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Schirmbegriff

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Quinn C

unread,
Mar 14, 2021, 5:05:34 PM3/14/21
to
Das Wort "Schirmbegriff" kommt mir in letzter Zeit immer öfter auf den
Schirm. So finde ich es etwa fünfmal in der Wikipedia, z.B.:

| Bei Denpa handelt es sich nicht um eine eigenständige Musikrichtung,
| sondern eher um einen Schirmbegriff für eine Vielzahl an
| Musikrichtungen

Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt, sondern auch
an Schutzschirme und diverse Bedeutungen, die im Englischen "screen"
heißen.

Bei linguee.de finde ich die Übersetzungen Oberbegriff, Überbegriff,
Sammelbegriff und Dachbegriff (nicht aber Schirmbegriff).

"Dachbegriff" ist eine ganz ähnliche Metapher wie "umbrella term", und
"Dachsprache" hat es ja sogar (in geringem Umfang) ins Englische
geschafft, aber "Dachbegriff" scheint sehr unüblich zu sein.

In Beispielen wie dem obigen, wo es um eine Aufzählung diverser
Stilrichtungen geht, mag ich "Sammelbegriff". Bei "Oberbegriff" erwarte
ich ein stärker logisch-wissenschaftlich begründetes System, wie etwa in
der biologischen Taxonomie.

Was sind denn Eure Vorlieben?

--
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-- SPAMPOESIE

Detlef Meißner

unread,
Mar 14, 2021, 6:46:13 PM3/14/21
to
Quinn C schrieb:

> Was sind denn Eure Vorlieben?

Und gibt es Unterschiede zwischen Männer und Frauen, und wenn ja,
welche?

Detlef

--
Unfähigkeit ist nicht ganz durch Gewalt zu ersetzen.
(Brupbacher)

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 15, 2021, 3:15:04 AM3/15/21
to
Quinn C skrev:

> Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
> halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
> nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt,

Ich dachte an einen Monitor.

Ich glaube, dass wir auf Dänisch "paraplybegreb" (Regenschirm-)
sagen würden, aber ich habe den Begriff nicht vorher gehört. Wir
benutzen "paraply-" in verschiedenen Zusammenhängen.

--
/Bertel - aus Dänemark

Ulf Kutzner

unread,
Mar 15, 2021, 4:03:33 AM3/15/21
to
Detlef Meißner schrieb am Sonntag, 14. März 2021 um 23:46:13 UTC+1:

> Und gibt es Unterschiede zwischen Männer und Frauen

Rettet dem Dativ!

Stefan Schmitz

unread,
Mar 15, 2021, 4:52:33 AM3/15/21
to
Am 14.03.2021 um 22:05 schrieb Quinn C:
> Das Wort "Schirmbegriff" kommt mir in letzter Zeit immer öfter auf den
> Schirm. So finde ich es etwa fünfmal in der Wikipedia, z.B.:
>
> | Bei Denpa handelt es sich nicht um eine eigenständige Musikrichtung,
> | sondern eher um einen Schirmbegriff für eine Vielzahl an
> | Musikrichtungen
>
> Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
> halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
> nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt, sondern auch
> an Schutzschirme und diverse Bedeutungen, die im Englischen "screen"
> heißen.
>
> Bei linguee.de finde ich die Übersetzungen Oberbegriff, Überbegriff,
> Sammelbegriff und Dachbegriff (nicht aber Schirmbegriff).

Wenn man sich die Beispielübersetzungen ansieht, stellt man fest, dass
in den meisten Fällen ganz andere Formulierungen im Deutschen verwendet
werden.

Weder Sammel- noch Oberbegriff treffen offensichtlich das, was mit
"umbrella term" gemeint ist. Da ist es verständlich, wenn ein Autor
stattdessen zum handlichen "Schirmbegriff" greift.

Christina Kunze

unread,
Mar 15, 2021, 5:00:55 AM3/15/21
to
Am 15.03.2021 um 09:52 schrieb Stefan Schmitz:

>
> Weder Sammel- noch Oberbegriff treffen offensichtlich das, was mit
> "umbrella term" gemeint ist. Da ist es verständlich, wenn ein Autor
> stattdessen zum handlichen "Schirmbegriff" greift.

Für mich kommt auch noch "Überbegriff" in Frage.

chr

Roland White

unread,
Mar 15, 2021, 7:52:59 AM3/15/21
to
Ulf Kutzner <Ulf.K...@web.de> schrieb:
> Detlef Meißner schrieb am Sonntag, 14. März 2021 um 23:46:13 UTC+1:
>
>> Und gibt es Unterschiede zwischen Männer und Frauen
>
> Rettet dem Dativ!

Wem seinen?

R-

--
Inkommensurabel sublimierte Dilatationistik protoinitial-retardierend in
exomorph-monoskalarer, distraktiv-singulärinverser Permutations-Evidenz.

Frank Hucklenbroich

unread,
Mar 15, 2021, 3:21:52 PM3/15/21
to
Am Sun, 14 Mar 2021 17:05:46 -0400 schrieb Quinn C:

> Das Wort "Schirmbegriff" kommt mir in letzter Zeit immer öfter auf den
> Schirm. So finde ich es etwa fünfmal in der Wikipedia, z.B.:
>
>| Bei Denpa handelt es sich nicht um eine eigenständige Musikrichtung,
>| sondern eher um einen Schirmbegriff für eine Vielzahl an
>| Musikrichtungen

Ich lese es hier gerade zum ersten Mal. Wie übrigens auch "Denpa". Google
sagt mir, daß das eine japanische Musikrichtug/Subkultur ist. Obwohl ich
2019 für zwei Wochen in Tokio war, ist das irgendwie an mir vorbeigegangen.
Ich spreche aber auch kein Japanisch.

> Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
> halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
> nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt, sondern auch
> an Schutzschirme und diverse Bedeutungen, die im Englischen "screen"
> heißen.

Auch der Schutzschirm leitet sich direkt vom Regenschirm ab, denn er
schützt vor den Tropfen oder im übertragenen Sinne vor allerlei Unbill (vor
allem finanzieller Art).

Dann gibt es natürlich noch die Bedeutung Schirm = Bildschirm (also
"screen"), die gerade recht populär in der Redewendung "das hatte ich nicht
auf dem Schirm" ist.

Und dann noch die "Schirmherren" und die "Schirmherrschaft" (bisher wohl
noch nicht gegendert).

> "Dachbegriff" ist eine ganz ähnliche Metapher wie "umbrella term", und
> "Dachsprache" hat es ja sogar (in geringem Umfang) ins Englische
> geschafft, aber "Dachbegriff" scheint sehr unüblich zu sein.

Nie gehört, auch wenn sich die Bedeutung sofort erschließt.

> In Beispielen wie dem obigen, wo es um eine Aufzählung diverser
> Stilrichtungen geht, mag ich "Sammelbegriff".

Ich auch.

> Bei "Oberbegriff" erwarte
> ich ein stärker logisch-wissenschaftlich begründetes System, wie etwa in
> der biologischen Taxonomie.
>
> Was sind denn Eure Vorlieben?

"Schirmbegriff" jedenfalls nicht. Das hat für mich eine Assoziation mit
"abschirmen" und "schützen", und das trifft hier ja überhaupt nicht zu.

Grüße,

Frank

Frank Hucklenbroich

unread,
Mar 15, 2021, 3:26:21 PM3/15/21
to
Am Mon, 15 Mar 2021 08:15:02 +0100 schrieb Bertel Lund Hansen:

> Quinn C skrev:
>
>> Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
>> halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
>> nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt,
>
> Ich dachte an einen Monitor.
>
> Ich glaube, dass wir auf Dänisch "paraplybegreb" (Regenschirm-)
> sagen würden, aber ich habe den Begriff nicht vorher gehört.

Das ist ja interessant, im Kölschen sagt man "Paraplü" für Regenschirm.
Beides geht natürlich aufs Französische zurück, aber ich wusste nicht, daß
man auch im Dänischen Französische Lehnwörter benutzt. Im Kölschen gibt es
viele solche Ausdrücke, weil Köln lange von Napoleon's Truppen besetzt war.
"Plümo" ist auch so ein Wort, das außerhalb von Köln viele Leute nicht
verstehen, aber hier ist das absolut normal, auch bei Leuten, die ansonsten
hochdeutsch sprechen (ein Plümo ist eine mit Federn gefüllte Bettdecke).

Grüße,

Frank

Ulf Kutzner

unread,
Mar 15, 2021, 4:11:11 PM3/15/21
to
Zeitweise, nämlich nachdem die Engländer rabiat gegen die Hauptstadt Kopenhagen
vorgegangen waren, unterstützte Dänemark Napoleon.

Christian Weisgerber

unread,
Mar 15, 2021, 5:30:07 PM3/15/21
to
On 2021-03-15, Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net> wrote:

>> Ich glaube, dass wir auf Dänisch "paraplybegreb" (Regenschirm-)
>> sagen würden, aber ich habe den Begriff nicht vorher gehört.
>
> Das ist ja interessant, im Kölschen sagt man "Paraplü" für Regenschirm.
> Beides geht natürlich aufs Französische zurück, aber ich wusste nicht, daß
> man auch im Dänischen Französische Lehnwörter benutzt.

Hättest du, na, einfach mal eine dänische Fernsehserie OmU geschaut.
Z.B. „elev“ ist ein ziemlich häufiges Wort.

Französische Lehnwörter findet man auch im Russischen und ich bin
mir ziemlich sicher, auch im Türkischen welche gehört zu haben. Im
Spanischen begegnen mir welche und davon gibts sicher auch ein paar
im Portugiesischen, z.B. ... „fuzil“.

Man findet französische Lehnwörter in ganz Europa, vom Atlantik bis
an den Ural.

--
Christian "naddy" Weisgerber na...@mips.inka.de

Helmut Richter

unread,
Mar 15, 2021, 6:20:39 PM3/15/21
to
On Mon, 15 Mar 2021, Christian Weisgerber wrote:

> Französische Lehnwörter findet man auch im Russischen und ich bin
> mir ziemlich sicher, auch im Türkischen welche gehört zu haben.

Ich kann zwar kein Türkisch, aber wenn man die türkische Ausspracheregeln
kennt, findet man sie überall:

Gepäckabgabe (am Flughafen) heißt „bagaj“, Feinkost (im Supermarkt) heißt
„şarküteri“, den Chauffeur gibt es auch (schreibt sich „şoför“), Sport
spricht und schreibt sich „spor“, und der Frisör heißt „kuaför“ und seine
Kollegin „kuaföz“.

--
Helmut Richter

Ulf Kutzner

unread,
Mar 15, 2021, 7:08:03 PM3/15/21
to
Christian Weisgerber schrieb am Montag, 15. März 2021 um 22:30:07 UTC+1:
> On 2021-03-15, Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net> wrote:
>
> >> Ich glaube, dass wir auf Dänisch "paraplybegreb" (Regenschirm-)
> >> sagen würden, aber ich habe den Begriff nicht vorher gehört.
> >
> > Das ist ja interessant, im Kölschen sagt man "Paraplü" für Regenschirm.
> > Beides geht natürlich aufs Französische zurück, aber ich wusste nicht, daß
> > man auch im Dänischen Französische Lehnwörter benutzt.
> Hättest du, na, einfach mal eine dänische Fernsehserie OmU geschaut.
> Z.B. „elev“ ist ein ziemlich häufiges Wort.
>
> Französische Lehnwörter findet man auch im Russischen und ich bin
> mir ziemlich sicher, auch im Türkischen welche gehört zu haben.

Gängig: gar, jandarma, otobüs...

> Im
> Spanischen begegnen mir welche und davon gibts sicher auch ein paar
> im Portugiesischen, z.B. ... „fuzil“.
>
> Man findet französische Lehnwörter in ganz Europa, vom Atlantik bis
> an den Ural.

In Albanien vermute ich weniger davon.

Quinn C

unread,
Mar 15, 2021, 7:28:21 PM3/15/21
to
* Frank Hucklenbroich:

> Am Sun, 14 Mar 2021 17:05:46 -0400 schrieb Quinn C:
>
>> Das Wort "Schirmbegriff" kommt mir in letzter Zeit immer öfter auf den
>> Schirm. So finde ich es etwa fünfmal in der Wikipedia, z.B.:
>>
>>| Bei Denpa handelt es sich nicht um eine eigenständige Musikrichtung,
>>| sondern eher um einen Schirmbegriff für eine Vielzahl an
>>| Musikrichtungen
>
> Ich lese es hier gerade zum ersten Mal. Wie übrigens auch "Denpa". Google
> sagt mir, daß das eine japanische Musikrichtug/Subkultur ist. Obwohl ich
> 2019 für zwei Wochen in Tokio war, ist das irgendwie an mir vorbeigegangen.
> Ich spreche aber auch kein Japanisch.

Ich spreche Japanisch, aber diese Subkultur ist mir auch in drei Jahren
dort nicht aufgefallen. Es gibt ja so viele.

>> Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
>> halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
>> nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt, sondern auch
>> an Schutzschirme und diverse Bedeutungen, die im Englischen "screen"
>> heißen.
>
> Auch der Schutzschirm leitet sich direkt vom Regenschirm ab, denn er
> schützt vor den Tropfen oder im übertragenen Sinne vor allerlei Unbill (vor
> allem finanzieller Art).

Das scheint mir nicht so eindeutig zu sein. Ein Wandschirm schützt vor
neugierigen Blicken, ohne sich über dem Kopf zu befinden.

Damit meine ich, der Deutlichkeit halber, einen Paravent, eine spanische
Wand; wenn ich nämlich im Netz nach "Wandschirm" suche, finde ich zu
meiner Überraschung viele Sonnenschirme zur Wandmontage.

Ein Fallschirm findet sich zwar über dem Kopf, die Funktion ist aber nur
die des Bremsens - als Bremsfallschirm kommt er auch seitlich vor.

--
Du wirst in der Lage sein, die alte Version zurück, wenn Sie
es wünschen.
-- SPAMPOESIE

Andreas Karrer

unread,
Mar 15, 2021, 7:41:35 PM3/15/21
to
* Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net>:
> Am Sun, 14 Mar 2021 17:05:46 -0400 schrieb Quinn C:
>
>> Das Wort "Schirmbegriff" kommt mir in letzter Zeit immer öfter auf den
>> Schirm. So finde ich es etwa fünfmal in der Wikipedia, z.B.:
>
> Dann gibt es natürlich noch die Bedeutung Schirm = Bildschirm (also
> "screen"), die gerade recht populär in der Redewendung "das hatte ich nicht
> auf dem Schirm" ist.

Damit ist eigentlich nicht ein normaler Bildschirm gemeint, sondern der
Radarschirm eines Fluglotsen - die früher rund waren. Man sagt ja auch,
mit gleicher Bedeutung, "hatte ich nicht auf dem Radar".

MMn bedeutet im Deutschen Schirm immer zuerst Regenschirm, ausser, es
ist durch den Kontext klar, dass ein anderer, z.B. ein Bildschirm oder
ein Sonnenschirm, gemeint ist. Man kann beispielsweise sagen: "Klick
mal auf das "Lupe"-Icon unten rechts auf dem Schirm!" (Kontext klar),
aber nicht "ich hab mir einen neuen Schirm gekauft, einen gebogenen".
Ebenso kann man sagen "Im Gartenrestaurant ist nur noch ein Tisch frei,
aber der hat keinen Schirm, das ist mir zu heiss" (klar, dass ein
Sonnenschrim gemeint ist), aber nicht "Wir gehen um 3 Uhr ins
Strandbad, Schirm nicht vergessen!" (denkt der Sprecher, dass ein
Gewitter aufziehen könnte?).

- Andi

Andreas Karrer

unread,
Mar 15, 2021, 8:48:18 PM3/15/21
to
* Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net>:
> Am Mon, 15 Mar 2021 08:15:02 +0100 schrieb Bertel Lund Hansen:
>
>> Quinn C skrev:
>>
>>> Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
>>> halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
>>> nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt,
>>
>> Ich dachte an einen Monitor.
>>
>> Ich glaube, dass wir auf Dänisch "paraplybegreb" (Regenschirm-)
>> sagen würden, aber ich habe den Begriff nicht vorher gehört.
>
> Das ist ja interessant, im Kölschen sagt man "Paraplü" für Regenschirm.
> Beides geht natürlich aufs Französische zurück, aber ich wusste nicht, daß
> man auch im Dänischen Französische Lehnwörter benutzt. Im Kölschen gibt es
> viele solche Ausdrücke, weil Köln lange von Napoleon's Truppen besetzt war.

Von Napoleones Truppen?

Nunja, Köln ist nicht soo weit von der Sprachgrenze entfernt, etwa wie
Zürich. Näher sind Bern und Basel, dort sagt (oder wohl besser sagte)
man Paraplü, in Basel verballhornt zu "Baarebli". Kennt man in Zürich
kaum, dagegen ...

> "Plümo" ist auch so ein Wort, das außerhalb von Köln viele Leute nicht
> verstehen, aber hier ist das absolut normal, auch bei Leuten, die ansonsten
> hochdeutsch sprechen (ein Plümo ist eine mit Federn gefüllte Bettdecke).

... das Plumeau schon eher, aber noch häufiger sagt man Duvet
(dasselbe wie ein Plumeau).

Früher(tm) war Französisch die Sprache der Diplomatie, der
Politik, der Aristokratie. Das hat auf ziemlich alle europäischen Sprachen
abgefärbt: der Mann in Sanssouci, die Fürsten und die haute volée
bei Tolstoi usw. Aber in D wurden in der Folge der deutschen Einigung
und des damit erstarkten Nationalgefühls lieber deutsche Wörter
verwendet, und nach dem deutsch-französischen Krieg französische
Wörter eher ungern. Im Post- und Eisenbahnwesen wurden etliche
französische Wörter aktiv durch deutsche Neuprägungen ersetzt.

In der Schweiz und vielleicht auch in Dänemark gab es diese Reaktion
kaum. Man sagt hier nach wie vor Couvert, Billet, Coupé, Barriere,
Kondukteur, Perron. Besonders im 2. Weltkrieg wurde in der Schweiz
der Zusammenhalt der frz. und dt. Landesteile propagandistisch
gestärkt; bis vor wenigen Jahren lernte man in der Schule als erste
Fremdsprache Französisch und erst später Englisch.

- Andi

René Marquardt

unread,
Mar 15, 2021, 9:03:39 PM3/15/21
to
On 3/15/2021 19:48, Andreas Karrer wrote:
> * Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net>:
>> Am Mon, 15 Mar 2021 08:15:02 +0100 schrieb Bertel Lund Hansen:
>>
>>> Quinn C skrev:
>>>
>>>> Das ist offensichtlich eine Calque von englisch "umbrella term". Ich
>>>> halte das für wenig gelungen, weil man im Deutschen ja bei "Schirm"
>>>> nicht unbedingt an einen Regenschirm über dem Kopf denkt,
>>>
>>> Ich dachte an einen Monitor.
>>>
>>> Ich glaube, dass wir auf Dänisch "paraplybegreb" (Regenschirm-)
>>> sagen würden, aber ich habe den Begriff nicht vorher gehört.
>>
>> Das ist ja interessant, im Kölschen sagt man "Paraplü" für Regenschirm.
>> Beides geht natürlich aufs Französische zurück, aber ich wusste nicht, daß
>> man auch im Dänischen Französische Lehnwörter benutzt. Im Kölschen gibt es
>> viele solche Ausdrücke, weil Köln lange von Napoleon's Truppen besetzt war.
>
> Von Napoleones Truppen?

Ja?

> Früher(tm) war Französisch die Sprache der Diplomatie, der
> Politik, der Aristokratie. Das hat auf ziemlich alle europäischen Sprachen
> abgefärbt: der Mann in Sanssouci, die Fürsten und die haute volée
> bei Tolstoi usw. Aber in D wurden in der Folge der deutschen Einigung
> und des damit erstarkten Nationalgefühls lieber deutsche Wörter
> verwendet, und nach dem deutsch-französischen Krieg französische
> Wörter eher ungern. Im Post- und Eisenbahnwesen wurden etliche
> französische Wörter aktiv durch deutsche Neuprägungen ersetzt.

Welche der deutschen Einigungen?

Weil, als ich noch etwas juenger war, gehoerten diese:

> In der Schweiz und vielleicht auch in Dänemark gab es diese Reaktion
> kaum. Man sagt hier nach wie vor Couvert, Billet, Coupé, Barriere,
> Kondukteur, Perron.

...noch zum Sprachgebrauch der aelteren Generationen. Auch: Chaussee,
Trottoir, Portemonnaie, Chaiselongue, bluemerant, poussieren, und
selbstverstaendlich auch der Pottschambree noch zum lebenden Wortschatz.

Ulf Kutzner

unread,
Mar 16, 2021, 2:15:42 AM3/16/21
to
Andreas Karrer schrieb am Dienstag, 16. März 2021 um 01:48:18 UTC+1:
> * Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net>:

> > "Plümo" ist auch so ein Wort, das außerhalb von Köln viele Leute nicht
> > verstehen, aber hier ist das absolut normal, auch bei Leuten, die ansonsten
> > hochdeutsch sprechen (ein Plümo ist eine mit Federn gefüllte Bettdecke).
> ... das Plumeau schon eher, aber noch häufiger sagt man Duvet
> (dasselbe wie ein Plumeau).

Dabei gilt den Franzosen ein plumeau heutzutage als federnbestückter
Staubwedel.
https://fr.wiktionary.org/wiki/plumeau

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 16, 2021, 3:10:35 AM3/16/21
to
Frank Hucklenbroich skrev:

> Das ist ja interessant, im Kölschen sagt man "Paraplü" für Regenschirm.
> Beides geht natürlich aufs Französische zurück, aber ich wusste nicht, daß
> man auch im Dänischen Französische Lehnwörter benutzt.

Wir haben *viele* Wörter, die von Französisch (oder Latein)
gekommen sind. Alle unsere -ion-Wörter z.B. aber auch "garage",
"kaffe avec" (Kaffee mit = Kaffee mit Schnaps), "konferere",
"transportere" u.s.w. - und "paraply" und "parasol".

Einige davon können natürlich via Deutsch gekommen sein, aber das
tut ja nichts. Als ich Französisch lernte und später Spanisch
wurde es mir klar, wie viel leichter es ging, weil ich schon so
viele von den Wörtern kannte.

> (ein Plümo ist eine mit Federn gefüllte Bettdecke).

Plümo kennen wir nicht.

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 16, 2021, 3:15:27 AM3/16/21
to
Andreas Karrer skrev:

> Früher(tm) war Französisch die Sprache der Diplomatie, der
> Politik, der Aristokratie. Das hat auf ziemlich alle europäischen Sprachen
> abgefärbt:

In Dänemark sagte man einmal, dass ein Mann mit seinen Freunden
Französisch sprach, zu seinen Dienern Deutsch, und Dänisch nur zu
seinem Hund.

"Freunden", "Dienern" und "Hund" unmfasst natürlich allerlei
Geschlechte.

Bertel Lund Hansen

unread,
Mar 16, 2021, 3:17:16 AM3/16/21
to
Andreas Karrer skrev:

> In der Schweiz und vielleicht auch in Dänemark gab es diese Reaktion
> kaum. Man sagt hier nach wie vor Couvert, Billet, Coupé, Barriere,
> Kondukteur, Perron.

Alle völlig normale, dänische Worter (nur dänisch geschrieben).

Diedrich Ehlerding

unread,
Mar 16, 2021, 6:05:42 AM3/16/21
to
Christian Weisgerber meinte:

> Französische Lehnwörter findet man auch im Russischen und ich bin
> mir ziemlich sicher, auch im Türkischen welche gehört zu haben

Oh ja, die fallen einem in der Türkei überall auf, allerdings in
türkisch-phonetischer Schreibweise, so dass man sie nicht immer sofoert
erkennt (erst wenn man sie sich im Geiste laut vorliest). Etwa der
"otobüs", für dessen Benutzung die Fahrgäste beim "şoför" "biletler"
kaufen müssen.
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.

Ulf Kutzner

unread,
Mar 16, 2021, 6:12:58 AM3/16/21
to
Verleumder-Didi vermutete am Dienstag, 16. März 2021 um 11:05:42 UTC+1:

> Oh ja, die fallen einem in der Türkei überall auf, allerdings in
> türkisch-phonetischer Schreibweise, so dass man sie nicht immer sofoert
> erkennt (erst wenn man sie sich im Geiste laut vorliest). Etwa der
> "otobüs", für dessen Benutzung die Fahrgäste beim "şoför" "biletler"
> kaufen müssen.

Das bilet scheinen sie aus dem Schweizerdeutschen übernommen zu haben,
sonst hätten sie wohl bilyet oder bilye geschrieben.
https://de.wiktionary.org/wiki/Billet

Jakob Achterndiek

unread,
Mar 16, 2021, 6:14:05 AM3/16/21
to
Am 16.03.2021 um 00:28 und
>> am 14 Mar 2021 17:05:46 -0400 schrieb Quinn C:
>>
>>> Das Wort "Schirmbegriff" kommt mir in letzter Zeit immer öfter auf den
>>> Schirm. So finde ich es etwa fünfmal in der Wikipedia, z.B.:
>>> | Bei Denpa handelt es sich [..] eher um einen Schirmbegriff für
>>> | eine Vielzahl an Musikrichtungen
>>>
>>> [..] Schutzschirme und diverse Bedeutungen, die im Englischen "screen"
>>> heißen.

Da das Wort "Schirm" eine über mehrere Sprachstufen des Deutschen klare
Etymologie hat, kann der Blick auf seine Entwicklung in fremden Sprachen
hier nur verwirren. Das Wort bedeutet für sich allein entweder eine
Fläche oder, daraus abgeleitet, einen Schutz. "Schutzschirm" ist also
eigentlich eine Tautologie.

>> Auch der Schutzschirm leitet sich direkt vom Regenschirm ab,[..]

Siehe oben. Als direkte Ableitung müßte der Schutzschirm vorm Schutz
schützen, was freilich schwer vorstellbar ist.

> Ein Fallschirm findet sich zwar über dem Kopf, die Funktion ist aber nur
> die des Bremsens - als Bremsfallschirm kommt er auch seitlich vor.

Der Fallschirm schützt nicht vorm Fallen. Er hat nur viel Ähnlichkeit
mit jenem Schirm, der vorm Regen schützt. Die Wortverbindung folgt aber
einer anderen Logik als beim Regenschirm.

Beim oben genannten "Schirmbegriff" ist der etymologische Ursprung des
Abschirmens ganz verlorengegangen. Eine Gedankenverbindung könnte über
den "Schirmherrn" führen, der seinen schützenden Schirm über eine Gruppe
oder eine Sache hält. Wenn dann, listig von der Seite her oder hinten
herum, irgend etwas Fremdes sich unter dessen Schirm mogelt, dann dient
diesem Fremden der Name des Schirms als Schirmbegriff eben dieser seiner
Mogelei. Da können dann, wie in dem zitierten Wiki-Beispiel, sehr
verschiedene Arten willkürlicher Geräusch-Erzeugung unter den
Schirmbegriff der Musik schlüpfen.

Wer das allerdings zu Ende denkt, der kann das Wort "Schirmbegriff"
wieder als einen "Begriff zum Zwecke der Abschirmung gegen Kritik"
begreifen. Auf die Art werden seit geraumer Zeit sogar "Kunst" und
"Sprache" zu Schirmbegriffen.
:(
--
j/\a

Jakob Achterndiek

unread,
Mar 16, 2021, 6:30:37 AM3/16/21
to
Am 16.03.2021 um 07:15 schrieb Bertel Lund Hansen:
>
> In Dänemark sagte man einmal, dass ein Mann mit seinen Freunden
> Französisch sprach, zu seinen Dienern Deutsch, und Dänisch nur zu
> seinem Hund.

Hierzulande wird Karl V. zitiert:
Wenn ich mich im Gebet an Gott wende, dann auf Spanisch;
mit meiner Geliebten spreche ich italienisch, mit meinen
Freunden französisch; mit meinen Pferden spreche ich deutsch.

Siehe dazu auch:
<https://www.zeit.de/1963/09/das-pferde-plagiat>
--
j/\a

Martin Udelhoven

unread,
Mar 17, 2021, 4:22:10 AM3/17/21
to
"Martin Gerdes" schrieb:

>>"Plümo" ist auch so ein Wort, das außerhalb von Köln viele Leute nicht
>>verstehen, aber hier ist das absolut normal, auch bei Leuten, die
>>ansonsten
>>hochdeutsch sprechen (ein Plümo ist eine mit Federn gefüllte
>>Bettdecke).

> Auf der ersten oder auf der zweiten Silbe betont?

Auf der ersten, also wie Plümmo.

Martin

Jakob Achterndiek

unread,
Mar 17, 2021, 5:28:28 AM3/17/21
to
Am 16.03.2021 um 22:16 schrieb Martin Gerdes:
> Frank Hucklenbroich <huckle...@gmx.net> schrieb:
>
>> "Plümo" ist auch so ein Wort, das außerhalb von Köln viele Leute nicht
>> verstehen, aber hier ist das absolut normal, auch bei Leuten, die ansonsten
>> hochdeutsch sprechen (ein Plümo ist eine mit Federn gefüllte Bettdecke).
>
> Auf der ersten oder auf der zweiten Silbe betont?
>

;)
--
j/\a

Hans-R. Biermann

unread,
Mar 18, 2021, 12:14:53 PM3/18/21
to
Jakob Achterndiek schrieb am Dienstag, 16. März 2021 um 11:14:05 UTC+1:

> Da das Wort "Schirm" eine über mehrere Sprachstufen des Deutschen klare
> Etymologie hat, kann der Blick auf seine Entwicklung in fremden Sprachen
> hier nur verwirren. Das Wort bedeutet für sich allein entweder eine
> Fläche oder, daraus abgeleitet, einen Schutz. "Schutzschirm" ist also
> eigentlich eine Tautologie.

>>> Auch der Schutzschirm leitet sich direkt vom Regenschirm ab,[..]

> Siehe oben. Als direkte Ableitung müßte der Schutzschirm vorm Schutz
> schützen, was freilich schwer vorstellbar ist.

Ich erinnere an den "Militärischen Abschirmdienst", dessen Analogon bei der
Wehrmacht "Abwehr" hieß.
Es gab auch "Geheime Feldpolizei" - nur ein einziges Mal hatte mein Vater mit
einem Vertreter dieser zu tun, und zwar in Ostpolen bei Kriegsbeginn. Der Mann
wurde von einem Wachgänger gemeldet, er kam gemächlichen Schritts daher,
in Zivil mit Mantel, Hut und Aktentasche, wies sich aus und verlangte, den
Kommandeur zu sprechen. Meinem Vater verschlug dieser Auftritt im Kampfgebiet
die Sprache.
Mit der Gestapo hatte er mehrfach zu tun - es ging darum, daß sich die adligen
und hochadligen Offz. seines Panzer-Rgt.s 6 die Freiheit nahmen, um Neuruppin
beritten auf Jagd zu gehen, was von Engstirnigen wildern genannt wurde.

FR

Thomas Schade

unread,
Mar 19, 2021, 2:49:02 AM3/19/21
to
Das Plümo ist mir, mit meinem Ruhrgebietshintergrund, ebenfalls
vertraut; aber eher passiv denn aktiv. Geschrieben kenne ich es aber nur
als 'Plumeau', mit der Betonung auf der zweiten Silbe.


Ciao
Toscha
--
Talent borrows, genius steals.
[Oscar Wilde]

Martin Udelhoven

unread,
Mar 19, 2021, 5:44:02 AM3/19/21
to
"Martin Gerdes" schrieb:

>>> Auf der ersten oder auf der zweiten Silbe betont?

>> Auf der ersten, also wie Plümmo.

> Und wie sieht es in Köln mit dem _Büro_ aus? Betonung auf der ersten
> oder auf der zweiten Silbe?

'Bürro' gibt es zwar noch, verschwindet aber in den Gassen. 'Büro' wurde
wohl zu oft im beruflichen Bereich gebraucht und hat sich durchgesetzt.
Das 'Plümmo' gibt es auch kaum noch, aber ersatzlos, weil kaum noch
jemand Plümos benutzt.

Martin

Quinn C

unread,
Mar 19, 2021, 8:49:08 AM3/19/21
to
* Martin Udelhoven:

> "Martin Gerdes" schrieb:
>
>> Und wie sieht es in Köln mit dem _Büro_ aus? Betonung auf der ersten
>> oder auf der zweiten Silbe?
>
> 'Bürro' gibt es zwar noch, verschwindet aber in den Gassen. 'Büro' wurde
> wohl zu oft im beruflichen Bereich gebraucht und hat sich durchgesetzt.
> Das 'Plümmo' gibt es auch kaum noch, aber ersatzlos, weil kaum noch
> jemand Plümos benutzt.

Bei uns hieß das aber schon lange Federbett, bevor es verschwunden ist.
Plümmo kannte ich noch von der Oma, aus einer anderen, aber nicht fernen
Gegend.

Martin Udelhoven

unread,
Mar 20, 2021, 6:05:27 AM3/20/21
to
"Martin Gerdes" schrieb:

>> 'Bürro' gibt es zwar noch, verschwindet aber in den Gassen. 'Büro'
>> wurde
>> wohl zu oft im beruflichen Bereich gebraucht und hat sich
>> durchgesetzt.
>> Das 'Plümmo' gibt es auch kaum noch, aber ersatzlos, weil kaum noch
>> jemand Plümos benutzt.

> Daß ein heute übliches Deckbett keine Federn mehr enthält, ist kein
> Gegengrund. Manche Leute schreiben ja immer noch mit Füllfederhaltern,
> obwohl dabei längst keine Gänsefedern mehr im Spiel sind.

Was das Plümo zum Plümo machte, war ja gerade, dass es nicht wie eine
Decke daherkam, sondern wie ein übergroßes Kopfkissen.
Heißen denn die Metallblätter in den Füllfederhaltern nicht Federn?

Martin

Ulf Kutzner

unread,
Mar 20, 2021, 6:43:16 AM3/20/21
to
Martin Udelhoven schrieb am Samstag, 20. März 2021 um 11:05:27 UTC+1:
> "[...] Gerdes" schrieb:
Das war/ist quasi die Nachbildung des Federkiels.
https://fr.wikipedia.org/wiki/Stylo-plume

Federkern, Spiral- und Blattfedern haben aber mit plumes nichts zu tun,
vgl. https://fr.wikipedia.org/wiki/Ressort


In Wien soll die o.g. Bezeichung für Daunendecken noch gängig sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Plumeau
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