Am 17.05.2016 um 09:46 schrieb Sergio Gatti:
> Etwas bessere Übersetzungssoftware gibt es schon, zumindest für die
> wichtigsten Sprachenpaare, sagt dir ein hauptberuflicher Übersetzer.
> Betonung auf "etwas" mit dem Hinweis, dass solche Programme je weniger
> schlecht sind, umso reduzierter die Ausgangssprache ist. Berühmtes
> Beispiel: englisch-französische Wettervorhersagen in Kanada. Das klappt,
> aber Sandstürme und Monsunregen sind nicht einprogrammiert. ;-)
Diese Programme taugen nichts zur Übersetzung, d.h. zur Anfertigung
eines übersetzten Textes, mit Ausnahme solcher Spezialfälle. Sie sind
aber durchaus sehr hilfreich beim Lesen eines Textes, dessen Sprache man
nur wenig kennt: man erfährt meistens ganz gut, was das Thema des Textes
ist, auf welche Unterthemen stärker eingegangen wird und, mit etwas
Glück, was zentrale Aussagen sind. Ist man dann zu dem Schluss gelangt,
dass einen der Text interessiert, muss man *richtig* übersetzen oder
übersetzen lassen (je nachdem, wie gut man selbst die Sprache kann und
wer die Übersetzung auch noch lesen soll).
Wenn man (kein professioneller Übersetzer!) weiß, dass die Programme
manchmal ziemlichen Mist produzieren und deswegen entsprechend
vorsichtig ist, kann man bei der Übersetzung in die eigene Sprache auch
einen Vorschlag für den Satzbau vom Programm zusammenbasteln lassen, den
man dann sehr kritisch überprüfen muss. Bei der Übersetzung in eine
Fremdsprache können Vorschläge für Ausdrücke einen auf die richtige Spur
bringen, wonach man im Lexikon oder in veröffentlichten Texten suchen
muss. Aber mehr geht nicht.
Ich kann mir kaum eine Situation vorstellen, in der ein professioneller
Übersetzer irgendeinen Nutzen von *so* einem Programm hat. Bessere
Programme, die sich übersetzte Phrasen merken und im gleichen oder einem
ähnlichen Text wieder vorschlagen, so dass in den häufigen Fällen, wo
der Vorschlag passt, Tipparbeit gespart wird, werden m.W. von
professionellen Übersetzern benutzt, aber eben nicht als Ersatz für die
Übersetzungsarbeit, sondern zu deren Erleichterung.
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Helmut Richter