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Ich kann bestätigen, dass...

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Christian Weisgerber

unread,
Jun 23, 2022, 2:30:07 PM6/23/22
to
Gerade habe ich mich gewundert, warum ich eigentlich „I can confirm
that...“ statt „I confirm that...“ schreibe. Dann ist mir aufgefallen,
dass das im Deutschen genauso ist:

Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...

Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?

(Ich glaube im Französischen geht's direkt: „je confirme“.)

--
Christian "naddy" Weisgerber na...@mips.inka.de

Klaus Pommerening

unread,
Jun 23, 2022, 3:18:24 PM6/23/22
to
Christian Weisgerber wunserte sich:
> Gerade habe ich mich gewundert, ...
> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?

MUSEN suggeriert es, dass "wir" die Antwort nochmal
sorgfältig geprüft haben.

Allerdings empfinde ich es auch als Blähsprech.
--
Klaus Pommerening
In Prüfungen fragen Narren, worauf Weise keine Antwort haben.
(Oscar Wilde)

Klaus Pommerening

unread,
Jun 23, 2022, 3:18:33 PM6/23/22
to
Christian Weisgerber wunderte sich:
> Gerade habe ich mich gewundert, ...
> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?

Stefan Schmitz

unread,
Jun 24, 2022, 2:37:34 AM6/24/22
to
Am 23.06.2022 um 20:19 schrieb Christian Weisgerber:
> Gerade habe ich mich gewundert, warum ich eigentlich „I can confirm
> that...“ statt „I confirm that...“ schreibe. Dann ist mir aufgefallen,
> dass das im Deutschen genauso ist:

Ist da jetzt dein Englisch vom Deutschen kontaminiert, oder wird das in
beiden Sprachen gleich gehandhabt?

> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
>
> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?
>
> (Ich glaube im Französischen geht's direkt: „je confirme“.)

Reines Bestätigen klingt mir zu apodiktisch. So als handele es sich um
eine rechtsverbindliche behördliche (*) Bescheinigung.
Mit "können" wird es legerer. Da gibt man nur seinen Informationsstand
weiter, schließt aber einen Irrtum nicht aus.


*) Hier sind sowohl von einer Behörde ausgestellte Bescheinigungen als
auch dort vorzulegende gemeint. Passt dafür das Adjektiv?

Ulf Kutzner

unread,
Jun 24, 2022, 3:03:39 AM6/24/22
to
Christian Weisgerber schrieb am Donnerstag, 23. Juni 2022 um 20:30:07 UTC+2:

> Gerade habe ich mich gewundert, warum ich eigentlich „I can confirm
> that...“ statt „I confirm that...“ schreibe. Dann ist mir aufgefallen,
> dass das im Deutschen genauso ist:
>
> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
>
> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?

Höflichkeit durch Blähmodus.

Vgl.

"Wir wären jetzt da!" und
"Hätten/könnten Sie vielleicht...?".

Christina Kunze

unread,
Jun 24, 2022, 3:04:36 AM6/24/22
to
Am 24.06.2022 um 08:37 schrieb Stefan Schmitz:
> Am 23.06.2022 um 20:19 schrieb Christian Weisgerber:
>> Gerade habe ich mich gewundert, warum ich eigentlich „I can confirm
>> that...“ statt „I confirm that...“ schreibe. Dann ist mir aufgefallen,
>> dass das im Deutschen genauso ist:
>
> Ist da jetzt dein Englisch vom Deutschen kontaminiert, oder wird das in
> beiden Sprachen gleich gehandhabt?
>
>>    Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
>>
>> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?
>>
>> (Ich glaube im Französischen geht's direkt: „je confirme“.)
>
> Reines Bestätigen klingt mir zu apodiktisch. So als handele es sich um
> eine rechtsverbindliche behördliche (*) Bescheinigung.

Auch dort sind eher Formulierung wie "hiermit wird bestätigt"
gebräuchlich, die ebenfalls das Apodiktische der aktiven Verbform meiden.

chr

Bertel Lund Hansen

unread,
Jun 24, 2022, 3:07:50 AM6/24/22
to
Den 24.06.2022 kl. 08.37 skrev Stefan Schmitz:

> Ist da jetzt dein Englisch vom Deutschen kontaminiert, oder wird das in
> beiden Sprachen gleich gehandhabt?

Es ist dasselbe auf Dänisch. "Det bekræfter jeg" kommt mir ungewöhnlich
vor, wärend "Det kan jeg bekræfte" völlig normal ist.

Vielleicht liegt es darin, dass man nicht erzählen will, was man eben
tut? Vergleich:

Das sage ich mit Sicherheit.
Das kann ich mit Sicherheit sagen.

--
Bertel

Ulf Kutzner

unread,
Jun 24, 2022, 3:23:19 AM6/24/22
to
"Ich möchte Dir ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren."
"Dann mach doch einfach/Tu Dir keinen Zwang an!"

Das Problem in Deinem Doppelbeispiel umgeht man etwa durch:

"Dem ist so."

Bertel Lund Hansen

unread,
Jun 24, 2022, 3:25:46 AM6/24/22
to
Den 24.06.2022 kl. 09.07 skrev Bertel Lund Hansen:

> Es ist dasselbe auf Dänisch. "Det bekræfter jeg" kommt mir ungewöhnlich
> vor, wärend "Det kan jeg bekræfte" völlig normal ist.

Ich habe zwei Ngrams gemacht.

1. das bestätige ich,das kann ich bestätigen
2. I can confirm that,I confirm that

Das deutsche ist sehr interessant. Bis 2000 sind die Anzahlen etwa
gleich. Nach 2000 steigt die kann-Form.

Das englische ist ähnlich, aber der Unterschied (nach 1980) ist
wesentlich minder.

Leider kann man nicht dänische Ngrams machen.

--
Bertel

Stefan Schmitz

unread,
Jun 24, 2022, 3:52:01 AM6/24/22
to
Das Passiv macht es MUSEN eher noch apodiktischer.

Stefan Schmitz

unread,
Jun 24, 2022, 4:01:14 AM6/24/22
to
Am 24.06.2022 um 09:25 schrieb Bertel Lund Hansen:
> Den 24.06.2022 kl. 09.07 skrev Bertel Lund Hansen:
>
>> Es ist dasselbe auf Dänisch. "Det bekræfter jeg" kommt mir
>> ungewöhnlich vor, wärend "Det kan jeg bekræfte" völlig normal ist.
>
> Ich habe zwei Ngrams gemacht.
>
> 1.    das bestätige ich,das kann ich bestätigen
> 2.    I can confirm that,I confirm that

Das ist kein fairer Vergleich.
Das englische entspricht im Deutschen auch "Ich bestätige" bzw "ich kann
bestätigen".

Und dabei hat überraschenderweise das erste die Nase deutlich vorn.

Diedrich Ehlerding

unread,
Jun 24, 2022, 4:35:32 AM6/24/22
to
Christian Weisgerber meinte:

> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
>
> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?

Er hat die Erlaubnis, das zu sagen. Typischerweise betätigt er eine
irrelevante Kleinigkjeit, redet aber am eigentlichen Thema vorbei.
Genauso ist "das kann ich nicht bestätigen" kein Dementi in der Sache,
sondern sagt nur "selbst wenn es stimmt, darf ich es nicht zugeben".
--
gpg-Key (DSA 1024) D36AD663E6DB91A4
fingerprint = 2983 4D54 E00B 8483 B5B8 C7D1 D36A D663 E6DB 91A4
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.

Diedrich Ehlerding

unread,
Jun 24, 2022, 4:38:02 AM6/24/22
to
Christian Weisgerber meinte:

> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
>
> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?

Er hat die Erlaubnis, das zu sagen. Typischerweise bestätigt er eine
irrelevante Kleinigkeit, redet aber am eigentlichen Thema vorbei.

Manfred

unread,
Jun 24, 2022, 5:00:17 AM6/24/22
to
Am 24.06.2022 um 10:37 schrieb Diedrich Ehlerding:
> Christian Weisgerber meinte:
>
>> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
>>
>> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?
>
> Er hat die Erlaubnis, das zu sagen. Typischerweise bestätigt er eine
> irrelevante Kleinigkeit, redet aber am eigentlichen Thema vorbei.
> Genauso ist "das kann ich nicht bestätigen" kein Dementi in der Sache,
> sondern sagt nur "selbst wenn es stimmt, darf ich es nicht zugeben".

Also verbale Distanzierung von sich selbst, warum auch immer?

Und der _perfekte_ Untertan hat überhaupt kein Subjekt mehr,
als nächste Steigerung ist der Untertan nur noch ein "man".

"Man" sagt, "man" wurde bestraft, "man" hat zu gehorchen usf.

Ähnlich auch "die Menschen in Deutschland", anstelle "die Deutschen".

Der perfekte deutsche Untertan hat nicht nur keine abweichende Meinung,
_er distanziert sich auch noch, so weit wie möglich, von sich selbst_?


Detlef Meißner

unread,
Jun 24, 2022, 5:06:00 AM6/24/22
to

Am 24.06.2022 um 11:00 schrieb Manfred:

> Ähnlich auch "die Menschen in Deutschland", anstelle "die Deutschen".

Nicht alle Menschen in D sind Deutsche.

> Der perfekte deutsche Untertan hat nicht nur keine abweichende Meinung,
> _er distanziert sich auch noch, so weit wie möglich, von sich selbst_?
>

"Untertan" scheint deine Spezialität zu sein.

Detlef

Ulf Kutzner

unread,
Jun 24, 2022, 6:24:32 AM6/24/22
to
Verhehlerding vermeinte am Freitag, 24. Juni 2022 um 10:35:32 UTC+2:
> Christian Weisgerber meinte:

> > Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
> >
> > Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?

> Er hat die Erlaubnis, das zu sagen. Typischerweise betätigt er eine
> irrelevante Kleinigkjeit, redet aber am eigentlichen Thema vorbei.
> Genauso ist "das kann ich nicht bestätigen" kein Dementi in der Sache,
> sondern sagt nur "selbst wenn es stimmt, darf ich es nicht zugeben".

"Können Sie es denn dementieren?"

Christian Weisgerber

unread,
Jun 24, 2022, 9:30:07 AM6/24/22
to
On 2022-06-24, Stefan Schmitz <ss...@gmx.de> wrote:

>> Gerade habe ich mich gewundert, warum ich eigentlich „I can confirm
>> that...“ statt „I confirm that...“ schreibe. Dann ist mir aufgefallen,
>> dass das im Deutschen genauso ist:
>
> Ist da jetzt dein Englisch vom Deutschen kontaminiert, oder wird das in
> beiden Sprachen gleich gehandhabt?

Es wird in beiden Sprachen gleich gehandhabt.

Diedrich Ehlerding

unread,
Jun 24, 2022, 2:31:32 PM6/24/22
to
Manfred meinte:

>>> Pressesprecher: Wir können bestätigen, dass...
>>>
>>> Warum „können“? Was drückt „können“ hier überhaupt aus?
>>
>> Er hat die Erlaubnis, das zu sagen. Typischerweise bestätigt er eine
>> irrelevante Kleinigkeit, redet aber am eigentlichen Thema vorbei.
>> Genauso ist "das kann ich nicht bestätigen" kein Dementi in der
>> Sache, sondern sagt nur "selbst wenn es stimmt, darf ich es nicht
>> zugeben".
>
> Also verbale Distanzierung von sich selbst, warum auch immer?

Nein - nur die Hintertür offenhalten. Wenn ihn später einer der offenen
Lüge bezichtigt, redet er sich damit heraus, dass er eben nicht gesagt
hat "soundso isses" bzw. "soundso isses nicht", sondern "ich darf/darf
nicht sagen, dass es so ist". Es gibt die Beschlusslage eines dem
Sprecher Vorgesetzten wieder.

Beispiel für so eine Situation: Betriebsversammlung; der Betriebsrat
spricht Gerüchte über bevorstehende Massenentlassungen an. Der
Vertreter der Geschäftsführung sagt nicht "nein, die wirds nicht geben",
sondern "dieses Gerücht kann ich nicht bestätigen" (und meint damit: so
ist es zwar, aber ich muss noch den Mund halten, weil der Vorstand das
erst eine Wpche später verkünden soll, wenn zB irgendwelche
Subventionsentscheidungen gelaufen sind).
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