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Kostenneutral?

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Michael Kronfeld

unread,
Dec 4, 1999, 3:00:00 AM12/4/99
to
Hallo,

ich suche die Beschreibung des Wortes: kostenneutral.
in meinen Woerterbuechern oder im www konnte ich keine antworten
finden.

danke

--
e-mail: i_want_t...@gmx.de
ein phest fuer philes: www.fh-telekom-leipzig.de/~s97218

Reinhard Zwirner

unread,
Dec 4, 1999, 3:00:00 AM12/4/99
to
Michael Kronfeld wrote:
>
> Hallo,
>
> ich suche die Beschreibung des Wortes: kostenneutral.
> in meinen Woerterbuechern oder im www konnte ich keine antworten
> finden.

Hallo Michael,

das, was "kostenneutral" ist, darf IMHO "unter dem Strich" keine
Kosten verursachen; etwaiger Aufwand muß durch irgendwelche
Mittelzuflüsse zumindest ausgeglichen werden.

HTH,

Reinhard

Wolfram Steinacker

unread,
Dec 4, 1999, 3:00:00 AM12/4/99
to
Reinhard Zwirner schrieb:

>
> was "kostenneutral" ist, darf IMHO "unter dem Strich" keine
> Kosten verursachen; etwaiger Aufwand muß durch irgendwelche
> Mittelzuflüsse zumindest ausgeglichen werden.

SCNR:

TAGEBUCH
Kostenneutrale Parolen
von Cornelia Geissler

Kaum sagt unser Staatsminister für Kultur in einer Zeitschrift, die
Berliner Filmfestspiele sollen attraktiver werden, schon schreit der
Berlinale-Chef nach mehr Geld. Aber Michael Naumann ist nun schon lange
genug in der Politik, um auf die ewig ausgestreckten Hände seiner
Schäfchen auch etwas gratis legen zu können. Also geschehen im Radio mit
den geflügelten Worten, die Berlinale solle sich "kostenneutral
profilieren". Das ist eine schöne Herausforderung, vor allem für
Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind. Das kann zwar Moritz de
Hadeln nicht von sich behaupten, Naumanns Spruch zeugt aber von
Verständnis gegenüber den Neubundesbürgern. Er muß sich keine
Biographien mehr erzählen lassen.

Mit dem entsprechenden Hintergrund fühlt man sich bei Naumanns Parole
jedenfalls an einen Satz erinnert, der im Staat der stets knappen
Ressourcen in vielen Werkhallen, in den Schaufenstern und an den Tafeln
mit "Unseren Besten" prangte: "Aus jeder Mark, jeder Stunde Arbeitszeit
und jedem Gramm Material einen größeren Nutzeffekt!"Sie war
volkstümlicher als das nun gebrauchte Wort von der "Kostenneutralität".

Aber wie soll sich nun die Berlinale nicht allein kostenneutral
verhalten, sondern dabei noch profilieren? Entsprechende Spruchbänder,
die gewiß noch im Bestand des Deutschen Historischen Museums lagern,
wüßten Rat. Auch das Profilieren wurde schon einmal eingängiger und
appellativer gefordert: "Jeder liefert jedem Qualität."Um die
klimatischen Standortvorteile von Cannes mit "Extraleistungen" zu
kompensieren, wie in dem denkwürdigen Deutschlandradio-Gespräch
angeregt, müssen sich alle verantwortlich fühlen: "Meine Hand für mein
Produkt."

Überhaupt bringt Michael Naumann mit seiner kundigen Wortwahl endlich
etwas Schwung in die Bude, der fast vergessene Maximen noch einmal
belebt. So auch, als er bei einer Festveranstaltung des
deutsch-russischen Forums in Bonn für einen "nach vorne gerichteten
Umgang mit der Beutekunst" plädierte. Da dieser Umgang gleichzeitig
sensibel sein soll, möchte man seinen Satz gern in die alte Form "Mein
Arbeitsplatz mein Kampfplatz für den Frieden" umgießen. Der Kampf weist
"nach vorn", der Frieden deutet auf die Sensibilität.

Mit Dankbarkeit werden die Menschen in den östlichen Bundesländern diese
Art der schöpferischen Traditionspflege registrieren. Sollte sich
Deutschland bald intensiver um die Fußballweltmeisterschaft bewerben,
dann am besten auf die altbewährte Weise: "Jeder Mann an jedem Ort
einmal in der Woche Sport."

Berliner Zeitung, 12.2.99

Spaß beiseite.

Vermutlich will der Begriff siedeln zwischen
kostenintensiv, kostenaufwendig, kostspielig auf der einen und
kostenfrei, kostenlos auf der anderen Seite.

W


Ralf Kern

unread,
Dec 6, 1999, 3:00:00 AM12/6/99
to

Michael Kronfeld wrote:

> Hallo,
>
> ich suche die Beschreibung des Wortes: kostenneutral.
> in meinen Woerterbuechern oder im www konnte ich keine antworten
> finden.

MbMn wird "kostenneutral" nur im Zusammenhang mit irgendwelchen
Änderungen verwendet. Diese Änderungen dürfen eben keine Zusatzkosten
verursachen, d. h., Mehrausgaben müssen durch Einsparungen an anderer
Stelle kompensiert werden.

Ralf Kern


Gerald Endres

unread,
Dec 7, 1999, 3:00:00 AM12/7/99
to
s97...@fh-telekom-leipzig.de (Michael Kronfeld) schrieb:

>ich suche die Beschreibung des Wortes: kostenneutral.

"Kostenneutral" wird nach meiner Erfahrung nur in Einrichtungen
gebraucht, die nicht gewinnorientiert arbeiten. Dort wird nicht
gefragt, ob ein Projekt/Programm/Vorhaben Gewinn bringt oder nicht,
sondern ob es etwas kostet oder nicht. "Kostenneutral" heißt, es ist
kostenlos oder die entstehenden Kosten werden durch Einnahmen oder
Zuschüsse, bzw. durch Ersparnisse an anderer Stelle ausgeglichen.

(Eine etwas betrügerische aber dennoch recht übliche
"Kostenneutralität" besteht darin, dass aus Fördermitteln angeblich
ein festgelegter Anteil der Projektkosten finanziert wird, in
Wirklichkeit aber das gesamte Projekt.)

Die Praxis sieht so aus: Wenn Du in diesen Zeiten des Mangels ein
neues Projekt durchbringen willst, mußt Du auf jeden Fall behaupten,
es sei kostenneutral.

Wurde das Projekt bewilligt und hat begonnen, mußt Du die entstehenden
Kosten erst einmal als Anlaufkosten deklarieren, die durch spätere
Einnahmen wieder ausgegkichen würden. Der Vorteil davon: Hat man schon
mal einen Etat, ist man dem Normalzustand schon einen Schritt näher
gerückt. Diesen Etat kann man in der nächsten Runde erbittert
verteidigen und künftige Streichungen dieses Gelds als Kürzungen
geißeln.

Sollten die Ausgabenkontrolleure weiterhin darauf beharren, daß das
Projekt kostenneutral sein muß, sollte man auf die geleistete gute
Arbeit verweisen und auf den vielen Nutzen daraus, der in Geld nicht
zu messen und zu berechnen ist. Kommst du mit dieser Argumentation
durch, hast du den den vernünftigen Normalzustand erreicht. Sinnvolle
Arbeit, sei es nun nun im Kultur-, Sozial- oder Bildungsbereich,
kostet eben auch Geld.

Wenn auch das nicht hilft, muß ein Drohszenario aufgebaut werden: Eine
Abwicklung des Projekts ist ihrerseits nicht kostenneutral. Da gibt es
Verträge, die eingehalten werden müssen, Personal, das abgefunden
werden muß, usw. - Kurzum: Man muß glaubhaft machen, dass eine
Beendigung des Ganzen zumindest kurzfristig teurer kommt als
weitermachen. Das hilft, weil die Sparkommissare meistens von der Hand
in den Mund rechnen.

Und jetzt meine Frage: Wer hat Dir erzählt, etwas sei kostenneutral?

Gruß
Gerald
--
www.snafu.de/~endres/

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