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Gedenken mit Dativ?

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Börge A. Bomark

unread,
Sep 29, 2002, 12:35:45 PM9/29/02
to
Eine Schlagzeile besagte:
"Die Welt gedenkt den Opfern".

Hier ist Dativ Plural offenbar gewählt worden.
Daran deuten beide Worte in Dattiv. "DE-N
OPFER-N. - Warum aber? "Gedenken" nimmt
ja sonst Genitiv.
- - -


Daniel Küstner

unread,
Sep 29, 2002, 12:48:27 PM9/29/02
to
Du schreibst am 29.09.2002 18:35:

Ja. Die Zeile ist falsch.

(Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.)


--
NEU: daniel. ist momentan auf Wohnungssuche: 2-3R.-Whg., max. 500 €
warm, möglichst Friedrichshain, Bezug ab 1. November

Nimm eine fremde Hand und geh ins Unbekannte.

Christian Volk

unread,
Sep 29, 2002, 1:52:46 PM9/29/02
to
> Hier ist Dativ Plural offenbar gewählt worden.
> Daran deuten beide Worte in Dattiv. "DE-N
> OPFER-N. - Warum aber? "Gedenken" nimmt
> ja sonst Genitiv.
Weil Genitivobjekte way oldskool sind.

scnr, chris


Volker Gringmuth

unread,
Sep 29, 2002, 2:19:01 PM9/29/02
to
Börge A. Bomark (boer...@online.no) wrote:

> Eine Schlagzeile besagte:
> "Die Welt gedenkt den Opfern".
>
> Hier ist Dativ Plural offenbar gewählt worden.

Ja, was aber fchsla war und immer noch ist.

> Daran deuten beide Worte in Dattiv. "DE-N
> OPFER-N. - Warum aber? "Gedenken" nimmt
> ja sonst Genitiv.

Nicht nur sonst, sondern immer. Rettet des Genitivs!


vG

--
~~~~~~ Volker Gringmuth ~~~~~~~~~~~ http://einklich.net/ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Aber was macht nun die verdammte Fuzzy-Logic in der Maschine?" - "Mechanische
Fuzzi-Logic: vulgo Lagerspiel." (Nick Müller in de.sci.ing.misc)

Poul Erik Jørgensen

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Sep 29, 2002, 3:25:50 PM9/29/02
to
Volker Gringmuth wrote:
> Nicht nur sonst, sondern immer. Rettet des Genitivs!

Dessen freue ich meiner :-)

PEJ
--
Remove mail from my email-address before emailing me.
Enlevez mail de mon adresse email pour me contacter.


Markus Loch

unread,
Sep 30, 2002, 8:36:43 PM9/30/02
to
Volker Gringmuth schrieb:
> Börge A. Bomark schrieb

> > Eine Schlagzeile besagte:
> > "Die Welt gedenkt den Opfern".
> >
> > Hier ist Dativ Plural offenbar gewählt worden.
>
> Ja, was aber fchsla war und immer noch ist.

Es gibt doch da so eine Regel, die wir unlängst hier hatten:
Die Wörtern mangels, ausschliesslich, inklusive, (an)statt usw.
die normalerweise mit dem Genitiv stehen, stehen ausnahmsweise
im Dativ, falls folgende Bedingung erfüllt ist:

Der Nominativ und Akkusativ Plural ist mit dem Genitiv Plural identisch
UND es steht kein gebeugtes Adjektiv vor dem Hauptwort.

Vielleicht ist der hier betrachtete Satz analog zu seinem Dativ
gekommen, denn: Meinem Sprachempfinden nach ist der Satz nicht
völlig falsch.

Wenn es so wäre müsste es heissen:

Die Welt gedenkt den Opfern

Die Welt gedenkt der vielen Opfer

Nur mal so ins Unreine gedacht.

Markus

João Luiz

unread,
Oct 1, 2002, 4:23:52 AM10/1/02
to
Markus Loch schrieb:

> im Dativ, falls folgende Bedingung erfüllt ist:
>
> Der Nominativ und Akkusativ Plural ist mit dem Genitiv Plural identisch

Und ist es nicht immer so?

JL

Thomas Gerlach

unread,
Oct 1, 2002, 11:03:23 AM10/1/02
to
Markus Loch wrote:
>
> Die Welt gedenkt den Opfern

Die Welt gedenkt der Opfer.

> Die Welt gedenkt der vielen Opfer

Ja.

Außerdem: "Welt gedenkt Opfern"
Ein Beispiel mit unbestimmten Opfern fällt mir nicht ein.

CU
Thomas
--
Radioactive cats have 18 half-lives.

Markus Loch

unread,
Oct 1, 2002, 7:41:40 PM10/1/02
to
Thomas Gerlach schrieb:
> Markus Loch schrieb:

> >
> > Die Welt gedenkt den Opfern
>
> Die Welt gedenkt der Opfer.
>

Ist so sicher richtig, mein Vorschlag war nicht ernst gemeint.

>
> Außerdem: "Welt gedenkt Opfern"

So könnte eine Schlagzeile aussehen. Da gehört dann korrekt der Dativ hin.
Der Genitiv ist sicher falsch.(Welt gedenkt Opfer)

Apropos: Wieso hacken eigentlich alle so auf dem Dativ herum.
So nach dem Motto: Der böse Dativ stiehlt des Genitivs Wörter.

Der Dativ ist erheblich bedrohter als der Genitiv. Mir fallen auf Anhieb
nur zwei lebende europäische Sprachen ein, die einen Dativ kennen, Deutsch
und Isländisch. Bitte korrigiert mich falls ich hier falsch liege.

Den Genitiv gibt es sogar noch in so ranzigen Sprachen wie Englisch, obwohl
dort alle sonstigen Fälle eleminiert wurden. Auch in Deutschland gab es ihn nur
noch in den südlichen Mundarten. Im Norden war er ausgestorben und musste erst
wiederbelebt werden.

Markus

Markus Loch

unread,
Oct 1, 2002, 7:54:42 PM10/1/02
to
João Luiz schrieb:
> Markus Loch schrieb:

> > Der Nominativ und Akkusativ Plural ist mit dem Genitiv Plural identisch
>
> Und ist es nicht immer so?

Ist das immer so? Kann sein. Die Regel habe ich von

http://www.uni-essen.de/yaziwerkstatt/praeposition/praeposition.htm

Zitat:
Wenn im Plural der Genitiv nicht eindeutig erkennbar ist (weil
er mit dem Akkusativ und dem Nominativ übereinstimmt und
kein gebeugtes Attribut vor dem Nomen steht), dann gebraucht
man den Dativ bei: abzüglich (an)statt ausschliesslich binnen
einschliesslich(inkl. inklusive), innerhalb, laut, mangels,
mittels und trotz.

Markus

Markus Loch

unread,
Oct 3, 2002, 8:43:59 PM10/3/02
to
Markus Loch schrieb:

> Den Genitiv gibt es sogar noch in so ranzigen Sprachen wie Englisch, obwohl
> dort alle sonstigen Fälle eleminiert wurden. Auch in Deutschland gab es ihn nur
> noch in den südlichen Mundarten. Im Norden war er ausgestorben und musste erst
> wiederbelebt werden.

Was habe ich denn da geschrieben? Korrekt muss es heissen:

.... Auch in Deutschland gab es den Dativ nur noch in den südlichen Mundarten.

Sebastian Koppehel

unread,
Oct 3, 2002, 9:19:55 PM10/3/02
to
Markus Loch schrieb:

> .... Auch in Deutschland gab es den Dativ nur noch in den südlichen Mundarten.
> Im Norden war er ausgestorben und musste erst wiederbelebt werden.

Wann soll denn dieses gewesen sein?

- Sebastian

Markus Loch

unread,
Oct 5, 2002, 4:56:29 PM10/5/02
to
Sebastian Koppehel schrieb:

Hierzu ein Zitat von:
http://www.geocities.com/Athens/Parthenon/7595/gramm1.htm

=
=Dativ un Akkusativ sünd dat sülbe, de Objektfall, liekers as op Ingelsch
=

Das ist Plattdeutsch. In dieser Sprache gab es keine Unterscheidung
zwischen Dativ und Akkusativ.
Plattdeutsch ist eine Sprache die in grossen Teilen von Deutschland
die autochthone Sprache ist.

Hierzu noch ein vielsagendes Interview von 2001 mit einem der noch Plattdeutsch
sprechen gelernt hat:

http://www.lueneburger-heide-sprechen.de/si_zimmermann.html

|RG: Und hast du noch Plattdeutsch gelernt?
|
|MZ: Offiziel hab' ich kein Plattdeutsch gelernt, weil das war gerade so die
|Zeit als ich Kind war, dass es verpönt war, dass also die Pädagogen der
|Meinung waren, wenn man Plattdeutsch spricht mit den Kindern und die Kinder
|eben einfach keine, kein Hochdeutsch richtig hören, dann hätten sie große
|Schwierigkeiten, sich da so zu artikulieren mit den, mit den Fällen halt,
|und dass sie dann den Dativ nicht vom Akkusativ nicht richtig unterscheiden
|können und solche Sachen oder "mir" und "mich" verwechseln würden, weil im
|Plattdeutschen heißt es halt "mi" und dann ist es halt variabel, ob das nun
|"mir" oder "mich" heißt. Also das war gerade die Zeit, wo es also ganz weit
|weg gedrückt wurde und wer seinen Kindern also eine anständige Ausbildung
|oder Bildung angedeihen lassen wollte, der hat dann also tunlichst mit den
|Kindern kein Plattdeutsch gesprochen. Aber dadurch, dass bei uns zu Haus alle
|anderen also untereinander Platt gesprochen haben, hab ich's also gelernt und
|kann's auch sprechen und, ja, kann's auch Schreiben, was natürlich schwieriger
ist.

Fest steht, der Dativ war vor der Einführung des Hochdeutschen in grossen Teilen
Deutschland ausgestorben. Sicher auf der Hälfte der Fläche und bei mindestens
einem Drittel der Bevölkerung. Zeitlich kann ich keine genaue Angabe machen.
Es dürfte aber etwa vor 200 Jahren der Fall gewesen sein. Danach kehrte der
Dativ kontinuierlich mit der Fremdsprache Hochdeutsch in diese Gebiete wieder
zurück.

Gruss

Markus

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