Am Wed, 4 May 2022 10:09:37 +0200 schrieb Bernhard Kraft
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bernha...@web.de>:
>Am 03.05.2022 um 21:08 schrieb Wolfgang Strobl:
>> Am Tue, 3 May 2022 13:03:02 +0200 schrieb Bernhard Kraft
>> <
bernha...@web.de>:
>>>
>>> Und da ist es doch erfreulich, dass sich mit den Jedermannrennen etwas
>>> getan hat.
>>
>> Ich habe nichts gegen Kegelklubs, aber dergl. spricht mich nicht [an]
>Jedermannrennen sind eben genau für die Radfahrer gedacht, die sich
>keinem Verein anschließen möchten.
Wenn, dann erscheint mir die Strategie, deren Zwänge 1:1 zu übernehmen,
nicht sonderlich zielführend zu sein. Offensichtlich sind Leute wie
ich, die an Leistungssteigerung (oder zunehmend an Leistungserhalt) und
Vergleichen durchaus interessiert sind, aber nicht an Wettbewerb, nicht
Zielgruppe, ich beklage mich nicht. Vergleichbare Rundtouren kann ich
auch auf dieser Rheinseite fahren.
<
https://www.mystrobl.de/ws/pic/fahrrad/20220503/karte.JPG>
<
https://www.mystrobl.de/ws/pic/fahrrad/20220503/DSC08543.jpg>
>>
>> aber 25 km/h im Schnitt (!) als Mindesttempo durch das Bergische Land
>> sind jenseits meiner Fähigkeiten.
>Das müsstest du im Windschatten leicht schaffen.
Vermutlich. Mit meinen Söhnen praktizierte ich das in den letzten Zwei
Jahren bisweilen, wenn wir gemeinsam fuhren, um den Leistungsunterschied
auszugleichen. Die Gelegenheiten dafür sind aber selten und in der
Vergangenheit bin ich ausschließlich alleine gefahren. Für Rudelfahren
vertraue ich da weder auf meine Fertigkeiten noch auf die der Leute, auf
die ich da treffe.
Das ist aber alle rein theoretisch. Ich werde für so einen Event gewiss
keine Narrenkappe anziehen.
>> Noch ein Aspekt, der zumindest für mich gegen Vereinsfahren und solche
>> Veranstaltungen spricht: ich lege Wert darauf, zusammen mit meiner Frau
>> zu fahren, auch wenn das Kompromisse erfordert. Die ersten gut zwanzig
>> Kilometer bis vor Flerzheim sind wir auch heute wieder zusammen
>> gefahren, danach ist sie ihre Runde gefahren, mit ihrem Tempo und ich
>> meine. Das funktioniert erstaunlich gut, beisst sich aber mit allem, was
>> bei solchen Wettbewerben (und dem Training dafür) angestrebt wird.
>Es gibt in Bonn einige Rennradtreffen. Die teilen sich dann in
>Gruppen je nach Leistungen auf. Alles nur zum Spaß und ohne Verein.
Und organisieren sich vmtl. über Facebook. Noch eine Hürde, da mache ich
auch einen Bogen drum. :-)
Ich bin auf der oben auf einer Karte dargestellten gestrigen Tour auf
mehr Rennräder als auf andere Fahrradtypen (incl. der
Fahrradsimulatoren) getroffen, aber nur auf eine einzige Gruppe aus mehr
als zwei Personen. Die meisten fahren offenbar alleine oder zu zweit.
Mag sein, dass meine Präferenz für gute Fahrbahnen ein verzerrtes Bild
liefert - ich bin manchmal erstaunt, auf welche absurden Umwege über
schlechtere Verbindungen einen das Routing auf Basis der OSM-Daten
schickt. Vielleicht treffe ich die Gruppen, die sich davon leiten
lassen, ja gar nicht oder zur zufällig, wenn sich die Wege kreuzen.
>> Madame hasst Fahren in der Gruppe mit Inbrunst,
>Als ich noch aktiv war, gab es fast keine Frauen. Ich hoffe mal, dass
>sich das geändert hat.
Letztes Jahr habe ich an anderer Stelle folgendes geschrieben:
<
https://www.mystrobl.de/ws/pluspora/plainpostings/20210923t0938-frauen_trio_macht_aus_silber_gold_https_www_zdf_de_nachrichten_spo.html>
| Ich mache mir überhaupt nichts aus Sport, die Tour de
| France schaue ich mir primär wegen der Landschaft an, bei
| Fußball gehe ich laufen ... Was eigene Aktivitäten angeht,
| Windsurfen haben wir schon vor Jahrzehnten aufgegeben und
| wurde eh noch nie in größerem Umfang übertragen, Radfahren
| ist für uns Alltagsverkehr, nicht Sport. Aber meine Frau
| schaut sich in letzter Zeit gerne die Übertragungen von den
| größeren Radrennen im Fernsehen an, soweit die von
| öffentlichen "Sendern" übertragen werden.
|
| Aktuell lästert sie darüber ab, wie weitgehend ein aus
| sportlicher Sicht beachtlicher Sieg von den Medien nahezu
| ignoriert wird. Meldungen gibt es, ja, sie gehen aber in
| einer kontinuierlichen Flut von Schlagzeilen über
| irgendwelche Fußballereignisse unter. Dass die Frauen im
| Mixed-Team Tony Martin gestern zur Goldmedaille der WM
| verhalfen, erscheint offenbar weniger wichtig.
| <
https://www.zdf.de/nachrichten/sport/rad-wm-zeitfahren-mixed-team-100.html>
Unsere öfffentlich-rechtlichen Medien sind nicht nur beim Thema Doping
auf einem Auge blind. So sehr ich begrüße, dass man beim Radsport
gründlich aufgeräumt hat, so sehr ärgert mich, dass man sich exklusiv
den Radsport herausgepickt und beschädigt hat. Da gab und gib es bessere
Kandidaten, was Doping und andere Formen von Betrug im Sport angeht, der
sich lohnt.
> Wir sind mal versehentlich in eine "autofreie
>Weinstraße" reingeraten,
>> hab' glaube ich hier schon mal davon erzählt. War ziemlich lächerlich.
>> Zu den "Hamburger Cyclassics" kann ich nichts sagen und "Liebe fürs
>> Detail" sagt mir in dem Zusammenhang auch nichts.
>Beispielsweise sind Verkehrsschilder auf Verkehrsinseln geschützt. Da
>machen die so etwas ähnliches wie Strohballen davor. Dann kriegt jeder
>einen Responder und die Ergebnisse aller Fahrer stehen sofort im Netz.>
Ich hab' die Beschreibung gelesen.
Und man braucht nicht auf den Radwegen zu fahren. Ehrlich gesagt, ich
kann mir angenehmere Dinge vorstellen, als mir ein mal im Jahr die Zähne
langmachen zu lassen und dann die restlichen Tage des Jahres den blauen
Stinkefinger gezeigt zu bekommen. Bei der Tour de France-Übertragung
schätzten wir immer die Sicht auf Straßen ohne Radwege, die wir in der
Vergangenheit schon mal befahren hatten oder in Zukunft vielleicht
befahren könnten. Das Anschauen von Massenfahrten über "gut ausgebaute"
Strassen, die uns Normalsterblichen für immer versperrt bleiben, finde
ich persönlich nicht nur uninteressant, sondern regelrecht ärgerlich.
Was bei Critical Mass & Co. noch förderlich ist (sein könnte, wenn
tatsächlich mal schnell gefahren werden könnte), das Erlebnis, wie gut
viele Fahrbahnen im Vergleich zu den Dreckwegen am Straßenrand sind,
fällt hier komplett aus, ich bezweifle, dass ein nennenswerter Teil des
Publikums zu der nötigen Transferleistung imstande ist. Im übrigen
erinnere ich mich auch nicht, im Zusammenhang mit Veranstaltungen wie
"Rund um Köln" jemals diesen Aspekt erwähnt gehört zu haben.
"Sport ist Sport und Alltag ist Alltag" dürfte eher die Haltung sein:
auf normalen Fahrbahnen soll man nicht fahren, ausser sie sind für
jeglichen anderen Verkehr gesperrt und alles ist rundum gepolstert". Wie
du sicherich weisst, ist dies ein Konzept, das ich ablehne.
Warum zeigt man das dann so prominent? Es war das Banner der Seite, auf
die ich stieß, nachdem ich nach diesem Event suchte.
>>
>> Ich habe eine Sportallergie, wenn es so etwas gibt, insofern kann ich da
>> nicht mitreden.
>>
>Im weitesten Sinne machst du ja Sport, nur lässt du alles
>Gedöns weg.
Jein. Wie ich schon häufiger schrieb, schaue mir gerne Fertigkeiten ab,
die der Radsport kultiviert und profitiere davon, auch bin ich an
Ergebnissen der Sportmedizin interessiert und schaue, was sich davon auf
den Alltag übertragen läßt und wie. Das macht meinen Alltag, der längst
zu 100% aus Freizeit besteht, nicht zum Sportereignis.
Was heutzutage unter dem Topic "urban cycling" medial vermarktet wird,
unterscheidet sich nur graduell von Homöopathie und anderen
Quacksalbereien, während vieles von dem, was im Radsport getrieben wird,
auf harter Wissenschaft und handfestem Engineering beruht.
Man muß sich halt die richtigen Sachen herauspicken. Mein Fokus liegt
hier liegt alters- und z.T. gesundheitlich bedingt primär auf
Leistungserhalt unter gewissen einschränkenden Bedingungen.
Auch hier gibt es eine Zäsur: man kann die publizierten
sportwissenschaftlichen Artikel auf zwei Häufchen verteilen: die einen
fokussieren sich auf Leute, die konventionell Sport treiben, da ist der
Tenor: so intensiv wie irgend möglich, die anderen fokussieren sich auf
Leute, die sich durch Unbeweglichkeit selber beschädigt haben und/oder
alt geworden sind, da ist der Tenor: Intensität ist egal, jedes bisschen
zählt. Das läßt eine Lücke, die ist so groß, dass man einen Lkw
hindurchfahren könnte.
Häufig ist es aber möglich, Erkenntnisse der Sportmedizin aus dem
Leistungssport herunterzuskalieren bzw. Publikationen auszuklammern, die
nicht Leistungserhalt thematisieren, sondern die noch verbleibenden
Möglichkeiten, wenn die Muskeln schon geschwunden sind und das
Herzkreislaufsystem schon geschädigt.
Nirgendwo steht geschrieben, dass man die verfügbare Technik und das so
auffindbare Wissen nicht auch jenseits von Sport nutzen kann, um gesund
zu bleiben.
Um deine Formel also umzudrehen: ja, ich nutze inzwischen vieles von dem
Gedöns, das auch im Sport verwendet wird, vom Rennrad bis hin zu allen
möglichen Trainings- und Ernährungsregeln, soweit diese nicht mit meinen
Präferenzen kollidieren, aber ich treibe keinen Sport, auch jetzt nicht.
Wenn irgend ein Trainingsprogramm mir vorgibt, zwecks Erwerb von
Ausdauer verhalten zu fahren, es mich aber überkommt, einem E-Bike am
Berg hinterherzuhetzen, um die da aufgewandte Leistung abzuschätzen,
dann tue ich das. "Sport" ist Wettbewerb nach bestimmten festgelegten
Regeln, oder die Vorbereitung darauf. Ich aber mache die Regeln, nach
denen ich fahre, im Rahmen der geltenden Verkehrsregeln usw. natürlich,
selber.
>> Gegen
>> Demonstrationen habe ich auch nichts, sofern klar ist, wofür bzw.
>> wogegen demonstriert wird.
>Da fällt mir ein: Am nächsten Sonntag (08.05.2022) wird wieder
>"gepilgert". Abfahrt mit dem Rad um 7:20 am Beuler Rheinufer.
>Es geht nach Düsseldorf. Hmm ... so früh aufstehen.
Viel Spaß damit. Gibt es eine Track, auf deren Basis man sich die
vorgesehene Route anschauen könnte? So läßt sich mit der Information
wenig anfangen.
Btw, einer meiner Söhne ist mit seinen Ausfahrten in diesem Frühjar oft
um 7:20 schon durch. Aber der war immer schon ein Eisbär. :-)