsichtiger als vorher.
> Vergleich zu einer Kettenschaltung vielleicht viel, aber im Vergleich zu
> der externen Schaltansteuerung wenig, siehe späteren Text). Wenn das
> kurze Stahlseil an der Nabe reißt, was auf Grund der beiden eingebauten
> Sollbruchstellen sehr wahrscheinlich ist, dann hat man unterwegs auch
> keine Möglichkeit mehr, in beide Richtungen zu schalten. Je nachdem,
> welche Seite reißt, kann man nur noch in Richtung des höchsten
> (schwersten, größte Übersetzung) oder in Richtung des niedrigsten
> (leichtesten) Ganges schalten. Das zu reparieren ist sehr
> (zeit)aufwändig.
i.a. reißt das Schaltseil nicht gleich, sondern dröselt sich auf und die
Schaltung wird extrem schwergängig. Und nicht an den Knickstellen,
sondern in dem Wickel, der ständig Reibung ausgesetzt ist.
> Die externe Schaltansteuerung kommt mit einer Schaltbox daher, welche
> leider relativ viel Platz am Hinterrad verbraucht. (Diese Schaltbox kann
> - insbesondere wenn man die Rohloff an einem ungeeigneten
> Rahmen nachrüstet - mit einem eingeklappten Seitenständer kollidieren.)
> Dafür gibt es kein drittes geknicktes Stahlseil wie bei der internen
> Schaltansteuerung. Schaltseile können hier tatsächlich sehr lange halten
> (40.000 km und mehr). Die Nabe kann bei Bedarf unterwegs auch ohne
> Schaltansteuerung mit einem Schraubenschlüssel geschaltet werden.
Wenn meine Felgen so weit durchgebremst sind, dass sie erneuert werden
müssen. rede ich mit meiner Fahrradwerkstatt über diese Option. Dann
sind ist komplett neues Einspeichen vorn + hinten fällig.
> Ein weiteres Problem der Schaltbox neben dem Platzbedarf ist, dass sie
> nicht dicht ist. Mir kam immer wieder Sand, Wasser und Dreck rein, was
> dazu führte, dass der Seilzug und damit das Schalten mit der Zeit immer
> schwerer ging. Insbesondere im Winter kann es einem passieren, dass die
> Seilrolle durch eingedrungenes Wasser festfriert und man überhaupt nicht
> mehr schalten kann. Zumindest so wie Rohloff sie liefert.
Betrifft das nur die externe Schaltbox? Zur internen werden ja just
deswegen zwei Plastiktüllen geliefert, die über die Enden des
Schaltseils gezogen werden. Dreck war bei mir keiner drin.
> Die Getriebenabe 500/14 von Rohloff wird mit Getriebeöl gefüllt. Im
> Winter hat sich gezeigt, dass das Öl bei sehr tiefen Temperaturen sehr
> zäh werden und es damit Ausfälle geben kann. Das bedeutet, dass
> bestimmte Gänge einfach nicht mehr greifen und man in diesen Gängen dann
> ins Leere tritt. Jedoch nur einzelne Gänge, wohlgemerkt! Man musste dann
> halt weiterschalten.
Früher hatte Rohloff spezielle Öle für Sommer und Winter. Bei Deinen
Einsatzbedingung evtl. notwendig?
> Der zweite große Mängel betrifft die Dichtheit der Nabe. Diese ist ja
> mit Öl gefüllt.
> Leider kann die Dichtung der Nabe undicht werden und das ganze Öl
> raustropfen. Diese Nabe würde ich daher nicht unbedingt mit
> Scheibenbremsen kombinieren wollen, weil letztere damit ganz schnell
> unwirksam werden können.
Ich staune sowieso, wie sie eine ölgefüllte Hülse mit rotierenden Teilen
darin halbwegs dicht bekommen. Aber in meinem Umfeld sind inzwischen
drei von vier Rohloffnaben undicht, alle zwischen 9 und 12 Jahren alt.
Rohloff scheint das Problem erkannt zu haben, die bieten
Generalüberholungen im Werk an. Dabei sollen auch die Dichtungen
erneuert werden. Wenn der Felgenwexel dran ist, lasse ich meine einschicken.
> Gezeigt hat sich außerdem, dass es nur wenige Werkstätten zu geben
> scheint, welche die Nabe fachmännisch reparieren wollen oder können.
Mein früherer Werkstattmeister war immerhin ehrlich genug,
klarzustellen, dass er sich nicht an einer Rohloff vergreift. Vier
Werkstätten im Magdeburg bieten Rohloffservice an, mindestens. Wie gut,
kann ich nicht sagen, hab noch keinen in Anspruch nehmen müssen.
> Ersatzteile hat kaum jemand auf Lager. Ich mache daher - soweit wie
> möglich - inzwischen alles selbst. Ein gerissenes Zugseil zu ersetzen
> ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach und kann zur Fummelei ausarten.
> Genauso wie eine Nabe wieder dicht bringen. Hier muss man wissen, was
> man tut. Das will ich jetzt aber nicht im Detail erläutern.
Dass Rohloff für ca. 35,- EUR einen Einbausatz anbietet, der einem das
mühsame Aufrollen des Schaltseils erspart, weißt Du? Man kauft halt
jedes Mal eine Schaltrolle mit, obwohl die alte eigentlich noch
Jahrzehnte hält.
Zum Glück liefert Rohloff für das ganze Prozedere eine Beschreibung.
Ohne die würde es noch weit schwieriger.
Was Ersatzteile betrifft, sind die wichtigsten meines Wissens online zu
bekommen. Außer diesem verd... Schaltseil habe ich aber noch keins
gebraucht und das wird hoffentlich noch lange so bleiben.
> Das Ergebnis dieser zehn Jahre ist etwas durchwachsen, also gemischt. Es
> ist nicht alles gut. Einiges könnte man meiner Meinung nach auch noch
> verbessern. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Die Langlebigkeit der
> einzelnen Komponenten bei richtiger Verwendung (Kettenkasten) finde ich
> gut, und ich würde grundsätzlich auch nicht mehr auf eine
> Kettenschaltung wechseln wollen. Zumindest bei einem Ganzjahresfahrrad,
> welches auch im Winter und bei Regen im Alltag eingesetzt wird. Wer nur
> bei Schönwetter und gelegentlich radelt, dem mag so eine Getriebenabe
> nicht viel an Mehrwert bringen. Zumal sie auch noch recht schwer ist.
So isses. Mit SRAMsch hatte ich weit mehr Ausfälle und deren Vorgänger
Pentasport arbeitet nur unwillig mit der aktuellen Klickbox zusammen,
obwohl die dafür vorgesehenen Teile verbaut sind. Und Besitzer von
Kettenschaltungen sehe ich des öfteren beim Basteln.
--
CU Chr. Maercker.
Transport + Sport = Radfahren