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Zur Kanther-Engine

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Frank Moeller

unread,
Aug 17, 1998, 3:00:00 AM8/17/98
to

Lacht Wau oder der Minister? ------------------------------------

Als Wau Holland sich fast totlachte, nachdem ich ihn am Rande der
heutigen Datenschutz-Sommerakademie in Kiel auf die Kanter-Engine
ansprach, war ich zunaechst verunsichert. Doch spaeter wies er
selbst auf die Problematik hin, die z.B. in Deja News steckt (von
der versammelten, gesitteten, jedoch beschraenkten Juristenmeute
verstand ihn tragischerweise kein Mensch, obwohl er genau die
richtigen Problemfelder ansprach).

Wau, denk aber nochmal nach ueber die Kanther-Engine (so
laecherlich die Presseverkuendigung des Ministeriums als
Wir-tun-was!-Bekundung auch war)!

Die Vorstellung eines (heimlichen) Deja News in staatlicher Hand
(abstrahieren wir fuer den Moment mal vom Unterschied zur
typischen search engine) bereitet mir mehr Schauder als ein
oeffentliches, dessen Arbeitsweise vielleicht noch
nachvollziehbar ist, und auf das sich vielleicht Einflusz nehmen
laeszt.

Im Anschlusz noch zwei Absaetze von mir, die hier gerade
rumliegen:

Auch wenn der Minister nach der Bundestagswahl einen anderen
Namen traegt, an den Plaenen musz sich nicht unbedingt etwas aendern.
Das Vorhaben stellt eine ganz andere Dimension dar als ein
lediglich kursorisches "Surfen" der Polizei im Internet.
Unbezweifelbar liegt der Schleswig-Holsteinische
Datenschutzbeauftragte richtig, wenn er betont, dasz selbst
totalitaeren Staaten eine totale Internetkontrolle bisher nicht
gelungen ist. Bei diesen Aussagen bezieht man sich jedoch auf
die Behinderung der direkten Kommunikation. Soweit bekannt haben
Staaten bisher jedoch keine selbst entworfenen Suchmaschinen
eingesetzt, um eine indirekte Kontrolle ueber das Internet zu
gewinnen. Suchmaschinen sind bisher ein werbefinanzierter und
oeffentlich zugaengiger Service privatwirtschaftlicher Anbieter.

Es ist leichtfertig, wenn Datenschutzbeauftragte der Polizei den
kleinen Finger reichen und ihr das "Streifegehen" auch im
oeffentlichen Computernetz zubilligen, diese aber nach der ganzen
Hand greift, indem sie dann umfangreiche Datenbaenke ueber
Netzkommunikation anlegt. Hier bedarf es einer differenzierten
Bewertung polizeilicher Aktivitaeten.

Frank Moeller

## CrossPoint v3.02 ##

Thomas Woelfel Gast bei E/P

unread,
Aug 18, 1998, 3:00:00 AM8/18/98
to
f.mo...@cl-hh.comlink.de (Frank Moeller) writes:

[guter Beitrag geloescht]

Wo muss ich das unterschreiben ?

In der Tat, denn dass sich ein staatliche dejanews an ein x-no-archive :
haelt erscheint mir selbst laecherlich.


//Tom

Ralf Muschall

unread,
Aug 19, 1998, 3:00:00 AM8/19/98
to
Frank Moeller schrieb:

> Die Vorstellung eines (heimlichen) Deja News in staatlicher Hand
> (abstrahieren wir fuer den Moment mal vom Unterschied zur
> typischen search engine) bereitet mir mehr Schauder als ein
> oeffentliches, dessen Arbeitsweise vielleicht noch
> nachvollziehbar ist, und auf das sich vielleicht Einflusz nehmen
> laeszt.

Was ist daran so ungewöhnlich schauderhaft?
*Alles* was Du *veröffentlichst* *ist* draußen.

Ich wäre froh, wenn die diversen Dienste sich darauf beschränken
würden, Veröffentlichungen zu sammeln und sortieren (was
sie ja ohnehin schon tun - angeblich resultieren 80%
der politikrelevanten Informationen der Geheimdienste
aus Zeitungsausschnitten u.ä.).

Da jeder weiß, daß seine Veröffentlichungen (gleich ob
im Netz oder als abgedruckter Leserbrief in der Zeitung)
gesammelt werden, kann er sich entsprechend verhalten.
D.h., was nicht für die Schlapphüte bestimmt ist,
nagelt man nicht an die Kirchentür, sondern befördert
es direkt an die, die es angeht.
Gesetze, die es den Spitzeln verbieten, Zeitung zu lesen,
halte ich für unrelistisch.

Ralf

Kai Fett

unread,
Aug 20, 1998, 3:00:00 AM8/20/98
to
*f.mo...@cl-hh.comlink.de* wrote:
> Es ist leichtfertig, wenn Datenschutzbeauftragte der Polizei den
> kleinen Finger reichen und ihr das "Streifegehen" auch im
> oeffentlichen Computernetz zubilligen, diese aber nach der ganzen
> Hand greift, indem sie dann umfangreiche Datenbaenke ueber
> Netzkommunikation anlegt. Hier bedarf es einer differenzierten
> Bewertung polizeilicher Aktivitaeten.

Usenet ist öffentlich. Wenn Du einen Zettel an eine Pinnwand
hängst, kannst Du auch nichts machen, wenn die Polizei
täglich ein Foto von der Wand macht und systematisch nach
potentiellen Straftätern fahndet. Einen Artikel im Usenet
veröffentlichen ist das gleiche wie einen in einer Zeitung
zu veröffentlichen. Und wenn der VS systematisch radikale
Zeitschrifen sammelt, schnibbelt, analysiert, sagt niemand
was dagegen.

Im übrigen habe ich nichts dagegen, daß die ganzen
Kriminellen, die Usenet nutzen, endlich mal von der Polizei
selber rausgefiltert werden. Das ist einfacher und
effektiver als laufende Anzeigen von engagierten
Privatpersonen, die dann irgendwann an inkompetenter Stelle
versanden.

Wenn jemand nicht will, daß seine Artikel analysiert werden,
der kann sich auf PGP-geschützte Mailinglisten mit genau
untersuchten Schlüsselbesitzern verlagern.

Kai
--
» Stattgegeben! Irgendwo hört denn der Spaß aber doch auf! HTML im Usenet!
Morden! Brandschatzen! (Natürlich nur, wenn sich das mit der dtb-Charta
verträgt, ansonsten gibt's Milch und Kekse). Was ist ein HTML eigentlich? «
(Michael Briel)

Andre Ay

unread,
Aug 20, 1998, 3:00:00 AM8/20/98
to
Kai Fett wrote:

> Usenet ist öffentlich. Wenn Du einen Zettel an eine Pinnwand
> hängst, kannst Du auch nichts machen, wenn die Polizei
> täglich ein Foto von der Wand macht und systematisch nach
> potentiellen Straftätern fahndet. Einen Artikel im Usenet
> veröffentlichen ist das gleiche wie einen in einer Zeitung
> zu veröffentlichen. Und wenn der VS systematisch radikale
> Zeitschrifen sammelt, schnibbelt, analysiert, sagt niemand
> was dagegen.

Das ist richtig.
Stimmt es aber nicht auch, dass NSA alle _mails_ sammelt?

Tschuess

--
Andre Ay, Student an der Alma Mater Lipsiensis
http://rzaix340.rz.uni-leipzig.de/~soz98anp/index.html

Michael Holzt

unread,
Aug 20, 1998, 3:00:00 AM8/20/98
to
Andre Ay <soz9...@rzaix340.rz.uni-leipzig.de> wrote in article
<35DBFE...@rzaix340.rz.uni-leipzig.de>...

> Das ist richtig.
> Stimmt es aber nicht auch, dass NSA alle _mails_ sammelt?

Nein, es stimmt nicht, denn das ist technisch unmöglich. Das
hätte sich auch Dir nach kurzem Nachdenken erschliessen können.


--
Gruss Michael

"Die endgueltige Teilung Deutschlands - das ist unser Auftrag".
(Chlodwig Poth, Titanic)


Andre Ay

unread,
Aug 20, 1998, 3:00:00 AM8/20/98
to
Michael Holzt wrote:
>
> Andre Ay <soz9...@rzaix340.rz.uni-leipzig.de> wrote in article
> <35DBFE...@rzaix340.rz.uni-leipzig.de>...
> > Das ist richtig.
> > Stimmt es aber nicht auch, dass NSA alle _mails_ sammelt?
>
> Nein, es stimmt nicht, denn das ist technisch unmöglich. Das

Zumindestens versuchen kann mans.

> hätte sich auch Dir nach kurzem Nachdenken erschliessen können.

Ich kenn mich mit der Technik nicht so aus.
Mich interessieren mehr die Inhalte :-)

Gruss

Michael Holzt

unread,
Aug 20, 1998, 3:00:00 AM8/20/98
to
Andre Ay <soz9...@rzaix340.rz.uni-leipzig.de> wrote in article
<35DC5A...@rzaix340.rz.uni-leipzig.de>...

> > hätte sich auch Dir nach kurzem Nachdenken erschliessen können.
> Ich kenn mich mit der Technik nicht so aus.
> Mich interessieren mehr die Inhalte :-)

Nachdenken! Wer sich das Routing im Internet ansieht, stellt
fest, daß bei leibe noch nicht alle Daten über zentrale
Austausch-Punkte gehen, da es noch dutzende andere Peerings
gibt. Und um *alle* eMails abzufangen, müßte die NSA an
*allen* Peering-Punkten sitzen. Und selbst dann hast Du
natürlich immer noch nicht *alle* eMails, denn auch lokal oder
im eigenen Netz verschickte eMails sind eMails unter dieser
Definition.

Wau Holland

unread,
Aug 21, 1998, 3:00:00 AM8/21/98
to
Frank Moeller <f.mo...@cl-hh.comlink.de> wrote:

> Als Wau Holland sich fast totlachte, nachdem ich ihn am Rande der
> heutigen Datenschutz-Sommerakademie in Kiel auf die Kanter-Engine
> ansprach, war ich zunaechst verunsichert. Doch spaeter wies er
> selbst auf die Problematik hin, die z.B. in Deja News steckt (von
> der versammelten, gesitteten, jedoch beschraenkten Juristenmeute

0. "beschraenkt" ist falsch. Ich habe mit einer Reihe Juristen
exzellente Gespraeche gefuehrt. IMO waren die meisten der
anwesenden Juristen selbstkritisch und zukunftsorientiert;
siehe mein Bericht, "nebenan" aus cl.magazine.mik repostet.

> verstand ihn tragischerweise kein Mensch, obwohl er genau die
> richtigen Problemfelder ansprach).

1. "Kein Mensch" ist falsch; mehrere sprachen mich nach der
Veranstaltung genau darauf an.

2. Ich wies nicht auf Dejanews hin, sondern auf das Jahr
1995. Denn ab etwa diesem Jahr wird tendenziell "alles"
gespeichert, vorher tendenziell "nichts". Das ist ein
historischer Bruch. Nach vorne betrachtet datierte Dr.
John Borking das Jahr 2008 als moegliches Ende der
Privatheit und ich kommentierte das mit "ab 2008 kann
dann mit jedem noch mehr an zB Schmutzrecherche gemacht
werden, als heute mit Netzpublizisten wie mir".

> Wau, denk aber nochmal nach ueber die Kanther-Engine (so
> laecherlich die Presseverkuendigung des Ministeriums als
> Wir-tun-was!-Bekundung auch war)!

Das Nachdenken war Basis meines o.a. Gelaechters.



> Die Vorstellung eines (heimlichen) Deja News in staatlicher Hand
> (abstrahieren wir fuer den Moment mal vom Unterschied zur
> typischen search engine) bereitet mir mehr Schauder als ein
> oeffentliches, dessen Arbeitsweise vielleicht noch
> nachvollziehbar ist, und auf das sich vielleicht Einflusz nehmen
> laeszt.

Exakt deshalb trete ich fuer oeffentlich frei zugaengliche
Archive wie Reference.com, Dejanews, Altavista, ... ein.
Denn ich kenne die Verleumdungsmethoden auch der deutschen
politischen Polizei, die mit aus dem Zusammenhang gerissenen
Zitaten arbeitet.

Dabei lege ich auf moeglichst vollstaendige Archive wert
und vergleiche deshalb von Zeit zu Zeit die diversen
frei zugaenglichen Usenet-Archive gegeneinander in Stichproben.
Bisher liegt Dejanews ungeschlagen an der Spitze.
Unvollstaendig sind die Archive IMO entweder aufgrund
technischer Maengel (im Usenet) oder aufgrund politischer
Kompetenzmaengel (im CL). Beleg fuer letzteres:
Ich habe gerade bei den Debatten zu cl.magazine.radikal
sehr viel Wert auf die Nachvollziehbarkeit gelegt; da habe
ich auch das ftz eine Zeitlang (!) als Kommunikationsstoerer
erlebt, wo Nachrichten unterdrueckt wurden aufgrund Schere im Kopf.


Es ist angesichts der Entwicklung von Speicherpreisen naiv,
zu glauben, die relativ ueberschaubare Menge von de.TEXT
oder cl.ALL wuerde _nicht_ gespeichert und ausgewertet.

Es ist hingegen sinnvoll, ein soziales Gedaechtnis zu
haben auch ueber die Entwicklung der linken Ideengeschichte.
Auch Friedrich Engels hat nicht im Geheimarchiv gearbeitet,
sondern in oeffentlichen Bibliotheken. Dass politische
Polizeien Missbrauch treiben von Archiven und Ideentraeger
verfolgen, ist ein historisches Uebel, das sich IMO durch
Offenheit begrenzen laesst und nicht durch Geheimhaltung.

Meine Vorstellung ist, wie bereits 1985 mit jwi und Co
entwickelt, die maschinenlesbare Regierung.
Dazu gehoert auch das Archivieren aller Politikerreden
und der freie Zugang darauf; ebenso wie auf die
Haushaltsdaten.

Das ist viel wichtiger als die Aengstlichkeiten der
Ueberwachung von allen Anschlagbrettern in allen
Supermaerkten zusaetzlich zu den frei verbreiteten News.
wau
--
Analysen der personenbezogenen Daten mittels "Data Warehousing" und
"Data Mining" gewinnen bei den Steuerbehoerden, der Polizei und der
Wirtschaft rasch an Popularitaet. Chipkarten registrieren...
(aus dem Vortrag "2008 - Ende der Privatheit" von Dr. John Borking)

Wau Holland

unread,
Aug 21, 1998, 3:00:00 AM8/21/98
to
Aufgrund Inputbufferoverflow relative Kurzfassung:

Die Veranstaltung war hochinteressant und international.
Zu den Gaesten aus u.a. USA, Schweiz und den Niederlanden
gesellte sich auch die Datenschutzbeauftragte von Polen.

Die Akademie bot Ausblicke auf einen geaenderten Ansatz
zum Datenschutz als Servicedienstleistung fuer Buerger.
Bestehende Angebote wurden kritisch zerpflueckt.

Das Verstaendnis der Datenschutzbeauftragten selbst
wurde hinterfragt. Prof. Lutterbeck etwa stellte fundierte
Vermutungen an darueber, wieviel die DSB vom Internet
verstanden haben anhand deren Web- und sonstigen Praesenz
im Netz. Ausser "Juristen arbeiten fuer Juristen" nahm er
den LfD Rheinland-Pfalz auf die Schippe. Denn der verbat
sich sogar ausdruecklich auf seiner WWW-Seite,
E-Mail zu empfangen. Doch selbst das ist unterbietbar.

Unterhalb dieses Niveaus blieben eigentlich nur Personen
wie die Thueringer Politproporzfrau oder Herr Jacob,
der zZ garnicht praesent ist im WWW.
In der letzten Datenschleuder wurde er gepackt unter
die Ueberschrift "Vorzeitige Zementierung des
Bundesdatenschutzbeauftragten". Gut, das Prinzip
Hoffnung sollte man nicht vergessen, auch wenn
Steinerweichen Wasser und Zeit braucht.

Hochinteressant war der Beitrag aus der Schweiz.
Dort wird "von Amts wegen" gehackt und Behoerden
von aussen und innen zerlegt. So etwa in dem Stil
"das ist der Firewall und da setzt man den Presslufthammer
an". Ich hockte da und staunte erstmal ebenso wie das
restliche Publikum. Die machten recht harte Aktionen wie
"da ist ein Arzt am Internet online und da kann man
eben seine Patientendaten von der Platte saugen,
ohne dass er es merkt" (sinngemaesse, nicht woertliche
Zitate). Auch die durchaus komplexen Rechtsfragen und
was sie im Laufe ihrer Aktionen dazu lernten, berichteten
die beiden Schweizer als Koreferat souveraen so, dass
einem das Lachen im Halse stecken blieb.
Ich bat sie um Kopien ihrer Folien und bekam die "normale"
Antwort: "URL folgt per Mail".

Erst aergerlich und nach etwas Beruhigung meinerseits
amuesant war der Fakt, dass sich ausgerechnet Juristen
bei der Erstellung des Tagungsbandes juristisch ueber
den Tisch ziehen liessen vom Luchterhand Verlag - soweit
ich das begriffen habe. Das Buch lag bei der Veranstaltung
bereits gedruckt vor fuer 48 DM (300 Seiten A5, also
fuer 15 DM fotokopierbar, was ich begruendet empfehle).

Der Verlag hat keine Vertraege geschlossen mit den
Inhabern der Rechte; zumindest mit den rund zehn Rechte-
Inhabern, mit denen ich auf der Veranstaltung exakt dazu
sprach, weil ich die Genehmigung zur Verbreitung der
Texte im Internet wollte. Ich werde dazu in der naechsten
Zeit eine Reihe URLs erhalten, da die Inhaber ihr Werk
entweder bereits selbst dort publiziert haben - teilweise
schon vor der Veranstaltung - oder dies "jetzt" tun.
Insofern kann davon ausgegangen werden, dass die
Behauptung im Impressum "(c) by Luchterhand Verlag"
insbesondere fuer die honorarfrei erlangten Manuskripte
nur ein Druckfehler im Impressum ist; die honorarfrei
erlangten Manuskripte betrachte ich frei aehnlich GNU GPL.

Der Praesident des Landtages Schleswig-Holstein, Herr
Arens, hielt eine Rede, die mir besser gefiel als sein
Manuskript im Tagungsband und ich bat ihn gleichfalls um
Genehmigung zur Verbreitung des Textes im Internet.
Er genehmigte dies und gab mir sein Originalmanuskript
mit seinen handschriftlichen Korrekturen :-)

Da das muendlich gesprochene Wort eine eigene Rechtsfigur
ist und die Aufzeichnung des Offenen Kanal Kiel vom Ton durch
Gratisnutzung der landeseigenen Tontechnik Schleswig-Holsteins
erfolgte, hat der Offene Kanal Kiel ein eigenes Urheberrecht
eher nur an den Bilddaten. Einer Konvertierung der fuenfeinhalb
Stunden Ton auf MP3 und eine Freigabe fuer die Oeffentlichkeit
auf einer frei kopierbaren CD (Rohlingkosten ca. 3 DM, bei MP3
wuerden auch zehn Stunden draufpassen) steht eigentlich
nichst im Wege ausser Arbeit. Die Haelfte der Veranstaltung als
S-VHS-Kopie habe ich bereits dank der freundlichen Kooperation
des OK in Kiel, den Rest bekomme ich noch :-)
Nun gut, das war meine Arbeit am Dienstag, dem Tag
nach dem Kongress.

Bei allem Laestern: Herr Baeumler hat exzellente Arbeit
geleistet und seine Vision bezueglich Datenschutz als Dienst
am Buerger wurde ueberspitzt "Cafe Baeumler" genannt:
er steht in der Einganghalle einer geaenderten Behoerde (evtl.
Landesanstalt oeff. Rechts) im Internet-Cafe des LfD und
beraet Buerger.

Dass er als LfD im Amt einstimmig bestaetigt wurde,
kann eigentlich nur zwei Ursachen haben: entweder hat
er allen Honig um den Bart geschmiert oder er war
einfach gut im Amt. Ersteres war eindeutig nicht der
Fall, da hat er keine Kontroverse gescheut, wenn es
wirklich wichtig war und klar Stellung bezogen; aber
nie im militaerischen Sinne, sondern inhaltlich fundiert.

Erhellend und erschreckend waren die beiden Visionen
von Dr. John Borking "2008 - Ende der Privatheit".
Da schilderte er ausser der "bekannten" Vision des
starken Staates a la 1984 Big Brother eine zweite
Variante, die "Little Sister - Konsumroboter".

In der Abschlussdiskussion wurde dazu ergaenzt,
das eigentlich realistische und wirklich ueble sei
die Kombination beider Visionen: der Staat mit dem
Zugriffsrecht auf "alle" Daten und die Wirtschaft mit
dem Modell Konsumroboter.

Sendedaten
OK Kiel 19.8. 16:30-18:00 OK Flensburg 24.08. 17:50-19:20
Teil 1, Eroeffnung. Baeumler Arens Witte Hoffmann-Riem Lutterbeck

Kiel 20.8. 15:55-16:40 Flensburg 25.08. 18:15-19:00
Teil 2, Blick nach Europa. Baeriswyl, Heinzmann Borking

Kiel 21.8. 16:00-17:30 Flensburg 26.8. 18:30-20:00
Teil 3, Infoboerse. Koenigshofen - Kuehn

Kiel 22.8. 18:30-20:15 Flensburg 27.8. 17:45-19:30
Teil 4, Abschlussdiskussion, Leitung Mutius.

wau
--
"Wenn heute die Sicherheitsnadel erfunden wuerde, bestuende sie aus
20 beweglichen Teilen und muesste zweimal im Jahr zur Inspektion"
(Kieler Taxifahrer, der einst am VW Kaefer Ventilspiel mit Finger-
naegeln einstellte, als Antwort, warum er keinen MB E-Klasse kauft)

Carsten Weber

unread,
Aug 21, 1998, 3:00:00 AM8/21/98
to
Reply auf k...@schnism.net vom 21.08.98

> Im uebrigen habe ich nichts dagegen, dass die ganzen


> Kriminellen, die Usenet nutzen, endlich mal von der Polizei
> selber rausgefiltert werden. Das ist einfacher und
> effektiver als laufende Anzeigen von engagierten
> Privatpersonen, die dann irgendwann an inkompetenter Stelle
> versanden.

Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, es gibt auch
Staaten (darunter Deutschland), in denen Sachen unrechtmaessig verboten
sind oder in denen sich die Polizei nicht immer an Gesetze haelt.
Natuerlich muss man sich im Klaren sein, dass alles, was man im Usenet
postet, oeffentlich und damit von der Polizei kontrollierbar ist, aber es
werden sicher nicht nur "Kriminelle" rausgefiltert.

--
bye,

gorbatschow


Hans-Peter Weecks

unread,
Aug 23, 1998, 3:00:00 AM8/23/98
to
Leider kann ich ok kiel nicht empfangen, waere aber
sehr an infos/daten oder text naeher interessiert.

ps danke fuer dein posting!


Thomas Woelfel Gast bei E/P

unread,
Aug 24, 1998, 3:00:00 AM8/24/98
to
gorba...@black.kristall.de (Carsten Weber) writes:

> Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, es gibt auch
> Staaten (darunter Deutschland), in denen Sachen unrechtmaessig verboten
> sind oder in denen sich die Polizei nicht immer an Gesetze haelt.
> Natuerlich muss man sich im Klaren sein, dass alles, was man im Usenet
> postet, oeffentlich und damit von der Polizei kontrollierbar ist, aber es
> werden sicher nicht nur "Kriminelle" rausgefiltert.

Genau : Kuess den Boden der Freiheit !

//Tom

Frank Moeller

unread,
Aug 27, 1998, 3:00:00 AM8/27/98
to

Es ging um die Sommerakademie in Kiel
und endet beim maschinenlesbaren Nachbarn ----------------------

Wau Holland:


> 0. "beschraenkt" ist falsch. Ich habe mit einer Reihe Juristen
> exzellente Gespraeche gefuehrt. IMO waren die meisten der
> anwesenden Juristen selbstkritisch und zukunftsorientiert;

Zweifellos. Doch es war schon zu spueren, dasz viele Teilnehmer
Deinen (sehr angebrachten) Ausfuehrungen nicht recht folgen
konnten. Aber das macht auch nichts.

> Dabei lege ich auf moeglichst vollstaendige Archive wert

Oeffentlich, nachpruefbar, vollstaendig im Ggs. zu heimlich,
versperrt und unvollstaendig. Soweit sehr zustimmenswert.

Nur: Hat nicht jemand auch ein Recht, so frage ich mich,
irgendein altes Zeugs mal zurueckzuziehen, zumal ja gerade
Newsgroups - das ist ihr Reiz - zu schnellen und nicht immer
ganz durchdachten Aeuszerungen verleiten?

Bzw. wenn das Zurueckziehen nicht moeglich ist, weil die
Aeuszerungen wie in einem gentechnologischen Freilandversuch
einfach drauszen sind: wie laeszt sich damit menschenwuerdig
umgehen?

> die maschinenlesbare Regierung

Begrenzung von Willkuer durch Offenheit. Das ist wichtig, weil
Staaten oder andere Groszorganisationen zu gefaehrlichen
Werkzeugen werden koennen.

Aber der maschinenlesbare Nachbar? Mir fehlt da eine Loesung.

Frank Moeller


P.S.

> Ich habe gerade bei den Debatten zu cl.magazine.radikal
> sehr viel Wert auf die Nachvollziehbarkeit gelegt; da habe
> ich auch das ftz eine Zeitlang (!) als Kommunikationsstoerer
> erlebt, wo Nachrichten unterdrueckt wurden aufgrund Schere
> im Kopf.

Nicht unwahrscheinlich, dasz es so war. Soetwas ist unwuerdig.

## CrossPoint v3.02 ##

Kai Fett

unread,
Aug 28, 1998, 3:00:00 AM8/28/98
to
*f.mo...@cl-hh.comlink.de* wrote:
> Bzw. wenn das Zurueckziehen nicht moeglich ist, weil die
> Aeuszerungen wie in einem gentechnologischen Freilandversuch
> einfach drauszen sind: wie laeszt sich damit menschenwuerdig
> umgehen?

Indem man jedem Newbie klarmacht, daß er Usenet eher mit
einer Zeitung als mit einer Kneipe vergleichen kann. Und wer
mal eben unüberlegt einen Essay schreibt, und nächsto Woche
garnicht mehr dazu steht, hat selber Schuld.

Kai

Claus Schoenleber

unread,
Aug 30, 1998, 3:00:00 AM8/30/98
to
f.mo...@cl-hh.comlink.de (Frank Moeller) writes:

>Nur: Hat nicht jemand auch ein Recht, so frage ich mich,
>irgendein altes Zeugs mal zurueckzuziehen, zumal ja gerade

Die Welt waere aermer ohne Patzer, Ausrutscher und Jugendsuenden
(und das sage ich, auch wenn ich merkeurdige Gefuehle beim Lesen
meiner aelteren Texte generiere...). :-)


Gruss,

Claus Schoenleber
--------------------------------------------------------------------
Fax +49 431 180002 +++ ISBN 3-926986 +++ http://www.schoenleber.com/
http://www.in-kiel.de/~freitag/ +++ http://optik.schoenleber.com/ ++
mailto:cl...@schoenleber.com
--
12, 11, what next?

Georg Friedrich

unread,
Aug 31, 1998, 3:00:00 AM8/31/98
to
MoinMoin Kai,

> mal eben unüberlegt einen Essay schreibt, und nächsto Woche
> garnicht mehr dazu steht, hat selber Schuld.

Menschen aendern sich.
Man sollte in einer NG einfach nicht zu nachtragend sein.

Gruß,
Schorschi
--
-%$%- mails >16k: arch...@gmx.net -%$%-
-%$%- url: http://welcome.to/your.destiny -%$%-

Kai Fett

unread,
Sep 1, 1998, 3:00:00 AM9/1/98
to
*scho...@sphere.mayn.de* wrote:

> Menschen aendern sich.
> Man sollte in einer NG einfach nicht zu nachtragend sein.

Wenn man seine Meinung aufgrund eines Lernvorgenges ändert,
ist das ein Zeichen für fehlende Betonköpfigkeit.

Wenn man dann aber nicht mehr zur Meinung von letzter Woche
steht, ist das ein Zeichen für drohende Wirbelsäulenschäden.

Kai

Georg Friedrich

unread,
Sep 1, 1998, 3:00:00 AM9/1/98
to
MoinMoin Kai,

> Wenn man seine Meinung aufgrund eines Lernvorgenges ändert,
> ist das ein Zeichen für fehlende Betonköpfigkeit.

Fehlen ist so .. "negativ". ;)

> Wenn man dann aber nicht mehr zur Meinung von letzter Woche
> steht, ist das ein Zeichen für drohende Wirbelsäulenschäden.

Das ist natuerlich von Fall zu Fall verschieden, meist laecherlich,
manchmal aergerlich, aber manchmal ist man auch froh, jemanden von der
eigenen Meinung ueberzeugt zu haben. Man muss eben zwischen einem
Wackelpudding und einem aufgeschlossenen Menschen unterscheiden. ;)

Frank Moeller

unread,
Sep 1, 1998, 3:00:00 AM9/1/98
to

Auf der Suche nach dem Duckmaeuser
-----------------------------------------------------------------
Macht das Internet die Weicheier noch weicher?


> Das hat mehr Dimensionen

Eben. Und man musz ja nicht staatliche Organe im Blick haben.
Wenn ich etwa Personalchef eines Unternehmens waere, wuerde ich
als erstes ins Dejanews gucken, ob ich die Bewerber dort nicht
wiederfaende. Denn Leute, die sich oeffentlich aeuszern, koennte
ich sicher kaum gebrauchen. Selbstverstaendlich erfuehren die
Bewerber nicht, dasz sie aufgrund solcher Informationen
ausgesondert wuerden.

Es ist gar nicht so weit hergeholt mit den Angsthasen. Mir kommt
es in meinem Internet-Seminar regelmaeszig vor, dasz Studis
gerade gegenueber den Newsgroups sehr zurueckhaltend sind. Es ist
ihnen einfach mulmig, sich oeffentlich zu Wort zu melden.

Sicher sollte man da Verstaendnis haben, doch eines liegt doch
auf der Hand: freiheitliche Demokratie laeszt sich mit denen kaum
sichern...

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