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Bücher reparieren

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Joerg Walther

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Sep 8, 2023, 8:37:32 AM9/8/23
to
Hallihallo,

seit einiger Zeit betreue ich in meiner Schule die Bücherei mit. Nicht
selten bekommen wir Bücher zurück, bei denen sich nach der dritten oder
vierten Jahresausleihe der Buchblock komplett vom Pappeinband gelöst
hat. Mit handelsüblichem Klebeband kann man das nicht gescheit
reparieren. Nun gibt es Angebote diverser Hersteller von speziellem
Klebeband bis zum Reparaturset. Hat jemand so etwas schon einmal benutzt
und mag seine Erfahrungen teilen?

-jw-

--

And now for something completely different...

LumpiJones

unread,
Sep 8, 2023, 8:58:47 AM9/8/23
to
Am 08.09.23 um 14:37 schrieb Joerg Walther:
Hallo Joerg,
ich verdiene mein Geld u. a. mit Buchreparaturen und empfehle dir
normalen Buchbinderleim (z. B. Planatol BB) zu nehmen. Je nach
Beschädigung ist es u. a. notwendig den Buchblock zu fälzeln oder einen
Vorsatz anzubringen und dann den Buchblock erneut einzuhängen.

Grüße
Lumpi

Markus Schaaf

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Sep 8, 2023, 9:33:27 AM9/8/23
to
Am 08.09.23 um 14:37 schrieb Joerg Walther:

> seit einiger Zeit betreue ich in meiner Schule die Bücherei mit. Nicht
> selten bekommen wir Bücher zurück, bei denen sich nach der dritten oder
> vierten Jahresausleihe der Buchblock komplett vom Pappeinband gelöst
> hat.

Einen neuen Buchrücken aus Bastelkarton mit je 3-5cm Überstand zu
den sauber abgeschnittenen Seitendeckeln zuschneiden. Alten
Rücken restlos entfernen, Klebebindung säubern und mit
Buchbinderleim auf den neuen Rücken kleben. Danach Seitendeckel
an den neuen Rücken kleben.

Es gibt solche transparenten Klebestreifen für den Buchrücken,
die bei rechtzeitiger Anbringung den oben beschriebenen Schaden
vermeiden sollen. Ob das klappt, weiß ich nicht, jedoch sieht man
die oft in Bibliotheken.

MfG

Werner Tann

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Sep 8, 2023, 9:41:32 AM9/8/23
to
Joerg Walther <joerg....@gmail.com> schrieb:

> seit einiger Zeit betreue ich in meiner Schule die Bücherei mit. Nicht
> selten bekommen wir Bücher zurück, bei denen sich nach der dritten oder
> vierten Jahresausleihe der Buchblock komplett vom Pappeinband gelöst

Ich finde es bezeichnend, wie oft heutzutage versucht wird, soziale
Probleme technisch zu lösen. Natürlich geschieht Abnutzung
schleichend, trotzdem merkt man deutlich, wenn ein Benutzer ein Buch
recht ramponiert zurückbringt: brutal schief gelesen, Feuchteschaden,
Einband gekrümmt, geknickt, eingerissen. Diese Herrschaften haben die
Neuanschaffung des Buches zu bezahlen, fertig. Abklären mit den
Eltern. Alternativ verzichten sie "freiwillig" auf die
Büchereibenutzung.

Nirgends in der Wirtschaft würde ein Unternehmen deine Zeit und Arbeit
bezahlen, wenn der Schaden von Kunden verursacht wurde. Anstelle dich
mit Messer, Leim und Presse stundenlang hinzusetzen, erörtere mal mit
der Leitung das Problem. Und ob sie meinen, zu deinem Job als
Büchereibetreuer gehörten auch Restaurierungsarbeiten, für die du
offenkundig gar nicht ausgebildet ist.

Oder mach' es dir einfach: Buch ist hin. Buch wird ausgeschieden. Buch
wird neu angeschafft - wenn das Budget es erlaubt und die Nachfrage
nach dem Buch entsprechend ist.

Aber BITTE hör auf, dich für Schüler, die meinen, sie müssen nicht
aufpassen auf das, was ihnen nicht gehört, zum Deppen zu machen! Das
erinnert an die armen Putzfrauen, die das Butterbrot vom Boden
aufklauben müssen, weil es die G'fraster absichtlich neben die
Mülltonne geschmissen haben.

Lutz Meisinger

unread,
Sep 8, 2023, 9:52:36 AM9/8/23
to
Am 08.09.2023 um 15:03 schrieb Martin Τrautmann:
> ...am besten, wenn man die nötigen Pressen dafür hat, damit der Leim nur
> dort landet, wo er hingehört. Den Fundus einer normalen Schulbücherei
> übersteigt das in der Regel. Die nächste Unibibliothek könnte das haben.
>
> Die Schule kann sich vermutlich nicht einmal den Litereimer Planatol
> leisten.
>
ich schätze Planatol BB kostet 15 Euro (Holzleim tut es auch, ist aber nicht so elastisch). Sehr
sinnvoll ist es auch auf den Rücken (überstehende) Gaze zu kleben. Die hält nicht nur das Buch
zusammen sondern hält nachher auch die Einbanddeckel fest. Pressen kann man zwischen zwei
Holzplatten oder -latten mit zwei Schraubzwingen über Nacht.


Joerg Walther

unread,
Sep 8, 2023, 10:11:00 AM9/8/23
to
Werner Tann wrote:

>Ich finde es bezeichnend, wie oft heutzutage versucht wird, soziale
>Probleme technisch zu lösen.

Wir reden hier von 10 - 14jährigen Kindern, die tatsächlich manchmal
nicht besonders sanft mit den Büchern umgehen. Wenn wir bei der Rückgabe
merken, dass das Buch so kaputt ist, nehmen wir es nicht an und es muss
ein neu oder gebraucht gekauftes Ex. abgegeben werden. Manchmal merken
wir es aber halt auch nicht. Andererseits muss man aber auch sagen, dass
viele Schüler einen extrem vollen und schweren Rucksack bzw. Schulranzen
haben, in den an manchen Tagen (je nach Stundenplan 6 verschiedene
Fächer, keine Doppelstunden) Bücher nur noch reingequetscht werden
können. Wir bieten ja schon günstige Mitschließfächer an, aber es gibt
halt auch Hausaufgaben...

Werner Tann

unread,
Sep 8, 2023, 10:23:42 AM9/8/23
to
Joerg Walther <joerg....@gmail.com> schrieb:

> Wir reden hier von 10 - 14jährigen Kindern, die tatsächlich manchmal
> nicht besonders sanft mit den Büchern umgehen.

Das würde ich bei Vorschulkindern noch bedingt durchgehen lassen. Ich
wurde zu Zeiten der Schwarzen Pädagogik beschult. Wir hätten uns
angeschissen, ein Buch zurückzubringen, in das wir auch nur eine
einzige Seite eingerissen hatten. Ein Zehnjähriger kann, wenn er will.
Leider bringt man ihnen heute nicht mehr bei, zu wollen. Ja, daran ist
nicht nur die Schule schuld.

>Manchmal merken wir es aber halt auch nicht.

Wie kann man das nicht merken? Eher vermute ich, manche deiner
Kollegen sehen das ein wenig "locker".

Joerg Walther

unread,
Sep 8, 2023, 11:22:04 AM9/8/23
to
LumpiJones wrote:

>Hallo Joerg,
>ich verdiene mein Geld u. a. mit Buchreparaturen und empfehle dir
>normalen Buchbinderleim (z. B. Planatol BB) zu nehmen. Je nach
>Beschädigung ist es u. a. notwendig den Buchblock zu fälzeln oder einen
>Vorsatz anzubringen und dann den Buchblock erneut einzuhängen.

Vielen Dank für die Info. Das Wort fälzeln kenne ich nicht, was ist das?

Joerg Walther

unread,
Sep 8, 2023, 11:25:04 AM9/8/23
to
Martin ?rautmann wrote:

>...am besten, wenn man die nötigen Pressen dafür hat, damit der Leim nur
>dort landet, wo er hingehört. Den Fundus einer normalen Schulbücherei
>übersteigt das in der Regel. Die nächste Unibibliothek könnte das haben.

Ich würde jetzt einfach mal kleine Schraubzwingen nehmen, es müssen auch
keine optisch 100%ig neuwertigen Ergebnisse dabei herauskommen, solange
der Buchblock sauber wieder am Deckel befestigt werden kann.

>Die Schule kann sich vermutlich nicht einmal den Litereimer Planatol
>leisten.

Da unterschätzt du uns aber schon: Wir verwalten ca. 30.000 Euro/Jahr,
da sollte es an so Kleinigkeiten nicht scheitern (wobei das ein anderer
Etat ist als der für Bücher).

Joerg Walther

unread,
Sep 8, 2023, 11:27:45 AM9/8/23
to
Werner Tann wrote:

>>Manchmal merken wir es aber halt auch nicht.

>Wie kann man das nicht merken?

Wir haben 40 Minuten Zeit, um von 20 - 30 Schülern jeweils 7 - 10 Bücher
einzusammeln (einscannen mit Barcodelese) und genauso viele wieder
auszugeben. Wenn 20 mit 7 Büchern kommen, geht es, wenn 30 mit 10
kommen, geht es nicht.

Olaf Schultz

unread,
Sep 8, 2023, 12:35:14 PM9/8/23
to
Am 08.09.23 um 17:25 schrieb Joerg Walther:
Planatol ist schon ein Wort. Hält auch lange. Habe damit früher
Vorlesungskripte gebunden... auch mit Mullbinden bei dicken Wälzern als
Verstärkung.

Und was d.r.heimwerken angeht: Bindevorrichtung ist hier aus einigen
Abfallhölzern (Spannplatte beschichtet), Klavierbändern,
M6-Gewindestangen. Bild bei Bedarf per mail.

Was Buchbinderbedarf angeht: Schmedt, the World of Bookbinding... waren
mal vor Jahren beim "Maus Türöffnertag" da ;-)

Viele Grüße und Erfolg

Olaf

Joerg Walther

unread,
Sep 8, 2023, 1:16:12 PM9/8/23
to
Ludger Averborg wrote:

>>> seit einiger Zeit betreue ich in meiner Schule die Bücherei mit. Nicht
>>> selten bekommen wir Bücher zurück, bei denen sich nach der dritten oder
>>> vierten Jahresausleihe
>
>Das sind Lehrbücher?

Schulbücher, ja.

>Das klingt so (zeit)aufwändig, dass ein neues Lehrbuch für weitere 3 Jahre
>preiswerter ist. Oder habt ihr ausreichend Mindestlohn-kräfte?

Das machen wir im Rahmen einer AG mit Schülern, die das freiwillig aus
Spaß an der Freund machen.

>Was verlangt der Buchbinder für diese Arbeit?

Nicht angefragt, steht nicht zur Disposition.

>Was kosten die Lehrbücher neu? so um die 25-30?

20 - max. 40 (Atlanten).

Peter Müller

unread,
Sep 8, 2023, 1:41:10 PM9/8/23
to

> 20 - max. 40 (Atlanten).

Der gute alte Diercke Weltatlas?


Markus Schaaf

unread,
Sep 8, 2023, 4:21:05 PM9/8/23
to
Am 08.09.23 um 18:46 schrieb Ludger Averborg:

>> Einen neuen Buchrücken aus Bastelkarton mit je 3-5cm Überstand zu
>> den sauber abgeschnittenen Seitendeckeln zuschneiden. Alten
>> Rücken restlos entfernen, Klebebindung säubern und mit
>> Buchbinderleim auf den neuen Rücken kleben. Danach Seitendeckel
>> an den neuen Rücken kleben.
>>
> Das klingt so (zeit)aufwändig, dass ein neues Lehrbuch für weitere 3 Jahre
> preiswerter ist. Oder habt ihr ausreichend Mindestlohn-kräfte?

"Wir" sind Eltern eines Schulkindes. Die Überlegung, die Du
anstellst, hatte ich auch. Das Buch kostet vielleicht 20 EUR. Das
Fläschchen Buchbinderleim (das praktisch noch voll ist) 5 EUR.
Der Bastelkarton war noch da. Von der verbrauchten Menge her
sicher kein EUR. Die knapp halbe Stunde Arbeit habe ich gern
investiert, damit mein Kind nicht mit zerfallenem Englischbuch
zur Schule muss, da es keine neuen mehr in der Schulbibliothek
gab. Vermutlich hält meine Reparatur mind. doppelt so lange, wie
das Original. Die Schulbücher sind sehr wahrscheinlich extra
beschissen gebunden, um Mehrfachnutzung zu sabotieren.

MfG

Markus Schaaf

unread,
Sep 8, 2023, 4:24:50 PM9/8/23
to
Am 08.09.23 um 22:21 schrieb Markus Schaaf:

> Fläschchen Buchbinderleim (das praktisch noch voll ist) 5 EUR.

Habe nochmal nachgeschaut: 100g für 9,80 EUR.

Joerg Walther

unread,
Sep 9, 2023, 2:35:35 AM9/9/23
to
Markus Schaaf wrote:

>Die Schulbücher sind sehr wahrscheinlich extra
>beschissen gebunden, um Mehrfachnutzung zu sabotieren.

Das würde ich so jetzt nicht sagen. Auffällig ist, dass die
auseinanderfallenden Bücher weniger werden in den höheren Jahrgängen, in
denen es vermehrt Doppelstunden gibt, was zur Folge hat, dass die
Rucksäcke nicht mehr so voll sind und damit das Gequetsche aufhört. Wir
haben hier ein Englischbuch (English G 21 D6) in der zehnten Klasse, das
11 oder 12 Jahre alt ist, trotzdem fällt da nix auseinander, natürlich
sind die Bücher unansehnlich geworden und werden jetzt durch Lighthouse
ersetzt, aber sie hielten so lang.

Joerg Walther

unread,
Sep 9, 2023, 2:41:04 AM9/9/23
to
Peter Müller wrote:

>> 20 - max. 40 (Atlanten).
>
>Der gute alte Diercke Weltatlas?

Das war der alte, jetzt gibt es den von Haack. Frag mich nicht, warum,
ich bin kein Erdkundelehrer.

Werner Tann

unread,
Sep 9, 2023, 4:24:36 AM9/9/23
to
Joerg Walther <joerg....@gmail.com> schrieb:

> Das würde ich so jetzt nicht sagen. Auffällig ist, dass die
> auseinanderfallenden Bücher weniger werden in den höheren Jahrgängen, in
> denen es vermehrt Doppelstunden gibt, was zur Folge hat, dass die
> Rucksäcke nicht mehr so voll sind und damit das Gequetsche aufhört.

Früher war es eher so, dass die höheren Jahrgänge ihre nicht ganz so
wichtigen Bücher sehr oft "vergessen" hatten - und sie deswegen
weniger strapaziert wurden. "Ich schau' eh beim Nachbarn mit!"

Bernd Lammer

unread,
Sep 9, 2023, 11:02:19 AM9/9/23
to
Martin Τrautmann schrieb am 08.09.2023 um 15:03:

> Die Schule kann sich vermutlich nicht einmal den Litereimer Planatol
> leisten.

Wenn es wirklich am Geld für den Leim scheitern sollte, würde ich evtl.
bei Schreinereien oder Papp-/Papier verarbeitenden Betrieben nachfragen,
sofern es so etwas in der Nähe gibt. Zumindest letztere verarbeiten Leim
in 1000-Liter-Gebinden und wenn man nett nachfragt, drücken die bestimmt
gerne ein klein wenig davon ab, zumal es ja für einen guten Zweck ist
und evtl. eine positive Erwähnung in einer Schülerzeitung /
Pflegschaftssitzung nach sich zieht.

--
Bernd

Markus Schaaf

unread,
Sep 9, 2023, 2:13:16 PM9/9/23
to
Am 08.09.23 um 15:41 schrieb Werner Tann:

> Ich finde es bezeichnend, wie oft heutzutage versucht wird, soziale
> Probleme technisch zu lösen. Natürlich geschieht Abnutzung
> schleichend, trotzdem merkt man deutlich, wenn ein Benutzer ein Buch
> recht ramponiert zurückbringt:

Sehe ich komplett anders. Es wäre völlig verkehrt, wenn gerade
die Familie, die zufällig das Buch hatte, als es kaputt ging,
dafür geradestehen soll. Das Englischbuch meines Sohns war
komplett zerfallen. Beide Seitendeckel und Rückendeckel ab. Ich
weiß, dass er damit ordentlich umgegangen ist. Allerdings war er
der dritte oder vierte Nutzer des Buchs. Irgendwann ist der dünne
Papprücken zerrissen. Bis dahin sieht das Buch völlig okay aus.

MfG

Peter Müller

unread,
Sep 10, 2023, 9:22:29 AM9/10/23
to
Vielleicht mal einen Erdkundelehrer fragen. Der Haack ist preiswerter.
Ob das der Grund ist?

Joerg Walther

unread,
Nov 7, 2023, 12:09:53 PM11/7/23
to
LumpiJones wrote:

>Hallo Joerg,
>ich verdiene mein Geld u. a. mit Buchreparaturen und empfehle dir
>normalen Buchbinderleim (z. B. Planatol BB) zu nehmen. Je nach
>Beschädigung ist es u. a. notwendig den Buchblock zu fälzeln oder einen
>Vorsatz anzubringen und dann den Buchblock erneut einzuhängen.

Hallo, ich wollte mich doch mal bei dir und allen anderen, die
geantwortet haben, bedanken. Die Bücherei-AG, bestehend aus mehreren
Fünft- und Sechstklässlern, repariert seit einigen Wochen mit
Begeisterung dienstagnachmittags Bücher. Mit dem Einsatz einer mittleren
zweistelligen Summe haben wir bislang Bücher im Wert von mehreren
hundert Euro instandgesetzt, die wir sonst hätten wegwerfen müssen. Als
nächstes werden wir einen Bücher-Reparierservice für alle anbieten, dann
kann man defekte Bücher bei uns vorbeibringen und reparieren lassen.

Thomas Hochstein

unread,
Nov 7, 2023, 1:30:03 PM11/7/23
to
Joerg Walther schrieb:

> Das Wort fälzeln kenne ich nicht, was ist das?

<https://mediencommunity.de/content/535-f%C3%A4lzeln>

(Ich kannte es bis dahin auch nicht.)

LumpiJones

unread,
Nov 8, 2023, 2:55:04 AM11/8/23
to
Am 07.11.23 um 18:09 schrieb Joerg Walther:
Ahoi Joerg,
das ist doch mal etwas erfreuliches! ;)

Grüße Lumpi
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