Der Verkäufer meinte, das sei bei anderen Marken auch so. Das
erscheint mir nicht sinnvoll, denn wenn man so fahren würde, dass
diese harte Federung mal "anspricht", dann ginge wohl vorher die Felge
kaputt (z.B. mit Vollgas auf einen hohen Bordsteinrand). Wegen einem
Bandscheibenvorfall brauche ich desperat etwas weicheres.
--> Frage:
Hat die heutige Technik wirklich nichts weicheres zu bieten ? Wäre
eine Sattelstützen-Federung evtl. weicher ? (zusätzlich zur
Rahmenfederung oder allein)
Liebe Grüsse,
Wilhelm
> Wegen einem
> Bandscheibenvorfall brauche ich desperat etwas weicheres.
>
Bist du sicher, daß du Federung brauchst? Ich habe das Fahrradfahren
nach meiner Bandscheiben-OP vo anderthalb Jahren wieder richtig
angefangen. Mein Physiotherapeut meinte damals, Federung sei unnötig.
Ich hab dann aber doch eine Airwings-Federsattelstütze genommen
(stärkste Federvariante), und auch mein Brompton hat etwas
Elastomer-Federung. Das ist bei Kopfsteinpflaster etc. ganz nett, ich
bin aber inzwischen sicher, daß ich das nicht unbedingt bräuchte! Wenn
dich deine Bandscheiben nicht mehr belästigen sollen, mußt du sowieso
(u.a.) Beinmuskulatur trainieren, das fängt Stöße beim Fahrradfahren
weit besser ab als jede Vollfederung!
Mit (Voll-) Federung setzt du IMO deinen Rücken eher mehr Stößen aus,
als wenn du bei Unebenheiten leicht aus dem Sattel gehst. Ist aber
sicher individuell _sehr_ verschieden.
> --> Frage:
> Hat die heutige Technik wirklich nichts weicheres zu bieten ? Wäre
> eine Sattelstützen-Federung evtl. weicher ? (zusätzlich zur
> Rahmenfederung oder allein)
Das Fully von meiner Frau (die _kann_ nicht aus dem Sattel gehen!) ist
so weich, daß man selbst Bordsteinkanten kaum merkt. Ist aber was
"einfaches" (zum Pedelec umgebautes Biria), neigt zum Aufschaukeln.
Würde sie so nicht wieder nehmen.
Bernd
> Nachdem ich im Internet das (vermeintlich) beste vollgefederte
> Touring-Rad (*) gefunden hatte, musste ich bei der Testfahrt
> enttäuscht feststellen, dass der vollgefederte Rahmen viel zu hart ist
> (selbst bei der weichsten Einstellung). So hart, dass man in
> "normalen" Fahrumgebungen (also mit Schwellen <3cm) praktisch keine
> Federung merkt -- sowohl beim Vorderrad (Gabel mit Federweg 40mm) als
> auch beim Hinterrad (Rahmenfederung).
Das Problem wird wahrscheinlich nicht die Federhärte sein, sondern das
Losbrechmoment des Dämpfers (und der Tauchrohre bei der Gabel).
Entschedend ist auf der Straße nicht der Federweg sondern wie fein die
Federung anspricht.
> Hat die heutige Technik wirklich nichts weicheres zu bieten ?
Es gibt Ferdergabeln mit Wälzlagern (Cannodale Hedshok) oder
Schwingenkonstruktionen, die deutlich besser ansprechen. Die sind aber auch
richtig teuer.
Und man kann Hinterbauschwingen mit Elastomeren Federn und den Dämpfer
weglassen. Das ist billig, geht praktisch nie kaputt und ist überhaupt
nicht mehr hip und schick. Außerdem fühlt es sich bei hohen
Geschwindigkeiten etwas schwammig an weil dann Die innere Dämpfung des
Elastomers nicht mehr ausreicht.
> eine Sattelstützen-Federung evtl. weicher ? (zusätzlich zur
> Rahmenfederung oder allein)
Die Teleskopsysteme, die ich noch bis etwa 97 gefahren bin waren entweder
schwer und wartungsintensiv (SittingBull) oder halbwegs leicht und wenig
Wartungsintensiv aber dafür Losbrechmoment (AirWing).
Den ganzen Billigkram bei Federsattelstützen (eigentlich bei Federungen
generell) kannst Du IMHO vergessen.
bye/bb
> Hat die heutige Technik wirklich nichts weicheres zu bieten ?
Das Beste hätte ich beinahe vergessen:
Der OSTRAD-Langlieger.
Hinten 20cm Federweg, vorne geschobene Schwinge mit 8cm.
Hat mich früher immer wieder beeindruckt wenn Christoph damit über 11cm
Radsteine gebügelt ist.
bye/bb
> So hart, dass man in
> "normalen" Fahrumgebungen (also mit Schwellen <3cm) praktisch keine
> Federung merkt
Fahr mal ein Rad mit dicken Reifen und niedrigem Luftdruck. Ich fahr meine
2.1 Zoll MTB Reifen mit nur leicht über 2 Bar. Das fühlt sich sehr gut an.
Bei höherem Druck werd ich durchgeschüttelt und bin kaum schneller. Mein
ungefederter Brooks Sattel hat auch sehr dazu beigetragen gröbere Stösse
abzudämpfen.
> Es gibt Ferdergabeln mit Wälzlagern (Cannodale Hedshok) oder
> Schwingenkonstruktionen, die deutlich besser ansprechen. Die sind
> aber auch richtig teuer.
Was ist an so einer geschobenen Schwinge eigentlich teuer? Technisch
müsste das doch relativ einfach zu realisieren sein.
Martin
> Was ist an so einer geschobenen Schwinge eigentlich teuer? Technisch
> müsste das doch relativ einfach zu realisieren sein.
Die käuflichen Schwingen die ich mal für Uprights gesehen habe waren
Einarmschwingen für MTB. Da musst Du den Hip-Faktor mit einrechnen.(1)
Eine "normale" Schwinge ist ziemlich einfach zu realisieren (siehe Quantum
oder Ostrad) würde aber wahrscheinlich den meisten Leuten am Upright zu
altmodisch aussehen. Mit einem großen Laufrad gibt das den 50er-Jahre
Zündapp-Combinette-Look.
bye/bb
(1) Bestes Beispiel dafür dürften die Paul-Schaltwerke gewesen sein (gibts
die noch?). Nicht wirklich gut, nicht wirklich leicht, aber Kult
(CNC-gefräst!!1!!1!! und bunt eloxiert!!1!!1) und daher DM 700,-
>> Was ist an so einer geschobenen Schwinge eigentlich teuer? Technisch
>> müsste das doch relativ einfach zu realisieren sein.
> Eine "normale" Schwinge ist ziemlich einfach zu realisieren (siehe Quantum
> oder Ostrad) würde aber wahrscheinlich den meisten Leuten am Upright zu
> altmodisch aussehen. Mit einem großen Laufrad gibt das den 50er-Jahre
> Zündapp-Combinette-Look.
Ungewohnt (siehe <http://www.m-gineering.nl/fbhistog.htm> unteres Bild)
sieht es schon aus, aber nicht uninteressant. Schade, dass niemand so
ein Gabel anbietet, ich würde mir eine kaufen. Könnte man schön die
Lowrider an der gefederten Masse anbringen. Parallelogrammfedergabeln
gibt's zwar, sollen aber den Nachteil haben, dass die Gelenke schnell
ausschlagen.
Man könnte sich so eine geschobene Schwinge vielleicht recht einfach
aus zwei Gabeln selbst bauen. Letztes(?) Jahr gab's hier einen Thread
dazu, aber ich traue mich nicht so recht ran, schon gar nicht bei einem
so kritischen Teil wie einer Gabel :-/
Martin
> Man könnte sich so eine geschobene Schwinge vielleicht recht einfach
> aus zwei Gabeln selbst bauen. Letztes(?) Jahr gab's hier einen Thread
> dazu, aber ich traue mich nicht so recht ran, schon gar nicht bei einem
> so kritischen Teil wie einer Gabel :-/
Halb so wild - Beim SEigenbau aus zwei nomalen Gabeln brauchst Du ja an der
Gabelkrone und dem Schaft nichts selbst machen und kannst(musst) den
Schweiss- oder Löt-"Künsten" des Herstellers vertrauen.
bye/bb
Ja, aber ich müsste an die Schwinge mindestens Befestigungen für die
Lagerbuchsen löten, und die Teile sollen während der Fahrt ja nicht
abreißen. Ich habe halt leider keinerlei Erfahrung mit Hartlöten, meine
Kenntnisse beschränken sich auf Weichlöten in der Elektronik. Aber
vielleicht ist es ja gar nicht so wild, und ich sollte es einfach mal
versuchen.
Worauf müsste ich denn achten? Angenommen, ich verwende handelsübliche
Kugellager und löte an der Schwinge einfach einen Metallring (z.B. ein
Stück abgesägtes Rohr) an, in den ich die Kugellager presse: Wäre die
Kontaktfläche (incl. Lot) zwischen Rohrabschnitt und Schwinge groß
genug, dass das Ganze hält? Oder sollte diese Halterung für die Lager
sich an die Oberfläche der Schwinge anschmiegen, so dass sich die Last
besser verteilen kann?
Martin
>Ich habe halt leider keinerlei Erfahrung mit Hartlöten, meine
>Kenntnisse beschränken sich auf Weichlöten in der Elektronik.
Der Vorgang ist prinzipiell derselbe, nur die Temperatur ist höher.
>Aber
>vielleicht ist es ja gar nicht so wild, und ich sollte es einfach mal
>versuchen.
Richtig.
>Worauf müsste ich denn achten? Angenommen, ich verwende handelsübliche
>Kugellager und löte an der Schwinge einfach einen Metallring (z.B. ein
>Stück abgesägtes Rohr) an, in den ich die Kugellager presse:
Hier fängt es schon an, das ist eine Passung, ein Zehntel Toleranz kann
schon zuviel sein, außerdem muss das Lager axial gesichert werden.
>Wäre die
>Kontaktfläche (incl. Lot) zwischen Rohrabschnitt und Schwinge groß
>genug, dass das Ganze hält?
Möglich, aber an einer so sensiblen Stelle würde ich nicht sparen.
>Oder sollte diese Halterung für die Lager
>sich an die Oberfläche der Schwinge anschmiegen, so dass sich die Last
>besser verteilen kann?
Ja.
--
Dieses Dokument wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und gilt ohne
Unterschrift und Siegel. Alle Angaben ohne Gewähr. Wir stellen die Normalität
augenblicklich wieder her, sobald wir wissen was eigentlich normal ist.
florian...@gmx.de http://www.floimnetz.de
> abreißen. Ich habe halt leider keinerlei Erfahrung mit Hartlöten, meine
> Kenntnisse beschränken sich auf Weichlöten in der Elektronik. Aber
> vielleicht ist es ja gar nicht so wild, und ich sollte es einfach mal
> versuchen.
Es ist der Tat nicht sooo dramatisch. Hartlöten funktioniert nach denselben
Grundprinzipien (Werstück erwärmen nicht das Lot, Lot fließt zur Wärme und
in Spalten etc.) Du brauchst für Werkstücke in fahrradüblicher Größe
allerdings schon einen leistungsfähigen Brenner, die Baumarktteile
("Spraydose" mit Brenner) reichen IMHO gerade mal für Anlötteile wie
Zughalter.
Alternativ kannst Dus auch mal mit MAG-Schweissen versuchen. Das ist
übertrieben ausgedrückt "fast so einfach wie Heißkleber nur eben mit
Metall". Einfache Schutzgasschweissgeräte sind gebraucht billig zu haben.
Eine CO2-Flaschen sind ebenfalls recht preiswert (1) und "willkommen in der
wunderbaren Welt des Eigenbaus".
Wenn jetzt etwas kaputt geht kannst Du niemanden mehr verklagen, sondern nur
noch über die eigene Fehlkonstruktion fluchen (2).
> Worauf müsste ich denn achten? Angenommen, ich verwende handelsübliche
> Kugellager und löte an der Schwinge einfach einen Metallring (z.B. ein
> Stück abgesägtes Rohr) an, in den ich die Kugellager presse: Wäre die
> Kontaktfläche (incl. Lot) zwischen Rohrabschnitt und Schwinge groß
> genug, dass das Ganze hält? Oder sollte diese Halterung für die Lager
> sich an die Oberfläche der Schwinge anschmiegen, so dass sich die Last
> besser verteilen kann?
Die "Ringe" würde ich eher an die Enden der Hauptgabel setzen und dafür an
der Schwinge auf jeder Seite je zwei Laschen anbringen.
Damit die Lagerachsen fluchten solltest bei so einer Konstruktion auch nicht
zwei einzelne Ringe verbauen, sondern ein durchgehendes Stück Rohr an die
Gabel dranbraten und den mittleren Teil hinterher raussägen. Dann stimmt
die Flucht automatisch. Die 10cm Verschnitt und das Nachbearbeiten der
Schnittkanten sind weniger Aufwand als zwei Einzelteile korrekt
ausgerichtet zu verarbeiten, oder gar Tonnenlager (sauteuer) um die
Fluchungsfehler auszugleichen. Die nächste Frage ist: warum Wälzlager?
Kleiner Schwenkwinkel und stoßweise Belastung sprechen eher für Gleitlager
(Glycodur- oder Kunststoffbuchsen) das braucht auch bei grosszügiger
Dimensionierung nicht mehr Platz als ein Kugellager.
bye/bb
(1) Beim CO2 bit Du übrigens nicht zwingend auf einen Gashändler angewiesen.
Kleine Flachen mit 1,5 oder 2kg bekommst Du auch im Getränkehandel oder
beim Aquariumzubehör aufgefüllt. Das spart u.U. die Fahrerei zum Gasdepot.
(2) siehe Subject: "Nie wieder Leichtbau"